Wetterzeube

Am vergangenen Sonntag landete ich wohlbehalten in Frankfurt und Deutschland hat mich dabei mit sonnigem Wetter empfangen. Am gleichen Tag fuhr ich mit der Bahn in die Heimat. Mein Vater und seine Frau Ines haben mir ein kleines Haus organisieren können, wo ich die kommenden Tage in Selbstisolation verbringen werde. Dabei gilt auch ein großer Dank der Winzerfamilie Triebe, die mir diese Unterkunft bereitwillig zur Verfügung stellt und mir ebenfalls zur Seite steht.
 
Vom Haus aus habe ich einen schönen Blick über das Elstertal auf die Haynsburg und das kleine Schkauditz. Wetterzeube, der Ort in dem ich als Kind aufgewachsen bin und meine gesamte Jugend verbrachte liegt gleich hinter einem Hügel. Ein ausgedehnter Spaziergang dorthin war also Pflicht. Der Frühling ist gerade erst am Erwachen und die Temperaturen sind kühl. Die ersten Bäume beginnen zu sprießen. Es ist ein gewaltiger Kontrast zu Fidschi doch ich stecke es weg. Ich fühle mich wohl. Alles ist vertraut. Und ich denke es ist eine gute Möglichkeit, allen meinen Freunden und Followern aus anderen Ländern, mein Stück Deutschland etwas näher zu bringen.
 
Mein gesamter Reiseplan für dieses Jahr ist natürlich durchkreuzt. Und ich denke mal, da bin ich nicht der Einzige. Wie und wann es für mich weitergeht, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Im Ganzen treten meine Reisepläne erst einmal völlig in den Hintergrund. Die Welt wird halt gerade ganz schön umgekrempelt. Ich stelle mich auf einen Aufenthalt von mindestens einem Jahr ein. Für einen Abenteurer wie mich ist das recht ungewohnt.
 
 

Auf dem Weg in die Heimat

Die letzten zwei Wochen waren eine Zeit des Wartens. Aus Fidschi irgendwie auszureisen, diese Möglichkeit war für viele Reisende in weite Ferne gerückt. Auf Grund der Corona-Krise haben viele Länder ihre Grenzen geschlossen, Transits auf den großen Flughäfen der Welt waren nicht oder kaum mehr möglich, Airlines mussten ihren Flugplan extrem zusammenstreichen.

Ich war also wie viele andere auch in Fidschi gestrandet. Nichts ging mehr. Die einzige Hoffnung war das deutsche Außenministerium und dessen gestarteten Rückholprogramm. Auch die Europäische Union als Ganzes ist dran, seine Bürger zurück zu holen. Die Koordination ist aber eine Mammutaufgabe und die geschlossenen Grenzen machen es dem Auswärtigen Amt (AA) nicht einfacher. Und da Fidschi nicht gerade der Nabel der Welt ist und noch einige weitere Reisende in Samoa, Tonga, Französisch Polynesien oder auf den Cook-Inseln verstreut sind ist es nochmal ein ganzes Stück schwieriger alle in die Heimat zurück zu holen.

Wir Deutschen hatten uns schnell in einer WhatsApp-Gruppe organisiert und stehen im regen Austausch mit Informationen. Es werden auch Fragen und Anliegen gesammelt und an die konsularischen Vertretungen und das AA zusammengefasst weitergegeben. So braucht, muss und sollte nicht jeder einzelne von uns diejenigen mit Anfragen bombardieren, die so schon Tag und Nacht an unserer Rückholung arbeiten.

Bei mir hatte sich dann gestern alles irgendwie überschlagen und Eile war geboten. Für den 20. März hatte ich ein Ticket nach Tokio aber der Flug wurde, genau wie nochmals am 27. März, gestrichen. Letztendlich stand ich auf einer Warteliste für den Flug am 3. April. Viele Informationen gingen umher und einige davon waren und sind falsch. So hieß es einmal, der Flug sei nur für Japaner. Diese hätten Priorität nach Hause zu fliegen zu können. Dies wäre verständlich gewesen, entsprach aber nicht der Wahrheit. Das Japan im Zuge der Pandemie wie viele andere Länder auch eine Visumpflicht einführte und ich nicht hätte einreisen können war dagegen richtig.

Der Flug nach Japan hätte also nur Sinn gemacht, wenn ich direkt hätte weiterreisen können – am besten in die Heimat. Nun sagte mir jemand, dass der Transit in Tokio auch nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Nachdem ein Freund in Japan mir auch nicht mit dazugehörigen Informationen dienen konnte, rief ich am 2 April die japanische Botschaft in Suva an. Die Dame erklärte mir, dass ich ab sofort ein Transitvisum brauche, diese aber heute nicht mehr ausgestellt werden könne. Da schien ein möglicher Flug am Tag drauf in weite Ferne zu rücken.

Nun war es am Morgen des 3. Aprils, Tag des Flugs, als ich in der britischen WhatsApp-Gruppe las, dass ein Pärchen den Flug nach Tokio nimmt und ich fragte mich wie ohne Visa? Ich rief nochmal bei der japanischen Botschaft an und hatte diesmal einen Herrn dran. Der sagte mir, ich brauche nur ein Transitvisa, falls ich den Transitbereich verlasse. Das klang ganz anders als den Tag zuvor.

Ab diesen Zeitpunkt war es kurz vor 11 Uhr vormittags. Der Flug war für 13:15 Uhr angesetzt, sprich 12:15 würde der Check In-Schalter schließen. Eine Stunde, puhhhhhh! Also rief ich bei Fiji Airways durch und fragte, ob ich am Flug teilnehmen könne, da ich ja auf der Warteliste stehe. Die nette Frau sagete mir, dass es gut aussehe. Ich muss nur einen Anschlussflug vorweisen. Also hab ich meinen Freund Philipp in Deutschland angerufen, wo es mittlerweile nach 1 Uhr nachts war. Der nahm nicht ab. Also versuchte ich es bei Freund Felix, der nahm auch nicht ab. DRAMA! Aber gleich darauf rief Philipp zurück, den ich schon am Tag zuvor vorsichtshalber alle Flug- und Personendaten geschickt hatte. „Buch mir bitte schnell den Flug von Tokio nach Frankfurt! Es muss schnell gehen!“ Keine lange Rede weiter. Ich musste duschen und packen. Während des Packens hatte ich Philipp wieder auf Lautsprecher. Der Bezahlvorgang hatte beim ersten Mal nicht funktioniert. DRAMA! Er hatte den Buchungsvorgang wiederholt und ich weiter gepackt. Diesmal hatte alles funktioniert. Gut!

Mit Koffer und Paket in den Händen machte ich mich schleunigst zur Rezeption zum Auschecken. Für ein weiteres Telefonat mit Fiji Airways zur Flugbestätigung war keine Zeit mehr. Ich schrieb alle relevanten Daten auf einen Zettel und gab es der Dame an der Rezeption. Sie solle für mich anrufen denn es war keine Zeit mehr. Ich musste rasch zum Flughafen. Die drei weiteren Nächte, die schon bezahlt waren sollte sie stornieren und das Geld als Trinkgeld annehmen.

Ein Mitarbeiter hatte derweil meine Sachen schon ins Taxi geladen. Dem Fahrer machte ich etwas Druck aber für rote Ampeln konnte er auch nichts. Kurz nach 12 Uhr kam ich am Flughafen vorgefahren. Schnell rein zum Schalter. Der war Gott sei Dank noch offen und frei. Jetzt dauerte es nochmal. Die Frau an der Rezeption im Hostel hatte offenbar Erfolg. Ich stand im System. Nur wurde nochmals ganz akribisch nach meinem Weiterflug geschaut. Und dann bekam ich endlich meine Bordkarte.

Ich hätte nicht duschen brauchen. Ich war so verschwitzt, dass mich die Leute an der Sicherheitsschleuse fragten, ob es draußen regnete. Diese Stunde war Stress pur.

Es ging die Rolltreppe hinauf und als ich in der Abflughalle stand, da musste ich echt schluchzen. Plötzlich ging es mir durch und durch. Eine riesen Anspannung fiel von mir ab. Die Ungewissheit, ob und wann es von dieser Insel runtergeht wich nun. Es geht nach Hause.

Liebe Grüße aus Doha. Hier habe ich satte 22 Stunden Transitzeit aber die bekomme ich auch noch rum. Deutschland ist nicht mehr weit!

Das Lied „Go Solo“ hörte ich immer, als ich in der Warteschleife von Fiji Airways hing. Irgendwie passt es gerade.

Lest nicht die BILD-Zeitung!

Als ich diesen Artikel heute Morgen gelesen hatte, musste ich nur mit voller Unverständnis mit dem Kopf schütteln.

Die Sache mit unserer Honorar-Konsulin Frau Oldenburg: Es wird behauptet, sie sei in Deutschland auf Urlaub und „sei nicht in der Lage uns mit anderen Botschaften zu helfen“.

Klarstellung: Frau Oldenburg ist auf Dienstreise und aktuell selbst von Flugstreichungen betroffen. Sie kann also selbst nicht nach Hause (Fidschi) fliegen. Des Weiteren ist sie als Honorarkonsulin ehrenamtlich tätig. Wir stehen im regen Austausch mit ihr und ihre Hilfe ist uns ein großer Dienst!

Dieses ekelhafte Geschrei dieses Pärchens entbehrt jeder Grundlage. Jeder, der hier auf den Fidschi-Inseln festsitzt hat keinen Grund sich aufzuregen. Wir können uns hier frei bewegen. Die Versorgung steht. Wir haben genügend Essen auf dem Tisch. Die medizinische Versorgung steht auch noch. Leute, die Medikamente brauchen können sich diese in Apotheken besorgen. Die Sonne scheint. Wir sitzen unter Palmen am Pool mit einem Bier in der Hand.

Unter den Deutschen gibt es zwei medizinische Fälle. Eine Person hat sich den Fuß gebrochen, eine weitere leidet an einem Hörsturz. Für diese ist die Situation natürlich herausfordernder.

Wir warten hier alle recht geduldig darauf ausgeflogen zu werden. Wir können halt nur warten. Zu lesen, dass das Auswärtige Amt innerhalb einer Woche 100.000 Menschen zurück in die Heimat geholt hat… Wow! Das ist an Logistik nicht zu übertreffen. Und niemand hat uns vergessen! Fidschi ist halt nicht der Nabel der Welt. Es dauert seine Zeit und solange geht es uns hier gut.

Zum Artikel: Wir wurden im Urlaub vergessen, BILD-Zeitung

Gestrandet

Die letzten drei Wochen hatte ich es mir verkniffen, schöne Bilder und Geschichten aus Fidschi zu veröffentlichen. Dabei gibt es so viel zu zeigen. Jedoch im Wissen, dass ihr alle in der Heimat und wo auch immer sonst auf dieser Welt gerade einen Kampf gegen Corona und soziale Isolation führt und mit dem Bewusstsein, dass sich ein dunkler Schatten über das Leben eines jeden von euch legt, erschien mir jeder Beitrag unangebracht.

Hier aus der Ferne ist es schwierig einzuschätzen, wie das Leben sich zuhause entwickelt. Mit jedem Zeitungsartikel den ich in den letzten Wochen las zerbrach jedoch das Bild von der heilen Welt daheim mehr und mehr. Zu sehen, was gerade vor sich geht, tut mir in der Seele weh.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nun auch auf den Fidschi-Inseln drastisch zu spüren. Da alle Länder ihre Grenzen dicht machen und so auch die großen Flughäfen ihren Betrieb einstellen, gibt es aktuell kein Weiterkommen. Flüge sind gestrichen. Nichts geht mehr. Ich stehe auf der Warteliste für einen Flug nach Tokio. Dafür hatte ich ursprünglich auch ein Ticket aber da dies wohl die letzte Maschine ist, die alle verbliebenen Japaner zurückbringen soll, hat man mich geext.

Wir sind noch knapp 100 Deutsche hier in Fidschi und haben uns über WhattsApp organisiert. Wir haben eine große Liste mit all unseren Daten zusammengefasst und stellen diese zusätzlich zu elefand, rueckholprogramm und Condor der Botschaft in Wellington und dem Auswärtigen Amt zu Verfügung. Wir wissen, dass alle zuständigen Einrichtungen auf Hochtouren an einer Rückholaktion arbeiten und hoffen, dass doch in den nächsten ein bis zwei Wochen ein Flieger kommt um uns abzuholen. Die Stimmung ist leicht angespannt, vielleicht auch etwas verzweifelnd aber da wir uns hier frei bewegen können und die Versorgung noch gewährleistet ist gerät niemand in Panik.

Bleibt stark in dieser harten Zeit!

 

Auckland und wie es weitergeht

Geschafft! Vorgestern bin ich nun in Auckland angekommen und war in Summe so fertig, dass ich den gestrigen Tag fast ausschließlich geschlafen habe. Irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass mir diese Reise mehr und mehr abverlangt – physisch wie psychisch. Es fügt sich aber schon wieder alles ineinander. Bevor ich 2015 zu aufbrach, musste ich meiner Schwester versprechen, dass ich pünktlich zur Einschulung meines Neffen Oskar wieder in Deutschland bin. Also habe ich dieses Jahr einen guten Anlass, mal wieder in die Heimat zu schauen. So muss ich gleich sagen, dass dieses Jahr lauftechnisch nicht mehr viel passieren wird.

Hier der Plan: Am 06. März fliege ich nach Fidschi. Dort habe ich eine Gastfamilie gefunden, bei der ich etwas in Haus und Garten aushelfe und dafür Unterkunft und Verpflegung gratis erhalte. Am 20. März geht es dann für drei Monate weiter (schon wieder) nach Japan. Am 18. Juni komme ich nach Deutschland zurück und werde bis 06. September bleiben und fliege dann (ja, schon wieder) Japan. Wieder für drei Monate. Und dann wird es Dezember sein mit einem großen ?, wie es weitergeht.

Ich habe mich für das kanadische Work&Holiday-Visum beworben und wurde tatsächlich aus dem Lostopf gezogen. Nachdem ich alle erforderlichen Dokumente online eingereicht hatte, wurde ich dazu aufgefordert, meine Fingerabdrücke abzugeben und noch ein hübsches Bild von mir machen zu lassen. Als ich heute in dem Visa Center war, hatten sie mich nach meiner Terminbestätigung gefragt. Ich so: „Was, ich brauch einen Termin dafür?“ Super. Auf meinem Zettel stand nur, dass ich zur nächsten Visa Center gehen solle. Von Terminvereinbarung war keine Rede. Jetzt muss ich das in Suva (Fidschi) erledigen bevor die Frist dazu abläuft, da hier in Auckland keine Termine mehr frei sind. Kein Drama aber das Gekutsche ist nervig.

Zu wissen, dass es dieses Jahr also nicht mehr weitergeht und nicht zu wissen wie es überhaupt weitergeht, hat mich recht niedergeschlagen. Die letzten Wochen war ich in dieser Hinsicht etwas ziellos. Alles was die Reise direkt betrifft hängt noch in der Schwebe. Das wird wohl erst besser, wenn ich es von den Kanadiern schriftlich habe, dass ich kommen kann. Nordamerika ist also noch ein ganzes Stück weit weg.

Aber klar… Ich werde wie immer das Beste draus machen!

Nicht wie es sein sollte

Wenn ihr euch jetzt die folgenden Bilder anschaut, dann werdet ihr bestimmt denken „Oh, wie schön!“ Und ich stimme euch zu. Neuseeland ist ein wunderschönes Land. Aber in kaum einem anderen Land wurde mir der menschliche Eingriff in die Natur so deutlich wie in diesem, bedenkt man, dass das moderne Neuseeland gerade einmal 250 Jahre alt ist.

Gleich im ersten Bild sieht man einen besonderen Kontrast. Rechts ist Wald zu sehen, wie er möglicherweise aussehen sollte – dicht und divers. Links dagegen ist gerodetes Farmland. Oft versuchte ich mir vorzustellen, wie es aussehen müsste, wenn der Wald alle Fläche um mich herum bedecken würde. Und dann kam die Vorstellung, dass der Mensch all dies in weniger als 200 Jahren abgeholzt und einfach verbrannt hat. Wow!

Und wenn ihr weiterklickt, dann müssten zumindest denjenigen, die schon einmal Neuseeland besucht haben, etwas auffallen. Richtig… Wo sind die grünen Weiden? Es müsste alles saftig grün aussehen. Neuseeland leidet in diesem Jahr unter einer großen Dürre. Es fehlt überall an Regen. Wenn dir ein 80-jähriger Farmer sagt, dass er sich zeitlebens nicht an solch eine lange Trockenheit erinnern kann, dann muss es schon schlimm sein.

Also, so schön es auch aussieht, so falsch ist es.

Kiwis, Keas, Glühwürmer

Nicht einmal fünf Kilometer bin ich heute weit gekommen. Für gewöhnlich laufe ich, nachdem ich meine Sachen gepackt habe, ein bis zwei Stunden und mache dann Frühstück. Ein kleiner Flecken Grün war perfekt um Halt zu machen. Weiter oben auf dem Hügel, vor dem Haus sah mich ein kleines Mädel die gleich zu ihrem Papa rief „Da ist jemand, der irgendwas hinter sich herzieht und er kommt hier hinauf! Ich saß schon vor meinen ausgebreiteten Sachen, als der Papa auf seinem Quad heruntergefahren kam und fragte, ob alles in Ordnung sei? „Ja ja. Ich mach nur mein Frühstück hier.“ Darauf fragte er mich gleich, ob ich nicht oben im Haus mit seiner Familie frühstücken wolle und das Angebot hatte ich gerne angenommen.

John und seine Frau Jane sowie die Kids wollten sogleich alles über meine Reise wissen aber fragten auch, ob ich mir nicht etwas in der Gegend angucken wolle. Sie empfahlen mir das Kiwi House in Otorohanga, denn einen Kiwi hatte ich auf meiner Reise noch nicht zu Gesicht bekommen. Das liegt aber auch daran, dass diese Vögel nachtaktiv und zudem recht selten geworden sind. Johns Zwillingsbruder setzte mich in der Stadt an. Das Gehege der Kiwis befindet sich hinter Glas in einem Gebäude. Tagsüber ist es dunkel um den Kiwis die Nacht vorzugaukeln während man nachts die Lichter anschaltet und den Tag simuliert. Man erkennt daher meist nur die Konturen dieses Vogels. Leider konnte man unter diesen Bedingungen keine brauchbaren Bilder schießen.

Im Außengehe gibt es noch weitere Arten neuseeländischer Vögel zu entdecken. Unter anderem den Kea. Dieser gilt als besonders clever und neugierig und ist bekannt dafür, auch schon mal den Gummirand von Windschutzscheiben am Auto zu zerstören und knifflige Aufgaben in Teamarbeit zu lösen. Und er soll sich auch für Schmuck interessieren oder achtlosen Touristen Reisepässe entwenden.

John holte mich dann wieder ab und bot mir an, die Nacht vorm Haus campen zu können. Freunde kämen noch vorbei und im Fernsehen laufe von Nachmittag bis Abend Rugby. So gab es dann Pizza, Kartoffelbrei mit Gemüse und gebratene Rinderwürste von der eigenen Farm. Dazu noch ein paar Bierchen. Besser hätte der Tag nicht laufen können.

Nach Einbruch der Dunkelheit setzten wir und dann alles zusammen in die Autos und fuhren noch an einen ganz besonderen Ort. Die Gegend bietet Kalksteinhöhlen mit einer ganz besonderen Spezies – Glühwürmern. Nicht zu verwechseln mit Glühwürmchen. Glühwürmer sind die Larven einer Mückenart die fluoreszieren. Wir fuhren zu einer kleinen Schlucht und ich muss sagen, es war wunderschön. Die Glühwürmer hingen in den Wänden und es aus wie ein Sternenhimmel. Einfach faszinierend. Wenn jeder seine Taschenlampe ausschaltete und man dich dann umschaute… WOW… Überall diese kleinen Lichter. Einfach nur magisch dieser Ort.

So nahm der Abend einen richtig guten Ausklang und ich bin immer wieder verwundert, wie so zufällige Entscheidungen und Begegnungen einen ganzen Tag umkrempeln können.

Wellington

Nach dem ich in Nelson noch einen vollen Tag Rast einlegte, setzte ich zum Endspurt auf der Südinsel an. 46 Kilometer bis ins Rai Valley und am Tag drauf noch einmal 44 Kilometer bis kurz vor Grove. Gestern waren es dann nur noch schlappe 18 Kilometer bis nach Picton, einer kleinen aber wirklich hübschen Hafenstadt. Von hier aus ging es dann am Nachmittag mit der Fähre auf die Nordinsel nach Wellington hinüber – die wohl langweiligsten dreieinhalb Stunden Abenteuer in Neuseeland, die man sich so vorstellen kann.

Heute hab ich mich dann etwas in der Stadt umgeschaut und der Deutschen Botschaft noch einen Besuch abgestattet. Papierkram. Ich möchte mich für ein kanadisches Work-and Holiday Visum bewerben aber was die weitere Reiseplanung angeht, darauf komme ich irgendwann später noch einmal zu sprechen.

Durch die Berge

Es wurde Zeit von Hanmer Springs wieder aufzubrechen. Mein Karren, vollgepackt mit Essen für die kommenden Tage, durfte gleich am ersten Morgen den ersten Pass hochziehen. Damit lag der härteste Teil des Tages gleich hinter mir. Ein raues Bergland öffnete sich mit teils kahlen, dunklen Hängen und hellbraunen Grasland. Das Einzige, was da oben noch an Zivilisation erinnerte waren zwei Überlandleitungen, die mich meinen ganzen Weg nach St. Arnaud begleiten sollten und dieser staubige Treck. Durch große aufgewirbelte Staubwolken kündigten sich die Autos und Motoräder schon von weitem an. Viele waren es nicht. Den ersten Tag (ein Samstag) vielleicht so um die zwanzig Wagen, den zweiten zehn und am dritten Tag dann nur noch drei. Es war also ein ziemlich ruhiger Spaziergang. Meine Sandalen, gefertigt aus braunem Wildleder waren schnell grau vor Staub und auch der Mix aus Sonnencreme und Schweiß sorgte dafür, dass sich auf meiner Haut eine schmutzige Schicht legte.

Nach über zwölf Stunden und 43 Kilometern erreichte ich Lake Tennyson. Recht entspannt kam ich an, hatten doch die zwei Tage Rast und das gute Essen bei Grum für ausreichend Regeneration gesorgt. Ich fühlte mich einfach fit und gestärkt.

Am Ufer des Sees standen ein paar Zelte. Ein paar Leute, die am Tag an mir vorbeifuhren winkten und freuten sich, dass ich es bis zum See geschafft hatte. Die Atmosphäre war ruhig. Ich hatte noch eine kleine Unterhaltung mit einem Familienvater, der mir zum Abendessen eine Flasche kaltes Ginger Beer rüberbrachte. Noch kühler ging es danach beim Bad im See zu. Gleich mit den ganzen Klamotten bin ich in das Waser rein und hatte mir den ganzen Dreck des Tages runtergerubbelt. Sooo gut!

Den nächsten Morgen ging es gleich wieder über den nächsten Pass. Da meine ersten Wasservorräte nun aufgebraucht waren, hieß es nun, Wasser aus den Bächen zu entnehmen. Überhaupt kein Problem in diesem Teil der Welt. Die Gewässer hier sind glasklar und sauber. Und hier und da ergoss sich ein kleiner Wasserfall direkt aus dem Gestein heraus. Faszinierend.

Irgendwann wurde alles um mich herum grüner und mehr und mehr führte mein Weg durch Wälder und Weiden. Am Campingplatz Coldwater machte ich die Nacht Halt und wusste beim Bad im gleichnamigen Fluss, warum dieser seinen trägt. Uuuhhhhhhh! Und mehr und mehr bekam ich auch nasse Füße, da seltener Brücken über die Bäche führten. Also galt es diese Bäche zu furten. Großer Vorteil: Die Sandalen wurden wieder sauber.

Die dritte Nacht campierte ich ein paar Kilometer vor der Einmündung zur Hauptstraße. Mittlerweile hatte ich schon wieder Asphalt unter den Füßen. Nach St. Arnaud waren es nur noch drei Stunden Fußmarsch. Ein Leichtes für mich.