Bern + Uli und Irene

Weiter ging es nun über Bern, der schweizer Hauptstadt. Da Bern sehr überschaubar ist, bot sich der Weg direkt durch die Stadt an. Ganz hübsch war’s. Viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen.

Richtig toll hingegen war mein Abend. Es war Zeit einen Platz für die Nacht zu suchen. Vor dem Ort Krauchthal sah ich einen Mann in seinem Garten arbeiten und ich stellte mich ihm vor. Dann fragte ich, ob ich mich auf dem kleinen gemähten Grünstreifen niederlassen könne? Er überlegte kurz hin und her und willigte ein. So wie ich die Ecke herum kam, bot er mir einen Platz direkt neben dem Haus an. Er stellte sich als Uli vor und seine Frau Irene kam auch gleich dazu.

Nachdem ich ein paar Worte zu meiner Reise verlor war Irene gleich etwas federführend und bot mir einen Kaffee an. Erst aber wollte ich aber mein Zelt aufstellen. Aus dem Kaffee wurde gleich ein gemeinsames Abendessen im Haus und beide waren begierig auf meine Reiseerfahrungen und auch sie gaben mir einen kleinen Einblick in ihr Leben. Und auch aus dem Tee heute Morgen wurde gleich ein kleines Frühstück.

Es ist wieder dieses große Glück, auf zwei Seelen zu treffen, die es so gut mit mir meinen. Habt vielen lieben Dank, Uli und Irene! 🤗

Der Klang der Glocken

Mein Weg führt weiter über die Dörfer. Es ist eine Szenerie wie aus dem Bilderbuch. Die Kühe weiden und wie so oft kommen sie vor lauter Neugier an den Zaun gerannt um mich und meinen Karren zu begutachten. Die Hunde bellen, wenn sie mich sehen und die Katzen schleichen über die Wiesen und stellen den Mäusen nach. Es hat so etwas friedliches, mit dem Klang der Kuhglocken einzuschlafen und morgens damit wieder aufzuwachen.

Nun bin ich auch in der deutschsprachigen Schweiz angekommen. Habe ich mich die letzten Tage noch mit meinen rudimentären Französischkenntnissen abgemüht, kann ich jetzt mit einem „Guten Morgen.“ oder „Guten Abend.“ grüßen und frei drauf los reden. Kein „Bonjour.“ mehr, sonder ein kleines „Hallo.“ ruft es aus den Mündern. Der Übergang war über ein paar Ortschaften fließend. In Courtepin gab es dann erstmals eine „Hauptstraße“ oder einen „Schulweg“. Und wieder sagt mir etwas, dass ich mein Ziel bald erreicht haben werde.

Genf

Ach wie schön… Ich konnte ein paar Tage ausspannen und wieder etwas Kraft tanken. Ganz in der Nähe von Genf, auf französischer Seite, wohnen Brigitte und Alex, die Eltern meines ehemaligen Rugby-Teamkollegen Daniel. Da Genf quasi auf dem Weg liegt, hatte er mir angeboten, einfach seine Eltern zu fragen, ob sie mich beherbergen würden und für beide schien das eine Selbstverständlichkeit zu sein.

So legte ich am 1. Mai 33 Kilometer zu ihrem Haus zurück. Dabei lag das Jura zu meiner linken und die Alpen zu meiner rechten Seite. Am Nachmittag schaute ich überlegend auf die Alpen: „Diese Pyramide kenn ich doch?!“ Es war das Matterhorn, welches heraus stach und gleich daneben erhob sich der Mont Blanc mit seinen 4805 Metern. Ein wundervoller Anblick.

Bei Brigitte und Alex angekommen, machte mir niemand die Tür auf – falsche Hausnummer. 😅 Als ich dann aber vor dem richtigen Haus stand, war der Empfang sehr sehr herzlich. Mit Brigitte habe ich auch viele tolle Gespräche über Gott und die Welt, ihrer Zeit in Namibia, Südafrika und nun eben Europa und das Familienleben. Und wenn sie im Haushalt mal schnell jemanden zum Anpacken braucht, dann bin ich zur Stelle.

Alex ist gesundheitlich angeschlagen und zieht sich meist zurück. Er hat es sich aber nicht nehmen lassen, mit mir ins Besucherzentrum von CERN zu fahren. CERN ist das europäischen Kernforschungszentrum und hier wird Grundlagenforschung vom feinsten mithilfe des des größten Teilchenbeschleunigers der Welt, dem LHC (Large Hadron Collider) betrieben. Der Ringtunnel mit 26,7 Kilometern (16.6 Miles) und die riesigen Detektoren machen es zur größten und wohl auch komplexesten Maschine der Welt. Das Besucherzentrum lockt mit kleinen Experimenten und Installationen und gibt dabei Einblick in die Forschungsarbeit über die kleinsten Elementarteilchen, die das gesamte Universum zusammenhalten.

Genf ist sehr international aufgestellt. Das liegt zum einem am CERN, an dem täglich über 10.000 Wissenschaftler und Ingenieure aus aller Welt arbeiten, zum anderen hat hier das Internationale Rote Kreuz seinen Hauptsitz und auch die Vereinten Nationen (UN) mit ihren zahlreichen Unterorganisationen wie UNHCR, WTO oder WHO, für welche Alex tätig ist, sind vertreten.

Dazu ist die Stadt selbst recht übersichtlich und mit ihrer Lage am Alpenrand und Genfersee bot sich ein kleiner Bummel regelrecht an. Also setzte mich Brigitte in der Stadt ab.

Man merkt schnell, dass Genf in Summe wohlhabend ist und hier viel Geld fließt. Auch mein Geld floss, als ich für einen Crepe und Cappuccino umgerechnet 26 Euro zahlte. Man gönnt sich ja sonst nichts. Es war aber ein wirklich gelungener Nachmittag.