Der erste Tag hatte es schon echt in sich. Das lag nicht an den 39 Kilometern, die ich da gleich zurückgelegt habe. Nachdem es gemütlich bergauf bis nach Ghoom ging kam der Abstieg und der war mordsmäßig. Sprich: Die letzten 30 Kilometer ging es steil bergab und dabei schob der Wagen wunderbar von hinten in die Hüften. Boar war ich fertig. Heilfroh am Tista unten angekommen zu sein, konnte ich mich kaum noch vernünftig auf den Beinen halten. Die Knie hatten gezittert und ich wollte nur noch pennen gehen.
Hier oben im Nordosten ist gerade Regenzeit. Etwas, was ich überhaupt nicht mag aber als ich so durch die Schlucht des Tista lief, da verlieh all dieser regnerische Dunst dem ganzen Szenario eine mystische Stimmung. Irgendwann öffnete sich dann wieder das Tal und vor mir lag wieder die große Ebene mit ihren vielen Teeplantagen. Eine wahre Augenweide und einen guten Platz zum campen bieten diese Felder auch.
Wenn ich meinen Blick nach Norden richtete, konnte ich oftmals hinter den Wolken die Berge Bhutans erblicken, einem kleinen Königreich, welches mir auf dieser Reise aber unzugänglich bleiben sollte.
Weiter in Richtung Osten folgte nun auf West Bengalen das ebenfalls für seinen Tee berühmte Assam. Was mir hier ganz schnell auffiel war die Sauberkeit. Hier liegt kaum Müll auf den Straßen. Das ist etwas, was ich nach so anderen Bildern aus Indien sehr zu schätzen weiß. Aus den Bergen kommen klare Flüsse. Eines Abends campierte ich an einem kleinen Damm und hatte dabei so etwas wie eine große Badewanne bei der ich auf den Grund schauen und die kleinen Fische beobachten konnte. Es ist ein hübscher Flecken Erde und die Leute sind auch sehr freundlich. Da ist es mir auch wichtig zu sehen, dass hier alle Religionsgemeinschaften friedlich miteinander leben. Hier steht ein Hindutempel, hundert Meter weiter eine Moschee und daneben eine Kirche und es funktioniert.
Nur der Verkehr hat sich nicht verändert. Einfach furchtbar wie die hier langhacken. Besonders die Busfahrer. In keinem anderen Land habe ich so viele und schwere Unfälle live gesehen. Neulich erst ist ein Bus einer Kuh vor den Kopf gefahren und da lag sie nun. Nachts höre ich manchmal aus meinem Zelt, wie irgendwo in der Ferne jemand auf die Bremsen tritt und wie sich dann das Blech faltet. Wenn ich dann am nächsten Morgen meinen Weg die Straße entlang fortsetzte, sehe ich das Wrack und greife mir nur an den Kopf. Gnadenlose Selbstüberschätzung, überhöhte Geschwindigkeit, bewusste Missachtung einfacher Verkehrsregeln, technische Mängel und dazu noch bloße Dummheit.
Zurück zu den schönen Dingen! Ich bin in Guwahati angekommen und habe hier einen tollen Couchsurfing-Kontakt. Ich werde also ein paar Nächte bleiben können und entspannen. Mein Host Jim und seine Freundin Debjani sorgen gut für mich und geben mir viele nützliche Tips die bevorstehenden Etappen in Nagaland und Manipur. Sie machen mir sogar richtig Appetit drauf.
Heute geht es mit den beiden noch in einen Nationalpark. Ich bin gespannt.