Hier will ich bleiben

Die letzten Tage bin ich noch ganz schön viel rumgekommen und habe dabei wunderschöne Orte entdecken können. Ich könnte am liebsten noch ein paar Wochen mehr dranhängen um Tasmanien zu entdecken. Ich bin einfach nur begeistert von dieser rauen Schönheit, die diese Insel innehat. Etwas Wehmut kommt jetzt schon auf, verlasse ichdiesen wilden Süden schon am kommenden Dienstag.

Meine Reise hat mich bisher weit geführt und ich habe viele großartige Teile der Welt sehen dürfen. Tasmanien aber ist einer der wenigen Orte, wo ich sagen könnte: „Hier will ich bleiben.“

Leichtsinn

Gutes und stabiles Wetter kündigte sich an. Eine perfekte Gelegenheit, um auf den Mount Wellington zu wandern und einen Ausblick über Hobart und die vorgelagerten Inseln zu bekommen. Verschiedene Wanderwege mit mehr oder weniger hohem Schwierigkeitsgrad führen hier auf den Gipfel. Vom Ausgangspunkt Fern Tree bis auf den Gipfel sind es ungefähr zweieinhalb Stunden gemütlicher Aufstieg. Der dichte, dunkle Wald mit seinen vielen Farnen lichtete sich bald und es wurde rauer. Oben angekommen bestimmten dann nur noch rot-ockerne Felsen und Büsche das Bild. Alpines Klima. Ein kalter Wind zog hier über die Köpfe der Besucher hinweg.

Nach einer Mittagspause peilte ich noch die Wellington Falls im Westen an. Es war noch ein gutes Stück zu laufen aber auf jeden Fall machbar – so dachte ich jedenfalls. Entlang des South Wellington Tracks über eine Verbindung zum Wellington Falls Track. Ganz einfach.

Nun der South Wellington Track war schon etwas herausfordernder. Es gab keinen richtigen Weg. Die vielen Felsen erforderten einen sehr sicheren Tritt. Lediglich alle fünfzig Meter diente ein kleiner Pfeiler mit leuchtend oranger Markierung als Wegweiser. Bis hierher war noch alles gut. Die Verbindung zum Wellington Falls Track aber war heimtückisch. Erst bin ich an der Einbiegung vorbeigelaufen und dachte, ich hätte einen Wegweiser verpasst. Also wieder ein Stück zurückgelaufen und geschaut wo der Weg ist. An der Einbiegung was nur ein schmaler, ausgetretener Pfad. Kein Schild und keine Markierung. Nichts. Auf der offiziellen Wanderkarte des Nationalparks und Google ist der Weg auf jeden Fall eingezeichnet. Was soll schon schiefgehen? Ich rastete nochmal für einen Moment, trank etwas Wasser und auf ging es. Anfangs ging auch alles gut. Ich folgte dem Pfad, kletterte über Felsen bis am anderen Ende der Pfad weiterführte und orientierte mich mittels Smartphone, falls ich doch mal zu weit vom eigentlichen „Weg“ abkam. Irgendwann steckte ich aber mittendrin und ich wusste echt nicht mehr, ob es noch Sinn macht weiterzugehen oder besser umzukehren. Die Karte sagte mir aber, dass es nur noch zwei Kilometer bis zum Hauptweg seien. Also Vorwärts! Es wurde hart und kraftraubend. Ich verlor zu oft meinen Weg. Da, wo der Weg laut Karte sein sollte, war einfach nur dichter Busch. Ich kletterte weiter über Felsen, trat in Wälder und windete mich durch die Büsche. Manchmal war es einfacher über liegende Baumstämme zu balancieren. Einige Male wurde das Gestrüpp so dicht, dass ich nicht weiterkam und wieder ein Stück zurück musste. Das war wie ein Labyrinth. Die einzige Richtung die mir sicher schien war bergab. Ein ungutes Gefühl kam mir nun bei der Sache auf. „Jetzt nur nicht panisch werden!“ sagte ich mir und setzte mich um zu verschnaufen. Beim Griff an meinen Rucksack musste ich dann auch noch feststellen, dass ich meine Wasserflasche verloren hatte. Diesmal wusste ich, dass es eng werden könnte.

Für diese restlichen zwei Kilometer bis zum Wellington Falls Track benötigte ich knapp drei Stunden. Es war unglaublich schwierig sich seinen Weg durch dieses Gelände zu suchen. Ausgelaugt, durstig und die Beine von all den Büschen zerkratzt, hatte ich noch gute zweieinhalb Stunden Marsch bis zur Straße vor mir. Nochmal galt es über viele Felsbrocken zu klettern. Wieder war der Weg mittels dieser kleinen Pfeiler markiert. Kleine Krämpfe zogen mir nun noch in die Beine und ich war heilfroh, als der Weg wieder eben wurde. 18 Uhr erreichte ich dann endlich die Straße, an der Neil mich abholte.

Ohh man… Aus diesem kleinen Schlamassel hätte ein richtig großer werden können. Leichtsinnig, sich allein durch dieses wirklich nicht ungefährliche Gelände zu bewegen. Schnelle Hilfe wäre da nicht zu erwarten gewesen. Na ja, ich hab‘s gepackt.

Hobart auf drei Rädern

Jenny und Neil bieten mir eine wunderbare Zeit in Tasmanien, indem sie mit mir immer wieder kleine Ausflüge machen. So startete Neil gestern sein Motorrad inklusive Beiwagen in dem ich platznehmen durfte. Ein kleines wildes Abenteuer auf drei Rädern durch Hobart und Umgebung standen also auf dem Programm.

 

Wombats und Tasmanischer Teufel

Jenny und Neil wollen mir so viel wie möglich von Tasmanien zeigen. Beide sind bereits Rentner doch wenn Kreuzfahrtschiffe in Hobart anlegen arbeitet Jenny gelegentlich für eine Reiseagentur als Reiseleiter und Neil als Busfahrer. Ihr Chef war damit einverstanden, dass ich mich einer Reisegruppe anschließen konnte – kostenlos. Und so holten Neil und ich am Morgen den Bus ab und fuhren zum Hafen, wo bald darauf Gruppen wohlbetuchter Pensionäre zustiegen.

Unsere Tour führte uns zuerst nach Bonorong, einer Aufzuchtstation für verwaiste Tierbabys und für zum Beispiel durch einen Unfall verletzte Tiere. Auch nichtheimische Arten wie Koalas und Kängurus vom Festland finden hier ein Zuhause. Aber auch Wombats und den Tasmanische Teufel  kann man besuchen und die sind so süüüüüüß.

Richmond, ein kleines Städtchen nordöstlich von Hobart ist dagegen bekannt für die älteste Brücke Australiens sowie seine gut erhaltenen Häuser aus den Gründerzeiten. Das macht Richmond selbst zu eine Art Museum, welches zum Bummeln und Entspannen in den Cafés und Restaurants einlädt.

Ansonsten ging es noch zu den ein oder anderen Aussichtspunkt von denen man einen schönen Blick über Hobart und die vorgelagerten Inseln haben kann.

Tasmanien

Ich bin wieder zurück in Australien. Von Tokio nach Melbourne ging es gleich in den nächsten Flieger nach Hobart. Ich wäre wohl nie hier her geflogen, wäre ich nicht eingeladen worden. Als ich im Frühjahr meine Zeit im Kakurinbo in Japan verbrachte, hatten wir Jenny zu Gast. Wir verstanden uns ganz gut, hatten viele Lacher und irgendwann meinte sie, dass ich noch in Tasmanien vorbeikommen muss. Ab da war es jedenfalls eine Überlegung wert zu kommen.

Jenny und ihr Ehemann Neil wohnen ein paar Kilometer südlich von Hobart. Von ihrem Haus aus hat man einen schönen Blick über die Dächer der Nachbarschaft auf das Meer. Einfach klasse!

Mit dem tasmanischen Wetter muss ich erst noch versuchen mich anzufreunden. Neil meinte, dass es falsch sei, dass Tasmanien kalt ist. Es sei nur nie warm. Mhhhh… Ich kam jedenfalls mit der Erwartung hier her, dass so langsam der Sommer einkehrt. Stattdessen ist es noch kälter als jetzt zum Schluss in Japan. Tasmanien liegt offen weit im Süden. Sobald hier der Wind aus Süden aus der Antarktis weht, fällt das Thermometer. Das bedeutet, dass es selbst im Sommer schneien kann. Das ist selten aber es passiert. Oder auch Temperaturstürze von 30°C auf unter 15°C innerhalb weniger Stunden sind möglich.

Aber egal wie das Wetter ist. Ich freu mich auf die zwei Wochen, die ich hier verbringen kann. 🙂

Fuji zum Sonnenaufgang

Meine Tage in Japan neigen sich wieder dem Ende zu. Grund genug, nochmal einen Blick auf den Fuji, diesen majestätischen Berg, wie ich finde zu werfen. Und warum nicht zum Sonnenaufgang. Die Nacht war sternenklar und so stellte ich mir den Wecker auf 3 Uhr morgens und machte mich kurz darauf auf den zweistündigen Marsch auf den Berg Minobu. Am Kuon Ji-Tempel vorbei betrat ich den Waldweg. Es war stockduster, einfach nur schwarz. Ohne meine Stirnlampe, wäre das nichts geworden. Die Gefahr, an einen der vielen steilen Hänge abzustürzen wäre zu groß gewesen. Aus der Dunkelheit leuchteten die Augen der Rehe hervor, welche überraschender Weise sehr ruhig blieben.
 
Ich machte meine Kameras bereit und den Rest musste ich dann nur noch genießen. Was für ein fantastischer Sonnenaufgang mit den Wolken im Tal und den Fuji im Hintergrund. WOW!