Tag 1 in Myanmar
Mit einem Tag Verspätung aber am Ende völlig problemlos bin ich heute über die Grenze nach Myanmar gereist. Diese Nacht werde ich noch in Tamu verbringen bevor ich morgen den Bus (ja ihr lest richtig) 150 Kilometer nach Kalay nehmen muss, da die Straße direkt an der Grenze entlang führt und somit Sperrgebiet für Fuß- und Radreisende ist.
Jedenfalls bin ich mega glücklich jetzt ein neues Land entdecken zu können. Die ersten Eindrücke sind recht positiv. Alles scheint hier seine Ordnung zu haben, was ich all zu oft in Indien vermisst habe.
In einer Hinsicht fühle ich mich etwas an den Iran erinnert. 1€ entspricht 1500 Kyat. Wenn man sich sich also 100€ von der Bank tauschen lässt, dann bekommt man ein schönes Bündel Scheine.
Alles auf einmal
Alles auf einmal
Alles auf einmal und von dem Allen zu viel. Mein erster Morgen in Tamu begann mit heftigen Durchfall und Grummelmagen. Keine Ahnung, was ich den Abend zuvor Falsches gegessen hatte aber ich gehe mal davon aus, dass es die Schweinefleischbällchen waren. Oder doch die Schrimps in der Suppe? Wie ich nun im Nachhinein meine, wird es nicht nur eine Magenverstimmung gewesen sein sondern eher eine Lebensmittelvergiftung. Da bin ich mir sicher. Jedenfalls war die Busfahrt nach Kalay kein großes Vergnügen. An einer Kreuzung habe ich mich absetzen lassen, da ich nach Osten weiter musste. Das Gewicht meines Karrens ließ die Leute beim Herablassen vom Dach des Busses kurz in Nöte kommen und so ist er den letzten Meter entlang meines Schienbeins gefallen und hinterließ einen tiefen, blutenden Schnitt. Schmerz lass nach aber Hauptsache der Karren blieb heil. Es sollte kein guter Tag werden. Weiter mit flauen Magen ging es durch die schwüle Mittagshitze und je später es wurde, desto mieser ging es mir. In einem kleinen Dorf fragte ich, ob ich irgendwo mein Zelt aufstellen könnte und erst wurde abgewunken doch zugleich darauf kam ein älterer Herr auf mich zu und bot mir einen Platz in seiner Hütte an. Seine glasigen Augen und die Schnapsfahne ließen mich etwas zweifeln. Aber was soll’s? Mir ging es dreckig. Seine Frau tat mir schon etwas leid. Während sie sich um alles im Haus und mich sorgte, saß ihr er halt nur an seinem Glas. Er bot mir etwas davon an doch hab ich erstmals dran gerochen… Bähhhhhh! Pures Gift. Ich wurde bekocht doch viel habe ich nicht in den Magen bekommen.
Der zweite Tag wurde nicht besser. Mit drei Löffeln Reis im Magen machte ich mich auf. Kurz vor Kalewa musste ich mich entscheiden, ob ich die Nordroute und Hauptstraße nach Mandalay nehme oder die Südroute und Nebenstraße. Ich entschied mich für die zweite Variante und das war keine gute Idee. Immer wenn ich denke, die schlechtesten Straßen dieser Welt schon hinter mir zu haben, wird dem immer noch einer drauf gesetzt. Den Großteil ging es Hügel rauf und Hügel runter, Hügel rauf und Hügel runter, Hügel rauf… . Schwer wurde es so im tiefen Schlamm oder wenn große Steine verbaut wurden und alles zu einer Buckelpiste werden ließ. Bröckelnder Asphalt, Sand, Kies ist alles ein Witz.
Ich hatte echt schwer zu ziehen und gesundheitlich ging es mir nicht besser. Im Gegenteil. Mit kaum Nahrung im Bauch, weiteren Durchfall und Magenkrämpfen schleppte ich mich die nächsten vier Tage entlang. Nach 10 Kilometern hatte ich eigentlich schon immer die Schnauzte voll und wollte nicht mehr weiter und so guckte ich, dass ich wenigstens auf 20 bis 25 Kilometer pro Tag kam. Eine wahre Schinderei die schon ein Gefühl der Verzweiflung in mir aufkommen ließ. Noch weit mehr als 100 Kilometer waren es bis Monywa, der nächsten große Stadt. Tränen standen mir in den Augen. Ich war schwach und wusste, dass ich das so nicht packen werde.
Gestern beschloss ich dann jede Möglichkeit zu nutzen um wegzukommen. Busse fuhren aber nicht. Grundsätzlich ist es möglich auf Mopeds hinten aufzuspringen aber bei sehr holprigen Abschnitten und bei den Geschwindigkeiten ist das alles Gift für meinen Anhänger. So mühte ich mich den Vormittag ab. Dann stand da irgendwann die Polizei oben am Hügel und wartete schon auf mich. Fix und fertig bin ich da noch hochgekrabbelt und sofort wurde ich nach meinem Pass gefragt. Ich wusste schon, warum die ein Auto mit Ladefläche dabei hatten. Ich wurde gefragt, ob ich nicht vielleicht einen Transport nach Monywa möchte? Es war die größte Erleichterung. Es ging echt nichts mehr bei mir. Nun habe ich mich für drei Nächte in einem Hotel einquartiert und denke, dass es wieder gut aufwärts geht. Zumindest habe ich heute Morgen wieder Appetit verspürt und konnte ordentlich frühstücken. Was ich brauche ist einfach Ruhe.
Schade, dass es mir so nicht möglich war, das Tal, welches ich durchquerte, genießen zu können. Wirklich hübsch und die Menschen sind super freundlich. Alle winken mir zu und lächeln. Es war nie ein Problem für die Nächte ein Dach über den Kopf zu finden. Ich musste nie zweimal fragen. Sie kochten so gut für mich doch tat es mir so leid, dass ich kaum etwas davon essen konnte.
Die Sprachbarriere ist riesig. Auch Myanmar war britische Kolonie aber im Gegensatz zu Indien sprechen hier nur sehr vereinzelt Leute Englisch und dazu lässt ihr Akzent viel verschwimmen. Aber ich sage ja immer, dass das Wichtigste erst einmal ein Lächeln ist.
Auch die Polizei hat keine Probleme gemacht. Die nehmen nur meine Personalien auf und fragen höchstens, wo ich die letzten Nächte verbracht habe. Und da reime ich mir auch keine Lügen zusammen sondern sage einfach wann und wo und das ist „scheinbar“ kein Problem. Ich habe schon mitbekommen, dass ich hier unter Beobachtung stehe.
Was mich aber sehr nachdenklich stimmt… Wenn ich hier abseits über das Land streife, dann sehe ich ein sehr armes Land. Hier erkenne ich, was Entwicklungsland bedeutet. Ich sehe jetzt mal davon ab, dass die Menschen in oft mit Stroh bedeckten Hütten aus Holz und Bambus leben. Meist sind diese auch noch zu einer Seite offen. Sie bieten eine einfache aber saubere Unterkunft. Im Gegensatz zum indischen Lande scheißt man hier nicht auf die Wiese oder die Straße sondern baut Latrinen und diese werden auch sauber gehalten. Da können sich sogar noch manche Türken was davon abgucken.
Es gibt aber keinerlei Elektrifizierung. Viele setzen sich daher ein Solarpanel vors Haus und Laden Bleiakkumulatoren (Autobatterie) um abends dann etwas Licht zu haben oder ihren kleinen Fernseher speisen zu können. Es gibt keine Möglichkeit einen Kühlschrank zu betreiben.
Es gibt auch keine Trinkwasserversorgung. Man sammelt Regenwasser oder holt es sich aus dem Fluss. Eine Handbetriebene Wasserpumpe habe ich hier noch nicht gesehen. Das Wasser muss über dem Feuer noch abgekocht werden.
An einem Nachmittag wurde ich in ein Dorf eingeladen, etwas abseits der Straße und wenn ich mir die paar Motorräder und Fahrräder wegdachte, kam es mir vor wie im Mittelalter. Es war ein wirklich reges Leben aber mit einfachsten Mitteln. Man musste aufpassen und dem Ochsenkarren ausweichen. Über kleinen offenen Feuern wird Essen gekocht. Unter den auf Pfeilern gebauten Häusern liegen die Schweine und Hühner laufen dazwischen.
Zum Großteil sind die Leute Selbstversorger. Es gibt zwar kleine Läden aber die Auswahl an Produkten ist nicht groß. Ein sehr hartes Leben!
Land der Pagoden
Land der Pagoden
Ich denke, ich muss niemanden groß erklären, dass Myanmar ein sehr buddhistisch geprägtes Land ist. Ich bin in Monywa und habe hier schon eine ganze Pracht an Pagoden und Bildnissen Buddhas sehen können. Diese Pracht wird so schnell nicht abreißen auf meinem Weg durch dieses Land.
Ich bin in Monywa, einer nicht besonders aufregenden Stadt aber monumental ist hier der mit 130 Metern (inkl. 13m Sockel) hohe Laykyun Setkyar, ein stehender Buddha und die damit aktuell höchste Statue der Welt (zum Vergleich: Die Freiheitsstatue in New York misst 93 Meter, inkl. 47m Sockel). Davor noch ein gewaltiger liegender Buddha. An einem riesenhaften sitzenden Buddha wird aktuell gebaut. Man kann sie sogar von meinem Hotel aus sehen. Sie sind 15 Kilometer Luftlinie außerhalb Monywas.
Auch die Thanboddhay Pagode mit ihren vielen großen und kleinen Buddha-Statuen ist beeindruckend. Ich hab die alle mal durchgezählt. Insgesamt 582363 Buddha-Statuen. Gewaltig aber am Ende hatte ich mich dann aber doch etwas enttäuscht gefühlt. Die Million hätten sie ruhig voll machen können. 😉
Ach staunt einfach selbst!
The Road To Mandalay – Ich bekomme Paranoia
In Monywa hatte ich mich etwas erholen können und scheinbar hatten sich meine Magen-Darm-Beschwerden gebessert. Scheinbar aber auch nicht. Kaum ein paar Kilometer auf der Straße, fühlte ich mich schon wieder matt und kraftlos. Einziger Trost war, dass die Straßen flach und im recht guten Zustand waren.
Die Nächte verbrachte ich in kleinen Klöstern. Dabei hatte ich je einfach einen Mönch gefragt, der mich dann zum Abt des Klosters brachte. Vor diesem muss man dann niederknien und sich dreimal dabei verbeugen bevor man seine Bitte vortragen kann. Das war aber alles problemlos. Die Mönche essen nur einmal am Tag aber für mich wurde dann nochmal abends serviert. Reis, Fisch und alles scharf gewürzt. Leider konnte ich wieder nicht von alle dem viel zu mir nehmen. Der Magen drehte wieder.
Abends stand dann natürlich wieder die Polizei vor der Tür. Unter anderem auch die Leute, die mir schon den ganzen Tag am Arsch hingen. Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe. Zwei Polizisten im Auto die immer etwas voraus fuhren und in Sichtweite blieben und zwei auf einem Motorrad, die mich immer mal überholten und wieder warteten bis ich kam. Das ging sogar soweit, dass, wenn ich hinter einem Busch verschwand um ein Geschäft zu machen, sie direkt gegenüber an der Straße auf mich warteten. What the f§%k! Am Abend hatte ich eine recht offene Unterhaltung mit einem der Polizisten. Der meinte, es sei alles für meine Sicherheit. Ja klar. Macht alles für mich Sinn. Für meine Sicherheit müssen auch tausende Fotos von mir über die Tage geschossen werden. Einer der Mönche meinte aber, ich solle unbesorgt sein. Die retten mir vielleicht das Leben. Diese Aussage überzeugte mich nicht wirklich. Am Tag drauf ging das ganze Spielchen weiter. Es war echt befremdlich so unter Beobachtung zu stehen.
Körperlich ging es mir nicht besser. Eher im Gegenteil. Wieder hatte ich mir ein Kloster zum Übernachten gesucht. (Amnerkung: Für Touristen ist es eigentlich nur erlaubt in registrierten Hotels zu übernachten). Die Polizei ließ mich soweit aber immer gewähren. Ich sagte ihnen, dass ich am kommenden Morgen den Bus nach Mandalay nehmen werde, einfach weil es mir so elend geht. Kaum trat ich am nächsten Morgen aus meinem Zimmer hervor, standen die alles schon bereit und hatten mir einen Pick-Up für frei besorgt. Nur die Adresse wollten sie Wissen wo ich hinfahre. Mandalar Hospital, eine Privatklinik.
War auf jeden Fall eine gute Adresse. Blut wurde mir abgenommen und eine Urinprobe musste ich geben. Tags drauf konnte ich mir die Testergebnisse holen. Also Durchfall auf Grund einer Virusinfektion und mein Kaliumspiegel war im Keller. Daher das ewige Mattsein. Was fehlte waren Elektrolyte. Hab einen ganzen Beute an Pillen und Pulvern erhalten und nun denke ich, geht es wieder gut aufwärts. Die meisten Tage hatte ich im Hotelbett gelegen und mich auskuriert. Gestern hatte ich mir dann zur Abwechslung mal mit ein paar Leuten Fahrräder ausgeliehen um etwas durch die Stadt zu tingeln. Nach großem Sightseeing ist mir aber nicht.
Nochmal zurück zu meinem Überwachungsstatus. Die ersten zwei Tage kam jeden Morgen ein Typ ins Hotel und hat nach mir gefragt. Ob ich noch eingecheckt bin, ob ich draußen war oder auf meinem Zimmer bin. Der freundliche Italiener an der Rezeption fragte mich, was ich getan habe das die mich so verfolgen. Das habe er noch nie erlebt. Dann zeigte er auf die andere Straßenseite auf einen Typen mit Base-Cap und Motorrad und sobald ich das Hotel verließ, kam der mir hinterher. Also wenn ich hier keine Paranoia bekomme, wo dann?
Bagan
Am Fluss Irrawaddy liegt die alte Königsstadt Bagan mit ihren mehr als 2000 Pagoden und Stupas. Ein beeindruckendes Areal das zum Träumen einlädt.
Schlechte Neuigkeiten
Wie soll ich grad am besten meine Gefühlslage beschreiben? Vielleicht fange ich mal mit drei Musiktiteln an.
Nun die Behörden haben mich wohl echt auf dem Kieker. Es fing damit an, dass meine Reiseagentur, über die ich mein Permit erhielt, mich kontaktierte und flehte, ich solle nicht mehr laufen. Die Behörden machen Stress und drohen mit Lizenzentzug was unweigerlich zur Schließung führe. Sie seien in gewisser Weise für mich verantwortlich, da sie mir neben dem Permit auch ein Einladungsschreiben zur Visabeantragung erstellten. Nun versuchte ich die letzten zwei Wochen mit denen eine Lösung zu finden aber der burmesische Staat stellte sich nun endgültig quer. Von Seiten der Reiseagentur wie auch von der Migrationspolizei, die mich so gern observiert und besucht, habe ich nun die Info und Order, nicht mehr über Land zu laufen und noch viel schlimmer, ich darf nicht wie von mir erwartet mein Visum überziehen. Sprich… Ich muss spätestens am 18.07. außer Landes sein. So werde ich am 14. den Bus nach Yangon nehmen und von dort aus weiter nach Thailand reisen.
Diese vielen Probleme waren für mich echt nicht abzusehen aber vielleicht war ich trotz der vielen positiven Geschichten und Erfahrungen anderer Reisender auf meinem Weg und in so manchen Foren einfach zu naiv. Was mich halt ärgert ist, dass ich hier viel Geld lasse. Schon allein die Kohle, die ich für das Permit bezahlt habe, hätte ich von Kalkutta nach Bangkok mit samt Übergepäck fliegen können und hätte dazu mir dazu noch den ganzen Stress hier gespart. Hätte, hätte, hätte… . Zumindest hab ich jetzt eine Ahnung, was es heißt in einem Polizeistaat zu leben. In der ehemaligen DDR muss es kaum anders gewesen sein. Es ist einfach nur belastend, wenn man unter ständiger Beobachtung lebt.
Mandalay hatte ich noch zu Fuß verlassen und hatte an dem Tag nichts Auffälliges feststellen können. Natürlich hatte mich die Migrationspolizei wieder am Abend im Kloster besucht und meine Dokumente geprüft. Mit dem Herrn, wie auch mit all den anderen zuvor hatte ich super freundliche Gespräche. Ich hatte ihn gefragt, ob ich am nächsten Tag wieder laufen dürfe und er gewährte mir. Ich meinte dann noch „scherzhaft“, dass die mich nicht den ganzen Tag verfolgen brauchen. Die werden Abends schon wissen wo ich stecke. Ich machte mich am nächsten Morgen auf und sah niemanden. Am späten Vormittag bot mir ein Herr mit seinem Pick-Up eine Mitfahrgelegenheit an nach Bagan und da schon feststand, dass ich Burma pünktlich verlassen muss, nahm ich das Angebot an. Den ganzen Vormittag drehte ich mich hin und wieder um und hatte ich keinen gesehen der mich verfolgt. Als wir Wagen aufgeladen hatten, hielt ein Motorrad und es war doch tatsächlich ein Polizist in Zivil der fragte, wohin mich der Mann bringe. Also da riss mir doch tatsächlich innerlich die Hutschnur. Ab diesen Moment war ich mir sicher, dass es besser sei das Land zu verlassen und auch all den guten Dingen hier nicht nachzutrauern. So freundlich und herzergreifend die Bevölkerung ist, so schön die vielen Pagoden und Buddhas anmuten… Es macht einfach keine Freude! Man kann sich in diesem Land nicht frei bewegen. Das ist etwas, was völlig gegen meine Philosophie als Weltenbummler verstößt, was mir jegliche äußere aber auch innere Freiheit nimmt. Es tut in der Seele weh.
Ach wie schön…
Während meines Aufenthaltes in Bagan, kurz nachdem ich im Hostel eingescheckt hatte, sah ich dieses komische Dreirad am Eingangsportal stehen. Es sollte sich herausstellen, dass dieses Liegerad oder auch Tricycle einer Landsfrau gehört.
Annette aus Freiburg im Breisgau ist auch schon seit zig Monaten in der Welt unterwegs. Anfangs meist entlang der Donau unterwegs, führte ihre Route durch die Türkei und den Iran bevor sie die zentralasiatischen Länder Turkmenistan, Usbekistan und Kirgistan querte. Nun durch China und Südostasien, traf ich sie in Bagan.
Nach den vielen tausenden Kilometern die jeder von uns hinter sich hat und den doch so eigenen Hürden und Geschwindigkeiten die wir haben war es jedoch schon spannend zu erfahren, wie weit wir doch eben mit unseren Problemen auf der Straße gleich sind. Temperaturen im Minusbereich (obwohl es Annette da in Kirgistan und China mit bis zu -30°C wesentlich härter getroffen hatte), schwere Regenfälle, Probleme zwischen den Reisfeldern einen trockenen Platz zum Übernachten zu finden, platte Reifen, Unfälle mit Autos und Lkws die Gott sei Dank immer glimpflich ausgingen aber die Reise schon mal auf der Kippe stehen ließen.
Aber auch die wundervollen Momente mit Menschen die man teilt und die riesige Gastfreundschaft die man so oft erfährt, großartige Landschaften die zum Staunen und Träumen einladen. Schon das allein reicht um alles Beschwerliche bei Seite zu wischen.
Auch erstaunlich ist zu hören, wie der eine mit so manchen Menschenschlag umgeht und man dann sagt: „Kenn ich und ich mach es genauso.“. Wenn man eben in einem fremden Kulturkreis unterwegs ist, dann sorgt das Verhalten anderer nicht nur für Verwunderung, es ist manchmal auch anstößig. Und dann muss man eben auch mal laut und direkt werden und wenn es gar nicht anders geht dann eben auch mal zeigen, was man für ein Arschloch sein kann.
Ach wie schön zu wissen, dass wir alle das gleiche Schicksal teilen, dass wir an den Hürden des Lebens an der Straße wachsen und am Ende doch allzu menschlich sind.
Annette… Es war schön dich getroffen zu haben und auf soliden Erfahrungen mit dir ausgetauscht haben zu können. Du hast mich nochmals ein Stück mehr inspiriert und dafür danke ich dir!
Myawaddy – Mein letzter Abend in Myanmar
Gestern saß ich dann nochmals zehn Stunden im Bus von Yangon nach Myawaddy, der Grenzstadt zu Thailand. Heute ging es dann auch über die Grenze und ich hatte echt Bammel, dass mir die Polizei noch irgend einen Strich durch die Rechnung macht aber am Ende lief alles reibungslos. Nun bin ich in Thailand und hoffe, dass ich wieder ohne Probleme meine Reise fortsetzen kann. Das nächste Ziel ist dann Nong Khai an der Grenze zu Laos.
Den letzten Abend in Myawaddy nutze ich noch um bei der großen Pagode der Stadt umherzuschlendern und die Atmosphäre zu genießen. Vor einem der großen Buddhas sitzend war ich noch hin und her gerissen von all diesen liebevollen Menschen die immer ein Lächeln auf den Lippen haben und dem oft brutalen Vorgehen der Regierung gegen ihre Kritiker. Sicherlich ist Myanmar nicht das erste Land auf meiner Reise, in dem Demokratie Zukunftsmusik ist und Menschenrechte missachtet werden. Nicht grundlos fliehen jedes Jahr tausende Menschen vor der Gewalt des Staates und sicherlich ist die politische Situation auf Grund von separatistischen Bewegungen und ethnischen Spannungen wesentlich komplexer aber man muss auch leider sagen, dass hier teilweise Menschen regelrecht abgeschlachtet werden. Das Militär Myanmars setzt alles auf seinen Machterhalt, selten mit Rücksicht auf das eigene Volk. Und ich frage mich, wie es die Menschen hier schaffen, trotz aller Repressalien immer noch dieses freudige Lächeln auf all den Gesichtern scheint?
Myanmar… Ich verabschiede mich mit einem Satz den man heute immer noch von so manch ehemaligen Bürgern der DDR hören kann und bei dem sich mir die Haare sträuben: „Es ist nicht alles schlecht gewesen.“