Was mich treibt, Ängste und gute Freunde

Eigentlich bin ich ein sehr bequemlicher Mensch. Als Kind und Jugendlicher war ich nie sehr sportlich aktiv. Nicht einmal in einem Fußballverein war ich aktiv. Vielmehr beschäftigte ich mich – eben typisch Junge – viel mit LEGO, technischen Spielerein und hing viel über Atlanten. In Geografie war ich meist immer ein Ass. Ebenfalls interessierte ich mich dabei für die vielen beeindruckenden Landschaften und auch Kulturen. Vieles von dem, so sagte ich mir immer, möchte ich einmal so gern sehen.
Als ich 1998 als zwölfjähriger Stift mit meiner Großmutter nach Australien zum Verwandtschaftsbesuch aufbrach, bekam ich aber wohl das erste Mal eine Ahnung, wie vielfältig und groß doch diese Welt tatsächlich ist. Es erwachte etwas wie Sehnsucht in mir und das eben schon sehr früh. Diese Sehnsucht kann zum Leid werden, besonders wenn erhoffte Lebenskonzepte sich nicht erfüllen.
Ende des Jahres 2008 wurde es schon fast Krankhaft. Es war eine Zeit, in der ich mich mit Studium und dem simplen Alltag sehr überfordert fühlte. Ich spürte ein großes Unglück in mir. Aufbruch und Ausbruch begehrten in mir auf. Lange diesen Zustand unterdrückt, drückte ich den Panik-Button. Ich trennte mich von meiner damaligen Freundin und buchte kurzentschlossen einen Flug nach Indien. Nach etwas Vorbereitung machte ich mich Ostern 2009 auf. Es klingt vielleicht etwas egoistisch aber ich dachte mir: „Ihr kommt jetzt einfach mal ohne mich klar!“ Mir wurde leichter. Allen Ballast hatte ich in Deutschland zurückgelassen. Ich fand Zeit über Vieles nachzudenken und ein Stück auch zu mir zu finden. Die Standorte Indien und Nepal brachten dabei viel Inspiration und Hilfe mit dem Chaos in mir umzugehen, Ordnung zu schaffen und letztendlich wieder Freude im Herzen zu schaffen. Grundlegende Aspekte der buddhistischen und hinduistischen Philosophie sind mir auch heute noch hilfreich, besonders wenn es mal wieder stressig im Innern wird.
Nach fünf Monaten kehrte ich nach Deutschland zurück, baute meine Erkenntnisse möglichst im Alltag ein, schmiss mein Studium dann irgendwann hin und orientierte mich neu. Eine dreijährige Kaufmannslehre absolviert, war ich die letzten zwei Jahre als Selbstständiger im Versicherungsgewerbe aktiv. Es war auf jeden Fall eine gute Zeit und den Kollegen aus Altenburg und Weißenfels, die zugleich auch Freunde geworden sind, spreche ich heute noch mein großes Vertrauen aus. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich auch hier irgendwann fehl am Platz. Nicht nur beruflich auch privat fand ich leider nie die Erfüllung oder besser gesagt erfüllte ich wohl nie ganz meine Partnerinnen.
Egal wie rum, es spielt noch ein anderer, wesentlich Aspekt eine Rolle. Ich bin ein Mensch mit großen Existenzängsten. Natürlich waren die meisten Zeiten in meinem Leben positiv geprägt. Zeiten in denen ich mir keine Sorgen um Geld machen musste, in denen es mit der Partnerin fantastisch lief, ich im Job gute Perspektiven hatte. Kurz gesagt, nichts schien mir im Wege zu stehen.
Dennoch stellte ich mir immer wieder Fragen wie: „Was ist, wenn ich Job oder Vermögen verliere oder es eine Zeit schlecht läuft? Was ist, wenn mich meine Freundin verlässt? Was ist, wenn ich einfach mal so richtig fehlentscheide, wenn es mal so richtig den Bach runter geht? Wer fängt mich auf?“ Das kann einen echt runterziehen. Grundsätzlich weiß ich aber, dass ich einen engen Freundeskreis habe, der mich mit allem ihm Möglichen unterstützen wird. Da bin ich mir sicher und unendlich dankbar! Kein Sozialsystem in Deutschland kann besser helfen als ein wirklicher Freund.
Jedoch schlief ich weiter oft unruhig, besonders in den Monaten vor meiner Entscheidung einmal um den Globus zu wandern. Wieder kam der Gedanke in mir auf, alles hinter mir zu lassen. Ein zähes Ringen um das Wie begann. Selbst der Gedanke in ein Kloster einzutreten ist bei mir nie weit, jedoch sich selber so weit zu isolieren… Das kann ich mir noch für viel später aufheben. Mit Pfeil und Bogen durch den Dschungel streifen? Abenteuerlich aber wohl nicht mein Ding. Ich habe über dies und noch ganz andere Ideen ernsthaft gesinnt. Aber ok, meine Entscheidung fiel auf eine Weltumrundung zu Fuß. Es handelt sich auf jeden Fall körperlich wie geistig um eine Herausforderung und ist auf eine bestimmte Zeit absehbar. Das beeindruckt sicherlich alle von euch, es ist aber nicht der Kern der Sache. Auf meine Existenz- und Verlustängste hatte ich nur eine Antwort. „Wer nichts hat, kann nichts verlieren.“
Ich habe so gut wie alles verkauft, gespendet oder in den Müll gehauen. Meine ganze Habe befindet sich in meinem Wagen und es gibt noch ein paar Umzugskartons mit persönlichen Sachen bei einem Freund im Keller. Alles ist weg. Es gibt nichts woran ich noch anhaften kann. Es macht mich frei. Ich brauche auf das alles nicht mehr zurückschauen. Wie das mal in ein paar Jahren aussehen wird? Ich habe keine Ahnung, mache mir aber gerade auch keinerlei Gedanken darüber. Das Wichtigste ist jedoch Ich habe keine Ängste mehr! Ihr glaubt nicht wie wichtig mir das ist.

Ich danke allen Freunden und Leuten, die mich bei meiner Entscheidung und auf meinem Weg unterstützen! Seid lieb gedrückt.

Neue Bleibe

Nach langer Pause ist es nun mal wieder an der Zeit etwas von mir hören zu lassen. Nachdem ich meinen Laptop softwaretechnisch geschrottet hatte, läuft er nun wieder und ich kann euch so wieder einmal mehr tolle Berichte und Anekdoten, Bilder und Videos zukommen lassen.

Am 8. Dezember letzten Jahres hieß es „Umzug“. Ich hatte mir in der Stadt zwei Wohnungen angeschaut in denen ich ein Zimmer mieten wollte. Na ja, die erste Wohnung war ein kompletter Reinfall. Sie befand sich in einen Block wie man ihn aus der alten Sowjetunion kennt. Um mit dem Fahrstuhl nach oben fahren zu können, musste man 10 Tetri einwerfen. Mir wurde die Wohnung vorgestellt und was soll ich sagen…? „Oh mein Gott!“ Der Bodenbelag war bestimmt noch original aus der Zeit des Erstbezuges, das Bett war für meine Statur viel zu klein und knüppelhart, im Waschbecken war ein riesiges Loch aus der Keramik geplatzt, der Kühlschrank war defekt und prinzipiell war alles ranzig, verdreckt und runtergekommen. Und das alles für 150 USD/Monat + Nebenkosten. :(( Ich sage es nochmal „Oh mein Gott!“
Es konnte nur noch besser werden. Die zweite Wohnung war dann schon der Volltreffer. Von außen macht das Haus wirklich nicht viel her. Das olle Grau der Fassade lud mich nun nicht gerade ein aber innen war alles neu renoviert und ordentlich hergerichtet. Und das alles für 150 USD/Monat + Nebenkosten.  Ich stellte mich den Hausdamen vor und wir führten ein entspanntes Gespräch. Am gleichen Abend hatte ich dann schon die Zusage. Meine Mitbewohnerinnen sind Nilly aus Suriname (Südamerika) und Amélie aus Deutschland. Ich denke, ich habe es wirklich ganz gut mit ihnen getroffen.

Am 9. Dezember war auch schon mein Geburtstag und das Wochenende drauf wurde etwas gefeiert. Ich hatte mal wieder so richtig Bock auf ein Chili und wer mich kennt weiß, dass ich es so richtig scharf mag. Manchmal ist es etwas schwierig die richtigen Zutaten zu bekommen aber hier in Tiflis ist das noch gut zu bewerkstelligen. Ich erinnere mich, dass ich mit ein paar Leuten in Kutaissi „chinesisch“ kochen wollte und es fast daran gescheitert wäre Curry und Sahne aufzutreiben. Nun letztendlich wurde ein riesiger Topf Chili Con Carne gekocht und es tat so gut in meinem Munde. Ich habe noch etwas von dem schweißtreibenden Zeug eingefroren. Für eine kleine Weihnachtsfeier hatte ich auch noch eine Lasagne zubereitet. Ahhhhh es war sooooo lecker und nach so langer Zeit ein echter Wohlgenuss.

Typisch Georgien (?)

Mitte Dezember organisierte das Hostel in dem ich wohnte einen Ausflug nach Gudauri. Das ist ein Skiort inmitten des Großen Kaukasus‘, ca. 30 Kilometer vor der Grenze zu Russland.
Früh um 9 Uhr startete unser gecharterter Kleinbus mit knapp 20 Personen in die Berge. Alle waren noch verpennt und dementsprechend friedlich war die Stimmung. Bei blauen Himmel und Sonnenschein wand sich unser Bus die Serpentinen hoch in den kleinen verschneiten Ort.
Ich stand noch nie in meinem Leben auf Brettern und da ich alles andere als ein gebrochenes Bein gebrauchen konnte, entschied ich mich für etwas vollkommen anderes. Als kleines Geburtstagsgeschenk an mich selbst, gönnte ich mir einen Gleitschirmflug. Einfach mal abheben! Die Bedingungen waren – abgesehen von der eiskalten Luft die mir um die Nase wehte – perfekt und ich hatte wirklich Bock drauf. Genießt die Bilder

 

 

Nach dem Spektakel gesellte ich mich zu einem Teil unsere Gruppe, welche gerade ein Picknick vorbereiteten. Jeder von uns hatte etwas mitgebracht und wie ich sicherlich schon mal in einem Beitrag angemerkt hatte, fließt in Georgien oft der Hochprozentige. Tschatscha heißt das Zauberwort, ein Selbstgebrannter mit um die 80% Alkohol aus der Zweieinhalb-Liter-Flasche. Uhhhhh der brannte! Zwei alte Damen begannen mit Trinksprüchen und jeder erhob das Glas. Ich hatte mich schon etwas zurückgehalten. Nicht so eine Mitte 35 Jahre alte Frau, die mit ihrer Schwester und ihren Beiden Töchtern (14 und 15 Jahre alt) und Neffe dabei war. Ich glaube fast, die hat die halbe Flaschen Tschatscha allein gesoffen. Die hat sich mindestens zehn mal hingelegt und ihr musste immer wieder aufgeholfen werden. Ihrer Schwester und den beiden Töchtern war dies mehr als peinlich.
Nach jeder Menge Feierlaune ging es irgendwann zurück in den Bus. Wie auf der Hinfahrt lief auch hier immer wieder die gleiche CD mit der Partymugge hoch und runter. Irgendwann fanden die drei Kids noch eine halbvolle Flasche Wodka im Bus und begannen diese zu leeren. Die Mutter war noch unablässig in Feierlaune und generell begann die Hälfte der Leute, wie auch ich, im Gang des kleinen Bussen zu tanzen. Irgendwann musste der Bus ganz schnell Halt machen und ich sah nur noch wie die Mutter mit iehrer 14-jährigen Tochter raus sprangen und zu kotzen begannen.  OMG
Weiter ging die Fahrt und weiter die Party. Die 14-Jährige hatte es irgendwie drauf und begann irgendwann den Chinesen in unserer Truppe mit allen Mitteln der Körpersprache anzutanzen. Dieser war echt zurückhaltend und ich mag ihm keinen Vorwurf machen aber irgendwann saßen die beiden nebeneinander und fingen an sich rumzubeißen. Die Mutter war mittlerweile tief schlafend in ihren Sitz eingesunken und Kofi, ein Nigerianer, und ich schauten uns nur noch kopfschüttelnd aber lachend in die Augen „WTF…?!“ → Typisch Georgien (?)

 

APNCS Dayhome

Was ich so in Georgien treibe?
Sein Mitte Januar habe ich einen Freiwilligendienst in einer Tageseinrichtung für Behinderte angetreten. Eine gute Möglichkeit hinter die Kulissen und in die Gesellschaft des Landes zu schauen. Behinderte sind eben auch ein Teil der Gesellschaft und haben es je nach Land und Region leichter oder schwerer am Alltag teilzunehmen. So, wie ich mich umgehört habe, trifft letzteres wohl auf Georgien zu. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier in Tiflis Einrichtungen wie das APNCS Dayhome (Association for People in Need of Special Care, Verein für seelenpflegebedürftige Menschen), die Gehandicapte betreuen, mit ihnen arbeiten und Aufmerksamkeit schenken.
Bei den Betreuten handelt es sich i.d.R. um Personen mit Störungen kognitiver Fähigkeiten wie z.B. beim Down-Syndrom. Oftmals wirken sich diese Einschränkungen dann auch noch auf die motorischen Fähigkeiten aus. In Summe ist es eine bunte Truppe mit vielen unterschiedlichen Charakteren und die Therapeuten und Pädagogen meistern einen guten Job an ihnen.
Verschiedene Workshops werden angeboten. Vom Papierrecycling und Buchbinden, Kerzengießen, über Körbeflechten bis Holzbearbeitung ist allerhand Angebot vorhanden. Die Endprodukte werden dann auf Märkten vertrieben. Gewinndeckend lässt sich aber nicht arbeiten. Alles geht sehr langsam und mit einem Tempo wie jeder selbst kann und will. So ist die gesamte Einrichtung auf Spenden und Stiftungen angewiesen. Mein Eindruck aber sagt: Es lohnt sich. Für georgische Verhältnisse ist es eine sehr moderne Einrichtung und der Umgang mit den Gehandicapten ist sehr herzlich und fürsorglich.

Für einen kleinen Eindruck könnt ihr auch deren Facebook besuchen: https://www.facebook.com/profile.php…

Für mich bedeutet die Arbeit in dieser Tageseinrichtung eine willkommene Abwechslung und ein warmes Mittagessen. Auf eine Art kann ich vielleicht auch so wieder etwas von dem dem Guten und den herzlichen Gesten zurückgeben, von denen ich auf meiner Wanderung allzu oft bekommen habe.

Henry und Reiseführer Rico

Mitte Februar kam mich Freund und Rugby-Kenner Henry aus Deutschland besuchen. Die fünf Tage, die wir aktiv zur Verfügung hatten mussten auch genutzt werden. So fuhren wir gleich nach seiner Ankunft in der Nacht am frühen Morgen mit dem Zug nach Kutaissi. Für die knapp etwas mehr als 200 Kilometer brauchte der Zug über fünf Stunden. Es war also sehr gemütlich und eine kleine Truppe Jugendlicher unterhielt uns teils lautstark mit ihren Gitarren und Gesängen. Die Gegend um Tiflis wirkte sehr karg. Trocken ist das Land. Das änderte sich, als wir in die Berge um die Stadt Borjomi trafen. Georgien ist klimatisch zweigeteilt nun war im Westteil des Landes wieder ein üppiges Grün zu sehen.
Wir besuchten die Bagrati-Kirche und hatten dabei die Gelegenheit, der Taufen eines kleinen Säuglings beizuwohnen. So schnell, wie der Priester seine Gebete runterbrabbelte, war es kaum verwunderlich, dass nicht nur wir beide nur Bahnhof verstanden. Ein interessanter Einblick in die Liturgie war es jedoch wieder allemal. Am darauffolgenden Tag trampten wir zum Kloster Gelati, nordöstlich der Stadt. Erstmal hatten wir uns in ein kleines schwarzes Auto verguckt. Marke und Alter unbekannt aber es hatte Stil. Henry wollte es schon so manchen fahrbaren Untersatz am liebsten nach Deutschland überführen. Bis auf das bessere Wetter hatte sich seit meinem letzten Besuch hier wenig verändert. Über dem Ort ruht eine friedliche Stille. Genau richtig um etwas innezuhalten und die Anlage innen wie außen gediegen zu betrachten. Nach einem Stadtbummel waren noch die Prometheus-Hölen angesagt. Das war mein erster Besuch einer Tropfsteinhöhle und ich kann sagen: „Beeindruckend!“. Nur die oft schrille Beleuchtung traf nicht unbedingt den Geschmack der Besucher.
Kulinarisch hatte ich Henry die wichtigsten typisch georgischen Speisen nahe gebracht. Na ja, wir hatten ordentlich reingehauen und in den Kelch geschaut. Khachapuri, Khinkali, Lobio, Lobiani, etc. Er gestand mir, nach seiner Rückkehr in Deutschland zweieinhalb Kilogramm mehr auf die Waage gebracht zu haben. Mir ist wohl kaum anders geschehen und so habe ich mich vorerst auf Diät gesetzt. Kein Fleisch und Alkohol für vierzehn Tage. So ein Vorsatz sorgt bei vielen Georgiern für Verwirrung.
Die Rückfahrt nach Tiflis stand auf dem Plan, aber nicht ohne noch schnell in Gori, der Geburtsstadt Stalins vorbeizuschauen. Wir suchten die Marschrutka und ein Herr wies uns den Bus zu. Nochmal nachzufragen, ob es der Bus auch wirklich nach Gori fährt, kam uns nicht in den Sinn. Ende vom Lied: Es war der Bus nach Tiflis und der Fahrer hatte uns einfach an der Autobahnabfahrt abgesetzt. Oh man! Also für die letzten vier Kilometer nochmal den Daumen raus. Das Stalin-Museum ist für meine Begriffe echt nicht überragend aber wenn man schon mal in Georgien ist, sollte man das mitnehmen. Gori selbst ist eine schmucklose Stadt, die eben nichts weiter als dieses Museum zu bieten hat. Darum nur ein Zwischenstopp für ein paar Stunden.
Zu guter Letzt wurde Tiflis unsicher gemacht. Rauf auf die Berge mit der Seilbahn oder dem Funikular um sich einen Überblick von der Stadt zu verschaffen. Mara war wieder aus Aserbaidschan eingetroffen und so glänzten wir zu dritt hoch oben auf dem Riesenrad der Stadt. Der Besuch der Sameba-Kathedrale, ein Neubau, war für mich persönlich ein kleines Highlight. Es war Messe und der riesige Raum voller Menschen. Generell sind hier die Kirchen sehr gut besucht. Es erklangen wunderschöne orthodoxe Choräle. Leider vom Band aber dennoch sorgten sie für Gänsehaut. Die Atmosphäre war überwältigend und beeindruckend. Noch kurz erwähnt: In den Kirchen hier gibt es keine Bänke zu Sitzen. Daher steht man oder wie so viele kniet man nieder.
Zurück zum Weltlichen. Amélie’s Abschied aus Georgien stand bevor. Das hieß nochmal richtig feiern gehen. War ’ne tolle Sause und ich danke an dieser Stelle für die paar Wochen mit dir als Mitbewohnerin und Freundin.
So Henry… Ich hoffe du hast die Zeit hier genossen? Es war großartig dich hier zu sehen und um die Häuser zu ziehen. Vielleicht sieht man sich mal wieder in einem anderen Teil der Welt? Das geht natürlich an alle zu Hause. Besuch ist gern willkommen!

 

Frohe Ostern!

Ja, auch ich bin gerade auferstanden und habe erst einmal gefrühstückt. Ich stecke gerade in der Türkei. > Ja, schon wieder! < Hat aber einen einfachen Grund. Als ich im Iranischen Konsulat von Tiflis nach einem Visum gefragt hatte, meinten die, die Bearbeitungszeit betrage drei Wochen. Das war schon ziemlich lang für meinen Geschmack aber es bestünde die Möglichkeit, es über eine Reiseagentur zu beantragen. Dann dauere es nur zwei Wochen. Ok, ich zur Reiseagentur und die verlangen für den ganzen Papierkram stolze 300 USD. Da plusterte ich kurz die Wangen auf und verabschiedete mich. Definitiv zu viel Geld.
Dann bekam ich den Tipp, das Visum in Trabzon, unweit hinter der georgischen Grenze, zu beantragen. Da sollte es deutlich schneller gehen. In diversen Foren hatte ich dann mal schnell recherchiert und alles sah vielversprechend aus. Zuerst musste eine Referenznummer bei einen iranischen Reiseveranstalter beantragt werden. Das ging problemlos online. Mit der Nummer und ein paar anderen Dokumenten in der Tasche ging es Donnerstag ab nach Trabzon und am Freitag Morgen stand ich vor dem Konsulat. Meine Hoffnung, wie in den Foren oft bejubelt, das Visum noch am gleichen Tag zu erhalten, erfüllte sich bei mir jedoch nicht. Es dauere drei Arbeitstage und dann ist auch noch Wochenende dazwischen. OK, dann eben Dienstag erst aber jetzt hänge ich hier solange fest. +rolleyes+ Aber immerhin geht es deutlich schneller als in Tiflis und mit 50 EURO für die Visum-Ausstellung plus die 35 EURO für die Referenznummer ist das hier auch schon ein Schnäppchen.
Mein Aserbaidschan-Visum habe ich auch schon im Pass kleben. Ganze 60 Tage wurden mir ausgestellt. Das ist viel mehr Zeit als ich überhaupt brauche, denn geplant war maximal ein Monat und so ist ein jetzt ein stressfreies Wandern angesagt. Also: „Baku, ich komme!“
Wie schon der Bosporus, so wird auch das kaspische Meer eine ganz besondere Marke für mich darstellen. Ich werde Europa in seinen geografischen, politischen und kulturellen Grenzen nun endgültig hinter mir lassen. Vor mir liegt wie immer das Unbekannte mit all seinen Überraschungen und ich freue mich drauf.

Jippii

Sooo… Das Iran-Visum klebt nun auch im Pass.  Bin ich froh, dass alles so gut geklappt hat. Dann kann es nun wirklich bald losgehen. Jetzt nur noch den Nachtbus zurück nach Tiflis nehmen.
Wenn ich so auf den Kalender schaue muss ich feststellen, dass es nur noch neun Tage sind bis ich mich aufmache. Man die Zeit rennt.

 

 

Es wird Zeit TSCHÜÜÜS zu sagen.

Die Zeit ist gekommen. Heute habe ich Tiflis verlassen und weiter meinen Weg in Richtung Osten fortgesetzt.
Sehr oft wurde ich gefragt, ob ich den Tiflis mag oder es vermissen werde? Nun, meine Antwort fällt da immer etwas düster aus. So richtig konnte ich mich für diese Stadt auch in vier Monaten nicht erwärmen. Sicherlich gibt es hier auch schöne Ecken mit Grünanlagen, historischen Gemäuern und einer gewissen Stille zum Entspannen aber irgendetwas hat mir immer gefehlt oder war mir zu viel. Meine Abneigung gegenüber Großstädten kennt ja nun mittlerweile jeder von euch aber das ist es nicht allein. Ich weiß nicht. Es hat einfach nicht gefunkt.
Den einzigen Wehmut verspüre ich bei dem Gedanken, lieben Freunden Adieu sagen zu müssen. Mit meinen WG-Mitbewohnern Nilly, Amelie, und Lucia war es eine harmonische Zeit. Hier und da mal zusammen gekocht oder ausgegangen. Das war schon viel wert. So richtig vermissen werde ich aber Julia. Sie hatte ich bei einer Hofparty kennengelernt und zusammen haben wir die Monate über die Stadt unsicher gemacht. Essen gehen, Karaoke, Rugby-Spiele besuchen, Wein schlürfen, Filmabend etc. Sogar den Heiligabend hatten wir zusammengehangen. Legendär! Erst hatten wir die schlechteste Bar mit dem schlechtesten Wein, dem schlechtesten Eis und dem schlechtesten Käsekuchen erwischt. Dann fuhr ab 23 Uhr die Seilbahn nicht mehr ins Tal hinab doch zumindest der Vollmond leuchtete uns den Weg zurück perfekt aus. Ziemlich enttäuscht hatten wir die Idee, uns einfach am Kiosk ein Bier zu kaufen und sich auf eine Parkbank zu setzen. Die beste Idee der Nacht. Das Bier war wirklich das schmackhafteste in dieser Nacht, denn der Glühwein danach in einer weiteren Bar war ungenießbar sauer. War trotzdem ein spaßiger (Heilig-)Abend gewesen, der dann früh um 5 Uhr endete. Es war eine richtig gute Zeit mit dir, Julia und dafür danke ich dir so sehr!
Auch einen großen Dank an den meine liebste Mara, Nana und Gia, Keti, Jasmin, Tamuna, Salome, Keti, Keti, Keti, Khatia und ganz besonders Keti-Maus! Nicht zu vergessen die Mitarbeiter des APNSC und die Schützlinge. Es war schön euch kennenlernen zu durften und viele schöne Momente mit euch zu teilen. Auch an dich Davit und deine Freunde noch ein großes Danke dass du /ihr mir die Tür zur georgischen Seele etwas geöffnet hast/habt.

Auch wenn Wehmut sich untermischt, so überwiegt jetzt Freude und Erleichterung meinen Weg fortsetzen zu können. Habt vielen Dank ihr Lieben! Ihr bleibt mir gut im Herzen!

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.      …     Hermann Hesse

Die Welt ruft. Ab jetzt heißt es wieder LÄUFT! Wünscht mir Glück!
TSCHÜÜÜS

Letzte Bilder aus Georgien

Auf georgischer Seite bin ich von Bauarbeitern in den Kleinbus zu Brot, Käse und Salat eingeladen lassen. Natürlich geht da nichts ohne Wein und Chacha. Verpflegt wird sich in kleinen Läden oder auch in Bäckerstuben. Wenn’s passt, wird noch an der ein oder anderen Burg, Kirche oder Ruine Halt gemacht.