Türkei-Revival 1/2

Eigentlich wollte mich eine meiner guten Freundinnen, Lydia, über den Jahreswechsel in Georgien besuchen kommen. Leider sind die Flugverbindungen nicht die besten und wenn man dann nur drei Tage Urlaub hat… nun ja. Zu ihren Vorschlag, uns einfach in Istanbul zu treffen konnte ich nicht nein sagen. Endlich mal wieder ein bekanntes Gesicht sehen. #hehe# Ich hab mich riesig gefreut. Auch Kumpel Felix und Kumpeline Christina nutzten gleich die Möglichkeit mich in Istanbul zu besuchen und wir trafen uns am 27. Dezember. Noch bevor sie aus dem Zollbereich des Flughafens kamen traten, standen mir einmal kurz die Freudentränen in den Augen aber davon haben sie selbst nichts mehr gesehen. Frische Fahrradmäntel und Schläuche für meinem Wagen hatte sie für mich im Gepäck. Wird bald wirklich nötig sein.
Ich versuchte mich als Stadtführer und zeigte den beiden ein paar Highlights wie z.B. die Blaue Moschee. Hauptsächlich war es aber eher eine kulinarische Städtetour. Leider reisten die Beiden schon wieder am 30. ab aber für den folgenden Silvestertag hatte sich ja schon Lydia mit Freund und zwei weiteren ihrer Freunde angemeldet.
Den gleichen Abend erfuhr ich, dass Clive ebenfalls in Istanbul residiert. Er ist ein Brite den ich in Kutaissi [GE] kennengelernt habe. Er ist mit den Fahrrad von Japan nach England unterwegs. Wir verabredeten uns auf ein paar Bier und ja… auch ihn wiederzusehen war eine volle Überraschung.
In dieser Zeit begann es in Istanbul zu schneien und das lies diese Stadt so anders wirken als im Sommer. Es lag also nicht nur an den merklich weniger Touristen. Am Silvester-Morgen war die City dann schon richtig verschneit. In den Gassen Besiktas‘ wurden auch schon die ersten Schneemänner gebaut. Das wirkte alles sehr grotesk. Wieder war ich mit einem bekannten Gesicht verabredet. Julia, die ich hier aus Tiflis kenne war ebenfalls am Bosporus unterwegs und wir genossen zusammen mit ihrem Schulfreund und Gastgeber Kahvalti, ein typisch türkisches Frühstück mit Brot, Käse, Wurst, Oliven, Tee so viel man will und kann und allerhand mehr.
An diesem Morgen erfuhr ich schon, dass durch das ganze Schneechaos an den beiden Flughäfen kaum noch etwas ging, teils die Flugverbindungen komplett gestrichen worden waren. Ohhhh mannnn!!!! Am Ende waren es für Lydia und Kumpanen etwas mehr als vier Stunden Verspätung und zu guter Letzt hieß es wirklich, den Jahreswechsel im Bus am Flughafen mit dem beiden zu verbringen. In diesen Sinne war die Nacht etwas verpatzt aber auch auf diesen Besuch von ihr habe ich mich so sehr gefreut, dass mir das Feuerwerk echt egal war und es war noch tausende Male besser als wäre der Flug gestrichen worden.
Im Hotel angekommen trafen wir dann auch auf ihre Freundin Theresa die mit einem anderen Flieger kam. Schon im Bus hatten wir die erste Flasche Sekt geköpft aber nun wurde gefeiert. Als allererstes Bleigießen natürlich. Ein paar Geschenke durfte ich auspacken. So ein frisches T-Shirt oder auch Schokolade. Das Beste aber war natürlich Batida de Coco. Oh man ich liebe dieses Zeug und das gibt es hier echt nicht zu kaufen.  Wichtig war auch das ganze Laminier-Zeugs, welches mir mein alter Flieger-Kollege Thomas zusammengestellt hatte und es Lydia mitgab. Besten Dank dafür Thomas!
Auch für unsere kleine Truppe spielte ich wieder den Reiseführer aber auch hier lag ein besonderes Augenmerk auf den Köstlichkeiten der Stadt. Ihr wollt euch gar nicht vorstellen, wie schnell man hier in einer Woche zunehmen kann.

Liebe Lydie, lieber Felix und liebe Christina. Ich danke euch so sehr für die Einladung und diese tollen aber leider viel zu wenigen Tage. Es war mir eine riesige Freude euch mal wieder in den Arm genommen zu haben, mit euch zu lachen oder dumm rumzublödeln. Habt vielen Dank für eure Großzügigkeiten. Ich drück euch ganz fest!

 

 

Was mich treibt, Ängste und gute Freunde

Eigentlich bin ich ein sehr bequemlicher Mensch. Als Kind und Jugendlicher war ich nie sehr sportlich aktiv. Nicht einmal in einem Fußballverein war ich aktiv. Vielmehr beschäftigte ich mich – eben typisch Junge – viel mit LEGO, technischen Spielerein und hing viel über Atlanten. In Geografie war ich meist immer ein Ass. Ebenfalls interessierte ich mich dabei für die vielen beeindruckenden Landschaften und auch Kulturen. Vieles von dem, so sagte ich mir immer, möchte ich einmal so gern sehen.
Als ich 1998 als zwölfjähriger Stift mit meiner Großmutter nach Australien zum Verwandtschaftsbesuch aufbrach, bekam ich aber wohl das erste Mal eine Ahnung, wie vielfältig und groß doch diese Welt tatsächlich ist. Es erwachte etwas wie Sehnsucht in mir und das eben schon sehr früh. Diese Sehnsucht kann zum Leid werden, besonders wenn erhoffte Lebenskonzepte sich nicht erfüllen.
Ende des Jahres 2008 wurde es schon fast Krankhaft. Es war eine Zeit, in der ich mich mit Studium und dem simplen Alltag sehr überfordert fühlte. Ich spürte ein großes Unglück in mir. Aufbruch und Ausbruch begehrten in mir auf. Lange diesen Zustand unterdrückt, drückte ich den Panik-Button. Ich trennte mich von meiner damaligen Freundin und buchte kurzentschlossen einen Flug nach Indien. Nach etwas Vorbereitung machte ich mich Ostern 2009 auf. Es klingt vielleicht etwas egoistisch aber ich dachte mir: „Ihr kommt jetzt einfach mal ohne mich klar!“ Mir wurde leichter. Allen Ballast hatte ich in Deutschland zurückgelassen. Ich fand Zeit über Vieles nachzudenken und ein Stück auch zu mir zu finden. Die Standorte Indien und Nepal brachten dabei viel Inspiration und Hilfe mit dem Chaos in mir umzugehen, Ordnung zu schaffen und letztendlich wieder Freude im Herzen zu schaffen. Grundlegende Aspekte der buddhistischen und hinduistischen Philosophie sind mir auch heute noch hilfreich, besonders wenn es mal wieder stressig im Innern wird.
Nach fünf Monaten kehrte ich nach Deutschland zurück, baute meine Erkenntnisse möglichst im Alltag ein, schmiss mein Studium dann irgendwann hin und orientierte mich neu. Eine dreijährige Kaufmannslehre absolviert, war ich die letzten zwei Jahre als Selbstständiger im Versicherungsgewerbe aktiv. Es war auf jeden Fall eine gute Zeit und den Kollegen aus Altenburg und Weißenfels, die zugleich auch Freunde geworden sind, spreche ich heute noch mein großes Vertrauen aus. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich auch hier irgendwann fehl am Platz. Nicht nur beruflich auch privat fand ich leider nie die Erfüllung oder besser gesagt erfüllte ich wohl nie ganz meine Partnerinnen.
Egal wie rum, es spielt noch ein anderer, wesentlich Aspekt eine Rolle. Ich bin ein Mensch mit großen Existenzängsten. Natürlich waren die meisten Zeiten in meinem Leben positiv geprägt. Zeiten in denen ich mir keine Sorgen um Geld machen musste, in denen es mit der Partnerin fantastisch lief, ich im Job gute Perspektiven hatte. Kurz gesagt, nichts schien mir im Wege zu stehen.
Dennoch stellte ich mir immer wieder Fragen wie: „Was ist, wenn ich Job oder Vermögen verliere oder es eine Zeit schlecht läuft? Was ist, wenn mich meine Freundin verlässt? Was ist, wenn ich einfach mal so richtig fehlentscheide, wenn es mal so richtig den Bach runter geht? Wer fängt mich auf?“ Das kann einen echt runterziehen. Grundsätzlich weiß ich aber, dass ich einen engen Freundeskreis habe, der mich mit allem ihm Möglichen unterstützen wird. Da bin ich mir sicher und unendlich dankbar! Kein Sozialsystem in Deutschland kann besser helfen als ein wirklicher Freund.
Jedoch schlief ich weiter oft unruhig, besonders in den Monaten vor meiner Entscheidung einmal um den Globus zu wandern. Wieder kam der Gedanke in mir auf, alles hinter mir zu lassen. Ein zähes Ringen um das Wie begann. Selbst der Gedanke in ein Kloster einzutreten ist bei mir nie weit, jedoch sich selber so weit zu isolieren… Das kann ich mir noch für viel später aufheben. Mit Pfeil und Bogen durch den Dschungel streifen? Abenteuerlich aber wohl nicht mein Ding. Ich habe über dies und noch ganz andere Ideen ernsthaft gesinnt. Aber ok, meine Entscheidung fiel auf eine Weltumrundung zu Fuß. Es handelt sich auf jeden Fall körperlich wie geistig um eine Herausforderung und ist auf eine bestimmte Zeit absehbar. Das beeindruckt sicherlich alle von euch, es ist aber nicht der Kern der Sache. Auf meine Existenz- und Verlustängste hatte ich nur eine Antwort. „Wer nichts hat, kann nichts verlieren.“
Ich habe so gut wie alles verkauft, gespendet oder in den Müll gehauen. Meine ganze Habe befindet sich in meinem Wagen und es gibt noch ein paar Umzugskartons mit persönlichen Sachen bei einem Freund im Keller. Alles ist weg. Es gibt nichts woran ich noch anhaften kann. Es macht mich frei. Ich brauche auf das alles nicht mehr zurückschauen. Wie das mal in ein paar Jahren aussehen wird? Ich habe keine Ahnung, mache mir aber gerade auch keinerlei Gedanken darüber. Das Wichtigste ist jedoch Ich habe keine Ängste mehr! Ihr glaubt nicht wie wichtig mir das ist.

Ich danke allen Freunden und Leuten, die mich bei meiner Entscheidung und auf meinem Weg unterstützen! Seid lieb gedrückt.

Was mich treibt, Ängste und gute Freunde

Eigentlich bin ich ein sehr bequemlicher Mensch. Als Kind und Jugendlicher war ich nie sehr sportlich aktiv. Nicht einmal in einem Fußballverein war ich aktiv. Vielmehr beschäftigte ich mich – eben typisch Junge – viel mit LEGO, technischen Spielerein und hing viel über Atlanten. In Geografie war ich meist immer ein Ass. Ebenfalls interessierte ich mich dabei für die vielen beeindruckenden Landschaften und auch Kulturen. Vieles von dem, so sagte ich mir immer, möchte ich einmal so gern sehen.
Als ich 1998 als zwölfjähriger Stift mit meiner Großmutter nach Australien zum Verwandtschaftsbesuch aufbrach, bekam ich aber wohl das erste Mal eine Ahnung, wie vielfältig und groß doch diese Welt tatsächlich ist. Es erwachte etwas wie Sehnsucht in mir und das eben schon sehr früh. Diese Sehnsucht kann zum Leid werden, besonders wenn erhoffte Lebenskonzepte sich nicht erfüllen.
Ende des Jahres 2008 wurde es schon fast Krankhaft. Es war eine Zeit, in der ich mich mit Studium und dem simplen Alltag sehr überfordert fühlte. Ich spürte ein großes Unglück in mir. Aufbruch und Ausbruch begehrten in mir auf. Lange diesen Zustand unterdrückt, drückte ich den Panik-Button. Ich trennte mich von meiner damaligen Freundin und buchte kurzentschlossen einen Flug nach Indien. Nach etwas Vorbereitung machte ich mich Ostern 2009 auf. Es klingt vielleicht etwas egoistisch aber ich dachte mir: „Ihr kommt jetzt einfach mal ohne mich klar!“ Mir wurde leichter. Allen Ballast hatte ich in Deutschland zurückgelassen. Ich fand Zeit über Vieles nachzudenken und ein Stück auch zu mir zu finden. Die Standorte Indien und Nepal brachten dabei viel Inspiration und Hilfe mit dem Chaos in mir umzugehen, Ordnung zu schaffen und letztendlich wieder Freude im Herzen zu schaffen. Grundlegende Aspekte der buddhistischen und hinduistischen Philosophie sind mir auch heute noch hilfreich, besonders wenn es mal wieder stressig im Innern wird.
Nach fünf Monaten kehrte ich nach Deutschland zurück, baute meine Erkenntnisse möglichst im Alltag ein, schmiss mein Studium dann irgendwann hin und orientierte mich neu. Eine dreijährige Kaufmannslehre absolviert, war ich die letzten zwei Jahre als Selbstständiger im Versicherungsgewerbe aktiv. Es war auf jeden Fall eine gute Zeit und den Kollegen aus Altenburg und Weißenfels, die zugleich auch Freunde geworden sind, spreche ich heute noch mein großes Vertrauen aus. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich auch hier irgendwann fehl am Platz. Nicht nur beruflich auch privat fand ich leider nie die Erfüllung oder besser gesagt erfüllte ich wohl nie ganz meine Partnerinnen.
Egal wie rum, es spielt noch ein anderer, wesentlich Aspekt eine Rolle. Ich bin ein Mensch mit großen Existenzängsten. Natürlich waren die meisten Zeiten in meinem Leben positiv geprägt. Zeiten in denen ich mir keine Sorgen um Geld machen musste, in denen es mit der Partnerin fantastisch lief, ich im Job gute Perspektiven hatte. Kurz gesagt, nichts schien mir im Wege zu stehen.
Dennoch stellte ich mir immer wieder Fragen wie: „Was ist, wenn ich Job oder Vermögen verliere oder es eine Zeit schlecht läuft? Was ist, wenn mich meine Freundin verlässt? Was ist, wenn ich einfach mal so richtig fehlentscheide, wenn es mal so richtig den Bach runter geht? Wer fängt mich auf?“ Das kann einen echt runterziehen. Grundsätzlich weiß ich aber, dass ich einen engen Freundeskreis habe, der mich mit allem ihm Möglichen unterstützen wird. Da bin ich mir sicher und unendlich dankbar! Kein Sozialsystem in Deutschland kann besser helfen als ein wirklicher Freund.
Jedoch schlief ich weiter oft unruhig, besonders in den Monaten vor meiner Entscheidung einmal um den Globus zu wandern. Wieder kam der Gedanke in mir auf, alles hinter mir zu lassen. Ein zähes Ringen um das Wie begann. Selbst der Gedanke in ein Kloster einzutreten ist bei mir nie weit, jedoch sich selber so weit zu isolieren… Das kann ich mir noch für viel später aufheben. Mit Pfeil und Bogen durch den Dschungel streifen? Abenteuerlich aber wohl nicht mein Ding. Ich habe über dies und noch ganz andere Ideen ernsthaft gesinnt. Aber ok, meine Entscheidung fiel auf eine Weltumrundung zu Fuß. Es handelt sich auf jeden Fall körperlich wie geistig um eine Herausforderung und ist auf eine bestimmte Zeit absehbar. Das beeindruckt sicherlich alle von euch, es ist aber nicht der Kern der Sache. Auf meine Existenz- und Verlustängste hatte ich nur eine Antwort. „Wer nichts hat, kann nichts verlieren.“
Ich habe so gut wie alles verkauft, gespendet oder in den Müll gehauen. Meine ganze Habe befindet sich in meinem Wagen und es gibt noch ein paar Umzugskartons mit persönlichen Sachen bei einem Freund im Keller. Alles ist weg. Es gibt nichts woran ich noch anhaften kann. Es macht mich frei. Ich brauche auf das alles nicht mehr zurückschauen. Wie das mal in ein paar Jahren aussehen wird? Ich habe keine Ahnung, mache mir aber gerade auch keinerlei Gedanken darüber. Das Wichtigste ist jedoch Ich habe keine Ängste mehr! Ihr glaubt nicht wie wichtig mir das ist.

Ich danke allen Freunden und Leuten, die mich bei meiner Entscheidung und auf meinem Weg unterstützen! Seid lieb gedrückt.

In Tiflis angekommen

Wohlbehalten bin ich gestern in Tiflis angekommen. Mein Zimmer im Hostel teile ich mir mit einem „Dagestani“. Oh man der ist so verschnupft, dass ich manchmal glaube er droht zu ersticken. Viele Schwarzafrikaner, hauptsächlich aus Nigeria und Ghana sind hier im Land anzutreffen. Einige studieren hier, andere Spielen für Fußballvereine professionell oder sind auf der Suche nach einem Verein. Bis auf ein kleines Streitgespräch des Dagestanis mit einem Ghanaer (beide Moslems) über die richtige Ausrichtung zum Gebet ist die Atmosphäre doch entspannt.

Um die Stadt und ihre Infrastruktur so schnell wie möglich zu verstehen habe ich mich heute wahllos in verschiedene Buslinien und in die U-Bahn gesetzt und bin dabei gleichfalls immer wahllos irgendwo ausgestiegen. Gebracht hat es nix. Tiflis ist nun echt nicht so riesig und ähnlich wie Jena durch seine Tallage in der Ausdehnung begrenzt aber es gibt unzählige Linien die kreuz und quer verlaufen. Dazu kommt noch, dass der Netzplan um 90 Grad gedreht ist. Norden ist also im Westen. Da habe ich noch keinen Überblick.
Die Stadt an sich bietet architekturtechnisch gesehen einen netten Mix aus traditionellen und historischen Gebäuden, modern geschwungenen Bauwerken (ich sage nur die Damenbinde/Slipeinlage) und natürlich haben auch die Sowjetzeiten ihre Male hinterlassen. Viele Fassaden sind aufpoliert aber die Hinterhöfe drohen scheinbar zu zerfallen.
Jetzt, wo ich hier in der Stadt angekommen bin und mir im Vorfeld eigentlich überlegt habe hier zu überwintern, macht sich gerade etwas Unbehagen in mir breit. Der Gedanke, hier vier ganze Monate zu rasten bekommt mir im Augenblick nicht. Innerlich treibt es mich schon wieder weiter. Phuuu…

 

 

 

Ich bin nicht allein!

Ich bin nicht allein! Vor ein paar Tagen, nach einer eisigen Nacht traf ich morgens auf Joel aus Kalifornien / USA. Ich war völlig überrascht und erfreut, hatte ich bis jetzt immer nur Rad fahrende Weltenbummler angetroffen.
Joel geht langsam auf die 50 zu und meinte, dass er beruflich immer viel mit dem Flugzeug zwischen Amerika, Europa und Asien unterwegs war. Wenn man immer nur aus 10.000 Metern nach unten guckt, stellt man sich eben irgendwann die Frage, wie es wohl da unten ausschaut und wie die Menschen so ticken. Also Job hingeschmissen, sich ein rollendes Zuggefährt zugelegt und los geht‘s solang es die Knochen noch mitmachen. Start war auf Sri Lanka und es ging quer durch Indien und Pakistan. Da öffnete ich schon die Augen weit auf und fragte nach der Sicherheitslage in Pakistan. Er meinte, ich solle das Land meiden (steht auch nicht auf meiner Liste). Er wurde gekidnappt und das sei eine Erfahrung, die man nicht machen wolle. Er hatte „Glück“. Es war der pakistanische Geheimdienst und nach einem halben Tag Verhör mit teils vorgehaltener Waffe sei er wieder auf freien Fuß gewesen aber er hätte auch an die ganz üblen Typen geraten können. Seine Routenplanung sah auch Afghanistan vor aber nach der Story beschloss er die paar hundert Kilometer nach Tadschikistan zu überfliegen.
Weniger psychisch als mehr körperlich belastend muss Usbekistan gewesen sein. Für die 1300 Kilometer bis zur kasachischen Grenze hatte er lediglich vier Wochen Zeit, was einen Schnitt von 46 km/Tag bedeutet hat und das nur durch Wüste. Respekt!
Taffer Typ, auf jeden Fall. Was bei ihm keinesfalls fehlen darf ist die Zigarre.
Folg ihm und lest seine Stories über seinen „The Long Walk Home“ unter der Adresse: 

www.tlwh.org

The Long Walk Home – Facebook

Joel… Best wishes!

 

Rollt wieder!

Seit heute Mittag rollt mein Wagen wieder. Hatte dabei einen tatkräftigen Handlanger aus dem kleinen Straßenrestaurant, vor dem die ganze Sache passiert ist. Nachdem ich den Wagen demontiert hatte, konnte ich erstmal komplett sehen, was kaputt ist. Also zwei Alu-Profile waren richtig krumm, der Rest blieb unberührt. Hatte gut Kraft gekostet die 30mm-Profile wieder in akzeptable Linie zu bringen. Es ist nicht perfekt aber immerhin… . An der Dachbox sind an den jeweiligen Befestigungsstellen vorn rechts und hinten links Risse, hinten rechts ist sogar der Kunststoff ganz rausgerissen. Das habe ich soweit erstmal mit Tape fixiert. Ist eine Notlösung die bis Tiflis halten wird. Damit die Risse aber auch nicht weiter belastet werden, habe ich dank Kumpel Henry’s Supi-Dupi-Taschenmesser mit Bohrahle ratze-patze neue Löcher versetzt bohren können. Das Ding ist Gold wert!
In Summe hat die Aktion dreieinhalb Stunden gedauert.

 

Scheiß Arschloch auf der Straße

Also ich hab nichts als einen Windhauch abbekommen. Körperlich ist alles fit.
An den Alu-Profilen ist einiges Verbogen und ein paar Winkel die das Ganze zusammenhalten (zusammenhielten) sind jetzt für die Tonne. Gut also, dass ich genug Ersatzteile dabei habe. An der Dachbox hat es Hinten den Kunststoff rausgerissen, da wo sie an den Rahmen geschraubt wird. Laminierharz und Matte wäre eine super Option.
Bis vor einer halben Stunde hab ich hier noch mit der Polizei gesessen. Die haben ihren Job ernst genommen, haben einen Zeugen eine Aussage schreiben lassen, alles genau dokumentiert und hatten sogar eine Frau aus der nächsten Stadt aufgetrieben, die Deutsch sprach und übersetzen konnte. Mit deren Arbeit bin ich also sehr zufrieden. Leider konnte ich kein Kennzeichen nennen. Es war, wenn ich mich recht erinnere, ein großer, schwarzer Mercedes.

Gute Nacht!

 

Kutaissi

Vorletzte Nacht kam doch das erste Mal tatsächlich der Frost. Als ich früh aufwachte, war doch eine Eisschicht auf meinem Wagen zu sehen. Auch hatte ich mich schon gewundert, warum es nicht so ganz kuschlig warm in meinem Schlafsack wurde. Ok, ich hatte auch nur T-Shirt und Schlüppi an, wie sonst auch aber nun ist es definitiv Zeit für lange Unterwäsche.

Auf meinem Weg nach Kutaissi lief ich durch das breite Flussdelta des Rioni Flusses in der Kolchischen Tiefebene. Im Norden wie auch im Süden erstrecken sich die Gipfel des Großen bzw. Kleinen Kaukasus‘.
Ein wenig bin ich doch von der Vegetation überrascht. Es herrscht subtropisches Klima und so wachsen hier sogar Bananenbäume, Bambus, viel Kaki und auch Kiwi. Sehr exotisch also. All das eben im Kontrast zu dem Schnee im Hintergrund.

Wenn ich so über die Dörfer laufe, dann sehe ich schon einige leere und verfallene Häuser. Junge Menschen sind selten. Die Alten beherrschen das Bild. Abseits der Hauptstraßen geht es über Schlaglochpisten und durch so manchen Matsch. Es wirkt grau und runtergekommen. Batumi sticht da wohl wirklich als Perle der Region hervor. Kutaissi hat da als zweitgrößte Stadt Georgiens nicht mehr zu bieten. Seit ein paar Jahren hat hier das georgische Parlament seinen Sitz und sehenswert sind einige Burgen und Kirchenruinen wie auch die sanierte Bagrati-Kathedrale, welche zum Weltkulturerbe gehört. Dennoch strömt ein gewisses Flair durch die Straßen. Alles ist sehr geschäftig und dennoch entspannt.