Am Kansas River

Jetzt sitze ich am Kansas River und während das Wasser an mir verbeiströmt, lasse ich die letzten Tage noch einmal durch meinen Kopf gleiten.

Es waren keine einfachen Tage. Noch immer kann ich nicht richtig gehen und brauche eine Krücke. Aber die Menschen in den letzten Tagen waren einfach wieder außergewöhnlich.

 

Vor Cawker City hielt Brian und wollte mich ein Stück mitnehmen aber sein Auto war zu klein. Er meinte, dass ich doch sehr elendig aussehen würde und er mich bei sich zu Hause füttern werde. ‚I feed you!‘ hatte so auch noch niemand zu mir gesagt. Die letzten zwei, drei Meilen und zu seinem Haus hatte ich dann auch noch geschafft. 30 Kilometer auf Krücken schlaucht einfach aber ich hatte für die Nacht ein Dach über dem Kopf und er hatte mich wie versprochen gut gefüttert.

Für den nächsten Tag vermittelten mich Brian und seine Frau Ashley an ihren Kumpel Ernie in Beloit. Bevor mich endgültig aufgemacht hatte, musste ich aber noch unbedingt(!) ein Foto vom weltgrößten ‚Ball Of Twine‘, dem Ball aus Schnur machen. Ich bin halt im Land der Superlative.

Noch am Vormittag stieg an einer Tankstelle Dan aus dem Auto und war recht interessiert an dem was ich mache und wo mein Tag enden würde. Wie der Typ heiße, wo ich unterkomme? Und als ich Ernie Schulz sagte fing er an zu lachen und meinte, dass dies sein Bruder sei. Dann war er also der Typ, der das Motel manage was er bejahte. Einfach nur ein herrlicher Zufall und wir luden meinen Karren auf und er setzte mich direkt bei Ernie vor der Haustür ab.

Ernie war ein super lieber Typ und merkte immer wieder an, dass ich eine absolute Inspiration sei. Von sich sagte er, dass er einfach nur froh sei noch am Leben zu sein. Was Drogen angeht war er für lange Zeit auf die schiefe Bahn geraten aber habe seit Jahren sein Leben unter Kontrolle. Für mich war er mit seinen Bildern und Skulpturen nicht weniger Inspiration.

Und dann kam die Nachricht, wenn ich noch einen Tag bleiben wolle, dann könne mich Brian’s Bruder Jay mit nach Missouri nehmen. So weit wollte ich dann auch nicht aber bis Clay Center war mir das mehr als Recht. So hatte ich einen Ruhetag und den Abend verbrachten wir dann auch bei Jay und seiner Frau Becky. Ich spielte das erste Mal in meinem Leben Shuffle Board und abends ging es dann in den beheizten Whirlpool mit Blick in den Sternenhimmel. Im Hintergrund lief Musik und es ist immer wieder toll einen Moment mit einem Song verknüpfen zu können.

Am nächsten Vormittag hatte ich dann meine Mitfahrgelegenheit nach Clay Center, versorgte mich mit dem nötigsten und wanderte 11 km aus der Stadt als Amy mit ihrem Wagen hielt und fragte ob ich mit ihr fahren wolle. Ich antwortete, dass ich eher auf der Suche nach einem Schlafplatz sei. Einfach ein Stück Rasen für mein Zelt würde mir reichen. Sie überlegte kurz und nahm mich dann noch die drei Kilometer mit zu ihrem Haus. Ihr Ehemann Gary mähte noch schnell den Rasen bevor ich mein Zelt aufstellte. Beide hießen mich dann auch herzlich in ihren vier Wänden zum Abendessen willkommen. Auch die Dusche und Waschmaschine standen bereit für mich und mir wurde sogleich auch ein weiterer Ruhetag angeboten, was ich bei dem bequemen Sofa und Klimaanlage gern annahm.

Nachdem mich Gary heute nach Manhattan, KS fuhr, wir frühstückten und noch ein paar Besorgungen machten und er mich dann etwas außerhalb absetzte, da musste ich schon ganz schön schluchzen. Ich habe kaum das Wort Danke rausgesucht. So scheiße gerade der Trip im eigentlichen Sinne auch läuft, so sehr habe ich auch viel Unterstützung und selbstlose Hilfe erfahren, was mir wirklich sehr, sehr viel bedeutet.

Brian und Ashley, Ernie und Dan, Jay und Becky, Amy und Gary… Vielen lieben Dank an euch und eure Familien. Ihr seid wundervolle Menschen!

Und zum Schluss noch einen herzlichen Dank an Ian, der mich das kurze Stück zum Kansas River gefahren hat und mir dann auch noch einen sehr üppigen Lunchbeutel überreichte. Einfach nur genial!