Hill City

Seit dem gestrigen Morgen bin ich wieder unterwegs. Meinem Knie geht es schon besser aber an ein Auftreten ohne Gehilfe ist kaum zu denken. Für die Nächte nehme ich noch ein Schmerzmittel.

Ich stelle mich also mit meinen Krücken und Karren an die Straße und fahre per Anhalter. Das funktioniert ganz gut. Gestern waren es Stopps von Hoxie bis zum Antilope Lake und heute hatte mich ein Farmer gleich am See aufgesammelt und brachte mich direkt nach Hill City, obwohl er gar nicht so weit musste, und setzte mich vor dem Supermarkt ab.

Jetzt habe ich mir im Stadtpark ein schönes, schattiges Plätzchen gesucht, meine Matte ausgebreitet und weiß eigentlich gar nicht so recht, was ich mit der ganzen „Freizeit“ anfangen soll. Einfach nur Beine lang und ruhen.

Da sich für die kommende Nacht noch einmal schwere Gewitter ankündigen, werde ich hier auch mein Zelt aufschlagen. Zu zwei Seiten steht hier eine hohe Mauer die zusätzlichen Schutz bietet.

Morgen fahre ich dann ca. 50 Kilometer nach Stockton weiter. Ich möchte schauen, dass ich meinen ungefähren Tagesdurchschnitt beibehalte.

Update zum Knie

Ich war heute in der Klinik und habe mein rechtes Knie untersuchen lassen. Es wurde geröntgt und soweit ist nichts gebrochen oder gerissen. Mein innerer Meniskus ist aber etwas sehr überlastet. Auf eine Spritze mit allmöglichen schmerzstillenden Substanzen haben wir verzichtet. Nicht, dass ich noch auf die Idee komme, wieder Vollgas zu geben, nur weil ich kein Schmerzempfinden habe und damit mein Knie völlig ruiniere.

Den morgigen Tag werde ich noch im Motel ruhen. Mit den Krücken kann ich zumindest zum nächsten Supermarkt oder zur Apotheke. Dann muss ich schauen wie es weitergeht. Mitte September möchte ich ja irgendwie in New York City ankommen. Ich denke ich werde vorerst von Stadt zu Stadt, Zeltplatz zu Zeltplatz trampen bis ich wieder sicher auftreten kann.

Nicht das, was ich mir vorgestellt habe aber was soll’s? Gesundheit geht vor. Wünscht mir einfach nur schnelle Genesung.

Knie… AUTSCH

Was ich nie wollte und brauchte sind Schmerzen, die mir das Gehen fast schon unmöglich machen. Es hatte sich schon gestern Mittag angekündigt: Schmerzen im rechten Knie und da fing ich schon an leicht zu humpeln. Und heute wurde es auch nicht besser. Eher im Gegenteil. Keine Ahnung was es genau ist aber mein Knie braucht Ruhe, das steht fest.

Ich hielt also den Daumen raus und nach einer gefühlten Ewigkeit hielt ein junger Bursche, Jordi. Ein schönes Auto hatte er da mit seinem Dodge Charger aber doch zu klein, als dass mein Karren hinein passen würde. Ich dankte ihm aber vielmals, dass er gehalten hatte. Es verging wieder eine gefühlte Ewigkeit, die ich mich die Straße entlang schleppte. Immer wieder mit kleinen Pausen und großem Gestöhne. Gegen 15:30 Uhr kam mir ein Auto entgegen und stoppte vor mir. Es war wieder Jordi, der sich von seiner Mutter das große Auto geliehen hatte. Die Deichsel nach hinten geklappt und dann passte auch mein Karren samt montierter Räder rein.

Ich konnte es echt nicht glauben, dass er es noch einmal war. Vielleicht hat er es mir auch einfach nur angesehen, dass ich Hilfe brauchte. Er hat mich nun in Hoxie, der nächsten Stadt vor dem Motel abgesetzt, was mein Tagesziel war. Für drei Nächte und 200 USD habe ich mich jetzt einquartiert lege die Beine hoch und hoffe, dass das alles wieder nachlässt. Äußerlich kann ich auf jeden Fall nichts erkennen. Ich denke mein Knie ist einfach nur überlastet für den Anfang. Zu viel auf einmal. Ich werde mir auch noch ein paar Ibuprofen als Entzündungshemmer einwerfen. Sicher ist sicher und dann warten wir mal ab.

Und Jordi werde ich morgen ein Bier spendieren. … oder besser zwei 🍻

Kansas

Vorab muss ich sagen: Der Wind hier macht mich einfach nur fertig. Einfach unvorstellbar, mit welcher Wucht der hier wehen kann. Vor zwei Nächten gab es auch eine Sturmwarnung mit Böen von bis zu 70 km/h. Ich hab mein Zelt selten so wackeln sehen. Aber es hat standgehalten. Es gibt auch nichts, was den Wind hier bremsen könnte. Über die flachen, sanften Hügel weht er ungestört wie über dem Meer.

Landschaftlich hat sich kaum etwas verändert. Nur die Viehweiden weichen mehr und mehr dem Ackerbau. Und wieder laufe ich von Horizont zu Horizont. Jede kleine Stadt hat hier mindestens ein riesiges Getreidesilo, so dass man oft schon von weitem sein Ziel vor Augen hat. So konnte ich kurz hinter Wallace schon Winona in weiter Ferne erblicken (zoomt mal rein ins Bild). 30 Kilometer konnte ich gucken und ich hatte echt keinen Bock, einfach weil man gefühlt dem Ort nicht näher zu kommen scheint. Als wenn man auf der Stelle tritt.

Wie nennt man eigentlich die Einwohner von Kansas? Kansasier? Kansasianer? Kansassen? Egal. Mit den Menschen hier habe ich schon wundervolle Begegnungen gehabt. Allem voran mit Josh, der mich an den Pastor Mike und seine Frau Diana in dem kleinen Ort Weskan vermittelte. Erst sollte ich im Gemeinderaum mein Nachtquartier finden aber dann luden sie mich doch kurzerhand zu sich nach Hause ein. Es waren ganz einfach sehr liebe und offenherzige Menschen, genau wie Mikes Schwester Michelle, die mir am Abend drauf in Wallace Essen brachte oder Tyler und Terry, die mich letzten Abend wirklich gut verköstigten.

Und dann die anderen Aufmerksamkeiten von einem Typen namens Garry, der einfach nur hielt und mir Wasser reichte oder John Goodman (nicht der Schauspieler 😄) der mir ein Bier anbot. An euch alle: DAAANKE! Ihr macht mir die harten Tage viel erträglicher.

Diese Weite

Ich bin immer wieder von dieser riesigen Weite beeindruckt. Stück für Stück, Meile um Meile tragen mich meine Füße zum nächsten Horizont. Es scheint, als gäbe es hier kein Ende. Es ist einfach nur weit, weit, weit.

Gerade liege ich in meinem Zelt am Rand der kleinen Stadt Hugo. Der Klang der Grillen und Frösche macht den Abend so friedlich. Vorletzten Abend, mein Zelt war schon an einer Nebenstraße aufgestellt, hielt ein Pick Up Truck. Ich sei auf Privatgrund und an sich sollte ich keine Probleme mit den Eigentümer, Nachbarn oder der Polizei bekommen, aber wenn ich Sicher gehen will, könne ich mit zu seinem Haus. Abgemacht, solange er mich am kommenden Morgen wieder an der Hauptstraße absetzt, denn zu weiteren fünf Kilometer ins Hinterland war ich nicht mehr gewillt. Also schnell wieder gepackt und mein Karren aufgeladen. Hosia, so sein Name, hatte dieses in die Jahre gekommene Haus erst erworben. Er selbst wohnt in einem Wohnwagen bis das Haus wieder hergerichtet ist. Für mich war das Haus perfekt mit einem recht bequemen Feldbett, heißer Dusche und Waschmaschine. Und während ich ein paar kleinete Reparaturen an meiner Ausrüstung vornahm, bereitet er auch noch Abendessen zu. DANKE dafür, Hosia.

Heute Morgen war es nach zweieinhalb Stunden Marsch Zeit für Frühstück bei Subway in Limon. Die junge Frau vor mir in der Reihe bemerkte, dass ich ziemlich fertig war mit den Worten ‚… dass ich die Bestellung wohl nötiger hätte‘ und wollte mich vorlassen, was ich danken ablehnte. Ich zeigte ihr durch das Fenster meinen Wagen und erklärte ihr was ich mache. Und dann fragte sie mich, was ich möchte und sie übernahm gleich meine Bestellung. Vielen lieben Dank an diese wundervolle junge Dame Desiree. Du hast mir echt den Tag versüßt.

Es wird ernst

Es wird ernst Letzten Freitag verabschiedete ich mich von Marco, Elise und Tochter Amber. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich für die gute Bewirtung, das Dach über dem Kopf, die vielen Lacher und alles was ihr mir ermöglicht habt bedanken. Es war einfach wunderbar an eurem Leben etwas teilhaben zu dürfen. DANKE!

Mein Ziel bis zum Sonntag war dann Castle Rock, südlich von Denver. Ich hielt mich auf meinem weg östlich der Stadt. Die Präriehunde begrüßten mich mit ihrem schrillen Pfeifen und morgens sah ich die Antilopen sich in den ersten Sonnenstrahlen wärmen. Ich selbst hab erst einmal gut mit der Höhe zu tun. Unter Last mit dem Karren hinten dran sich die Hügel auf bis zu 2000 Meter hoch zu bewegen bin ich echt nicht mehr gewohnt. Mir geht hier ordentlich der Puls. Am zweiten Tag war ich vier Uhr Nachmittag und nach 30 km schon so fertig, dass ich an einem Haus klopfte und freundlich fragte, ob ich mein Zelt auf dem Rasen aufstellen dürfe? Betty, ein 84-jähriges Großmütterchen öffnete mir die Tür und hatte nichts dagegen. Als ich dann noch nach dem Gartenschlauch fur meine Körperpflege fragte, bot sie im eine heiße Dusche im Haus an, was ich gern annahm da die Temperaturen besonders in den Abendstunden immer noch sehr, sehr kühl sind. Den Morgen darauf setzte der angekündigte Regen ein. Zusammen mit Betty schlürfte ich noch einen heißen Kaffee unter dem Vordach bevor ich mich aufmachte. Ich sage immer wieder: Es sind diese kleinen Gesten, die meine Reise so großartig machen. Die 25 Kilometer bis Castle Rock bei diesem nassen und kalten Regen waren einfach nur bähhh. Das machte echt keinen Spaß aber ich wurde erwartet.

Auf meiner letzten Etappe lernte ich das Ehepaar Kathleen und Stu auf einem Campingplatz in Montana kennen und damals sagtensie, wenn ich schon nach Denver komme, dann könne ich auch gern in Castle Rock Halt machen. Und hier bin ich nun. Es erwartete mich wieder eine heiße Dusche und ein richtiges Bett. Und natürlich konnte ich auch am Familienleben teilhaben. Es war Muttertag und Kathleens Tochter kam mit ihrer Familie vorbei. Bei Tacos und Eiscreme hatten wir uns allen viele wundervolle Geschichten zu erzählen. Es war wirklich unterhaltsam. Heute lud mich Kathleen noch zu einem Ausflug ein. Bei Colorado Springs besuchten wird den Garden of the Gods. Das sind recht imposante Felsformationen und auf jeden Fall einen Abstecher wert.

Schon auf dem Hinweg aber thronte vor und der Pikes Peak. Motorsportfans ist dieser Berg sicherlich ein Begriff. Bis ganz nach oben auf den Gipfel konnten wir leider nicht fahren, denn was ich gestern als Regen abbekam, landete dort als Neuschnee. Dennoch war der Ausblick und die Szenerie einfach nur überwältigend.

Liebe Kathleen, lieber Stu… Auch euch kann ich einfach nur DANKE sagen. Danke für eure Gastfreundschaft und die viele Bereicherung.

Morgen geht es nun straff Richtung Osten. Die Berge werde ich nun endgültig hinter mir lassen. Raus aus den urbanen Gegenden geht es nun aufs Land hinaus mit ruhigen Straßen, kleinen Ortschaften, viel Weite und hoffentlich weiteren außergewöhnlichen Begegnungen. Nach dem kleinen Warmup wird es nun also wieder ernst.

Noch einmal in den Rocky Mountains

Denver liegt östlich der Rocky Mountains und so führt mein Weg nicht wirklich noch einmal in die Berge. Das Wetter versprach kühl aber sonnig zu werden und so bot mir Marco einen kleinen Ausflug an. Zwei Autostunden entfernt hat er ein Grundstück, welches er mir schon bei meinem letzten Aufenthalt zeigen wollte.

Die Szenerie war wieder einmal überwältigend. Wir fuhren auf den über 3000 Meter hohen Kenosha-Pass hinauf. Der Schnee war lange noch nicht weggeschmolzen und die Temperaturen lagen nur knapp über 0°C mit einer recht steifen Briese. Hinter dem Pass öffnete sich dann ein weites Hochtal. Einfach nur WOW.

Nachdem mir Marco sein Grundstück zeigte und wir uns mit irgendwelchen Militär-Food-Packs verköstigt hatten, ging es ganz gemäßig über das Tarryall Reservoir ein wunderschönes Tal hinab. In dem kleinen Nest Florissant wärmten wir uns im Thunderbird Inn, einer urigen Kneipe noch einmal auf, bevor wir den Heimweg antraten.

Ich machte Marco einen Vorschlag zur Route und diesmal war ich zugegeben ein mieser Navigator. Es dauerte nicht lange bis der Asphalt in Waldwege überging, mit teils tiefen matschigen Pfützen, steilen Hängen und riesigem Geschaukel im Auto. Nur gut, dass wir nicht den VW CC, sondern den großen Truck genommen haben, sonst hätten sie uns später mit dem Hubschrauber suchen können.

Auf jeden Fall war es ein sehr abenteuerlicher Tag mit viel Spaß und Staunen.

Mein Gepäck ist da

Mein Gepäck ist nun letzte Nacht geliefert worden. Alles ist vollständig und so konnte ich heute meinen Wagen aufbauen und weitestgehend vorbereiten.

Meine Freunde und Gastgeber Marco und Elise unterstützen mich bei meinen Vorbereitungen wie sie nur können und machen alles möglich. Ein großes Dankeschön dafür. Ihr seid spitze! 🤗

So fühle ich mich gut motiviert und habe richtig Bock wieder unterwegs zu sein.

Zurück in den USA

Gestern Nachmittag bin ich müde aber glücklich in Denver angekommen. Mein Gastgeber vom letzten Mal, Marco und seine Familie haben mich wieder herzlich in ihren vier Wänden willkommen geheißen. Etwas besseres kann erst einmal nich passieren und ich danke euch vielmals.

Was allerdings nicht angekommen ist, sind meine beiden Gepäckstücke. Der erste Flug von Berlin nach London startete verspätet und ich musste zu meinem Anschlussflug fast schon rennen. An den Infotafeln stand schon, dass das Boarding schließt.

Die Einreise in die USA verlief super einfach. Nur an der Gepäckausgabe warteten ich und ein paar weitere Reisende vergebens. Alle Formalitäten diesbezüglich sind gemacht. Nun musste nur noch British Airways zu Potte kommen und mir mein Zeug liefern.

Meinen Karren haben wir auch schon aus dem Keller raufgeholt. Den werde ich dann wieder in den reisefertigen Zustand setzen. Wir waren heute auch gleich noch Verpflegung einkaufen und kurz auf dem Baumarkt. Es sind einfach nur ein paar Kleinigkeiten vorzubereiten und ich denke am Freitag stehe ich dann wieder in den Sandalen. Bis dahin.