Ijen

Noch einmal sollte es auf einen der zahlreichen Vulkane Indonesiens hochgehen. Diesmal jedoch auf eigene Faust. Mit zwei weiteren Gästen aus meinem Hostel fuhren wir mit Motorrollern die Straße hinauf und übernachteten bei Lagerfeuer einfach auf unseren Matten unter freiem Sternenhimmel.

Um 01:00 Uhr, geweckt von ankommenden Kleinbussen und Touristen packten wir schnell unsere Sachen und liefen die restlichen paar Kilometer bis zum Krater hinauf. Ein Phänomen des Ijen sind die blauen Flammen, die am besten bei völliger Dunkelheit zu beobachten sind. Also galt es sich etwas zu beeilen und vor den anderen Besuchern da zu sein und diese alles mit ihren Lampen ausleuchten. Ein unersetzliches Utensil auf dem Vulkan sind Gasmasken. Im Krater ist der Geruch von Schwefel allgegenwärtig. Je nach Windrichtung machen die Rauchgase das Atmen dann aber unmöglich. Es kratzt in der Kehle und brennt in den Augen. Man hat die Maske also am besten unter dem Kinn hängen um sie schnell aufsetzen zu können, wenn man plötzlich in einer dichten Wolke steht.

Viele kleine Lichter bahnten sich im Dunkeln der Nacht ihren steinigen und rutschigen Weg den Krater hinunter. Aber erst als der Tag anbrach, erkannte man die ganze Szenerie um sich herum. Die Kraterwand trat als Schatte hervor und ein blauleuchtender See tat sich auf. Man sollte es aber lassen darin schwimmen zu gehen. Erstens ist er mit rund 60°C zu heiß und zweitens ist es ein Säuresee. Man kann die Hand kurz reinhalten, sollte sie dann aber mit klarem Wasser abspülen und sich nicht in die Augen fassen.

Ja, eine unglaublicher Anblick, der sich da einem auftut. Eine raue und nicht ungefährliche Schönheit.

 

 

Einen echten Knochenjob haben hier die Schwefelstecher. Der Schwefel setzt sich aus den Gasen am Gestein ab, oder wird in Fässern angereichert. Oder er tritt in flüssiger Form aus Gesteinsöffnungen hervor und kühlt an der Oberfläche ab. Herausgebrochen, werden sie Schwefelbrocken in Körbe geladen und erst den Krater hoch und dann den Berg runter getragen. Ich hatte mich mal daran probiert. Zwei Körbe an einer Bambuslatte, zusammen 75 Kilogramm. Es tat echt weh, da das ganze Gewicht nur an einem Punkt auf der Schulter liegt. Dreimal täglich holen steigen sie den Krater hinab. Echt hart! Und dadurch, dass sie täglich all diese Gase einatmen, werden sie kaum älter als 50 Jahre alt.

 

 

Dazu gibt es hier eine kleine Kurzdokumentation.

 

Von Shiva empfangen

Gleich zu Beginn, direkt nach dem Übersetzen von Java nach Bali, wurde mir verdeutlicht, dass Bali der wohl größte Außenposten (vielleicht noch neben Mauritius) des Hinduismus ist. Direkt gegenüber dem Anleger nahm mich eine große Shiva-Statue in Empfang.

Als ich die letzten Tage so über die Insel wanderte, da kamen mir so viele Bildnisse der hinduistischen Götter und Dämonen so vertraut und gleichzeitig so fremd von. Zu weit von seinen Ursprüngen entfernt und immer wieder isoliert, drückt sich auf Bali der Hinduismus in völlig anderen Formen und Farben aus.

 

Weg von der Küste

Ich muss sagen, die Küste fand ich etwas langweilig. Vielleicht aber war ich einfach nicht an den richtigen Spots aber es erschien mir lieber, über die Insel in die Berge anstatt um sie herum zu laufen. Landschaftlich war es traumhaft, manchmal ein wahrer Garten Eden  aber es ging nochmal so steil bergauf… phuuuuuuuuuuuu dafür hasse ich mich jedes Mal. ?

Hier ein paar Fernwehbilder

 

Schluss mit Asien

Meine letzten Tage auf Bali habe ich entspannt angehen lassen. Zuvor hatte ich in Ubud einige Tage verbracht, mir dort einen Roller geliehen und auf diese Weise noch etwas die Insel erkundet. Einen Roller zu mieten, das ist das, was ich sowieso jedem von euch  empfehlen kann. Einfach gemütlich auf den kleinen Nebenstraßen dahinfahren. Es gibt Leute, die buchen für viel Geld Touren und bezahlen dafür, Reisterrassen zu sehen. Dabei lässt sich Bali so schön selbst und unabhängig erkunden, fern von allen Touristenströmen vorbei ein den kleinen Tempeln, die viel authentischer sind und man tritt nicht bei jedem Schritt jemanden auf die Füße. Und durchquert man die Dörfer, so überraschen die unzähligen Haustempel. Wirklich fast jedes Privathaus und Familie besitzt ihren eigenen Tempel und Schrein. Und zwischen den Dörfern, da liegen die Reisfelder. Haltet an und genießt in aller Ruhe das Grün. Geht in die kleinen lokalen Streetfood-Restaurants, Warung genannt. Die sind sowieso lecker und günstig. Schon ab 30 Eurocent kann man eine kleine Mahlzeit erhalten. Im Schnitt liegt der Preis jedoch bei einem knappen Euro und man wird satt. Reis, Tofu, gepresste Sojabohnen genannt Tempe, Reiscracker, Gemüse und Blätter, Hühnchen und seit Bali auch mal wieder Schweinefleisch und natürlich Sambal, eine gute Chilisauce. Das sind so die Standards, die hier auf dem Teller landen. Einfach gut!

Von Ubud wanderte ich noch zwei Tage nach Jimbaran, einer kleinen Halbinsel ganz im Süden Balis und recht nah am Flughafen. Hier ist Endstation und es ist Zeit meinen Flug nach Australien vorzubereiten. Ich hab schon meinen Koffer, Rahmen und Räder geschruppt und gespült, denn die Umweltbehörden in Australien sind da echt pingelig, wenn man kleine Krabbeltiere oder Pflanzen, bzw. deren Samen einschleppt, da diese sich invasiv verbreiten könnten.

 

 

Es wird also Zeit, Indonesien und vor allem Asien auf Wiedersehen zu sagen. Streng genommen befindet man sich ja schon auf der Ostseite Istanbuls in Asien. Wenn ich so überlege, wie viel Zeit ich gebraucht habe?! Wie viel unterschiedlicher dieser Kontinent in seiner Vielfalt an Menschen nicht sein könnte?! Der Reichtum an Kulturen und Lebensweisen. All diese verschiedenen Düfte und Klimata. Erst jetzt im Nachhinein fällt mir die Kinnlade runter. Diese Weite, die ich hinter mir gelassen habe. WOW!!! All die Herausforderungen, die es zu meistern galt. Ich mein, Europa war ein Kinderspiel und Pillepalle. In Asien musste ich aber viel lernen um zurechtzukommen. Ich musste viel über mich lernen und über mich hinauswachsen. Das ist kein Spaziergang hier. Einige Male standen mir die Tränen in den Augen und ich habe sowas von geflucht. Hauptsächlich über Wetter und Gelände aber auch über die Unverschämtheit mancher Leute. Es gab Momente, da saß ich in Restaurants und die Leute schauten mich an, da ich vor Erschöpfung kaum noch meine Gabel in der Hand halten konnte. Alles zitterte an mir. An manchen Abend bewege ich mich nur noch wie ein alter Mann. Alles geht langsam von statten.

Eine Sache habe ich aber wirklich gelernt und das brauchte seine Zeit. Lachen, auch wenn es wehtut!