Unwetter

Gerade eben hat mir einer der Polizisten, der mich heute in Osborne in Empfang genommen hatte, noch Wasser gebracht. Super liebe Geste.

Er sei etwas besorgt, weil ein schweres Gewitter aufzieht und auch Warnungen unter anderem für dieses County bestehen.

Soweit hat mein Zelt schon viel ausgehalten. Das kann ich aus meiner ersten Etappe in den USA wie auch aus den letzten Wochen bestätigen. Das Wetter nimmt hier wirklich heftigere Ausmaße an und Kansas ist auch gut bekannt dafür.

Hoffen wir einfach, dass es weniger heftig wird als angenommen. Ich bereite mich aber auch entsprechend für solche Szenarien vor. Als aller erstes werden noch einmal die Zeltnägel möglichst tiefer in den Boden getreten und die Leinen nachgespannt.

Und dann bereite ich auch alles für eine „Evakuierung“ vor. Also alles, was nicht zwingend im Zelt sein muss, wird im Wagen verstaut. Es bleiben nur meine Matte, Schlafsack (noch eingepackt), Schuhe, Wasser und mein Rucksack im Zelt. An der Rucksackseite bleibt meine Stirnlampe griffbereit. Der Regencover für den Rucksack ist schon teils übergeworfen. Es ist quasi alles griffbereit. Ich will nicht anfangen zu packen, wenn es höchste Eisenbahn ist.

Das hatte mir auch schon einmal eine Nacht in Australien gerettet, als plötzlich mein Zelt geflutet wurde und ich mich schnell ins Haus nebenan flüchten konnte. Hier in Osborne habe ich zumindest einen kleinen massiven Pavilion, unter den ich Schutz finden kann.

Na dann gute Nacht!

Der Mittelpunkt der USA

Per Anhalter voran zu kommen ist doch schwieriger als gedacht. Oder ich habe einfach nur etwas Pech. Von Hill City hatte ich noch eine gute Mitfahrgelegenheit zu Webster State Park, wo ich den Tag über entspannen konnte und die Nacht ebenfalls herrlich ruhig war.

Das nächste Tagesziel war Woodston, 31 Kilometer entfernt. Mit der Hoffnung, schnell wieder ein Auto zu finden, stand ich erst um 10 Uhr an der Straße. Und diesmal wollte einfach niemand anhalten. Irgendwie war ich angefressen und enttäuscht – von der Autofahrern aber ganz besonders von mir. Das versprach einfach ein harter Tag zu werden mit der Krücke unterm Arm. Damit komme ich nie auf meine normale Gehgeschwindigk. So nach acht Uhr abends kam ich dann erschöpft an, musste tief in mich hinein fluchen und erstmal einen klaren Gedanken finden. Durch die Krücke tut halt zusätzlich noch die Schulter und das Handgelenk weh.

Und heute wurde es auch nicht besser aber bei einer Pause im kleinen Ort Alton hielt dann der Hilfssheriff und meinte, er hätte einen Anruf erhalten, dass ich wohl einen „Ritt“ gebrauchen könne. Das kam mir sehr gelegen. Nach einer halben Stunde hatte er einen geeigneten Pick Up Truck besorgt und es konnte losgehen. Er erklärte mir auch, dass ich hier auf dem Land in solch einem Fall immer das zuständige Büro des Sheriffs kontaktieren könne und wohl auch solle (nicht 911 wählen).

So hat er mich in Osborne, dem Mittelpunkt, dem Nabel der USA abgesetzt. Na so ganz stimmt das nicht. Erstmal lässt man Alaska und Hawaii außen vor. Der geographische Mittelpunkt liegt etwas weiter nördlich in der Stadt Lebanon. Hier in Osborne befindet sich aber der geodätische Mittelpunkt. Heißt: Wenn man nicht nur die flache Karte zur Berechnung herannimmt sondern auch ein Netz aus Dreiecken darüberlegt und man so noch Unebenheiten (Erhebungen) mit in die Berechnungen einfließen lässt, dann bin ich hier genau in der Mitte. Es geht bestimmt noch komplizierter aber belassen wir es dabei.

Einfach nur: YEAHHH! Ich bin in der Mitte der USA. 😅