Vor vier Tagen machte ich in einer kleinen Stadt namens Waikari Rast. Irgendwann kam ein Polizist auf mich zu und fragte mich nach meiner Reise aus und wo meine Route durch Neuseeland entlang führe. Ich ging also mit dem Finger über die Karte und hatte sogleich ein paar Frage zu einem Abschnitt, der 115 Kilometer von Hanmer Springs nach St. Arnaud nur als Piste durch die Berge führt. Er rief seinen Kollegen, einen noch recht jungen Kerl, hinzu, dessen Revier es offenbar ist. Zu allem was ich wissen wollte bekam ich meine Antworten. Straßenzustand, Campingmöglichkeiten, Frequentierung u.s.w. Es ist halt eine recht einsame Gegend und es gibt kein Mobilnetz. Mit Hilfe im Notfall kann es unter Umständen also länger dauern. Am Ende war ich um vieles schlauer und wusste, dass ich diese Passage würde nehmen können. Als wir uns verabschiedeten, fiel ihm noch eine Sache ein. In Hanmer Springs, da wohne ein Mann, der einmal um die Welt geradelt sei. Er würde es bestimmt lieben, mich bei ihm aufzunehmen. Er gab mir seine Telefonnummer und ich solle ihn einfach anrufen. Grum (Graham), so sein Name.
Am gleichen Abend rief ich noch bei Grum durch, erzählte ihm wer ich bin und was ich mach, dass ich seine Nummer von einem Polizisten bekommen habe und… . Er machte mir kurz wenig Hoffnung, da das Haus voll sei aber ich solle am nächsten Abend nochmal durchrufen, wenn ich kurz vor der Stadt sei. Am Morgen darauf hatte ich aber schon eine Nachricht auf dem Telefon mit seiner Adresse. Er und seine Frau Juliet wollen mich unbedingt sehen. So hatte ich ein Ziel für diesen Tag und nach 37km stand ich dann auch vor seiner Tür.
Er bat mich herein, führte mich kurz herum und sagte, dass ich mich wie daheim fühlen solle. Natürlich redeten wir auch über Abenteuer und Erfahrungen. Komisch – Wir stellten fest, dass wir und 2015 irgendwo in der Türkei um ein paar hundert Kilometer verpasst hatten, während ich an der Schwarzmeerküste lief und er ein paar Bergketten weiter südlich in Richtung Westen an mir vorbeizog.
So teilten wir unsere vielen Erfahrungen und Berichte aus allerlei Ländern und zu vielen Stories hat einer von uns dann immer sagen können: „Ist mir auch so ergangen.“, „Hab ich auch so erlebt.“, „Kenn ich.“. Es ist schon wie ein wenig wie Seelenverwandtschaft. Das merkte ich gleich am ersten Abend, als er sagte, dass ich einfach ins Bett gehen solle und er es verstehe, wenn ich einfach nicht viel reden will. Er kenne es zu gut, wenn man am Ende des Tages einfach nur seine Ruhe haben will. Er machte einfach die gleichen Erfahrungen wie ich, auch wenn es um Gastfreundschaft geht und er freut sich von dem Guten, das ihm widerfahren ist, wieder etwas zurückgeben zu können. Er und seine Frau sind in dieser Hinsicht zwei super Charaktere.
Jetzt konnte ich endlich für zwei Tage die Füße hochlegen, kleine Wunden heilen lasen, ein paar Reparaturen durchführen und natürlich Energie tanken. Bei dem guten Essen ist das kein Problem. 😀 Die Energie werde ich auch brauchen. Morgen gilt es einen Bergpass zu überwinden und dann die 115 Kilometer Piste nach Saint Arnaud zu wandern. Eine grandiose Szenerie soll die nächsten drei bis vier Tage auf mich warten. Nur ein paar Autos werden an mir vorbeifahren. Kein Mobilfunknetz. Einfach nur raue, wilde Landschaft. Heute hab ich mich noch mit allem Nötigen im Supermarkt versorgt. Ich werde früh aufbrechen damit ich Lake Tennyson, den ersten Zeltplatz, bequem erreiche.
Wünscht mir Glück!
ps: Schaut noch hier vorbei 👉 https://www.facebook.com/Grum-Goes-Global-114539578732866/