Wagen – Karren – Kiste
Der Wagen, den ich hinter mir herziehe, ist sicherlich das auffälligste Merkmal auf meiner Reise. Er ist ein richtiger Eyecatcher. Zu Beginn war es eine Dach-Box welche man auf Autos montieren kann. 400 Liter Fassungsvermögen und allein schon 12 kg schwer. Ein riesen Teil. Macht es so nicht nach. Es geht auch kleiner und smarter aber ich musste eben erst lernen mich zu reduzieren und wirklich nur die wichtigsten Sachen dabei zu haben. Im Bandar Abbas (Iran) war eh die Frage, wie ich das riesen Teil nach Indien transportiert bekomme. Am Ende wäre es wegen Größe und Gewicht Cargo gewesen und damit zu teuer. Spätestens da hatte ich kaum eine andere Wahl als mich zu verkleinern. Der Karren war zu Anfang 140cm breit. Ein ziemlicher Hintern also mit dem man durch die eine oder andere Lücke nicht durchpasst und den Autos bietet es natürlich mehr Angriffsfläche. Da ist die Lösung mit dem Koffer jetzt die wesentlich schmalere, leichtere und sicherere Variante. Der Koffer lässt sich, wenn es darauf ankommt, auch wesentlich leichter transportieren, z.B. in einem Flugzeug.
Der Rahmen besteht aus 30mm Aluminium-Nutprofilen. Diese lassen sich mit einer kleinen Metallsäge einfach auf die gewünschte Länge kürzen. Mittels Nutsteinen, Schrauben und Winkeln, lassen diese sich dann ganz einfach verschrauben und es ist wirklich sehr stabil. All das Zubehör ist recht günstig z.B. bei Ebay aufzutreiben.
Die Deichsel besteht mittlerweile aus zwei Aluminium-Quadratrohren, 20mm Kantenlänge und mit 3mm Wandstärke. Die Wandstärke sollte keinesfalls dünner sein, da der Wagen beim Gehen immer etwas auf und ab wippt. Aus Erfahrung weiß ich, dass das irgendwann bricht. Auch die Deichsel lässt sich an den Nutprofilen leicht verschrauben. Am oberen Ende sind Ösen verschraubt, in die ich mittels Karabiner meinen Gurt einhänge.
Etwas aufwändiger waren die Winkel für die Deichsel. Anfangs waren die aus 3mm GFK gefräst. Hintergedanke war es, eine Sollbruchstelle zu haben, wenn mal ein Auto gegen meinen Karren rast und ich nicht mitgerissen werde. Es hatte tatsächlich seinen Zweck erfüllt. Nun aber sind auch die Winkel aus 3mm Aluminium. Diese aus GFK waren doch zu weich und kleinste Risse wurden mit der Zeit immer größer bis sie brachen. Irgendwann gingen halt die Ersatzteile aus.
Die Felgen bestehen ebenfalls aus Aluminium, 24 Zoll. Einfach weil es leichter ist und Stahl spätestens in schwülen, tropischen Gefilden ratz patz rosten und weggammeln würde. Die Bereifung sind SCHWALBE Marathon Plus. Sie werden als „unplattbar“ angepriesen aber ist eben nur Werbung. Ich hatte bestimmt schon 15 platte Reifen aber trotzdem bin ich zufrieden. Man muss sich nämlich fragen, wie viele Platten man mehr mit anderen Reifen hätte. Vielleicht läge ich dann schon bei 40 oder so. Das größte Gift für so einen Reifen, so stelle ich immer wieder fest, ist Draht. Wenn z.B. ein Lkw im Iran oder Indien einen Reifen wechselt, dann lassen sie den alten am Straßenrand liegen und zünden ihn oft noch an. Wer den Aufbau eines Reifens kennt, der weiß, dass da ein Drahtgeflecht diesen verstärkt. Kleine Fasern, hoch fest und stabil. Diese drücken sich dann durch den Mantel. Das war bei mir immer und zu einhundert Prozent die Ursache für einen Platten. Ein kleines Stück Draht im Mantel. Nehmt euch daher eine kleine Zange mit um diesen zu entfernen.
Das Solarpanel ist ganz besonders praktisch. Unterwegs kann ich meine Akkus für Telefon, Kamera oder auch mp3-Player bequem und unabhängig von einer Netzsteckdose laden. Dazu musste aber auch etwas getüftelt werden. Das Panel liefert 20 Watt Leistung (völlig ausreichend und arbeitet auch bei mäßigen Lichtverhältnissen wie starker Bewölkung) bei 12 Volt Ausgangsspannung. Diese muss für USB-Geräte auf 5 Volt runtergeregelt werden. Als alter Freund des Flugmodellbaus verwende ich dazu einfach ein BEC. Am Ausgang des BECs lötet man dann die USB-Kabel mit gewünschten Stecker oder Buchse.
Bekommt ihr alles im Internet oder im nächsten Fachhandel zu kaufen. 🙂
Gesellschaft
Die letzten zwei Tage hatte ich Gesellschaft auf meinem Weg. Heike aus Minden schloss mit ihren Fahrrad auf und man kommt natürlich unweigerlich ins Gespräch. Tut gut mal wieder eine deutsche Stimme zu hören. Wenn ich die Einheimischen nicht manchmal auf Deutsch zulabern würde, vergäße ich wohl bald meine eigene Sprache.
Sie fragte mich, ob sie mich bis zum Abend begleiten könne und ob wir nicht zusammen unser Nachtlager aufstellen wollen. Super Idee! Ich war eh neugierig, was sie alles so zu berichten hatte. Immerhin treibt sie auch schon drei Jahre die Straßen entlang. Und sie war sicherlich auch neugierig auf meine Anekdoten.
Am Strand, unter ein paar Bäumen stellte jeder sein Zelt auf und wir machten ein Lagerfeuer. – Mein erstes überhaupt auf meiner Reise. Die Themen gingen uns nicht aus auch nicht am gestrigen Tag, als sie meinte, dass mein Reisetempo doch sehr entspannt sei und sie mir gern einen weiteren Tag beiwohnen wolle. Kein Ding! Wir hatten viel Spaß und Unterhaltung, besonders mit den Kids in den Dörfern. Kulinarisch hatten wir beide unsere erste Erfahrung mit Hühnerfüßen gemacht und diese bis auf die Knochen abgeknabbert. War recht ordentlich vom Geschmack aber so richtig satt wird man nicht davon.
Die letzte Nacht war dann noch etwas schlafraubend. Ein heftiger Sturm mit prasselndem Regen kam auf und hatte mächtig an unseren Zelten gezerrt. Der Boden war etwas sandig und so hatten die Zeltheringe nicht genug Halt im Boden und wurden an den Leinen rausgezogen, so dass der Fußbereich einfiel und dann sammelte sich da auch noch Wasser, weil da eine kleine Kuhle war. Mist! Der heutige Tag war nicht besser. Regen, Regen und noch viel mehr Regen. Für die kommenden Tage verspricht der Wetterbericht keine Besserung. Das Beste, was man also machen kann ist, sich in ein Hostel einzuquartieren, alle Klamotten zu reinigen, ein paar Dinge zu reparieren und natürlich den Blog zu schreiben.
Aber hier jetzt noch Bilder von und mit Heike. Und sie hat auch eine Blog: www.cyclingcharlotte.com
Reisklöse im Kessel
Dương Quốc Vương / VIETNAM
Rico On the Road 1A in Viet Nam
Song To The Siren
Wohl eines meiner größten Lieblingslieder überhaupt. Sicherlich habt ihr dieses Lied schon einmal irgendwo gehört. Zigmal wurde es schon neu interpretiert und erfunden. „Song To The Siren“ von Tim Buckley.
Weitere Interpretationen von Bryan Ferry, This Mortal Coil, John Frusciante, Paula Arundell
Hallo Vietnam
Die letzte Nacht in Laos hatte mich ein wenig beschäftigt. Was mir gleich der erste Nachmittag in Vietnam bringen sollte, war so auch nicht gedacht. Noch in den Bergen ging es weiter durch die Dörfer. Vor einem Haus war etwas im Gange. Eine Party? Ich wurde herangewunken und sollte mich setzten. Viele glasige Blicke schauten mich an und die ersten Köpfe lagen schon auf den Tischen. Ich guckte auf die Uhr. Es war kurz nach vier Uhr. Die Frauen kauten Betelnüsse. Mir wurde Schnaps angeboten aber ich lehnte ab. Es war ehr Zeit einen Schlafplatz zu finden und hier bei den Alkoholleichen wollte ich nicht bleiben. Aber es wurde darauf bestanden, dass ich trinke. „Ich mag aber nicht!“ Einer machte dann das Zeichen des Halsabschneidens. „Was? Bringen die mich jetzt um wenn ich nicht trinke?“ dachte ich mir. Aber nein. Ich musste feststellen, dass dies der Leichenschmaus seines verstorbenen Bruders war. Okay. In dem Fall sollte ich nicht ablehnen, nahm das Glas und vergoss erst einmal ein paar Tropfen. Das ist so Sitte in Fernost. Ein paar Tropfen für die Ahnen und Verstorbenen. Dieses symbolische Zeichen wurde mir auch hoch angerechnet. Phon, so sein Name, gab mir dann zu essen und lud mich darauf in sein Haus ein, wo ich die Nacht verbringen konnte. Irgendwie unangenehm war es mir schon aber er bestand darauf, dass ich mitkomme.
Sonst läuft es super gut. Die Leute sind überaus freundlich und hilfsbereit. Mache ich zum Beispiel eine kleine Rast im Dorf, werde ich meist ins Haus geholt und auf einen Tee eingeladen. Fast schon wie in der Türkei. Alle winken und lächeln. So macht das Laufen Freude.
Vietnam
Feuer
Es war die letzte Nacht in Laos. Am frühen Abend erreichte ich ein kleines Dorf. Es ging bergauf und was mir auffiel war, dass die Leute, die oben am Berg wohnen, weiter unten im Dorf sich mit Wasser versorgen und dieses raufkarren müssen. Kein leichtes Leben. Es war eines der letzten Häuser oben, wo ich meine Bleibe für die Nacht fand. Alles war friedlich bis es gegen Mitternacht laut auf der Straße wurde und meine Gastgeber nach dem Rechten sahen. Sie wurden ganz hektisch, riefen irgendetwas laut und zogen sich schnell etwas drüber. Jetzt musste ich auch schauen was los ist, öffnete die Tür und sah auf der gegenüberliegenden Seite der Straße ein Haus voll in Flammen stehen. Die Nachbarn improvisierten. Einer zog mich mit ran und wir schleppten ein leere Fass rüber, ein anderer brachte eine benzinbetriebene Wasserpumpe die ehr für den Gartenbereich gedacht ist. Eine Feuerwehr gibt es hier nicht. Dann hieß es Kanister schleppen und das Fass füllen als Reservoir für die Pumpe. Am Ende waren es aber nicht mehr als 300 Liter die wir zusammenbekamen. Ein Tropfen auf den heißen Stein und das hatte alles so lange gedauert, dass nicht mehr viel zu machen war. Ein Gebäude aus Holz und mit Strohdach… Da haben es die Flammen zu leicht.
Aber zum Glück wurde niemand verletzt. Der Wind stand auch so günstig, dass die Glut und Flammen nicht auf andere Gebäude übergriffen. Es war wohl auch „nur“ Lager- und Abstellraum. Vielleicht wurde auch noch etwas Vieh darin gehalten. Trotzdem ein großer Verlust für die Menschen, die schon wenig haben und dann so viel verlieren.
An dieser Stelle seht ihr noch die letzten Bildern aus Laos.