Ein anderes Weihnachtsfeeling

Die Feiertage sind vorüber und ich glaube, ich habe ein paar Kilogramm zugenommen.  Meine Familie füttert mich hier ordentlich durch. Ich habe also keinerlei Grund mich zu beschweren.

Den Heiligabend verbrauchten wir zusammen am Strand. Ein starker, frischer Wind schien nicht gerade Ideal aber um die dort vorhanden Plätze mit Tischen und Bänken waren zu zwei Seiten verkleidet und überdacht, so dass man es aushalten konnte. Toll fand ich die fest installierten Grills, die man kostenlos nutzen kann. Steaks und Hühnerspieße drauf, dazu hausgemachter Kartoffel- und Nudelsalat, drei Kilogramm Schrimps und natürlich Bier. Diesmal also ein etwas anderes Weihnachtsfeeling.

Für den richtigen weihnachtlichen Geschmack hat Tante Hannelore aber gesorgt. Deutsche Importware mit Butter-Mandelstollen, Lebkuchen und Gewürzspekulatius machen einfach nur glücklich. Nur die Flasche Nürnberger Glühwein möchte mit mir niemand trinken. Bei Temperaturen um die 30°C vielleicht verständlich.

 

Nun ist das Jahr fast rum und wenn ich so zurückblicke, dann kann ich sagen, es war ein gutes Jahr. Trotz einiger Hürden habe konnte ich erreichen was ich wollte und habe auf meinem Weg wieder viele liebe Menschen kennengelernt, von denen ich einige im kommenden Jahr wohl wiedersehen werde.

Heute ist aber auch ein Tag, an dem ich noch einmal an meine liebe Oma gedenken möchte, die dieses Jahr ihren ewigen Frieden gefunden hat. Ich bin mit ihr in einem Haushalt aufgewachsen. Als kleiner Junge, wenn meine Eltern auf Arbeit waren kochte sie, half mir bei den Hausaufgaben und war eigentlich immer da, wenn man sie brauchte. Sie war Ratgeberin für mich, jemand, der ich so vieles anvertrauen konnte und durch die ich so viel Unterstützung erfuhr. Dies alles brachte eine große Bindung zu ihr. Heute wäre sie genau 90 Jahre alt geworden.

 

Der Fokus ist nun auf 2019 gerichtet. Es gibt wieder reichlich Ideen und Träumereien. Und wie immer nehme ich euch mit auf meinem Weg durch die Welt. Bis Dann!

 

Euch alles wünsche ich ein gesundes und frohes neues Jahr!

 

 

Bei meiner australischen Familie

Gerade rechtzeitig vor Weihnachten bin ich gestern bei meinen Verwandten in Mackay eingetroffen. Begrüßt wurde ich standesgemäß mit dicken Knutschern und Umarmungen. Es ist ganze 20 Jahre her, dass ich mit meiner Oma ihren Cousin Wolfgang und dessen Familie mit Frau Hannelore und den Kindern Marcel und Sabine sowie Enkelin Jessica Besuchte. In diesen Jahren hat sich natürlich viel verändert. Wolfgang und meine Oma sind nun schon vom Zeitlichen gesegnet. Tante Hannelore’s Haare sind jetzt weiß und Marcel und Sabine sind mit ihren 45 bzw. 49 Jahren auch nicht jünger geworden. Klein Jessica – damals zwei Jahre alt – sollte mich immer heiraten. Na mal schauen was wird. Sie ist jetzt alt genug und aus mir damals zwölfjährigen Stift ist auch ein Mann geworden.

Am gleichen Abend sind wir noch Richtung Hafen gefahren. Ganz in der Nähe gab es eine Art Weihnachtsmarkt. Keineswegs zu vergleichen mit unseren Weihnachtsmärkten in Deutschland. Es mutete für meine Augen mehr skurril an, als neben dem kleinen Weihnachtschor Wassermelonen und Ananas verkauft wurden und 100 Meter weiter Feuerakrobaten eine kleine Show einlegten. In diesen Breiten feiert man Weihnachten eben bei 30°C. Auf diese Erfahrung freu ich mich.

Am heutigen Morgen machten wir einen kleinen Ausflug zum Strand. Die Hunde mit ins Auto gesteckt freuten diese sich wie wild, dass sie sich im Sand und Wasser austoben konnten. Später fuhren wir noch zu den kleinen Klippen, an denen Wolfgangs Asche in den Wind gestreut wurde. Ein herrlicher Flecken Erde. Hier ließen wir noch einmal die Seele baumeln. Weit draußen auf dem Wasser, ein kleines Segelboot. Ich wollte mit.

 

Owen

Owen war ein Zyklon der in den letzten Tagen im Norden Queenslands ordentlich gewütet hat. Zyklone, das sind keine einäugigen Riesen aus der griechischen Antike sondern das südpazifische Pendant zur Hurrikans oder Orkanen. Die Leute warnten mich ständig, brachte es Owen doch in Spitzen auf Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometer pro Stunde und sorgte vielerorts mit kräftigen Regenfällen für Überschwemmungen. Glücklicherweise wurde er nun auf ein gewöhnliches Tiefdruckgebiet heruntergestuft aber sagen wir mal so: Wäre ich eine Woche später gestartet, wäre ich mitten hineingeraten. Regen brachte Owen dennoch genug, wie ich heute zu spüren bekam. Wirklich zu viel für meinen Geschmack. Da auch die Sichtverhältnisse auf dem Highway stark eingeschränkt waren und eine lange, schmale Brücke ohne Seitenstreifen vor mir lag, wurden Polizeistreifen auf mich aufmerksam. Zu gefährlich sei es, dass Autofahrer mich zu spät erkennen und nicht ausweichen können. Damit hatten sie Recht. Kurzerhand hatte ich für die paar Minuten über die Brücke einen Streifenwagen mit Blau- und Rotlicht als Eskorte hinter.

Der ganze Regen hat nun auch zur Folge, dass alle Wiesen und Weiden hier unter Wasser stehen. Und die ganzen Wiesen und Weiden sind auch noch auf Kilometer eingezäunt. Das macht es wirklich schwierig einen geeigneten Platz zum Campen zu finden, möchte ich nicht in den nächtlichen Regenfällen hin forttreiben. Vor ein paar Tagen schlug ich mein Zelt neben einem Haus auf. Dann zog ein schweres Gewitter vorüber und allmählich verwandelte sich der Rasen in einen Tech. Meine Matte fing an aufzuschwimmen, als läge ich auf einem Wasserbett. Zeit zum Evakuieren! So flüchtete ich mich noch in die Garage, wo das Wasser auch schon stand. Nur ein paar Quadratmeter waren noch trocken um meine Matte das auszubreiten. Heikel, heikel!

Heute bin ich in Bowen eingetroffen, einem kleinen verschlafenen Städtchen und hab mir ein Zimmer genommen. Gelegenheit das Schlechtwetter vorüberziehen zu lassen und um ein paar Sachen zu trocknen. Morgen soll es dann auch schon freundlicher werden. – Hoffentlich!

Na ja. Hier gleich noch ein paar Bilder von meinem Weg.

 

Auf die australische Art

Australien scheint immer für Überraschungen gut. Dass die Distanzen zwischen den Orten so groß sind, überraschte mich aber nicht wirklich. Es ist ein neues Level mit einigen Herausforderung die da auf mich drauf zukommen werden. 100 Kilometer von Supermarkt zu Supermarkt?! Das war noch einfach aber es wird irgendwann noch schlimmer. Das heißt dann genügend Verpflegung einzupacken. Zumindest kommt gelegentlich auch mal eine Tankstelle, an der ich meinen Wasservorrat auffüllen kann aber sonst ist Ebbe. Ich muss wirklich gut von Etappe zu Etappe planen.

Überraschungen anderer Art zeigt Australien aber auch in Sachen Lebensstil und Kreativität. Manchmal fühle ich mich wie im Wilden Westen obwohl ich doch so weit im Osten bin. Weiter als die Kommunisten jemals hätten kommen können. Ja, so der Baustil der Gebäude und die Einrichtung der Pubs, das hat alles so seinen eigenen Charakter.

Ein wenig verloren wirken die Weihnachtsdekorationen in der prallen Sonne aber so hat es eben auch seinen eigenen Charme. Selbst ein Schild, welches auf den Christmas-Bachlauf hinweist, wurde feierlich geschmückt.

Und ganz typisch Australien… Kängurus. Okay, die kleineren Vertreter, wie auf den Bildern zu sehen, nennt man Wallaby. Sieht für mich aus wie eine Mischung aus Hase und Reh. Putzig zu sehen, wie sie so über die Wiesen springen.

 

Little Italy

Die ersten zwei Wochen auf australischen Boden liegen hinter mir und all die Eindrücke, die ich jetzt schon in mich aufnehmen konnte möchte ich mit den Worten Staunen, Inspiration und Genugtuung beschreiben. Es ist ein großer Wandel, der sich hier auf den ersten Kilometern vollzogen hat. Eine völlig neue Welt die sich da vor mir auftut, weit weg von Asien. Es ist ein Fleck auf unserer Erde, der um ganze Zeitalter älter ist. Ein Blick in die Natur verrät, dass hier die Zeit langsamer läuft. Cydaden, palmenartige Farne, die sich in Jahrmillionen kaum verändert haben und die vielen Bäume, die nach Buschfeuern schwer beschädigt, wieder grün treiben. Nichts scheint sich ändern zu wollen. Alles strebt nach Bestand. Und wenn ich so nachts in meinen Zelt liege und alle die neuen Geräusche höre… Es ist eine neue Welt und ein neuer Geist die mich umgeben.

 

Die ersten Tage ging es vorbei an scheinbar endlosen Zuckerrohrfeldern. Ich fragte an einem der verstreut liegenden Häuser, ob ich nebenan mein Zelt aufstellen dürfe. Sohn und Mutter redeten irgendwas aber es war kein Englisch. Sie erklärten mir, dass sie italienische Wurzeln haben und ich noch viel mehr italienischstämmige Leute in dieser Region finden werde. Dem war auch am zweiten Abend so, als ich den Besitzer auf seine große Nase aufmerksam macht und fragte ob er auch Italiener sei. Und klar war er das. Viele Italiener migrierten nach dem zweiten Weltkrieg nach Australien und ließen sich hier im Norden der Ostküste nieder. So wird dieser Teil auch gerne „Little Italy“ genannt.

 

In Summe finde ich bis jetzt den australischen Menschenschlag recht entspannt. Schön, wenn man in der Mittagshitze einfach mal ein kaltes Wasser von den Autofahrern gereicht bekommt oder mir eines Morgens, als ich mein Zelt zusammenpackte, eine Spaziergängerin mit ihrem Hund kam und mir einen großen Beutel mit Bananen, Ananas, Mangos uns Passionsfrüchten brachte.

Zweimal wurde ich auch ins Haus eingeladen. Man hält Smalltalk auf der Straße und dann heißt es plötzlich „Wenn du magst, kannst du heute bei uns schlafen.“ Ein Angebot, dass ich nicht ablehnen kann. Steaks und dicke Fritten und auch mal ein frischer Salat. Selbstgebrautes Bier oder gar selbstgebrannter Bourbon. Eine heiße Dusche und die Wäsche frisch gewaschen. Tolle Begegnungen mit tollen Menschen. Danke dafür!