Adios Spanien

Rund 1200 Kilometer führt mich nun mein Weg durch Spanien, von der Küste ganz im Süden Andalusiens bis in den Norden Kataloniens in den Pyrenäen. Morgen wird ein neues, kleines Kapitel aufgeschlagen.

Für heute hatte ich mich entschlossen, nur einen halben Tag zu gehen. Es tut einfach gut, schon 2 Uhr Nachmittags sein Zelt auf einem Campingplatz aufstellen zu können und sich erstmal einen großen Mittagsschlaf zu gönnen.

Zwischen all den steilen Felswänden fühle ich mich sehr klein. Es hat manchmal etwas sehr einschüchterndes. Und dann öffnet sich wieder ein Tal mit grünen Wiesen und im Hintergrund sind die schneebedeckten Gipfel zu sehen. Einfach wundervoll.

Einziger Nachteil ist, dass es kaum kleinere Alternativrouten gibt, ohne dass ich einen riesigen Umweg inkaufnehmen muss. So kann ich meist nur der Hauptstraße folgen und die ist sehr kurvenreich, auch mal sehr eng und der Verkehr ist einfach nur anstrengend. Ohne meine orangene Warnweste geht hier nichts. Es gab einige Momente in denen es auch hätte böse enden können. Zumindest gab es bei den meisten Tunneln eine Alternative für Fußgänger und Radfahrer.

Anyway… Die Szenerie ist einfach nur großartig und es gibt viele Augenblicke zum Durchatmen und Genießen.

Ich sage schon einmal: „Adios Spanien! Es war wunderbar.“

Die letzte große Herausforderung?

Die ersten Ausläufer der Pyrenäen liegen vor mir. Ab morgen werde ich dann tiefer in die Bergwelt eintauchen. Es wird sicherlich genial aber auch anstrengend. Und es wird wohl die letzte, ganz große Herausforderung werden.

Ein paar Bilder der letzten Tage habe ich euch auch mitgebracht.

Seròs

Heute erreichte ich Katalonien und die kleine Stadt Seròs. Im Restaurant „Atlàntic“ kehrte ich für ein Mittagessen ein als sich ein Mann kurz zu mir gesellte. Sein Name ist Enrique und so wie ich ihn verstanden habe, ist er der örtlichen Gerichtsvollzieher.
Er hatte mich die Straße entlang wandern sehen und war von meinem Kilometerstand beeindruckt. Er war so lieb und hat mir zwei regionale Produkte geschenkt – einen Birnensaft und eine Flasche Arbequina-Olivenöl.
Den Saft werde ich mir heute noch schmecken lassen, das Olivenöl wird wohl bis in die Heimat getragen.
Vielen lieben Dank!

Der Nullmeridian

Ich bin wieder offiziell in der östlichen Hemisphäre. Ein Schild an der Straße zeigte den Hinweis auf den Nullmeridian und so hatte ich den Moment gleich mit einem Screenshot festgehalten.

Von Gibraltar machte ich mich. 4. März mit einem Stand von 30.013 km auf. Und heute komme ich nun auf 31.020 km. 1.000 Kilometer in einem Monat ist aus sportlicher Sicht ein guter Durchschnitt. Ich fühle mich wohl und fit. Mein Knie macht auch keinerlei Zicken. So kann es weitergehen.

Weiße Überraschung

Nachdem es heute über einen 1400 Meter hohen Pass und anschließend durch einen kleinen Tunnel ging, sah ich eine weiße Überraschung weit am Horizont.

Zum ersten Mal kann ich die Pyrenäen erblickten. Es wird noch ein paar Tage dauern bis ich sie erreiche aber die Vorfreude ist groß. 😀

Abseits der Hauptstraßen

Die letzten Tage waren landschaftlich wieder sehr eindrucksvoll und Spanien zeigte wieder eine vollkommen andere Seite. Aus der flachen Hochebene ging es in eine tiefe Schlucht hinab. Plötzlich war alles so karg und rau. Mit ein wenig Vorstellung könnte man hier einen Western-Film drehen. Um die Ecke herum lag dann das kleine Städtchen Enguídanos. Schön abgelegen, kaum Verkehr und so ruhig. Eine kleine Perle im nirgendwo.
Laut Karte eine Sackgasse aber ich hatte mir vorgenommen, die Wald- und Feldwege zu wandern, einfach weil es mir auf den Hauptstraßen viele, viele Kilometer mehr bescherte hätte. Und es war die richtige Entscheidung. Selten hatte ich so viel Ruhe auf meinem Weg.

Wald- und Feldwege sind mir sonst nicht so geheuer. Erstens sind sie kaum ausgeschildert, sprich ich muss an jeder Kreuzung auf die Karte schauen und zweitens schmirgelt mir der Untergrund die Sohlen runter.
Am Morgen drauf, als ich dann wieder an der Hauptstraße stand, entschied ich mich nochmals für eine kleine Abkürzung von 5 Kilometern, was mir etwas mehr als eine Stunde erspart hätte. Also nicht an Mira vorbei, sondern dem kleinen Ort Narboneta. Und wieder ging es durch die Felder und Obsthaine. Wunderschön und hindernisfrei, bis… ja bis ich einen Bach furten musste und es die letzten zwei Kilometer des Waldweges extrem steil bergauf ging. Da hatte ich mich echt verzockt. Ich hatte große Mühe meinen Karren zu halten, verlor so manches Mal den Grip. Ich hab einfach nur geflucht. Die fünf Kilometer hatte ich mir gespart aber zeitlich machte es keinen Unterschied.

Die Schluchten wurden mal breiter, mal wieder enger. Um die Stadt Teruel fühlte ich mich stark an die Landschaft in Wyoming erinnert mit ihren Buttes. Man spricht es „Bjuts“ aus und übersetzt es mit Tafelandschaft. Einfach überwältigend.

Für die kommenden Nächte sind nun mildere Temperaturen vorhergesagt. Vorletzte Nacht hatte ich -2°C (-19°F). Ich hatte mich wirklich dick anziehen müssen.

Es riecht nach Frühling

Die letzten drei Tage waren von Sonnenschein geprägt und laut Vorhersage soll das auch erst einmal so bleiben. Nur die Nächte sind noch sehr kühl. Letzte Nacht regnete es etwas und dann gab es Frost. So hatte ich heute morgen eine schöne Eisschicht auf meinem Karren und mein Zelt war auch recht starr.

Meine Route führte durch eine Ebene. Es passierte wieder, dass ich schon am Morgen mein Tagesziel am Horizont erspähen konnte. Aber angenehmer kann das wandern da kaum sein.

Olivenplantagen sieht man nur noch selten. Äcker und Wiesen reichen bis zum Horizont und immer wieder blühende Obstbäume. Es riecht nach Frühling. Bienen und Hummeln fliegen herum. Ach, ich freu mich.

Eiskalt

Ich wollte nicht schon wieder über das Wetter schreiben aber es ist eines der ersten Dinge, die einen entscheidenden Einfluss auf die Stimmung haben.

Irgendwie habe ich von Spanien Sonne und milde Temperaturen erwartet. Lag ich da so falsch oder habe ich nur ein schlechtes Jahr erwischt? Es weht ein strenger, eisiger Wind. Dazu noch Regen. Die Temperaturen liegen tagsüber bei 8°C und nachts knapp über dem Gefrierpunkt. Darauf habe ich mich seelisch und moralisch nicht vorbereitet.

Nachts packe ich mich schon dick ein aber friere dennoch und finde ich kaum in den Schlaf. Sich abends noch mit der Wasserflasche duschen? Besser nicht oder wenn dann nur unterhalb der Leisten und oberhalb des Knies. Die Unterhose auswaschen? Die wird bis zum morgen Morgen kein bisschen trocken. Beim Packen am Morgen sind die Fingerkuppen schon ganz taub. Und wieder rein in die nass-kalten Socken. Der erste Schluck Flüssigkeit am Tag ist eiskaltes Wasser. Um auf Temperaturen zu kommen kann man nur schneller gehen. Längere Pausen gibt es nicht. Man kühlt sofort wieder aus. Zu schön, wenn man in ein warmes Café einkehren kann.

Zumindest hatte ich Rückenwind und der hatte mich die letzten zwei Tage je 40 Kilometer geschoben. Heute war nach 27 Kilometern um 15 Uhr in einem Hotel in Munera Schluss. Ab in die Badewanne.

Die kommenden Tage wird es milder. 12 – 15°C, dazu Sonne und der Wind soll nachlassen. Nur die Nachttemperaturen werden noch sehr kalt bleiben. 🫣

Baeza

In Baeza hatte ich wieder großartige Gastgeber gefunden. Inma und Cristian, ein junges Paar, hießen mich in ihrer Wohnung willkommen und ich konnte zwei Nächte bleiben. Und natürlich fehlte der kulturelle Austausch nich und ich konnte wieder einiges über Land und Leute lernen.

Am zweiten Abend führten sie mich durch die Gassen der Stadt. Da habe ich euch ein paar Eindrücke mitgebracht. Und als Dank für die gute Zeit habe ich meine Künste als Pizzabäcker spielen lassen. Ah lecker 😋.

Heute ist Tagundnachtgleiche und ich bin so froh, dass die Tage nun deutlich länger werden. Die Sonne ist aber schon sehr kraftvoll. Zumindest hatte ich mir an den zwei sonnigen Tagen zwischen all dem Regen schon ordentlich die Nase verbrannt. Und dazu kommen noch trockene, rissige und aufgeplatzte Lippen.Ich muss also, zumindest wenn die Sonne tief steht, wieder eine Maske tragen, sonst heilt das nie ab.

Voll mono

Das Landschaftsbild hat sich komplett gewandelt. So weit das Auge schauen kann sind nur Olivenbäume zu sehen. Seit Tagen wandere ich durch diese künstlichen Wälder. Das alles erinnert mich an die Kaffeeplantagen in Vietnam oder an die Palmölplantagen in Malaysia.
Auch hier wird alles auf eine Pflanze gesetzt. Voll mono.

Ich glaube die schlimmsten Regentage habe ich vorerst hinter mir. Heute war der erste durchgängig trockene Tag. Sonst hingen die Wolken tief und es war nass und kalt. Da ist es schwierig sein Handtuch trocken zu kriegen und selbst trocken zu bleiben. Meine Stimmung ist diesbezüglich noch nicht wirklich heiter.
Irgendwie hatte ich mir den Frühling in Spanien wärmer und trockener vorgestellt. Na ja, da muss ich durch.