Über kleine Nebenstraßen

Ich bin in einem kleinen Ort namens Mrkvojedy. Ich glaube das heißt übersetzt soviel wie „Die Möhrenfresser“. Eigentlich ist es ein kleines Kaff. Keine 15 Häuser und die wenigsten sind ständig bewohnt. Hier habe ich einen CS-Kontakt. Pavel, Miriam und Familie sind so ein kleinen wenig öko und da laufen die Uhren eben etwas anders. Es ist sehr ruhig hier und ich fühle mich gut aufgehoben. Im Garten kann ich mich an den Kirschen und Johannisbeeren bedienen. Ein kleines Paradies. Mit dem Sohn der Familie bin ich gut dran. Wie spielen Karten oder auch Volleyball. Gelegentlich übt er auf deiner Violine. Gut – er muss noch viel üben.

Sonst zog es mich die Tage eben die Nebenstraßen entlang über kleine Dörfer und Städtchen. Dabei treffe ich immer wieder auf Leute, die mir einen Platz im Garten oder sogar im Gästezimmer anbieten. Auch in einem Fitnessraum einer Schule konnte ich Lager aufschlagen. Also ich sage euch, es geht seinen Lauf.

Ach ja, auf meiner „Zu-machen-bevor-ich-sterbe-Liste“ kann ich den Marathon nun auch endlich abhaken. Zwischen List’any und dem Campingplatz in Veltrusy lagen 44km. Mit Wanderstiefeln und dem Karren hinten ran habe ich rekordverdächtige 10 Stunden gebraucht. Ein bewölkter Himmel und wenige Steigungen haben es mir auch leichter gemacht aber so schnell brauch ich das nicht nochmal.

 

In Tschechien angekommen

Nach einem guten Frühstück ging es auf in Richtung Tschechien. Der Weg ging langsam bergauf. Alles gut zu laufen und kaum eine Herausforderung wert. Hinter Horni Blatna ging es auch schon wieder bergab und nun stecke ich in Hroznetin. Hier heute eine Bleibe zu finden, das war die Herausforderung. Ich habe an vielen Häusern geklingelt und alle winkten ab. Die Sprachbarriere hat es mir da nicht einfacher gemacht. Da wollte man mich auf Zeltplätze in weiter Ferne oder Pensionen verweisen. Das traf nicht gerade meine Erwartungen. Dann traf ich auf der Straße auf Petr. Er sprach ein sehr vernünftiges Deutsch und ich erklärte ihm, dass ich nur ein Stück Wiese in einem Garten suche. Er überlegte, telefoniert und führte mich zu einem Fußballplatz mit Kneipe und Kabinen. Kurz mit dem Wirt alles klargemacht und schon konnte ich mein Zelt neben dem Spielfeld aufbauen. Arnd hatte mir heute Morgen noch zehn Euro in die Hand gedrückt und davon sollte ich mir zu Essen kaufen. Das hab ich nun auch gleich noch in der Kneipe gemacht. Es läuft Fußball und die alten Herren quatschen und lachen herzhaft. Und ich verstehe kein Wort. Da wurde ich auch gleich noch auf ein Schnäpschen eingeladen. Die Kerle sind auf jeden Fall gut drauf.
So und jetzt noch fix unter die Dusche.

Kurz vor Tschechien

Der Tag war richtig hart. So viel Regen kann einen schon etwas die Tour schwer machen und wenn dann noch steile Anstiege hinzukommen … oh mannnn. Ich war wirklich geschafft. In Erlabrunn angekommen lief ich durch den Ort und hatte nach ein paar Versuchen Glück. Ich stieß auf Arnd, der gerade mit Rasenmähen beschäftigt war. Kurz gefragt – er wollte es erst nicht so richtig glauben – meinte er, dass das Wetter die Nacht so bescheiden werden würde, dass ich doch das Gästezimmer bekommen könnte. Also wieder ein Volltreffer. Er, seine Frau Kathrin, Sohn Kurt sowie Hund Imo haben mich sehr herzlich aufgenommen und wieder verköstigt und ich bin so dankbar.

 

Michael Knieß / GERMANY

Hi Rico, beste Grüße aus Heinrichsort. Wegen Dir bin ich jetzt auch bei Facebook… Wir werdenv- wie die ständig zunehmende Fangemeindev- deinen Weg mitverfolgen. Sei gegrüßt und halt die Ohren steif!

Silvia & Micha

Durch die Heimat

Als erstes habe ich heute meinen Wagen ausbalanciert. Jetzt gibt er nur ganz wenig Druck nach vorn und liegt richtig gut. Sogar meine selbst gebaute Stütze kann jetzt ihre Arbeit wunderbar verrichten ohne dass der Wagen wegkippt.
Dann habe ich noch von meiner Oma verabschiedet. Diese Frau hat mich quasi großgezogen und ich verdanke ihr sehr viel. Es war entsprechend emotional, denn sie hat die Sorge, mich nie mehr wiederzusehen. Nicht ganz unberechtigt. Immerhin ist sie schon 86 Jahre alt. 🙁
Drei Gewitter und starker Regen nötigten mich zu Zwangspausen. Einmal musste ich mich unter eine kleine Brücke flüchten. Mein alter Kumpel Steve überraschte mich in Crossen und wir entflohen dem zweiten Gewitter in ein Wirtshaus zur Teezeit. Später in Salsitz überraschte er mich nochmals mit seiner Freundin und hatte mir Brötchen und Bifi-Wurst. TOP! Ansonsten hab ich in meinem Heimatort hier und da mal noch geklingelt und mich von Onkel, Cousine und vielen Freunden bei mir aus der Straße verabschiedet. Manche waren schon ganz schön baff als sie meinen Wagen sahen und ich von meinem Vorhaben erzählte.
Nun sitze ich bei meinem Vater und Ines (Lebensgefährtin) auch der Couch und ruhe meine Füße aus. Das ist bitternötig!!! 😀

 

Nachdem ich die dritte Nacht noch in Pflichtendorf (Meuselwitz) bei meinen Kollegen Alex und Katja verbringen konnte, musste ich mir für die folgenden zwei Etappen eine Schlafgelegenheit suchen. Tag 4 führte mich nach Runsdorf (Gemeinde Nobitz). Gleich mal in die erste Querstraße abgebogen und geschaut, wo es ein nettes Plätzchen geben könnte traf ich Micha in seiner Tischlerei. „Mein Name ist Rico und ich bin ein Weltenbummler. Hätten Sie ein Stück Rasen für mich auf dem ich mein Zelt aufstellen könnte?“ Kurz verwundert schaute er seinen Gesellen an und wies mir ohne weiteres einen Fleck zu. Ich solle erstmal mein Zelt aufstellen, eine Dusche habe er auch für mich und was Warmes zum Abendessen würde sich finden. Wow! Gleich ein Volltreffer beim ersten Gesuch. Seine Tochter und ihr Freund schauten noch vorbei und wir unterhielten uns gemütlich. Mein Vorhaben sorge bei ihnen für Inspiration und in Ihren Augen sah ich Begeisterung.
Trotz dicker, wunder Füße kam ich auch am 5. Tag gut voran. So nach 100 Metern hatte ich mich immer wieder gut eingelaufen und es schmerzte kaum. Abends erreichte ich Heinrichsort bei Lichtenstein. Ich erntete schon ein paar misstrauische Blicke, als ich durch die Straßen zog. Hier geklingelt, da geklingelt, hier und da am Zaun gefragt. Niemand wollte oder konnte so richtig. Einmal kam es mir auch so richtig dumm-abwertend-gleichgültig-egoistisch rüber. Dafür gibt es wohl kein Wort. Dann traf ich jedoch auf Micha(2), der mich schon auf dem Rückweg von seiner Arbeit auf der Straße gesehen hatte. Ohne Großes Zögern winkte er mich zu seiner Einfahrt rüber. Seine Frau Sibille kam auch gleich um die Ecke. Sie waren sehr von meinem Vorhaben angetan und nahmen mich sehr, sehr herzlich auf. Das renovierte Badezimmer im Keller durfte ich einweihen und habe dabei fast für eine Havarie gesorgt, da der Abfluss der Dusche nicht richtig funzte. Meine Wäsche wurde auch gleich noch in die Waschmaschine gesteckt und der Tisch wurde wie auch am Vortag reichlich gedeckt. Besser konnte ich es wirklich nicht treffen. So ging es dann auch noch auf einen hopfenhaltigen Schlummertrunk aufs Sofa und da die Beiden wieder früh rausmussten, gaben sie mir noch kurzer Hand ihren Haustürschlüssel damit ich mich versorgen konnte. Das ist wirkliches Vertrauen gewesen.
Vielen Dank also an Micha, Micha(2) und seine Frau Sibille!

Samstag geht es weiter. Solange lege ich hier in Schneeberg bei meiner Schwester mal die Füße hoch. Meinem rechten Fuß geht es ganz gut. Da ich am linken aber die großen Blasen hatte und ihn so natürlich auch anders belastet habe, machen die Sehnen und Bänder etwas zu schaffen. Er ist etwas geschwollen aber ich pflege und schone ihn jetzt etwas.

 

 

Auf geht’s

12.06.2015
Der erste Tag war ganz schön heftig. Von Winzerla über das Stadtzentrum bis Bad Köstritz sind es ganze 39km. Das hätte ich mir vielleicht auf zwei Tage aufteilen können. Ich habe einen klitzekleinen Sonnenbrand bekommen und die ersten Blasen prägten auch schon meine Füße. In Bad Klosterlausnitz besuchten mich auch noch zwei alten Studienkollegen und gute Freunde mit Kind. Diesen sind extra aus Erfurt angereist um mich nochmal zu sehen genau wie Marcus und Dietmar. Hab ich mich echt gefreut. Danke an die Truppe, die mich ein Stück stadtauswärts begleitet hat und vielen Dank an meine Cousine Anke und Familie, die mich so herzlich bei sich aufgenommen und verköstigt hat.