Es ist und wird nicht leichter – Sicherheit, Militär und viele Kontrollen

Manipur ist nun der achte und letzte indische Bundesstaat auf meiner Reise. Es ist schon ziemlich glücklich, dass ich diese Region im äußersten Nordosten Indiens bereisen kann. Noch vor wenigen Jahren waren die Staaten an den Grenzen zu China, Myanmar und Bangladesch Sperrgebiet und für Ausländer nicht zugänglich. Seinen Hauptgrund hatte dies in bewaffneten Konflikten zwischen den ethnischen Minderheiten die nach mehr Autonomie streben und der Regierung, welche oft sehr blutig ausgetragen wurden. Heute ist die Situation schon wesentlich entspannter aber doch noch nicht ganz unter Kontrolle. Auf den Straßen ist viel Militär unterwegs. Man kommt sich vor wie im Film. Da rauschen offene Geländewagen an einem vorbei in denen vermummte Soldaten mit ihren Schnellfeuergewehren im Anschlag sitzen. Oder das Sturmgewehr ist auf dem Dach montiert und einer guckt aus der Luke oben raus. Als würde grad ein Krieg ausbrechen. Aber alles locker. Sie winken mir immer freundlich zurück und wenn ich mal mein Frühstück neben ihren Wachposten einnehme geht das auch in Ordnung. Fotos von und mit mir werden auch gern gemacht nur ich darf sie nicht fotografieren.

Seit Dimapur musste einige Checkpoints queren. Mein Pass wurde in der Regel verlangt und hier und da musste ich auch Formulare zur Registrierung ausfüllen. So hätte ich mich auch in Kohima registrieren müssen, was mir der Checkpost zuvor auch explizit mitgeteilt hatte. Nur war ich faul und dachte mir „Ach leckt mich! Kostet alles Zeit. Geht bestimmt auch so.“ Naja der Checkpost hinter Kohima fragte dann nach einem bestimmten Stempel in meinem Pass der nicht vorhanden war. Da stellte ich mich einfach dumm und entgegnete, dass ich nichts von einer Registrierung in Kohima wusste. Der Offizier griff zum Telefon und zwei Minuten vergingen bis er zu mir meinte, wenn ich jetzt eine Passkopie dabei hätte die ich ihm geben kann, dann könnte man das ausnahmsweise mal durchgehen lassen. Er wolle mich jetzt nicht noch einmal zurückschicken. Hatte ich natürlich und schwubbs ging es weiter. Fand ich saugeil!

 

Am 20. Juni soll es nun über die Grenze nach Myanmar (Burma) gehen. Zwischenzeitlich bin ich für eine Woche nach Kalkutta gereist um mein Visum zu besorgen. Zu Kalkutta selbst möchte ich keine großen Worte verlieren. Nur so viel… Ich hatte einen super Couchsurfing-Host. Danke Abdus und Raki. Das Visum kostet 40 Euro und klebt im Pass. Dafür aber, dass ich nach Myanmar auf dem Landweg von Indien aus einreisen möchte, brauche ich eine Sondergenehmigung die schlappe 140 Euro kostet und auf deren Ausstellung ich von den burmesischen Behörden noch immer warte.

Das Reisen in Burma selbst wird auch nicht so einfach werden. Es ist verboten zu campen oder bei Einheimischen die Nacht zu verbringen. Laut Gesetz muss ich in einem vom Staat lizensierten Hotel/Gasthaus schlafen. Wird rein organisatorisch schon schwierig. So wäre es wohl angebracht mich immer vorher mit Polizei und Militär zu verständigen bevor ich mein Zelt irgendwo aufschlage. Eine Möglichkeit bestehe vielleicht noch darin in Klöstern zu schlafen. Aber das sind jeweils alles Grauzonen. Dazu kommt noch, dass ich eigentlich wieder über denselben Grenzübergang nach Indien ausreisen muss. Ist aber leider nicht meine Richtung. Viele Internetforen aber auch die Reiseagentur, die mir die Sondergenehmigung vermittelt meinen, dass sich die Grenzbeamten im Süden zu Thailand da aber weniger drum scheren und es da keinerlei Probleme gäbe. Na will ich es mal hoffen. Das ist schon eine dunkelgraue Zone in der ich mich da bewege. Und als letztes ist das Visum nur für 28 Tage ausgestellt. Bei zu erwartenden 1500 Kilometern durchs Land ist das etwas dünne. Ich rechne eher mit zwei Monaten die ich brauchen werde aber es besteht – und ganz offiziell – die Möglichkeit das Visum zu überziehen und für jeden überzogenen Tag 3 US-Dollar „Strafe“ zu zahlen.

 

Na ja ich roll schon mal die Augen und freue mich auf die heiteren Gespräche mit den Herren in Tarnfarben.

Das Tor zu Indochina

Es sieht schon fast aus wie in Indochina. Hier in den Bergen von Nagaland und Manipur konnte ich schon die ersten Reisterrassen entdecken. Ein wundervoller Anblick auch wenn die Felder noch nicht bestellt sind. Das Bepflanzen mit den jungen Setzlingen beginnt nun aber in der Regenzeit und ich hatte die Möglichkeit während meines zweitägigen Aufenthaltes bei Mayi und ihren Eltern mich nützlich zu machen. Sie gehören zum Naga-Stamm der Mao und haben mir einige kulinarische Besonderheiten offenbart. So durfte ich an Büffelhaut nagen, welche zuvor über der Feuerstelle getrocknet wurde und dabei durch den Rauch komplett schwarz wird. Vor dem Verzehr wird sie gesäubert und gekocht. Auch ganz interessant waren die Schnecken. Im Gegensatz zur Weinbergschnecke sind sie etwas kleiner und in schwarz. Nach dem Kochen pult man sie entweder mit einem spitzen Gegenstand heraus oder saugt einmal kräftig an der Öffnung. Zudem wird es auf den Märkten eindeutig exotischer. Zu kaufen gibt es zum Beispiel Frösche, getrockneten Fisch der sein ganz eigenes Aroma verbreitet und eine Menge Früchte und Gemüse, welche ich noch nie zuvor gesehen habe. Dann musste ich einmal an grünen Perlen von einem Zweig naschen. Erst ein scharfes Brennen und dann ein mehrere Minuten anhaltendes Prickeln auf Zunge und Lippen als würden sich Blasen bilden. Es war Szechuanpfeffer.

So wie ich diesen Teil Indiens kennengelernt habe muss ich sagen… Das ist nicht Indien. Das ist eine völlig andere Welt und es gibt nichts mit dem „typischen“ Indien zu assoziieren. Asiatische Gesichtszüge, das Essen, die Gewohnheiten, die ganze Kultur und Sprache die diesen Raum prägen, das alles passt nicht zum Bild Indiens. Vor zweihundert Jahren waren diese indigenen Völker noch weitgehend isoliert. Die Stämme bekriegten sich und es genoss derjenige am meisten Ruhm und Ehre, der die meisten Köpfe vom Kriegszug mit ins Dorf brachte. Gott sei Dank wurde diesen Leuten das Christentum geschenkt und nun ist alles friedlich.  😉

Die Menschen sind außergewöhnlich freundlich. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal mein Zelt aufgeschlagen habe. Ich bin hier super glücklich und kann mich nur bei den vielen Leuten bedanken. Ein paar habe ich auch wirklich so weit ins Herz geschlossen, dass mir beim Abschied schon mal die Tränen in den Augen standen.