APNCS Dayhome

Was ich so in Georgien treibe?
Sein Mitte Januar habe ich einen Freiwilligendienst in einer Tageseinrichtung für Behinderte angetreten. Eine gute Möglichkeit hinter die Kulissen und in die Gesellschaft des Landes zu schauen. Behinderte sind eben auch ein Teil der Gesellschaft und haben es je nach Land und Region leichter oder schwerer am Alltag teilzunehmen. So, wie ich mich umgehört habe, trifft letzteres wohl auf Georgien zu. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier in Tiflis Einrichtungen wie das APNCS Dayhome (Association for People in Need of Special Care, Verein für seelenpflegebedürftige Menschen), die Gehandicapte betreuen, mit ihnen arbeiten und Aufmerksamkeit schenken.
Bei den Betreuten handelt es sich i.d.R. um Personen mit Störungen kognitiver Fähigkeiten wie z.B. beim Down-Syndrom. Oftmals wirken sich diese Einschränkungen dann auch noch auf die motorischen Fähigkeiten aus. In Summe ist es eine bunte Truppe mit vielen unterschiedlichen Charakteren und die Therapeuten und Pädagogen meistern einen guten Job an ihnen.
Verschiedene Workshops werden angeboten. Vom Papierrecycling und Buchbinden, Kerzengießen, über Körbeflechten bis Holzbearbeitung ist allerhand Angebot vorhanden. Die Endprodukte werden dann auf Märkten vertrieben. Gewinndeckend lässt sich aber nicht arbeiten. Alles geht sehr langsam und mit einem Tempo wie jeder selbst kann und will. So ist die gesamte Einrichtung auf Spenden und Stiftungen angewiesen. Mein Eindruck aber sagt: Es lohnt sich. Für georgische Verhältnisse ist es eine sehr moderne Einrichtung und der Umgang mit den Gehandicapten ist sehr herzlich und fürsorglich.

Für einen kleinen Eindruck könnt ihr auch deren Facebook besuchen: https://www.facebook.com/profile.php…

Für mich bedeutet die Arbeit in dieser Tageseinrichtung eine willkommene Abwechslung und ein warmes Mittagessen. Auf eine Art kann ich vielleicht auch so wieder etwas von dem dem Guten und den herzlichen Gesten zurückgeben, von denen ich auf meiner Wanderung allzu oft bekommen habe.

Typisch Georgien (?)

Mitte Dezember organisierte das Hostel in dem ich wohnte einen Ausflug nach Gudauri. Das ist ein Skiort inmitten des Großen Kaukasus‘, ca. 30 Kilometer vor der Grenze zu Russland.
Früh um 9 Uhr startete unser gecharterter Kleinbus mit knapp 20 Personen in die Berge. Alle waren noch verpennt und dementsprechend friedlich war die Stimmung. Bei blauen Himmel und Sonnenschein wand sich unser Bus die Serpentinen hoch in den kleinen verschneiten Ort.
Ich stand noch nie in meinem Leben auf Brettern und da ich alles andere als ein gebrochenes Bein gebrauchen konnte, entschied ich mich für etwas vollkommen anderes. Als kleines Geburtstagsgeschenk an mich selbst, gönnte ich mir einen Gleitschirmflug. Einfach mal abheben! Die Bedingungen waren – abgesehen von der eiskalten Luft die mir um die Nase wehte – perfekt und ich hatte wirklich Bock drauf. Genießt die Bilder

 

 

Nach dem Spektakel gesellte ich mich zu einem Teil unsere Gruppe, welche gerade ein Picknick vorbereiteten. Jeder von uns hatte etwas mitgebracht und wie ich sicherlich schon mal in einem Beitrag angemerkt hatte, fließt in Georgien oft der Hochprozentige. Tschatscha heißt das Zauberwort, ein Selbstgebrannter mit um die 80% Alkohol aus der Zweieinhalb-Liter-Flasche. Uhhhhh der brannte! Zwei alte Damen begannen mit Trinksprüchen und jeder erhob das Glas. Ich hatte mich schon etwas zurückgehalten. Nicht so eine Mitte 35 Jahre alte Frau, die mit ihrer Schwester und ihren Beiden Töchtern (14 und 15 Jahre alt) und Neffe dabei war. Ich glaube fast, die hat die halbe Flaschen Tschatscha allein gesoffen. Die hat sich mindestens zehn mal hingelegt und ihr musste immer wieder aufgeholfen werden. Ihrer Schwester und den beiden Töchtern war dies mehr als peinlich.
Nach jeder Menge Feierlaune ging es irgendwann zurück in den Bus. Wie auf der Hinfahrt lief auch hier immer wieder die gleiche CD mit der Partymugge hoch und runter. Irgendwann fanden die drei Kids noch eine halbvolle Flasche Wodka im Bus und begannen diese zu leeren. Die Mutter war noch unablässig in Feierlaune und generell begann die Hälfte der Leute, wie auch ich, im Gang des kleinen Bussen zu tanzen. Irgendwann musste der Bus ganz schnell Halt machen und ich sah nur noch wie die Mutter mit iehrer 14-jährigen Tochter raus sprangen und zu kotzen begannen.  OMG
Weiter ging die Fahrt und weiter die Party. Die 14-Jährige hatte es irgendwie drauf und begann irgendwann den Chinesen in unserer Truppe mit allen Mitteln der Körpersprache anzutanzen. Dieser war echt zurückhaltend und ich mag ihm keinen Vorwurf machen aber irgendwann saßen die beiden nebeneinander und fingen an sich rumzubeißen. Die Mutter war mittlerweile tief schlafend in ihren Sitz eingesunken und Kofi, ein Nigerianer, und ich schauten uns nur noch kopfschüttelnd aber lachend in die Augen „WTF…?!“ → Typisch Georgien (?)

 

Neue Bleibe

Nach langer Pause ist es nun mal wieder an der Zeit etwas von mir hören zu lassen. Nachdem ich meinen Laptop softwaretechnisch geschrottet hatte, läuft er nun wieder und ich kann euch so wieder einmal mehr tolle Berichte und Anekdoten, Bilder und Videos zukommen lassen.

Am 8. Dezember letzten Jahres hieß es „Umzug“. Ich hatte mir in der Stadt zwei Wohnungen angeschaut in denen ich ein Zimmer mieten wollte. Na ja, die erste Wohnung war ein kompletter Reinfall. Sie befand sich in einen Block wie man ihn aus der alten Sowjetunion kennt. Um mit dem Fahrstuhl nach oben fahren zu können, musste man 10 Tetri einwerfen. Mir wurde die Wohnung vorgestellt und was soll ich sagen…? „Oh mein Gott!“ Der Bodenbelag war bestimmt noch original aus der Zeit des Erstbezuges, das Bett war für meine Statur viel zu klein und knüppelhart, im Waschbecken war ein riesiges Loch aus der Keramik geplatzt, der Kühlschrank war defekt und prinzipiell war alles ranzig, verdreckt und runtergekommen. Und das alles für 150 USD/Monat + Nebenkosten. :(( Ich sage es nochmal „Oh mein Gott!“
Es konnte nur noch besser werden. Die zweite Wohnung war dann schon der Volltreffer. Von außen macht das Haus wirklich nicht viel her. Das olle Grau der Fassade lud mich nun nicht gerade ein aber innen war alles neu renoviert und ordentlich hergerichtet. Und das alles für 150 USD/Monat + Nebenkosten.  Ich stellte mich den Hausdamen vor und wir führten ein entspanntes Gespräch. Am gleichen Abend hatte ich dann schon die Zusage. Meine Mitbewohnerinnen sind Nilly aus Suriname (Südamerika) und Amélie aus Deutschland. Ich denke, ich habe es wirklich ganz gut mit ihnen getroffen.

Am 9. Dezember war auch schon mein Geburtstag und das Wochenende drauf wurde etwas gefeiert. Ich hatte mal wieder so richtig Bock auf ein Chili und wer mich kennt weiß, dass ich es so richtig scharf mag. Manchmal ist es etwas schwierig die richtigen Zutaten zu bekommen aber hier in Tiflis ist das noch gut zu bewerkstelligen. Ich erinnere mich, dass ich mit ein paar Leuten in Kutaissi „chinesisch“ kochen wollte und es fast daran gescheitert wäre Curry und Sahne aufzutreiben. Nun letztendlich wurde ein riesiger Topf Chili Con Carne gekocht und es tat so gut in meinem Munde. Ich habe noch etwas von dem schweißtreibenden Zeug eingefroren. Für eine kleine Weihnachtsfeier hatte ich auch noch eine Lasagne zubereitet. Ahhhhh es war sooooo lecker und nach so langer Zeit ein echter Wohlgenuss.

Türkei-Revival 2/2

Nach dem Abschied von meinen Freunden aus der Heimat machte ich mich per Anhalter auf nach Ankara. Ich hatte meinem alten Bro und Gastgeber Ersin schon bei meinem ersten Türkei-Besuch versprochen, dass ich mich im Winter nochmal blicken lassen werde. Es war wie bei meinem ersten Besuch. Gastfreundschaft wird großgeschrieben. Wir besuchten ein von Studenten kreiertes Musical an der Uni, lauschten Konzerten und zogen durch die Pubs. Wenn mich Ersin in Ankara nicht an die Hand genommen hätte, hätte ich an der Stadt wohl nie Gefallen gefunden. Sie ist nicht gerade touristisch erschlossen und man muss einfach wissen wo was geht. Da ist ein persönlicher Guide einfach optimal.
Ebenfalls per Anhalter ging es nach Kappadokien, einen Landstrich, der schon seit Jahren auf meiner Liste steht. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Verabredet war ich mit Mara, einer deutschen Frau die in Baku [AZ] arbeitet, in Antalya gerade Türkisch lernt, ich aber in Tiflis kennenlernte. Ist kompliziert, ich weiß.  Jedenfalls war es toll, dass sie sich dieses Wochenende mir anschloss und so erforschen wir gemeinsam die Region.
Das Herz Kappadokiens ist eine aus Vulkanasche und durch Erosion entstandene Landschaft, die sehr bizarr und unwirklich wirkt. Kegel aus weichen Tuffstein ragen hervor in welche schon vor tausenden von Jahren Höhlen geschlagen wurden und diese als Behausung dienen. Ganze unterirdische Städte wurden angelegt und besonders berühmt sind die Felsenkirchen.

Eine Gegend, die zum Träumen und Staunen einlädt.

 

 

Türkei-Revival 1/2

Eigentlich wollte mich eine meiner guten Freundinnen, Lydia, über den Jahreswechsel in Georgien besuchen kommen. Leider sind die Flugverbindungen nicht die besten und wenn man dann nur drei Tage Urlaub hat… nun ja. Zu ihren Vorschlag, uns einfach in Istanbul zu treffen konnte ich nicht nein sagen. Endlich mal wieder ein bekanntes Gesicht sehen. #hehe# Ich hab mich riesig gefreut. Auch Kumpel Felix und Kumpeline Christina nutzten gleich die Möglichkeit mich in Istanbul zu besuchen und wir trafen uns am 27. Dezember. Noch bevor sie aus dem Zollbereich des Flughafens kamen traten, standen mir einmal kurz die Freudentränen in den Augen aber davon haben sie selbst nichts mehr gesehen. Frische Fahrradmäntel und Schläuche für meinem Wagen hatte sie für mich im Gepäck. Wird bald wirklich nötig sein.
Ich versuchte mich als Stadtführer und zeigte den beiden ein paar Highlights wie z.B. die Blaue Moschee. Hauptsächlich war es aber eher eine kulinarische Städtetour. Leider reisten die Beiden schon wieder am 30. ab aber für den folgenden Silvestertag hatte sich ja schon Lydia mit Freund und zwei weiteren ihrer Freunde angemeldet.
Den gleichen Abend erfuhr ich, dass Clive ebenfalls in Istanbul residiert. Er ist ein Brite den ich in Kutaissi [GE] kennengelernt habe. Er ist mit den Fahrrad von Japan nach England unterwegs. Wir verabredeten uns auf ein paar Bier und ja… auch ihn wiederzusehen war eine volle Überraschung.
In dieser Zeit begann es in Istanbul zu schneien und das lies diese Stadt so anders wirken als im Sommer. Es lag also nicht nur an den merklich weniger Touristen. Am Silvester-Morgen war die City dann schon richtig verschneit. In den Gassen Besiktas‘ wurden auch schon die ersten Schneemänner gebaut. Das wirkte alles sehr grotesk. Wieder war ich mit einem bekannten Gesicht verabredet. Julia, die ich hier aus Tiflis kenne war ebenfalls am Bosporus unterwegs und wir genossen zusammen mit ihrem Schulfreund und Gastgeber Kahvalti, ein typisch türkisches Frühstück mit Brot, Käse, Wurst, Oliven, Tee so viel man will und kann und allerhand mehr.
An diesem Morgen erfuhr ich schon, dass durch das ganze Schneechaos an den beiden Flughäfen kaum noch etwas ging, teils die Flugverbindungen komplett gestrichen worden waren. Ohhhh mannnn!!!! Am Ende waren es für Lydia und Kumpanen etwas mehr als vier Stunden Verspätung und zu guter Letzt hieß es wirklich, den Jahreswechsel im Bus am Flughafen mit dem beiden zu verbringen. In diesen Sinne war die Nacht etwas verpatzt aber auch auf diesen Besuch von ihr habe ich mich so sehr gefreut, dass mir das Feuerwerk echt egal war und es war noch tausende Male besser als wäre der Flug gestrichen worden.
Im Hotel angekommen trafen wir dann auch auf ihre Freundin Theresa die mit einem anderen Flieger kam. Schon im Bus hatten wir die erste Flasche Sekt geköpft aber nun wurde gefeiert. Als allererstes Bleigießen natürlich. Ein paar Geschenke durfte ich auspacken. So ein frisches T-Shirt oder auch Schokolade. Das Beste aber war natürlich Batida de Coco. Oh man ich liebe dieses Zeug und das gibt es hier echt nicht zu kaufen.  Wichtig war auch das ganze Laminier-Zeugs, welches mir mein alter Flieger-Kollege Thomas zusammengestellt hatte und es Lydia mitgab. Besten Dank dafür Thomas!
Auch für unsere kleine Truppe spielte ich wieder den Reiseführer aber auch hier lag ein besonderes Augenmerk auf den Köstlichkeiten der Stadt. Ihr wollt euch gar nicht vorstellen, wie schnell man hier in einer Woche zunehmen kann.

Liebe Lydie, lieber Felix und liebe Christina. Ich danke euch so sehr für die Einladung und diese tollen aber leider viel zu wenigen Tage. Es war mir eine riesige Freude euch mal wieder in den Arm genommen zu haben, mit euch zu lachen oder dumm rumzublödeln. Habt vielen Dank für eure Großzügigkeiten. Ich drück euch ganz fest!

 

 

Was mich treibt, Ängste und gute Freunde

Eigentlich bin ich ein sehr bequemlicher Mensch. Als Kind und Jugendlicher war ich nie sehr sportlich aktiv. Nicht einmal in einem Fußballverein war ich aktiv. Vielmehr beschäftigte ich mich – eben typisch Junge – viel mit LEGO, technischen Spielerein und hing viel über Atlanten. In Geografie war ich meist immer ein Ass. Ebenfalls interessierte ich mich dabei für die vielen beeindruckenden Landschaften und auch Kulturen. Vieles von dem, so sagte ich mir immer, möchte ich einmal so gern sehen.
Als ich 1998 als zwölfjähriger Stift mit meiner Großmutter nach Australien zum Verwandtschaftsbesuch aufbrach, bekam ich aber wohl das erste Mal eine Ahnung, wie vielfältig und groß doch diese Welt tatsächlich ist. Es erwachte etwas wie Sehnsucht in mir und das eben schon sehr früh. Diese Sehnsucht kann zum Leid werden, besonders wenn erhoffte Lebenskonzepte sich nicht erfüllen.
Ende des Jahres 2008 wurde es schon fast Krankhaft. Es war eine Zeit, in der ich mich mit Studium und dem simplen Alltag sehr überfordert fühlte. Ich spürte ein großes Unglück in mir. Aufbruch und Ausbruch begehrten in mir auf. Lange diesen Zustand unterdrückt, drückte ich den Panik-Button. Ich trennte mich von meiner damaligen Freundin und buchte kurzentschlossen einen Flug nach Indien. Nach etwas Vorbereitung machte ich mich Ostern 2009 auf. Es klingt vielleicht etwas egoistisch aber ich dachte mir: „Ihr kommt jetzt einfach mal ohne mich klar!“ Mir wurde leichter. Allen Ballast hatte ich in Deutschland zurückgelassen. Ich fand Zeit über Vieles nachzudenken und ein Stück auch zu mir zu finden. Die Standorte Indien und Nepal brachten dabei viel Inspiration und Hilfe mit dem Chaos in mir umzugehen, Ordnung zu schaffen und letztendlich wieder Freude im Herzen zu schaffen. Grundlegende Aspekte der buddhistischen und hinduistischen Philosophie sind mir auch heute noch hilfreich, besonders wenn es mal wieder stressig im Innern wird.
Nach fünf Monaten kehrte ich nach Deutschland zurück, baute meine Erkenntnisse möglichst im Alltag ein, schmiss mein Studium dann irgendwann hin und orientierte mich neu. Eine dreijährige Kaufmannslehre absolviert, war ich die letzten zwei Jahre als Selbstständiger im Versicherungsgewerbe aktiv. Es war auf jeden Fall eine gute Zeit und den Kollegen aus Altenburg und Weißenfels, die zugleich auch Freunde geworden sind, spreche ich heute noch mein großes Vertrauen aus. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich auch hier irgendwann fehl am Platz. Nicht nur beruflich auch privat fand ich leider nie die Erfüllung oder besser gesagt erfüllte ich wohl nie ganz meine Partnerinnen.
Egal wie rum, es spielt noch ein anderer, wesentlich Aspekt eine Rolle. Ich bin ein Mensch mit großen Existenzängsten. Natürlich waren die meisten Zeiten in meinem Leben positiv geprägt. Zeiten in denen ich mir keine Sorgen um Geld machen musste, in denen es mit der Partnerin fantastisch lief, ich im Job gute Perspektiven hatte. Kurz gesagt, nichts schien mir im Wege zu stehen.
Dennoch stellte ich mir immer wieder Fragen wie: „Was ist, wenn ich Job oder Vermögen verliere oder es eine Zeit schlecht läuft? Was ist, wenn mich meine Freundin verlässt? Was ist, wenn ich einfach mal so richtig fehlentscheide, wenn es mal so richtig den Bach runter geht? Wer fängt mich auf?“ Das kann einen echt runterziehen. Grundsätzlich weiß ich aber, dass ich einen engen Freundeskreis habe, der mich mit allem ihm Möglichen unterstützen wird. Da bin ich mir sicher und unendlich dankbar! Kein Sozialsystem in Deutschland kann besser helfen als ein wirklicher Freund.
Jedoch schlief ich weiter oft unruhig, besonders in den Monaten vor meiner Entscheidung einmal um den Globus zu wandern. Wieder kam der Gedanke in mir auf, alles hinter mir zu lassen. Ein zähes Ringen um das Wie begann. Selbst der Gedanke in ein Kloster einzutreten ist bei mir nie weit, jedoch sich selber so weit zu isolieren… Das kann ich mir noch für viel später aufheben. Mit Pfeil und Bogen durch den Dschungel streifen? Abenteuerlich aber wohl nicht mein Ding. Ich habe über dies und noch ganz andere Ideen ernsthaft gesinnt. Aber ok, meine Entscheidung fiel auf eine Weltumrundung zu Fuß. Es handelt sich auf jeden Fall körperlich wie geistig um eine Herausforderung und ist auf eine bestimmte Zeit absehbar. Das beeindruckt sicherlich alle von euch, es ist aber nicht der Kern der Sache. Auf meine Existenz- und Verlustängste hatte ich nur eine Antwort. „Wer nichts hat, kann nichts verlieren.“
Ich habe so gut wie alles verkauft, gespendet oder in den Müll gehauen. Meine ganze Habe befindet sich in meinem Wagen und es gibt noch ein paar Umzugskartons mit persönlichen Sachen bei einem Freund im Keller. Alles ist weg. Es gibt nichts woran ich noch anhaften kann. Es macht mich frei. Ich brauche auf das alles nicht mehr zurückschauen. Wie das mal in ein paar Jahren aussehen wird? Ich habe keine Ahnung, mache mir aber gerade auch keinerlei Gedanken darüber. Das Wichtigste ist jedoch Ich habe keine Ängste mehr! Ihr glaubt nicht wie wichtig mir das ist.

Ich danke allen Freunden und Leuten, die mich bei meiner Entscheidung und auf meinem Weg unterstützen! Seid lieb gedrückt.

Was mich treibt, Ängste und gute Freunde

Eigentlich bin ich ein sehr bequemlicher Mensch. Als Kind und Jugendlicher war ich nie sehr sportlich aktiv. Nicht einmal in einem Fußballverein war ich aktiv. Vielmehr beschäftigte ich mich – eben typisch Junge – viel mit LEGO, technischen Spielerein und hing viel über Atlanten. In Geografie war ich meist immer ein Ass. Ebenfalls interessierte ich mich dabei für die vielen beeindruckenden Landschaften und auch Kulturen. Vieles von dem, so sagte ich mir immer, möchte ich einmal so gern sehen.
Als ich 1998 als zwölfjähriger Stift mit meiner Großmutter nach Australien zum Verwandtschaftsbesuch aufbrach, bekam ich aber wohl das erste Mal eine Ahnung, wie vielfältig und groß doch diese Welt tatsächlich ist. Es erwachte etwas wie Sehnsucht in mir und das eben schon sehr früh. Diese Sehnsucht kann zum Leid werden, besonders wenn erhoffte Lebenskonzepte sich nicht erfüllen.
Ende des Jahres 2008 wurde es schon fast Krankhaft. Es war eine Zeit, in der ich mich mit Studium und dem simplen Alltag sehr überfordert fühlte. Ich spürte ein großes Unglück in mir. Aufbruch und Ausbruch begehrten in mir auf. Lange diesen Zustand unterdrückt, drückte ich den Panik-Button. Ich trennte mich von meiner damaligen Freundin und buchte kurzentschlossen einen Flug nach Indien. Nach etwas Vorbereitung machte ich mich Ostern 2009 auf. Es klingt vielleicht etwas egoistisch aber ich dachte mir: „Ihr kommt jetzt einfach mal ohne mich klar!“ Mir wurde leichter. Allen Ballast hatte ich in Deutschland zurückgelassen. Ich fand Zeit über Vieles nachzudenken und ein Stück auch zu mir zu finden. Die Standorte Indien und Nepal brachten dabei viel Inspiration und Hilfe mit dem Chaos in mir umzugehen, Ordnung zu schaffen und letztendlich wieder Freude im Herzen zu schaffen. Grundlegende Aspekte der buddhistischen und hinduistischen Philosophie sind mir auch heute noch hilfreich, besonders wenn es mal wieder stressig im Innern wird.
Nach fünf Monaten kehrte ich nach Deutschland zurück, baute meine Erkenntnisse möglichst im Alltag ein, schmiss mein Studium dann irgendwann hin und orientierte mich neu. Eine dreijährige Kaufmannslehre absolviert, war ich die letzten zwei Jahre als Selbstständiger im Versicherungsgewerbe aktiv. Es war auf jeden Fall eine gute Zeit und den Kollegen aus Altenburg und Weißenfels, die zugleich auch Freunde geworden sind, spreche ich heute noch mein großes Vertrauen aus. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich auch hier irgendwann fehl am Platz. Nicht nur beruflich auch privat fand ich leider nie die Erfüllung oder besser gesagt erfüllte ich wohl nie ganz meine Partnerinnen.
Egal wie rum, es spielt noch ein anderer, wesentlich Aspekt eine Rolle. Ich bin ein Mensch mit großen Existenzängsten. Natürlich waren die meisten Zeiten in meinem Leben positiv geprägt. Zeiten in denen ich mir keine Sorgen um Geld machen musste, in denen es mit der Partnerin fantastisch lief, ich im Job gute Perspektiven hatte. Kurz gesagt, nichts schien mir im Wege zu stehen.
Dennoch stellte ich mir immer wieder Fragen wie: „Was ist, wenn ich Job oder Vermögen verliere oder es eine Zeit schlecht läuft? Was ist, wenn mich meine Freundin verlässt? Was ist, wenn ich einfach mal so richtig fehlentscheide, wenn es mal so richtig den Bach runter geht? Wer fängt mich auf?“ Das kann einen echt runterziehen. Grundsätzlich weiß ich aber, dass ich einen engen Freundeskreis habe, der mich mit allem ihm Möglichen unterstützen wird. Da bin ich mir sicher und unendlich dankbar! Kein Sozialsystem in Deutschland kann besser helfen als ein wirklicher Freund.
Jedoch schlief ich weiter oft unruhig, besonders in den Monaten vor meiner Entscheidung einmal um den Globus zu wandern. Wieder kam der Gedanke in mir auf, alles hinter mir zu lassen. Ein zähes Ringen um das Wie begann. Selbst der Gedanke in ein Kloster einzutreten ist bei mir nie weit, jedoch sich selber so weit zu isolieren… Das kann ich mir noch für viel später aufheben. Mit Pfeil und Bogen durch den Dschungel streifen? Abenteuerlich aber wohl nicht mein Ding. Ich habe über dies und noch ganz andere Ideen ernsthaft gesinnt. Aber ok, meine Entscheidung fiel auf eine Weltumrundung zu Fuß. Es handelt sich auf jeden Fall körperlich wie geistig um eine Herausforderung und ist auf eine bestimmte Zeit absehbar. Das beeindruckt sicherlich alle von euch, es ist aber nicht der Kern der Sache. Auf meine Existenz- und Verlustängste hatte ich nur eine Antwort. „Wer nichts hat, kann nichts verlieren.“
Ich habe so gut wie alles verkauft, gespendet oder in den Müll gehauen. Meine ganze Habe befindet sich in meinem Wagen und es gibt noch ein paar Umzugskartons mit persönlichen Sachen bei einem Freund im Keller. Alles ist weg. Es gibt nichts woran ich noch anhaften kann. Es macht mich frei. Ich brauche auf das alles nicht mehr zurückschauen. Wie das mal in ein paar Jahren aussehen wird? Ich habe keine Ahnung, mache mir aber gerade auch keinerlei Gedanken darüber. Das Wichtigste ist jedoch Ich habe keine Ängste mehr! Ihr glaubt nicht wie wichtig mir das ist.

Ich danke allen Freunden und Leuten, die mich bei meiner Entscheidung und auf meinem Weg unterstützen! Seid lieb gedrückt.

In Tiflis angekommen

Wohlbehalten bin ich gestern in Tiflis angekommen. Mein Zimmer im Hostel teile ich mir mit einem „Dagestani“. Oh man der ist so verschnupft, dass ich manchmal glaube er droht zu ersticken. Viele Schwarzafrikaner, hauptsächlich aus Nigeria und Ghana sind hier im Land anzutreffen. Einige studieren hier, andere Spielen für Fußballvereine professionell oder sind auf der Suche nach einem Verein. Bis auf ein kleines Streitgespräch des Dagestanis mit einem Ghanaer (beide Moslems) über die richtige Ausrichtung zum Gebet ist die Atmosphäre doch entspannt.

Um die Stadt und ihre Infrastruktur so schnell wie möglich zu verstehen habe ich mich heute wahllos in verschiedene Buslinien und in die U-Bahn gesetzt und bin dabei gleichfalls immer wahllos irgendwo ausgestiegen. Gebracht hat es nix. Tiflis ist nun echt nicht so riesig und ähnlich wie Jena durch seine Tallage in der Ausdehnung begrenzt aber es gibt unzählige Linien die kreuz und quer verlaufen. Dazu kommt noch, dass der Netzplan um 90 Grad gedreht ist. Norden ist also im Westen. Da habe ich noch keinen Überblick.
Die Stadt an sich bietet architekturtechnisch gesehen einen netten Mix aus traditionellen und historischen Gebäuden, modern geschwungenen Bauwerken (ich sage nur die Damenbinde/Slipeinlage) und natürlich haben auch die Sowjetzeiten ihre Male hinterlassen. Viele Fassaden sind aufpoliert aber die Hinterhöfe drohen scheinbar zu zerfallen.
Jetzt, wo ich hier in der Stadt angekommen bin und mir im Vorfeld eigentlich überlegt habe hier zu überwintern, macht sich gerade etwas Unbehagen in mir breit. Der Gedanke, hier vier ganze Monate zu rasten bekommt mir im Augenblick nicht. Innerlich treibt es mich schon wieder weiter. Phuuu…

 

 

 

Ich bin nicht allein!

Ich bin nicht allein! Vor ein paar Tagen, nach einer eisigen Nacht traf ich morgens auf Joel aus Kalifornien / USA. Ich war völlig überrascht und erfreut, hatte ich bis jetzt immer nur Rad fahrende Weltenbummler angetroffen.
Joel geht langsam auf die 50 zu und meinte, dass er beruflich immer viel mit dem Flugzeug zwischen Amerika, Europa und Asien unterwegs war. Wenn man immer nur aus 10.000 Metern nach unten guckt, stellt man sich eben irgendwann die Frage, wie es wohl da unten ausschaut und wie die Menschen so ticken. Also Job hingeschmissen, sich ein rollendes Zuggefährt zugelegt und los geht‘s solang es die Knochen noch mitmachen. Start war auf Sri Lanka und es ging quer durch Indien und Pakistan. Da öffnete ich schon die Augen weit auf und fragte nach der Sicherheitslage in Pakistan. Er meinte, ich solle das Land meiden (steht auch nicht auf meiner Liste). Er wurde gekidnappt und das sei eine Erfahrung, die man nicht machen wolle. Er hatte „Glück“. Es war der pakistanische Geheimdienst und nach einem halben Tag Verhör mit teils vorgehaltener Waffe sei er wieder auf freien Fuß gewesen aber er hätte auch an die ganz üblen Typen geraten können. Seine Routenplanung sah auch Afghanistan vor aber nach der Story beschloss er die paar hundert Kilometer nach Tadschikistan zu überfliegen.
Weniger psychisch als mehr körperlich belastend muss Usbekistan gewesen sein. Für die 1300 Kilometer bis zur kasachischen Grenze hatte er lediglich vier Wochen Zeit, was einen Schnitt von 46 km/Tag bedeutet hat und das nur durch Wüste. Respekt!
Taffer Typ, auf jeden Fall. Was bei ihm keinesfalls fehlen darf ist die Zigarre.
Folg ihm und lest seine Stories über seinen „The Long Walk Home“ unter der Adresse: 

www.tlwh.org

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Joel… Best wishes!