Vancouver

Es geht weiter! Über zehn Stunden Flugzeit und neun Stunden Zeitverschiebung waren diesmal doch recht ermüdend. Gegen 21 Uhr hatte ich im Hostel eingecheckt, mir im Laden um die Ecken noch etwas Wasser und Abendessen besorgt und nach einer heißen Dusche dann voll fertig ins Bett gefallen. Und plötzlich war ich drei Uhr morgens hellwach. Phhhhhhh… 😑

Da der darauffolgende Tag wettertechnisch aber recht vielversprechend aussah, wollte ich diesen gleich nutzen. Und was hätte es für eine bessere Idee geben können, als nach Orcas zu schauen. Eine Bootstour war schnell gebucht und noch vor Mittag ging es eingehüllt in einem Trockenanzug aufs Wasser hinaus.

Die verschiedenen Tourbetreiber schären aus und sobald ein Boot eine Gruppe von Orca-Walen entdeckt, wir die Position weitergegeben. So ist sichergestellt, dass jeder auf seine Kosten kommt und diese wundervollen Tiere bestaunen kann. Es dauerte gar nicht mal so lange, als der Funkspruch kam.

Alle an Bord waren glücklich diese Wahlfamilie (eigentlich eine Delfinart) mit eigenen Augen sehen zu können. Das Männchen hatte ein riesiges Schwert (Rückenflosse) und auch das Kalb war für ein paar Momente zu sehen gewesen. Wir folgten der Walfamilie für eine gute Stunde und ein paar Kilometer durch den Sund bevor wir abdrehen mussten. Es war einfach nur klasse.

Ansonsten muss ich feststellen, dass das mit dem Wetter hier wie eine Lotterie ist – ganz unabhängig von der Vorhersage. Das macht die Tagesplanung nicht so einfach und man muss sich einfach auf alles einstellen. So ging es tags drauf mit zwei Mitbewohnern aus dem Hostel bei ordentlich Regen quer durch die Stadt. Wir alles brauchten eine SIM-Karte, die andere erst einmal regenfeste Kleidung überhaupt und ich noch ein Abwehrspray gegen Bären. Das war eine nette Shoppingtour durch so manche Outdoorläden und Geschäfte und trotz des ätzenden Wetters hatten wir jede Menge Spaß.

Das Hostel bietet zum Wochenende ein paar Touren an. Gestern war das Ausflugsziel der Lynn Canyon nördlich der Stadt. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Natur und Landschaft so zu bieten. Schluchten mit reißenden Wassern gepackt in ein tiefes, nasses Grün. Der nördliche Ostpazifik halt. Wieder so ganz anders als alles, was ich so zuvor gesehen habe.

Gern hätte ich mir noch etwas mehr von der Küste einnehmen lassen aber es zieht mich weiter. Heute ist noch einmal Ruhetag. Ein paar Kleinigkeiten sind noch vorzubereiten bevor ich dann morgen nach zwei Jahren wieder meine ersten offiziellen Schritte mache. Ich denke, ich werde die Metro zum Stadtrand nehmen und dann mal gucken. Wer weiß was kommt, was mich erwarten wird.

Wünscht mir Glück. 🙏🙂

Ein guter Start

Die erste Woche auf Kanadas Straßen ist geschafft und ich bin voll fertig. Der Frühling lässt sich dieses Jahr viel Zeit und somit ist das Wetter sehr durchwachsen und vor allem kalt. Mein erster Tag startete und endete mit viel Regen. Aber mit dem Wetter will ich euch nicht langweilen. Wichtiger ist doch das, was mir auf dem Weg so widerfahren ist.
Als ich am zweiten Abend auf Schlafplatzsuche war und den kleinen Ort Dewdney erreichte, winkte ich einer Frau zu und fragte, ob ich mein Zelt im Garten aufstellen dürfe. Ihr Ehemann kam hinzu und ich erzählte ihnen von meinem Vorhaben. Shirley und Del Sichtlich ließen mich sichtlich begeistert gewähren und eine Dusche wurde mir auch angeboten. Nachdem ich aus dem Bad kam wurde mir vorgeschlagen, mein Zelt doch wieder zusammen zu packen. Mir werde ein Bett im Erdgeschoss fertig gemacht. Oh jaaa… Das war gleich wieder so überwältigend und ich war tausend Mal dankbar.
Zusammen aßen wir zu Abend und so wie sie an meinen Geschichten interessiert waren, war ich es ebenfalls an Ihrer und des Landes. Kanada ist noch ein sehr junges Land und die beiden gehören erst der zweiten Generation an. Del erzählte mir die Geschichten seiner Mutter und des Vaters, wie sie als kleine Kinder 1905 bzw. 1017 nach Kanada kamen und wie widrig die Umstände waren. Von der Ostküste gab es wohl eine Bahnverbindung bis nach Winnipeg. Von dort aus konnte das Land gen Westen dann nur noch mit dem Pferde- oder Ochsenkarren erschlossen werden. Es müssen Torturen gewesen sein und ich fragte mich, was die Leute dazu bewogen hat, Europa zu verlassen und eine Reise in solch Unbekanntes zu wagen. Del antwortete „Einfach nur Armut und das Versprechen, für wenig Geld viel Land kaufen zu können.“ Das mit dem vielen Land leuchtet schon ein aber das auch erst einmal urbar zu machen… Ich stell mir das damalige Leben und die Umwelt wahnsinnig hart vor. Zu gern hätte ich noch den Geschichten seiner Eltern gelauscht.
Nach einem guten Frühstück war es wieder Zeit aufzubrechen. Die Berge mit ihren schneebedeckten Gipfeln waren im Hintergrund gut zu sehen. Über Hope führte mich mein Weg nach Princeton, wo ich heute eingetroffen bin. Meine Füße sind in erstaunlich guter Verfassung. Nicht blasenfrei aber ich hätte es mir schlimmer vorgestellt. Was ich auf jeden Fall merke ist, dass ich nicht mehr so wirklich fit bin und mir Steigungen noch recht zusetzen. Aber in ein paar Wochen sieht das bestimmt schon wieder ganz anders aus.
Zwischen Hope und Princeton liegt nicht viel auf dem Weg und es war ratsam, mich für ein paar Tage mit Proviant zu versorgen. Es war der sechste Tag angebrochen und ich war noch nicht einmal 10 Minuten unterwegs, als plötzlich ein Auto neben mir voll auf die Bremsen ging und die Fahrerin rief, ich solle vorsichtig sein. Hinter der nächsten Kurve sei ein Bär. Sogleich war mein Abwehrspray vorgeholt und da hielt auch schon das nächste Wagen und ich wurde wieder gewarnt. Ich wechselte die Straßenseite und glücklicherweise war da auch noch eine Haltebucht. So konnte ich möglichst großen Abstand halten. Der Bär und ich uns immer im Blick behaltend habe ich auf ihn eingeredet. Er solle doch bitte auf seiner Seite bleiben und ich gehe einfach meinen Weg weiter. Einerseits hatte ich mich sehr gefreut einen Bären zu sehen, andererseits ging mir auch ganz schön die Muffe, war es doch die erste Begegnung dieser Art. Dann hielt noch einmal ein Wagen und eine Frau erklärte mir, dass man einen glücklichen Tag haben werde, wenn man einen Bären sieht. Na dann. Ich lass mich überraschen.
Kurz vor dem Bergpass sah ich Autos halten und wie Leute ausstiegen. Aha, wieder ein Bär also. Das muss ein wirklich guter Tag werden. Was das mit dem Glück anging, so war ich auf dem Pass dann doch recht skeptisch, kam doch ein kleiner Schauer Eisregen auf mich nieder. Überall lag noch Schnee und ich in meinen kurzen Hosen… Aber der Tag war noch nicht vorbei und ich erreichte gegen 15 Uhr Manning Park, ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen aus der Umgebung. Nach dem ganzen Dosenfutter die Tage zuvor war es Zeit für eine gute Mahlzeit. Im Restaurant sprachen mich natürlich die Leute an, da sie mich die Tage entlang des Highways haben gehen sehen und ich erzählte ihnen von meiner Reise. Wieder waren alle sichtlich begeistert. Nach ein paar Minuten kam einer namens Micha zurück und fragte, ob ich schon bestellt habe? Ich antwortete „Ja.“ und so sagte er gleich darauf, dass er dich Rechnung für mich übernehmen werde. WOW… Ich war sichtlich gerührt und hatte feuchte Augen. Solche Gesten sind immer so überwältigend. Die Freude war einfach nur riesig. Das mit dem glücklichen Tag, wenn man einen Bären sieht scheint wohl wahr zu sein. Und da ich zwei Bären gesehen hatte, wurde mir der Tag noch mit einem Regenbogen in den Bäumen und einem schönen Campingplatz vollendet.
Auf dem Campingplatz traf ich auf Agnieszka. Wir waren uns schon den Tag zuvor auf der Straße begegnet. Wir teilten und einen Platz denn es war genug Platz für zwei Zelte. Sie ist mit dem Rad von der West- zur Ostküste unterwegs. Ihr könnt ihr auf www.whelsonabike.com folgen, ebenso auf Instagram WheelsonaBike. Ebenso könnt ihr auch den Vieren Barry und Michelle sowie Pam und Jeff unter n2l_xcanada auf Instagram folgen. Auch diese haben die Abenteuerreise von Küste zu Küste auf sich genommen. Großer Respekt euch allen!!!

Elaine

Ein kleiner Beitrag, den ich einer wunderbaren Frau widmen möchte. Ich machte Rast am Hope Slide Lookout und gönnte mir einen kleinen Snack. Eine Dame kam zu mir rüber, völlig interessiert, was das für ein Gefährt ist, was da so steht. Und wie immer fasste ich meine bisherige Reise in paar Sätzen zusammen.

Sie war super neugierig aber nach meinem Empfinden auch etwas zurückhaltend. Irgendwann sagte sie aber, wenn ich durch Penticton laufe, dass ich auch bei ihr übernachten könne. Das Angebot nahm ich sehr gern an. Wir tauschten unsere Kontaktdaten und ich versprach, mich etwa zwei Tage vor Ankunft noch einmal zu melden. So hatte ich sie dann wieder am Telefon und so richtig überzeugt von ihrer eigenen Einladung war sie nicht. Ob ich denn wirklich ein seriöser Kerl sei? So musste ich ihr erklären, dass ich nicht 24.000 Kilometer durch die Welt Laufe um Leute zu bestehlen oder irgendwelche krummen Dinger zu drehen. Soweit habe sich auch noch kein Gastgeber über mich beschwert und verhaftet wurde ich auch noch nicht. So hielt sie an ihrer Entscheidung, mich zu beherbergen fest.

Am 27. Mai traf ich bei Ihr ein. Elaine bezieht ein kleines aber sehr hübsches Zweizimmerapartment und sie erklärte mir, dass sie für gewöhnlich nie Schlafgäste habe. Und dann noch ein wildfremder Mann. Es war wohl völlig ungewohnt für sie und sie war wohl auch von sich selber völlig überrascht. Später fragte ich sie einmal, warum sie mich denn bei aller Vorsicht und Zurückhaltung eingeladen habe? Sie meinte, es sei einfach mein Blick, mein ruhiger Ausdruck und meine Stimme an dem Tag gewesen, an dem wir uns trafen. Etwas, dass ihr sagte, dass der Typ in Ordnung sei.

Ich blieb zwei Nächte bei ihr. Wir nutzten die Zeit um über Gott und die Welt zu reden. Alles was uns bewegt und im Leben beschäftigt. Von Familie und Freunden, über die Liebe und Religion bis zur Kunst. Und natürlich war sie neugierig, was ein Weltenbummler alles so im Gepäck hat. So hatte ich meinen Karren einmal völlig leergeräumt und ihr gezeigt, was ich so alles hinter mir herziehe. Jedes einzelne Teil! Und Bilder wollte sie natürlich sehen und die vielen Geschichten dahinter hören. Diesen Gefallen tat ich ihr gern.

Es tat so gut, einen Tag pausieren und diesen in ihrer Gesellschaft verbringen zu können.

Elaine… Thanks for everything!

Auf Nebenstraßen

Auf meinem Weg durch Kanada werde ich die meiste Zeit dem Highway 3, bzw. dem Nebenhighway 3A folgen. Dieser verläuft in etwa parallel zur US-Grenze und ist hier in den ländlichen Gegenden nicht allzu stark befahren.

Der 23. May war mit dem Victoria-Day ein offizieller Feiertag und bescherte den Kanadiern ein verlängertes Wochenende. Scheinbar halb Britisch Kolumbien war an diesen Tag auf dem Heimweg und auf dem Highway kam ein Auto hinter dem anderen. Die ganze Zeit auf den Verkehr achtgeben zu müssen ist super anstrengend und der andauernde Lärm ist irgendwann unerträglich. So musste ich mi die letzten zwei Stunden von Princeton echt laute Musik auf die Ohren legen um das alles irgendwie zu übertönen.

An diesem Tag gab es leider keine Ausweichroute für mich. Ansonsten versuche ich immer kleine Nebenstraßen zu laufen. Das ist nicht nur viel sicherer, oft ist es auch einfach die landschaftlich attraktivere Strecke.

Zwischen Keremeos und Penticton, hinter dem Yellow Lake, entschied ich mich dann einfach mal rechts abzubiegen. Am Golfplatz vorbei und hinter einer Siedlung öffnete sich dann ein weiter Blick ins Tal hinab. Hier, auf der White Lake Road, konnte ich dann die wichtigen Momente für mich finden. Momente, die diesen Trip für mich so einprägsam machen. Einfach nur Ruhe, Wind der durch das Gras und die Bäume weht und der Duft von den Blumen auf den Weiden. Dieser Ort war einfach nur so friedlich und dann bleibt man einfach mal stehen und geht tief in sich, saugt alles auf. Das ist einfach so wichtig.

Auch nach Verlassen von Penticton nutze ich die Möglichkeit und wanderte entlang der Obst- und Weingärten bei Oliver und Osoyoos, weit weg von der Hauptstraße. Wein ist hier ein großes Geschäft geworden. Eigentlich mehr so eine Touristenattraktion. Hier kann man sich ein Wochenende lang rumkutschen lassen und an mehreren Verkostungen teilnehmen. Das muss sich erst alles so in den letzte zehn oder fünfzehn Jahren etabliert haben. Die Landeigner haben einfach nur entdeckt, dass man damit viel mehr Geld machen kann. Was früher der Obstgarten Kanadas war, mit all seinen Kirsch-, Apfel- oder Pfirsichplantagen ist jetzt voll mit Rebstöcken.

Von Osoyoos aus erstreckte sich ein weiter Anstieg. Ich glaube um die sechs Stunden bis zum Pass gebraucht zu haben. Ein paar Leute hatten mich aus ihrem Auto heraus angefeuert. Ein Blick zurück von einem Aussichtspunkt war grandios. Das südliche Drittel des Sees war schon der US-Bundesstaat Washington. So nah. Bis ich die Grenze in die USA überschreite, wird es aber noch ein paar Wochen dauern. Erst einmal werden die Rocky Mountains überquert bevor ich nach Montana einmarschiere.

Christina Lake – Castlegar

Am südlichen Ende des Christina Lake fand ich einen super Campingplatz und da die Wettervorhersage viel Regen versprach, bot es sich an, auf dem Christina Pine Campground zwei Nächte zu verbringen. Die hatten ein klasse Angebot für Radfahrer und eben auch Wanderer. Halber Preis, umgerechnet ungefähr 10,50 Euro für einen Platz, den man sich eben mit den Artgenossen teilt, Dusche, W-LAN und beheiztem Pool. Da konnte man echt nicht Nein sagen.

Hier traf ich auf Nathan, einem jungen Burschen aus Vancouver, der gerade seine Reise um die Welt auf seinem Fahrrad gestartet hatte. Wir waren uns schon die Tage zuvor in Greenwood begegnet, konnten uns aber nur zuwinken da ich auf der Hauptstraße stand und er auf dem Trans Canadian Trail unterwegs war und zirka 30 Meter weiter weg auf einer Brücke stand und beide Wege führten nicht unmittelbar zusammen.

Hier auf dem Campingplatz war dann natürlich viel Informationsaustausch angesagt. Er wollte wissen, welche Ecken der Welt ich bereist habe und ich wollte natürlich auch alles über seine Pläne wissen. Zu allererst möchte er durch Kanada von Vancouver Island bis nach Neufundland fahren bevor es dann irgendwann in den europäischen Mittelmeerraum geht und dann schaut er eben weiter. Ich bin jedenfalls immer begeistert gleichgesinnte auf meinem Weg zu treffen. Am Morgen danach konnte ich ihm nur noch mit einer festen Umarmung eine gute Reise wünschen. Möge er ebenso viele gute Erfahrungen machen wie ich sie machen konnte.

Ein paar Tage später schickte er mir ein Bild vom Weg zum Gray Creek Pass, eine Routenoption nach Kimberley, die auch mir vorschwebte. Der Weg war immer noch völlig zugeschneit und für Ihn gab es irgendwann kein Weiterkommen mehr so dass er wieder umkehren musste. Wäre wohl auch für mich kein Vergnügen gewesen und auch ohne Schnee hätte mich der Anstieg viel gekostet.

Am Abend traf ich dann auf Lorne der ebenfalls so neugierig war, dass er mich zum Feuer mit seiner Frau Deanne und den drei Chihuahuas vor seinem Campingwagen einlud. Bei ein paar Bier erzählte er mir über die Lebensweise der Duchoborzen, einer orthodoxen Religionsgemeinschaft mit ihren russischen Wurzeln und die friedliche Lebenseinstellung jener Gemeinschaft. Später machte er mir dann das Angebot, bei Ihm zuhause übernachten zu können. Er habe eh zum Wochenstart ein paar Dinge zu erledigen. War nur die Frage, bis wann ich es nach Castlegar machen würde. Es gab den 1535 Meter hohen Paulson-Pass zu überwinden und der hatte es in sich. Nicht, dass der Anstieg wirklich steil war. Er streckte sich halt einfach nur den ganzen Tag. Über neun Stunden brauchte ich bis da hoch und ich war fix und fertig. Ein Regenbogen stand am Himmel und ein guter Platz zum Zeltaufschlagen, so 200 Meter vor dem Pass, tat sich auf. Ein göttliches Zeichen, den Tag hier ausklingen zu lassen. Die Nacht versprach in dieser Höhe kalt zu werden. Also schnell Abendgegessen, meine Lebensmittel über ein hohes Straßenschild gehangen, Körperhygiene betrieben und dann rein in die lange Unterwäsche und in den Schlafsack.

Nun ging es den ganzen Tag bergab und diesmal brannte die Sonne ordentlich. Der Old Glory Mountain schob sich immer wieder in Szene. Ein wunderschöner Anblick. Nach 38 Kilometern erreichte ich dann den Stadtrand von Castlegar und Lorne holte mich ab. Wir luden meinen Karren auf seinem Pick Up Truck mit dem Versprechen, dass er mich am nächsten Morgen hier wieder absetzen werde. Zuerst besorgte er ein paar Sixpack Bier bevor wir seinen Eltern und Brüdern einen kleinen Besuch abstatteten. Es ging in ein kleines Nebental, wunderschön gelegen. Wir waren alle ein wenig angetrunken aber wir hatten einiges zu erzählen. Alle hatten so eine liebenswerte Art an sich, dass es schon sehr schade war wieder Auf Wiedersehen sagen zu müssen. Für mich war das ein kleines aber ganz besonders Stück Kanada.

Obst, Gebäck, Wasser, Kaffee oder Bier…

Ohhh, es gibt so viele Geschichten zu erzählen gibt. Viel mehr, als ich hier schreiben kann. Kanada hat mir bis jetzt eine wunderbare Zeit beschert. Die Leute sind mega begeistert, heißen mich immer herzlich willkommen, feiern mich auf der Straße. So viele kleine Zufallsbegegnungen und zuvorkommenden Gesten.

Ob es etwas Obst, Gebäck, Wasser, Kaffee oder Bier, welches mir mit auf den Weg gegeben wird oder einfach eine Einladung auf dem Campingplatz zum Abendessen rüber zu kommen oder auf ein Glas Wein… Mich einfach nur auf dem Rasen hinterm Haus zelten zu lassen und eine heiße Dusche oder Wäschewaschen angeboten zu bekommen. Das ist mir alles so viel wert.

Vielen Dank an John und Kathleen, Mike with the Bike J, Brian, die Su Casa – Familie, Familie Schmalz, Lisa und Byron samt Eltern, Marilyn und die vielen anderen mehr. Ihr Leute seid einfach immer nur das Highlight des Tages.

Wynndel

Die Fahrt mit der Fähre von Balfour nach Kootenay Bay bot nach dem vorherigen Regentag eine wundervolle Szenerie. Immer noch liegt der Schnee auf den Berggipfeln. Zum Nachmittag traf ich dann auf Wiebke sowie Anika zusammen mit Denis. Wir entschieden uns, die Nacht zusammen irgendwo versteckt im Wald zu campen. Sie würden so maximal 12 Kilometer vorrausfahren und Wiebkes Mückenspray am Straßenrand sei der Hinweis für mich, an der Stelle Halt zu machen. So hatten wir ein gemütliches Camp zusammen. Na ja, mein Zelt war echt über Stock und Stein aufgestellt und es war wohl die schlechteste Nacht seit langem die ich hatte. Am Abend hatte ich noch ein kaltes Bad im Kootenay Lake genommen. So im letzten Licht des Tages verbreiteten die Berge und der See eine sehr mystische Stimmung.

Es war auch an der Zeit mal etwas zurückzugeben. Anika hatte eine ähnliche Sony-Kamera wie ich und als wir darüber sprachen, zeigte sie mir den Steinschlag in der Mitte des Objektivs. Sie meinte, man könne noch Bilder damit machen aber jegliches Gegenlicht mache die Bilder dann doch wertlos. Ich hatte auch mal mein Objektiv fallen lassen und der Fokusring war danach schwergängig und ungenau. Darauf kann man aber mit Autofokus verzichten. Die Bildqualität war nicht eingeschränkt. So war es mein Ersatzobjektiv, da ich mir das gleiche noch einmal gebraucht gekauft hatte. Da ich mir sicher war, es doch nie wieder zu verwenden und es nur sinnfrei mit mir rumschleppen würde, habe ich es ihr dann einfach überlassen. Ich hoffe du hast Freude damit Anika!? Ach ja. Tomatensauce aus der Dose habt ihr auch bekommen. Ich dachte das war Pasta in Tomatensauce, so wie es das Bild versprach. Nun ja, den Abend hab ich dann halt nur Tomatensauce mit Brot gegessen.

Nathan (siehe Beitrag zuvor) hatte mir dann noch ein paar Tage zuvor die Kontaktdaten von seinen Gastgebern Cynthia und Fritz in Wynndel gesendet. Diesen hatte er bei seinem Stopp von mir erzählt und sie würden sich ebenso freuen, mich für ein paar Nächte beherbergen zu können. Und nun sitze ich in deren Haus, hatte zwei volle Tage die Beine hochmachen können und bin überglücklich nicht im Regen habe wandern zu müssen. Die beiden sind wundervolle Gastgeber und Fritz ist gelernter Koch. Also seit sicher, dass ich ausgezeichnet versorgt bin.

Beide sind 2006 mit ihren damals 10 und 12 Jahre alten Söhnen quer durch ganz Kanada von West nach Ost auf dem Fahrrad gereist. Was für eine grandiose Geschichte und was sie mir von ihren Abenteuern alles erzählen konnten. WOW!!! Und sie erzählen von all den glücklichen Begegnungen auf ihrem Weg genauso wie ich sie erlebe. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, von ihrem erfahrenen Glück anderen wieder etwas zurückzugeben. Das ist einfach nur wundervoll.

Cynthia hatte ein paar Dinge in der Stadt zu erledigen und setzte mich an der Schwimmhalle ab. Hier konnte ich ein paar Bahnen ziehen und ganz gemütlich im heißen Pool entspannen. Einfach genial. Auch so haben sie mich ein wenig in der Gegend herumchauffiert damit ich von allem einen besseren Eindruck bekomme. Eine gute Gelegenheit noch ein paar Bilder machen zu können.

Ach wie soll ich diesen Stopp hier einfach nur beschreiben. Alles ist wirklich perfekt und mir mangelt es an nichts. Ich bin einfach nur überglücklich und zutiefst dankbar für das alles hier.

Offene Weite

Vor drei Tagen habe ich nun den letzten großen Pass in Kanada genommen. Bei bestem Wetter ging es mit reichlich Rückenwind und Schiebesonne geschmeidig ohne nennenswerte Steigung zum Crowsnest Pass hinauf. Es bedeutet so langsam den Abschied von den Rocky Mountains – vorerst.
Vor mir liegen die offenen Great Plains Albertas. Weites Grasland bis zum Horizont… Prärie… auf rund 1200 Metern Höhe. Wie sehr habe ich mich nach diesem Anblick gesehnt. 🥺 Die Rocky Mountains sind fantastisch anzusehen aber mein Herz schlägt für diese offene Weite. Hier kann ich mich verlieren. In den folgenden Bildern könnte ihr den Übergang bestimmt gut nachvollziehen.

So langsam ist es der Zeit Richtung Süden einzuschlagen. Rechter Hand ragt die letzte Bergkette wie ein riesiger Wall hervor. Eine Grenze zwischen zwei Welten. Meine letzten Tage in Kanada sind dann auch gezählt. Der Checkpoint zu Montana ist nicht mehr weit.

Nach langer Zeit ist heute Nacht mal wieder ein Trampolin mein Bett. Bequemer geht es wirklich nicht. Die Nacht verspricht trocken und klar zu werden. In den Sternenhimmel zu starren… Was kann es schöneres geben?