Alles auf einmal

Alles auf einmal
Alles auf einmal und von dem Allen zu viel. Mein erster Morgen in Tamu begann mit heftigen Durchfall und Grummelmagen. Keine Ahnung, was ich den Abend zuvor Falsches gegessen hatte aber ich gehe mal davon aus, dass es die Schweinefleischbällchen waren. Oder doch die Schrimps in der Suppe? Wie ich nun im Nachhinein meine, wird es nicht nur eine Magenverstimmung gewesen sein sondern eher eine Lebensmittelvergiftung. Da bin ich mir sicher. Jedenfalls war die Busfahrt nach Kalay kein großes Vergnügen. An einer Kreuzung habe ich mich absetzen lassen, da ich nach Osten weiter musste. Das Gewicht meines Karrens ließ die Leute beim Herablassen vom Dach des Busses kurz in Nöte kommen und so ist er den letzten Meter entlang meines Schienbeins gefallen und hinterließ einen tiefen, blutenden Schnitt. Schmerz lass nach aber Hauptsache der Karren blieb heil. Es sollte kein guter Tag werden. Weiter mit flauen Magen ging es durch die schwüle Mittagshitze und je später es wurde, desto mieser ging es mir. In einem kleinen Dorf fragte ich, ob ich irgendwo mein Zelt aufstellen könnte und erst wurde abgewunken doch zugleich darauf kam ein älterer Herr auf mich zu und bot mir einen Platz in seiner Hütte an. Seine glasigen Augen und die Schnapsfahne ließen mich etwas zweifeln. Aber was soll’s? Mir ging es dreckig. Seine Frau tat mir schon etwas leid. Während sie sich um alles im Haus und mich sorgte, saß ihr er halt nur an seinem Glas. Er bot mir etwas davon an doch hab ich erstmals dran gerochen… Bähhhhhh! Pures Gift. Ich wurde bekocht doch viel habe ich nicht in den Magen bekommen.
Der zweite Tag wurde nicht besser. Mit drei Löffeln Reis im Magen machte ich mich auf. Kurz vor Kalewa musste ich mich entscheiden, ob ich die Nordroute und Hauptstraße nach Mandalay nehme oder die Südroute und Nebenstraße. Ich entschied mich für die zweite Variante und das war keine gute Idee. Immer wenn ich denke, die schlechtesten Straßen dieser Welt schon hinter mir zu haben, wird dem immer noch einer drauf gesetzt. Den Großteil ging es Hügel rauf und Hügel runter, Hügel rauf und Hügel runter, Hügel rauf… . Schwer wurde es so im tiefen Schlamm oder wenn große Steine verbaut wurden und alles zu einer Buckelpiste werden ließ. Bröckelnder Asphalt, Sand, Kies ist alles ein Witz.
Ich hatte echt schwer zu ziehen und gesundheitlich ging es mir nicht besser. Im Gegenteil. Mit kaum Nahrung im Bauch, weiteren Durchfall und Magenkrämpfen schleppte ich mich die nächsten vier Tage entlang. Nach 10 Kilometern hatte ich eigentlich schon immer die Schnauzte voll und wollte nicht mehr weiter und so guckte ich, dass ich wenigstens auf 20 bis 25 Kilometer pro Tag kam. Eine wahre Schinderei die schon ein Gefühl der Verzweiflung in mir aufkommen ließ. Noch weit mehr als 100 Kilometer waren es bis Monywa, der nächsten große Stadt. Tränen standen mir in den Augen. Ich war schwach und wusste, dass ich das so nicht packen werde.
Gestern beschloss ich dann jede Möglichkeit zu nutzen um wegzukommen. Busse fuhren aber nicht. Grundsätzlich ist es möglich auf Mopeds hinten aufzuspringen aber bei sehr holprigen Abschnitten und bei den Geschwindigkeiten ist das alles Gift für meinen Anhänger. So mühte ich mich den Vormittag ab. Dann stand da irgendwann die Polizei oben am Hügel und wartete schon auf mich. Fix und fertig bin ich da noch hochgekrabbelt und sofort wurde ich nach meinem Pass gefragt. Ich wusste schon, warum die ein Auto mit Ladefläche dabei hatten. Ich wurde gefragt, ob ich nicht vielleicht einen Transport nach Monywa möchte? Es war die größte Erleichterung. Es ging echt nichts mehr bei mir. Nun habe ich mich für drei Nächte in einem Hotel einquartiert und denke, dass es wieder gut aufwärts geht. Zumindest habe ich heute Morgen wieder Appetit verspürt und konnte ordentlich frühstücken. Was ich brauche ist einfach Ruhe.
Schade, dass es mir so nicht möglich war, das Tal, welches ich durchquerte, genießen zu können. Wirklich hübsch und die Menschen sind super freundlich. Alle winken mir zu und lächeln. Es war nie ein Problem für die Nächte ein Dach über den Kopf zu finden. Ich musste nie zweimal fragen. Sie kochten so gut für mich doch tat es mir so leid, dass ich kaum etwas davon essen konnte.
Die Sprachbarriere ist riesig. Auch Myanmar war britische Kolonie aber im Gegensatz zu Indien sprechen hier nur sehr vereinzelt Leute Englisch und dazu lässt ihr Akzent viel verschwimmen. Aber ich sage ja immer, dass das Wichtigste erst einmal ein Lächeln ist.
Auch die Polizei hat keine Probleme gemacht. Die nehmen nur meine Personalien auf und fragen höchstens, wo ich die letzten Nächte verbracht habe. Und da reime ich mir auch keine Lügen zusammen sondern sage einfach wann und wo und das ist „scheinbar“ kein Problem. Ich habe schon mitbekommen, dass ich hier unter Beobachtung stehe.
Was mich aber sehr nachdenklich stimmt… Wenn ich hier abseits über das Land streife, dann sehe ich ein sehr armes Land. Hier erkenne ich, was Entwicklungsland bedeutet. Ich sehe jetzt mal davon ab, dass die Menschen in oft mit Stroh bedeckten Hütten aus Holz und Bambus leben. Meist sind diese auch noch zu einer Seite offen. Sie bieten eine einfache aber saubere Unterkunft. Im Gegensatz zum indischen Lande scheißt man hier nicht auf die Wiese oder die Straße sondern baut Latrinen und diese werden auch sauber gehalten. Da können sich sogar noch manche Türken was davon abgucken.
Es gibt aber keinerlei Elektrifizierung. Viele setzen sich daher ein Solarpanel vors Haus und Laden Bleiakkumulatoren (Autobatterie) um abends dann etwas Licht zu haben oder ihren kleinen Fernseher speisen zu können. Es gibt keine Möglichkeit einen Kühlschrank zu betreiben.
Es gibt auch keine Trinkwasserversorgung. Man sammelt Regenwasser oder holt es sich aus dem Fluss. Eine Handbetriebene Wasserpumpe habe ich hier noch nicht gesehen. Das Wasser muss über dem Feuer noch abgekocht werden.
An einem Nachmittag wurde ich in ein Dorf eingeladen, etwas abseits der Straße und wenn ich mir die paar Motorräder und Fahrräder wegdachte, kam es mir vor wie im Mittelalter. Es war ein wirklich reges Leben aber mit einfachsten Mitteln. Man musste aufpassen und dem Ochsenkarren ausweichen. Über kleinen offenen Feuern wird Essen gekocht. Unter den auf Pfeilern gebauten Häusern liegen die Schweine und Hühner laufen dazwischen.
Zum Großteil sind die Leute Selbstversorger. Es gibt zwar kleine Läden aber die Auswahl an Produkten ist nicht groß. Ein sehr hartes Leben!

 

Tag 1 in Myanmar

Mit einem Tag Verspätung aber am Ende völlig problemlos bin ich heute über die Grenze nach Myanmar gereist. Diese Nacht werde ich noch in Tamu verbringen bevor ich morgen den Bus (ja ihr lest richtig) 150 Kilometer nach Kalay nehmen muss, da die Straße direkt an der Grenze entlang führt und somit Sperrgebiet für Fuß- und Radreisende ist.
Jedenfalls bin ich mega glücklich jetzt ein neues Land entdecken zu können. Die ersten Eindrücke sind recht positiv. Alles scheint hier seine Ordnung zu haben, was ich all zu oft in Indien vermisst habe.
In einer Hinsicht fühle ich mich etwas an den Iran erinnert. 1€ entspricht 1500 Kyat. Wenn man sich sich also 100€ von der Bank tauschen lässt, dann bekommt man ein schönes Bündel Scheine.

 

Das Tor zu Indochina

Es sieht schon fast aus wie in Indochina. Hier in den Bergen von Nagaland und Manipur konnte ich schon die ersten Reisterrassen entdecken. Ein wundervoller Anblick auch wenn die Felder noch nicht bestellt sind. Das Bepflanzen mit den jungen Setzlingen beginnt nun aber in der Regenzeit und ich hatte die Möglichkeit während meines zweitägigen Aufenthaltes bei Mayi und ihren Eltern mich nützlich zu machen. Sie gehören zum Naga-Stamm der Mao und haben mir einige kulinarische Besonderheiten offenbart. So durfte ich an Büffelhaut nagen, welche zuvor über der Feuerstelle getrocknet wurde und dabei durch den Rauch komplett schwarz wird. Vor dem Verzehr wird sie gesäubert und gekocht. Auch ganz interessant waren die Schnecken. Im Gegensatz zur Weinbergschnecke sind sie etwas kleiner und in schwarz. Nach dem Kochen pult man sie entweder mit einem spitzen Gegenstand heraus oder saugt einmal kräftig an der Öffnung. Zudem wird es auf den Märkten eindeutig exotischer. Zu kaufen gibt es zum Beispiel Frösche, getrockneten Fisch der sein ganz eigenes Aroma verbreitet und eine Menge Früchte und Gemüse, welche ich noch nie zuvor gesehen habe. Dann musste ich einmal an grünen Perlen von einem Zweig naschen. Erst ein scharfes Brennen und dann ein mehrere Minuten anhaltendes Prickeln auf Zunge und Lippen als würden sich Blasen bilden. Es war Szechuanpfeffer.

So wie ich diesen Teil Indiens kennengelernt habe muss ich sagen… Das ist nicht Indien. Das ist eine völlig andere Welt und es gibt nichts mit dem „typischen“ Indien zu assoziieren. Asiatische Gesichtszüge, das Essen, die Gewohnheiten, die ganze Kultur und Sprache die diesen Raum prägen, das alles passt nicht zum Bild Indiens. Vor zweihundert Jahren waren diese indigenen Völker noch weitgehend isoliert. Die Stämme bekriegten sich und es genoss derjenige am meisten Ruhm und Ehre, der die meisten Köpfe vom Kriegszug mit ins Dorf brachte. Gott sei Dank wurde diesen Leuten das Christentum geschenkt und nun ist alles friedlich.  😉

Die Menschen sind außergewöhnlich freundlich. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal mein Zelt aufgeschlagen habe. Ich bin hier super glücklich und kann mich nur bei den vielen Leuten bedanken. Ein paar habe ich auch wirklich so weit ins Herz geschlossen, dass mir beim Abschied schon mal die Tränen in den Augen standen.

 

 

Es ist und wird nicht leichter – Sicherheit, Militär und viele Kontrollen

Manipur ist nun der achte und letzte indische Bundesstaat auf meiner Reise. Es ist schon ziemlich glücklich, dass ich diese Region im äußersten Nordosten Indiens bereisen kann. Noch vor wenigen Jahren waren die Staaten an den Grenzen zu China, Myanmar und Bangladesch Sperrgebiet und für Ausländer nicht zugänglich. Seinen Hauptgrund hatte dies in bewaffneten Konflikten zwischen den ethnischen Minderheiten die nach mehr Autonomie streben und der Regierung, welche oft sehr blutig ausgetragen wurden. Heute ist die Situation schon wesentlich entspannter aber doch noch nicht ganz unter Kontrolle. Auf den Straßen ist viel Militär unterwegs. Man kommt sich vor wie im Film. Da rauschen offene Geländewagen an einem vorbei in denen vermummte Soldaten mit ihren Schnellfeuergewehren im Anschlag sitzen. Oder das Sturmgewehr ist auf dem Dach montiert und einer guckt aus der Luke oben raus. Als würde grad ein Krieg ausbrechen. Aber alles locker. Sie winken mir immer freundlich zurück und wenn ich mal mein Frühstück neben ihren Wachposten einnehme geht das auch in Ordnung. Fotos von und mit mir werden auch gern gemacht nur ich darf sie nicht fotografieren.

Seit Dimapur musste einige Checkpoints queren. Mein Pass wurde in der Regel verlangt und hier und da musste ich auch Formulare zur Registrierung ausfüllen. So hätte ich mich auch in Kohima registrieren müssen, was mir der Checkpost zuvor auch explizit mitgeteilt hatte. Nur war ich faul und dachte mir „Ach leckt mich! Kostet alles Zeit. Geht bestimmt auch so.“ Naja der Checkpost hinter Kohima fragte dann nach einem bestimmten Stempel in meinem Pass der nicht vorhanden war. Da stellte ich mich einfach dumm und entgegnete, dass ich nichts von einer Registrierung in Kohima wusste. Der Offizier griff zum Telefon und zwei Minuten vergingen bis er zu mir meinte, wenn ich jetzt eine Passkopie dabei hätte die ich ihm geben kann, dann könnte man das ausnahmsweise mal durchgehen lassen. Er wolle mich jetzt nicht noch einmal zurückschicken. Hatte ich natürlich und schwubbs ging es weiter. Fand ich saugeil!

 

Am 20. Juni soll es nun über die Grenze nach Myanmar (Burma) gehen. Zwischenzeitlich bin ich für eine Woche nach Kalkutta gereist um mein Visum zu besorgen. Zu Kalkutta selbst möchte ich keine großen Worte verlieren. Nur so viel… Ich hatte einen super Couchsurfing-Host. Danke Abdus und Raki. Das Visum kostet 40 Euro und klebt im Pass. Dafür aber, dass ich nach Myanmar auf dem Landweg von Indien aus einreisen möchte, brauche ich eine Sondergenehmigung die schlappe 140 Euro kostet und auf deren Ausstellung ich von den burmesischen Behörden noch immer warte.

Das Reisen in Burma selbst wird auch nicht so einfach werden. Es ist verboten zu campen oder bei Einheimischen die Nacht zu verbringen. Laut Gesetz muss ich in einem vom Staat lizensierten Hotel/Gasthaus schlafen. Wird rein organisatorisch schon schwierig. So wäre es wohl angebracht mich immer vorher mit Polizei und Militär zu verständigen bevor ich mein Zelt irgendwo aufschlage. Eine Möglichkeit bestehe vielleicht noch darin in Klöstern zu schlafen. Aber das sind jeweils alles Grauzonen. Dazu kommt noch, dass ich eigentlich wieder über denselben Grenzübergang nach Indien ausreisen muss. Ist aber leider nicht meine Richtung. Viele Internetforen aber auch die Reiseagentur, die mir die Sondergenehmigung vermittelt meinen, dass sich die Grenzbeamten im Süden zu Thailand da aber weniger drum scheren und es da keinerlei Probleme gäbe. Na will ich es mal hoffen. Das ist schon eine dunkelgraue Zone in der ich mich da bewege. Und als letztes ist das Visum nur für 28 Tage ausgestellt. Bei zu erwartenden 1500 Kilometern durchs Land ist das etwas dünne. Ich rechne eher mit zwei Monaten die ich brauchen werde aber es besteht – und ganz offiziell – die Möglichkeit das Visum zu überziehen und für jeden überzogenen Tag 3 US-Dollar „Strafe“ zu zahlen.

 

Na ja ich roll schon mal die Augen und freue mich auf die heiteren Gespräche mit den Herren in Tarnfarben.

Schlachtfest

Mein Plan sah vor, gleich zu Beginn der Woche von Dimapur aus mit dem Zug zurück nach Kalkutta zu reisen, da ich dort mein Visum für Myanmar beantragen muss. Da aber keine Tickets verfügbar waren und Mhonthungs jüngsten Sohn sein erster Geburtstag zu zelebrieren war, ergab ich mich freudig meinem Schicksal und wartete die Tage ab.
Am frühen Morgen wurde dann begonnen ein Schwein zu schlachten. Mit einer doch recht stumpfen Lanze gab es einen tiefen Stich in die rechte Seite. Hatte aber einige Minuten gedauert bis da nix mehr zuckte. Nun… Dazu lasse ich ein paar Bilder sprechen.
Letztendlich hatte es mir, dem Familienkreis und der geladenen Nachbarschaft ganz gut geschmeckt. Nur die Innereien sind nicht so mein Geschmack gewesen. Für dieses Frühstück musste ich mich also etwas zusammennehmen.

Guten Appetit!

 

Nagaland

Das vorletzte indische Bundesland auf meiner Reise ist erreicht. Nagaland, benannt nach dem indigenen Volk der Naga. Was gleich bei meiner Ankunft in Dimapur auffiel, waren die vielen Kirchen. Wen wundert es, sind doch knapp 90 Prozent der Bewohner Nagalands Christen. Da haben die amerikanischen Missionare vor hundertfünfzig Jahren ganze Arbeit geleistet.
Als ich am nächsten Morgen die Stadt verließ, schallte aus einer Seitenstraße laut Musik. So wurde etwas meine Neugier geweckt und guckte mal um die Ecke. Eine nepalesische Kirchgemeinde (Wer hätt’s gedacht?) mit vielen gut gelaunten Leuten. Es war Sonntagsgottesdienst. Die Band spielte, es wurde laut gesungen und geklatscht. Das hatte schon fast etwas Ansteckendes aber ich war doch noch zu müde um voll dabei zu sein.

Nach diesmal nur etwas mehr als 20 Kilometern erreichte ich mein Tagesziel. In Kukidolong wartete mein CS-Host Mhonthung mit seiner kleinen Familie auf mich. Ein Teil des Ortes eröffnet noch einen kleinen Blick in das ursprüngliche Leben der Naga. Meine Unterkunft war eine Bambushütte. Fließend Wasser gibt es nicht. Wasser muss erst über einer Feuerstelle hinter dem Haus abgekocht werden bevor man es trinken kann. Zum Wäschewaschen und Baden muss man zum Fluss hinunter laufen. Wow! Was für eine Erfahrung.
Dennoch haben Mhonthung und seine Frau exzellent für mich gesorgt. Und das Essen ist kaum mit dem, was wir unter indischer Küche verstehen, zu vergleichen. Klar, Reis gehört immer dazu und das in rauen Mengen. Fleisch, besonders Schwein und Hühnchen sind kaum wegzudenken, egal ob zum Frühstück, Mittag oder Abend. Hauptsächlich werden die Zutaten gekocht anstatt in Öl gebraten. Besonders aber ist die Naga-Küche dafür bekannt, dass sie bevorzugt Kräuter anstatt Gewürze verwendet. Was am Ende diese Küche aber fast schon einmalig macht ist, dass einfach Blätter von den Bäumen gepflückt, gekocht und als Beilage serviert werden. So anders und super lecker!
Und noch ganz nebenbei… Hund steht hier auch gern mal auf dem Speiseplan.

 

Die letzte Etappe in Assam – Besser geht’s nicht

Von Guwahati zog es mich weiter ein Stück entlang des Brahmaputra. Was das Übernachten und Campen anging, entschied ich mich seit langen wieder dafür bei Leuten anzuklopfen und zu fragen, ob ich in ihrem Garten schlafen könne. Nicht zuletzt auch aus Sicherheitsgründen, denn immer wieder warten mich die Einheimischen in den Wald zu gehen. Wilde Elefanten und auch Tiger seien eine nicht zu unterschätzende Gefahr in dieser Region.
Die Leute ließen mich ohne Probleme gewähren und sorgten sich gut um mich. Immer wurde mir Abendessen angeboten, was ich natürlich gern annahm, wenn ich nicht schon irgendwo anders gegessen hatte. Das Essen ist weiterhin himmlisch gut und verträglich. Viel Fleisch aber das hatte ich ja schon mal erwähnt.
In Bokakhat, einem kleinen Provinzstädtchen, suchte ich auch wieder Unterschlupf und als ich zwei Männer vor einer Kirche sah versuchte ich auch hier mein Glück. Nach etwas Smalltalk mit dem Priester öffnete mir dieser das Tor, bat mich hinein und zeigte mir ein Gästezimmer. Boar ich war so glücklich, besonders als in der Nacht noch ein heftiger Gewittersturm aufkam.
Es sollte weiter wie am Schnürchen laufen. Couchsurfen war wieder angesagt. Rituraj war für drei Nächte mein Gastgeber in einem kleinen Ort kurz vor Golaghat. Ein kleiner ruhiger Ort, was für Indien schon recht selten ist. Einfach die Seele baumeln lassen und den Garten seiner Eltern genießen. Sich ein bisschen Baumwolle pflücken und damit spielen, auseinanderreißen und sich einen faden zwischen den Finger spinnen. Ein Nickerchen machen und weiter relaxen.
Aber nicht nur die Leute auf meinem Weg waren großartig. Auch der Weg an sich hatte viel zu bieten. Die Märkte bieten einen tollen Überblick von dem, was in dieser Region so wächst. Tomate, Aubergine, Gurke, Kartoffeln, allerhand Grünzeug, Bananen, Papaya, Litschi , und und und… Natürlich darf Geflügel, Schwein und Fisch nicht fehlen. Und immer wieder… Was wäre Assam ohne seinen Tee?
Der Kaziranga Nationalpark schuf auch noch einen schönen Blick auf das hier heimische Großwild. Immer wieder beeindruckend diese riesigen Elefanten und Nashörner.

Oh Assam… Du und deine Menschen, deine Natur, deine Landschaft… Ihr habt mir gut getan. Danke!

 

 

Pobitora Wildlife Sanctuary

Vergangenen Samstag unternahmen mein Gastgeber Jim und sein Freunde mit mir einen Ausflug in das Pobitora Wildreservat, östlich von Guwahati. Bekannt ist dieses vor allem für seine Population der seltenen Ein-Horn-Rhinozerosse aber auch asiatische Büffel, Leoparden und vielen Vogelarten.

 

 

 

On The Road von Sonada nach Guwahati

Der erste Tag hatte es schon echt in sich. Das lag nicht an den 39 Kilometern, die ich da gleich zurückgelegt habe. Nachdem es gemütlich bergauf bis nach Ghoom ging kam der Abstieg und der war mordsmäßig. Sprich: Die letzten 30 Kilometer ging es steil bergab und dabei schob der Wagen wunderbar von hinten in die Hüften. Boar war ich fertig. Heilfroh am Tista unten angekommen zu sein, konnte ich mich kaum noch vernünftig auf den Beinen halten. Die Knie hatten gezittert und ich wollte nur noch pennen gehen.

Hier oben im Nordosten ist gerade Regenzeit. Etwas, was ich überhaupt nicht mag aber als ich so durch die Schlucht des Tista lief, da verlieh all dieser regnerische Dunst dem ganzen Szenario eine mystische Stimmung. Irgendwann öffnete sich dann wieder das Tal und vor mir lag wieder die große Ebene mit ihren vielen Teeplantagen. Eine wahre Augenweide und einen guten Platz zum campen bieten diese Felder auch.

Wenn ich meinen Blick nach Norden richtete, konnte ich oftmals hinter den Wolken die Berge Bhutans erblicken, einem kleinen Königreich, welches mir auf dieser Reise aber unzugänglich bleiben sollte.

Weiter in Richtung Osten folgte nun auf West Bengalen das ebenfalls für seinen Tee berühmte Assam. Was mir hier ganz schnell auffiel war die Sauberkeit. Hier liegt kaum Müll auf den Straßen. Das ist etwas, was ich nach so anderen Bildern aus Indien sehr zu schätzen weiß. Aus den Bergen kommen klare Flüsse. Eines Abends campierte ich an einem kleinen Damm und hatte dabei so etwas wie eine große Badewanne bei der ich auf den Grund schauen und die kleinen Fische beobachten konnte. Es ist ein hübscher Flecken Erde und die Leute sind auch sehr freundlich. Da ist es mir auch wichtig zu sehen, dass hier alle Religionsgemeinschaften friedlich miteinander leben. Hier steht ein Hindutempel, hundert Meter weiter eine Moschee und daneben eine Kirche und es funktioniert.

Nur der Verkehr hat sich nicht verändert. Einfach furchtbar wie die hier langhacken. Besonders die Busfahrer. In keinem anderen Land habe ich so viele und schwere Unfälle live gesehen. Neulich erst ist ein Bus einer Kuh vor den Kopf gefahren und da lag sie nun. Nachts höre ich manchmal aus meinem Zelt, wie irgendwo in der Ferne jemand auf die Bremsen tritt und wie sich dann das Blech faltet. Wenn ich dann am nächsten Morgen meinen Weg die Straße entlang fortsetzte, sehe ich das Wrack und greife mir nur an den Kopf. Gnadenlose Selbstüberschätzung, überhöhte Geschwindigkeit, bewusste Missachtung einfacher Verkehrsregeln, technische Mängel und dazu noch bloße Dummheit.

Zurück zu den schönen Dingen! Ich bin in Guwahati angekommen und habe hier einen tollen Couchsurfing-Kontakt. Ich werde also ein paar Nächte bleiben können und entspannen. Mein Host Jim und seine Freundin Debjani sorgen gut für mich und geben mir viele nützliche Tips die bevorstehenden Etappen in Nagaland und Manipur. Sie machen mir sogar richtig Appetit drauf.

Heute geht es mit den beiden noch in einen Nationalpark. Ich bin gespannt.