Als ich diesen Artikel heute Morgen gelesen hatte, musste ich nur mit voller Unverständnis mit dem Kopf schütteln.
Die Sache mit unserer Honorar-Konsulin Frau Oldenburg: Es wird behauptet, sie sei in Deutschland auf Urlaub und „sei nicht in der Lage uns mit anderen Botschaften zu helfen“.
Klarstellung: Frau Oldenburg ist auf Dienstreise und aktuell selbst von Flugstreichungen betroffen. Sie kann also selbst nicht nach Hause (Fidschi) fliegen. Des Weiteren ist sie als Honorarkonsulin ehrenamtlich tätig. Wir stehen im regen Austausch mit ihr und ihre Hilfe ist uns ein großer Dienst!
Dieses ekelhafte Geschrei dieses Pärchens entbehrt jeder Grundlage. Jeder, der hier auf den Fidschi-Inseln festsitzt hat keinen Grund sich aufzuregen. Wir können uns hier frei bewegen. Die Versorgung steht. Wir haben genügend Essen auf dem Tisch. Die medizinische Versorgung steht auch noch. Leute, die Medikamente brauchen können sich diese in Apotheken besorgen. Die Sonne scheint. Wir sitzen unter Palmen am Pool mit einem Bier in der Hand.
Unter den Deutschen gibt es zwei medizinische Fälle. Eine Person hat sich den Fuß gebrochen, eine weitere leidet an einem Hörsturz. Für diese ist die Situation natürlich herausfordernder.
Wir warten hier alle recht geduldig darauf ausgeflogen zu werden. Wir können halt nur warten. Zu lesen, dass das Auswärtige Amt innerhalb einer Woche 100.000 Menschen zurück in die Heimat geholt hat… Wow! Das ist an Logistik nicht zu übertreffen. Und niemand hat uns vergessen! Fidschi ist halt nicht der Nabel der Welt. Es dauert seine Zeit und solange geht es uns hier gut.
Die letzten zwei Wochen waren eine Zeit des Wartens. Aus Fidschi irgendwie auszureisen, diese Möglichkeit war für viele Reisende in weite Ferne gerückt. Auf Grund der Corona-Krise haben viele Länder ihre Grenzen geschlossen, Transits auf den großen Flughäfen der Welt waren nicht oder kaum mehr möglich, Airlines mussten ihren Flugplan extrem zusammenstreichen.
Ich war also wie viele andere auch in Fidschi gestrandet. Nichts ging mehr. Die einzige Hoffnung war das deutsche Außenministerium und dessen gestarteten Rückholprogramm. Auch die Europäische Union als Ganzes ist dran, seine Bürger zurück zu holen. Die Koordination ist aber eine Mammutaufgabe und die geschlossenen Grenzen machen es dem Auswärtigen Amt (AA) nicht einfacher. Und da Fidschi nicht gerade der Nabel der Welt ist und noch einige weitere Reisende in Samoa, Tonga, Französisch Polynesien oder auf den Cook-Inseln verstreut sind ist es nochmal ein ganzes Stück schwieriger alle in die Heimat zurück zu holen.
Wir Deutschen hatten uns schnell in einer WhatsApp-Gruppe organisiert und stehen im regen Austausch mit Informationen. Es werden auch Fragen und Anliegen gesammelt und an die konsularischen Vertretungen und das AA zusammengefasst weitergegeben. So braucht, muss und sollte nicht jeder einzelne von uns diejenigen mit Anfragen bombardieren, die so schon Tag und Nacht an unserer Rückholung arbeiten.
Bei mir hatte sich dann gestern alles irgendwie überschlagen und Eile war geboten. Für den 20. März hatte ich ein Ticket nach Tokio aber der Flug wurde, genau wie nochmals am 27. März, gestrichen. Letztendlich stand ich auf einer Warteliste für den Flug am 3. April. Viele Informationen gingen umher und einige davon waren und sind falsch. So hieß es einmal, der Flug sei nur für Japaner. Diese hätten Priorität nach Hause zu fliegen zu können. Dies wäre verständlich gewesen, entsprach aber nicht der Wahrheit. Das Japan im Zuge der Pandemie wie viele andere Länder auch eine Visumpflicht einführte und ich nicht hätte einreisen können war dagegen richtig.
Der Flug nach Japan hätte also nur Sinn gemacht, wenn ich direkt hätte weiterreisen können – am besten in die Heimat. Nun sagte mir jemand, dass der Transit in Tokio auch nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Nachdem ein Freund in Japan mir auch nicht mit dazugehörigen Informationen dienen konnte, rief ich am 2 April die japanische Botschaft in Suva an. Die Dame erklärte mir, dass ich ab sofort ein Transitvisum brauche, diese aber heute nicht mehr ausgestellt werden könne. Da schien ein möglicher Flug am Tag drauf in weite Ferne zu rücken.
Nun war es am Morgen des 3. Aprils, Tag des Flugs, als ich in der britischen WhatsApp-Gruppe las, dass ein Pärchen den Flug nach Tokio nimmt und ich fragte mich wie ohne Visa? Ich rief nochmal bei der japanischen Botschaft an und hatte diesmal einen Herrn dran. Der sagte mir, ich brauche nur ein Transitvisa, falls ich den Transitbereich verlasse. Das klang ganz anders als den Tag zuvor.
Ab diesen Zeitpunkt war es kurz vor 11 Uhr vormittags. Der Flug war für 13:15 Uhr angesetzt, sprich 12:15 würde der Check In-Schalter schließen. Eine Stunde, puhhhhhh! Also rief ich bei Fiji Airways durch und fragte, ob ich am Flug teilnehmen könne, da ich ja auf der Warteliste stehe. Die nette Frau sagete mir, dass es gut aussehe. Ich muss nur einen Anschlussflug vorweisen. Also hab ich meinen Freund Philipp in Deutschland angerufen, wo es mittlerweile nach 1 Uhr nachts war. Der nahm nicht ab. Also versuchte ich es bei Freund Felix, der nahm auch nicht ab. DRAMA! Aber gleich darauf rief Philipp zurück, den ich schon am Tag zuvor vorsichtshalber alle Flug- und Personendaten geschickt hatte. „Buch mir bitte schnell den Flug von Tokio nach Frankfurt! Es muss schnell gehen!“ Keine lange Rede weiter. Ich musste duschen und packen. Während des Packens hatte ich Philipp wieder auf Lautsprecher. Der Bezahlvorgang hatte beim ersten Mal nicht funktioniert. DRAMA! Er hatte den Buchungsvorgang wiederholt und ich weiter gepackt. Diesmal hatte alles funktioniert. Gut!
Mit Koffer und Paket in den Händen machte ich mich schleunigst zur Rezeption zum Auschecken. Für ein weiteres Telefonat mit Fiji Airways zur Flugbestätigung war keine Zeit mehr. Ich schrieb alle relevanten Daten auf einen Zettel und gab es der Dame an der Rezeption. Sie solle für mich anrufen denn es war keine Zeit mehr. Ich musste rasch zum Flughafen. Die drei weiteren Nächte, die schon bezahlt waren sollte sie stornieren und das Geld als Trinkgeld annehmen.
Ein Mitarbeiter hatte derweil meine Sachen schon ins Taxi geladen. Dem Fahrer machte ich etwas Druck aber für rote Ampeln konnte er auch nichts. Kurz nach 12 Uhr kam ich am Flughafen vorgefahren. Schnell rein zum Schalter. Der war Gott sei Dank noch offen und frei. Jetzt dauerte es nochmal. Die Frau an der Rezeption im Hostel hatte offenbar Erfolg. Ich stand im System. Nur wurde nochmals ganz akribisch nach meinem Weiterflug geschaut. Und dann bekam ich endlich meine Bordkarte.
Ich hätte nicht duschen brauchen. Ich war so verschwitzt, dass mich die Leute an der Sicherheitsschleuse fragten, ob es draußen regnete. Diese Stunde war Stress pur.
Es ging die Rolltreppe hinauf und als ich in der Abflughalle stand, da musste ich echt schluchzen. Plötzlich ging es mir durch und durch. Eine riesen Anspannung fiel von mir ab. Die Ungewissheit, ob und wann es von dieser Insel runtergeht wich nun. Es geht nach Hause.
Liebe Grüße aus Doha. Hier habe ich satte 22 Stunden Transitzeit aber die bekomme ich auch noch rum. Deutschland ist nicht mehr weit!
Das Lied „Go Solo“ hörte ich immer, als ich in der Warteschleife von Fiji Airways hing. Irgendwie passt es gerade.