In letzter Zeit bekam ich immer wieder Nachrichten von Familie, Freunden und Blog-Verfolgern wie: „Du hast lang nichts mehr geschrieben. Alles in Ordnung bei dir? Wo bist du?“
Noch im Osten Indiens textete ich mit Freund Henry, der mich auch schon in Georgien besucht hatte. Irgendwann meinte er >>Schade, dass du am 09.09. nicht in Erfurt bist! << >>Wieso? Was ist denn da? << >>Na ja, Franzi und ich heiraten und du wärest Trauzeuge gewesen. << >>Oh ha! 🙂 << Wir schrieben eine Weile weiter bis ich irgendwann (eigentlich mehr im Scherze) meinte >>Du kannst mich ja einfliegen lassen. << Und tags drauf kam die Antwort >>Okay. Du wirst eingeflogen. <<
Erstaunen, Freude und Überwältigung kam über mich. Guter Freund hin oder her… Nicht jeder bezahlt einem erst mal einen Flug um den halben Globus um ihn bei der Hochzeit dabei zu haben. Nur musste etwas kalkuliert werden. Wann genau fliege ich von wo? Die erste Septemberwoche war angepeilt, denn dann sollte ich aus Myanmar raus sein, meinen Karren irgendwo abgestellt und mich nach Bangkok zum Flughafen bewegt haben. Für Myanmar kalkulierte ich zwei Monate Aufenthalt jedoch musste ich nach vier Wochen das Land schon wieder verlassen. Folge: Ich war einen Monat zu früh dran in Thailand. Gut, ich machte erst einmal weiter bis zur laotischen Grenze aber nach Laos weiter zu laufen war keine Option. Mein Glück war, dass ich eine Einladung nach Bangkok erhielt und ich dort keinerlei Übernachtungskosten hatte. Dazu absolvierte ich noch einen 10-tägigen Meditationskurs, worüber ich vielleicht später noch einmal berichten werde. Zumindest wurde mir die Tage bis zur Abreise nicht langweilig. Das Beste für mich ist immer wieder, wenn man als Fremder einfach an die Hand genommen wird. Klar könnte ich zum Beispiel Bangkok mit einem Reiseführerbuch erkunden aber da würde ich mich auch nur zwischen den ganz gewöhnlichen Touristen einordnen. Auf verschlungen Wegen führte mich meine Gastgeberin Shomphoo durch die Stadt, in kleinen sowie einfachen Restaurants wurde gegessen. Eben eine Stadtführung der anderen Art und so authentisch. An manchen Tagen besuchten wir Leute aus ihrem Freundeskreis. Ich sage das immer wieder. Das ist das, was ich möchte. Einen Einblick in das Leben der Menschen haben, egal wo.
Am 04.09.2017 ging dann mein Flug von Bangkok über Singapur nach Frankfurt und von dort aus Richtung Jena, wo ich wieder meine Basis habe. Für die Hochzeit lieh ich mir einen Anzug und Schuhe (Danke Wilko!). Ich habe ja nichts mehr derart. Und lieber Henry und liebe Franzi. Vielen lieben Dank, dass ihr mir habt diese besondere Ehre zu Teil werden lassen. Es war toll euch in den Bund der Ehe begleiten zu dürfen und alles was ihr in dieser Hinsicht und darüber hinaus für mich möglich gemacht habt, schätze ich sehr.
Meine Familie hatte indes keine Ahnung, dass ich komme. Das war nun auch der Grund, warum ich die letzten Wochen keine Beiträge verfasst habe und die wenigen Eingeweihten zum Stillschweigen verpflichtete. Die Freude und Überraschung war so wohl auch umso größer.
Als erstes schaute ich bei meiner Oma im Seniorenzentrum in Bad Köstritz vorbei. Ein kleinen wenig heikel schien es mir der Besuch schon, war sie doch wegen Herzproblemen einen Tag zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ich klopfte an ihrer Tür und trat ein. Sie stand gerade im Zimmer und als sie bemerkte, dass ich es war wurde sie schon etwas wackelig auf den Beinen. Viele Tränen flossen über ihr Gesicht. Die erste Frage mit weicher Stimme war sofort: „Bleibst du?“. Ich wünschte, ich könnte ihr diesen Wunsch erfüllen. Wir stehen uns sehr nahe. Immerhin bin ich mit ihr in einem Haus aufgewachsen. Es dauerte eine Weile bis sie sich gefangen hatte aber alles beruhigte sich wieder.
Auch mein Vater und Stiefmutter Ines waren völlig ahnungslos. Letzten Sonntag nahm ich Bahn und Bus nach Zeitz und stand vor verschlossener Tür. Ich dachte mir schon, dass sie im Garten sein werden und rief einfach mal durch. >>Ja servus! Ich wollte zum Essen vorbeikommen. << >>Na dann komm doch vorbei. << meinte Ines. >>Ja will ich ja aber es ist ja keiner da bei euch. << >>Ja wir sind im Garten. << >>Und ich stehe vor eurer Haustür. << >>Hääää? Wie???<< Na ja und so weiter. Am Ende sprangen beide ins Auto und haben mich fix abgeholt. Super Freude war das.
Auch meine Schwester Romy, ihr Ehemann Daniel und Sohn Oskar haben nicht schlecht geguckt, als sie mit meiner Oma essen waren und ich zur Tür hineinkam. Auch hier flossen wieder reichlich Tränen. Schade nur, dass ich an diesem Tag etwas kurz angebunden war. Ich hätte gern mehr Zeit mit ihnen verbracht. Die Überraschung aber war auf jeden Fall immer gut gelungen.
Auch andere nichtsahnende Freunde habe ich besucht und konnte dabei in viele verwirrte Gesichter schauen. Was für ein Spaß. Allen gilt wie immer mein großer Dank für die zahlreiche Unterstützung. Besonders an Martin, dass ich bei dir pennen kann aber auch Jörg vom SpoWa Zeitz, Thomas aus Laasan, Philipp und Nadine, Jenny und Daniel wie auch Felix und Christina.
Am 27. September fliege ich nun schon wieder zurück nach Thailand. Ein kurzer aber schöner Abstecher. Schade nur, dass ich nicht viel mehr Freunde besuchen konnte.