Gestrandet

Die letzten drei Wochen hatte ich es mir verkniffen, schöne Bilder und Geschichten aus Fidschi zu veröffentlichen. Dabei gibt es so viel zu zeigen. Jedoch im Wissen, dass ihr alle in der Heimat und wo auch immer sonst auf dieser Welt gerade einen Kampf gegen Corona und soziale Isolation führt und mit dem Bewusstsein, dass sich ein dunkler Schatten über das Leben eines jeden von euch legt, erschien mir jeder Beitrag unangebracht.

Hier aus der Ferne ist es schwierig einzuschätzen, wie das Leben sich zuhause entwickelt. Mit jedem Zeitungsartikel den ich in den letzten Wochen las zerbrach jedoch das Bild von der heilen Welt daheim mehr und mehr. Zu sehen, was gerade vor sich geht, tut mir in der Seele weh.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nun auch auf den Fidschi-Inseln drastisch zu spüren. Da alle Länder ihre Grenzen dicht machen und so auch die großen Flughäfen ihren Betrieb einstellen, gibt es aktuell kein Weiterkommen. Flüge sind gestrichen. Nichts geht mehr. Ich stehe auf der Warteliste für einen Flug nach Tokio. Dafür hatte ich ursprünglich auch ein Ticket aber da dies wohl die letzte Maschine ist, die alle verbliebenen Japaner zurückbringen soll, hat man mich geext.

Wir sind noch knapp 100 Deutsche hier in Fidschi und haben uns über WhattsApp organisiert. Wir haben eine große Liste mit all unseren Daten zusammengefasst und stellen diese zusätzlich zu elefand, rueckholprogramm und Condor der Botschaft in Wellington und dem Auswärtigen Amt zu Verfügung. Wir wissen, dass alle zuständigen Einrichtungen auf Hochtouren an einer Rückholaktion arbeiten und hoffen, dass doch in den nächsten ein bis zwei Wochen ein Flieger kommt um uns abzuholen. Die Stimmung ist leicht angespannt, vielleicht auch etwas verzweifelnd aber da wir uns hier frei bewegen können und die Versorgung noch gewährleistet ist gerät niemand in Panik.

Bleibt stark in dieser harten Zeit!

 

Auckland und wie es weitergeht

Geschafft! Vorgestern bin ich nun in Auckland angekommen und war in Summe so fertig, dass ich den gestrigen Tag fast ausschließlich geschlafen habe. Irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass mir diese Reise mehr und mehr abverlangt – physisch wie psychisch. Es fügt sich aber schon wieder alles ineinander. Bevor ich 2015 zu aufbrach, musste ich meiner Schwester versprechen, dass ich pünktlich zur Einschulung meines Neffen Oskar wieder in Deutschland bin. Also habe ich dieses Jahr einen guten Anlass, mal wieder in die Heimat zu schauen. So muss ich gleich sagen, dass dieses Jahr lauftechnisch nicht mehr viel passieren wird.

Hier der Plan: Am 06. März fliege ich nach Fidschi. Dort habe ich eine Gastfamilie gefunden, bei der ich etwas in Haus und Garten aushelfe und dafür Unterkunft und Verpflegung gratis erhalte. Am 20. März geht es dann für drei Monate weiter (schon wieder) nach Japan. Am 18. Juni komme ich nach Deutschland zurück und werde bis 06. September bleiben und fliege dann (ja, schon wieder) Japan. Wieder für drei Monate. Und dann wird es Dezember sein mit einem großen ?, wie es weitergeht.

Ich habe mich für das kanadische Work&Holiday-Visum beworben und wurde tatsächlich aus dem Lostopf gezogen. Nachdem ich alle erforderlichen Dokumente online eingereicht hatte, wurde ich dazu aufgefordert, meine Fingerabdrücke abzugeben und noch ein hübsches Bild von mir machen zu lassen. Als ich heute in dem Visa Center war, hatten sie mich nach meiner Terminbestätigung gefragt. Ich so: „Was, ich brauch einen Termin dafür?“ Super. Auf meinem Zettel stand nur, dass ich zur nächsten Visa Center gehen solle. Von Terminvereinbarung war keine Rede. Jetzt muss ich das in Suva (Fidschi) erledigen bevor die Frist dazu abläuft, da hier in Auckland keine Termine mehr frei sind. Kein Drama aber das Gekutsche ist nervig.

Zu wissen, dass es dieses Jahr also nicht mehr weitergeht und nicht zu wissen wie es überhaupt weitergeht, hat mich recht niedergeschlagen. Die letzten Wochen war ich in dieser Hinsicht etwas ziellos. Alles was die Reise direkt betrifft hängt noch in der Schwebe. Das wird wohl erst besser, wenn ich es von den Kanadiern schriftlich habe, dass ich kommen kann. Nordamerika ist also noch ein ganzes Stück weit weg.

Aber klar… Ich werde wie immer das Beste draus machen!

Nicht wie es sein sollte

Wenn ihr euch jetzt die folgenden Bilder anschaut, dann werdet ihr bestimmt denken „Oh, wie schön!“ Und ich stimme euch zu. Neuseeland ist ein wunderschönes Land. Aber in kaum einem anderen Land wurde mir der menschliche Eingriff in die Natur so deutlich wie in diesem, bedenkt man, dass das moderne Neuseeland gerade einmal 250 Jahre alt ist.

Gleich im ersten Bild sieht man einen besonderen Kontrast. Rechts ist Wald zu sehen, wie er möglicherweise aussehen sollte – dicht und divers. Links dagegen ist gerodetes Farmland. Oft versuchte ich mir vorzustellen, wie es aussehen müsste, wenn der Wald alle Fläche um mich herum bedecken würde. Und dann kam die Vorstellung, dass der Mensch all dies in weniger als 200 Jahren abgeholzt und einfach verbrannt hat. Wow!

Und wenn ihr weiterklickt, dann müssten zumindest denjenigen, die schon einmal Neuseeland besucht haben, etwas auffallen. Richtig… Wo sind die grünen Weiden? Es müsste alles saftig grün aussehen. Neuseeland leidet in diesem Jahr unter einer großen Dürre. Es fehlt überall an Regen. Wenn dir ein 80-jähriger Farmer sagt, dass er sich zeitlebens nicht an solch eine lange Trockenheit erinnern kann, dann muss es schon schlimm sein.

Also, so schön es auch aussieht, so falsch ist es.

Kiwis, Keas, Glühwürmer

Nicht einmal fünf Kilometer bin ich heute weit gekommen. Für gewöhnlich laufe ich, nachdem ich meine Sachen gepackt habe, ein bis zwei Stunden und mache dann Frühstück. Ein kleiner Flecken Grün war perfekt um Halt zu machen. Weiter oben auf dem Hügel, vor dem Haus sah mich ein kleines Mädel die gleich zu ihrem Papa rief „Da ist jemand, der irgendwas hinter sich herzieht und er kommt hier hinauf! Ich saß schon vor meinen ausgebreiteten Sachen, als der Papa auf seinem Quad heruntergefahren kam und fragte, ob alles in Ordnung sei? „Ja ja. Ich mach nur mein Frühstück hier.“ Darauf fragte er mich gleich, ob ich nicht oben im Haus mit seiner Familie frühstücken wolle und das Angebot hatte ich gerne angenommen.

John und seine Frau Jane sowie die Kids wollten sogleich alles über meine Reise wissen aber fragten auch, ob ich mir nicht etwas in der Gegend angucken wolle. Sie empfahlen mir das Kiwi House in Otorohanga, denn einen Kiwi hatte ich auf meiner Reise noch nicht zu Gesicht bekommen. Das liegt aber auch daran, dass diese Vögel nachtaktiv und zudem recht selten geworden sind. Johns Zwillingsbruder setzte mich in der Stadt an. Das Gehege der Kiwis befindet sich hinter Glas in einem Gebäude. Tagsüber ist es dunkel um den Kiwis die Nacht vorzugaukeln während man nachts die Lichter anschaltet und den Tag simuliert. Man erkennt daher meist nur die Konturen dieses Vogels. Leider konnte man unter diesen Bedingungen keine brauchbaren Bilder schießen.

Im Außengehe gibt es noch weitere Arten neuseeländischer Vögel zu entdecken. Unter anderem den Kea. Dieser gilt als besonders clever und neugierig und ist bekannt dafür, auch schon mal den Gummirand von Windschutzscheiben am Auto zu zerstören und knifflige Aufgaben in Teamarbeit zu lösen. Und er soll sich auch für Schmuck interessieren oder achtlosen Touristen Reisepässe entwenden.

John holte mich dann wieder ab und bot mir an, die Nacht vorm Haus campen zu können. Freunde kämen noch vorbei und im Fernsehen laufe von Nachmittag bis Abend Rugby. So gab es dann Pizza, Kartoffelbrei mit Gemüse und gebratene Rinderwürste von der eigenen Farm. Dazu noch ein paar Bierchen. Besser hätte der Tag nicht laufen können.

Nach Einbruch der Dunkelheit setzten wir und dann alles zusammen in die Autos und fuhren noch an einen ganz besonderen Ort. Die Gegend bietet Kalksteinhöhlen mit einer ganz besonderen Spezies – Glühwürmern. Nicht zu verwechseln mit Glühwürmchen. Glühwürmer sind die Larven einer Mückenart die fluoreszieren. Wir fuhren zu einer kleinen Schlucht und ich muss sagen, es war wunderschön. Die Glühwürmer hingen in den Wänden und es aus wie ein Sternenhimmel. Einfach faszinierend. Wenn jeder seine Taschenlampe ausschaltete und man dich dann umschaute… WOW… Überall diese kleinen Lichter. Einfach nur magisch dieser Ort.

So nahm der Abend einen richtig guten Ausklang und ich bin immer wieder verwundert, wie so zufällige Entscheidungen und Begegnungen einen ganzen Tag umkrempeln können.

Wellington

Nach dem ich in Nelson noch einen vollen Tag Rast einlegte, setzte ich zum Endspurt auf der Südinsel an. 46 Kilometer bis ins Rai Valley und am Tag drauf noch einmal 44 Kilometer bis kurz vor Grove. Gestern waren es dann nur noch schlappe 18 Kilometer bis nach Picton, einer kleinen aber wirklich hübschen Hafenstadt. Von hier aus ging es dann am Nachmittag mit der Fähre auf die Nordinsel nach Wellington hinüber – die wohl langweiligsten dreieinhalb Stunden Abenteuer in Neuseeland, die man sich so vorstellen kann.

Heute hab ich mich dann etwas in der Stadt umgeschaut und der Deutschen Botschaft noch einen Besuch abgestattet. Papierkram. Ich möchte mich für ein kanadisches Work-and Holiday Visum bewerben aber was die weitere Reiseplanung angeht, darauf komme ich irgendwann später noch einmal zu sprechen.

Durch die Berge

Es wurde Zeit von Hanmer Springs wieder aufzubrechen. Mein Karren, vollgepackt mit Essen für die kommenden Tage, durfte gleich am ersten Morgen den ersten Pass hochziehen. Damit lag der härteste Teil des Tages gleich hinter mir. Ein raues Bergland öffnete sich mit teils kahlen, dunklen Hängen und hellbraunen Grasland. Das Einzige, was da oben noch an Zivilisation erinnerte waren zwei Überlandleitungen, die mich meinen ganzen Weg nach St. Arnaud begleiten sollten und dieser staubige Treck. Durch große aufgewirbelte Staubwolken kündigten sich die Autos und Motoräder schon von weitem an. Viele waren es nicht. Den ersten Tag (ein Samstag) vielleicht so um die zwanzig Wagen, den zweiten zehn und am dritten Tag dann nur noch drei. Es war also ein ziemlich ruhiger Spaziergang. Meine Sandalen, gefertigt aus braunem Wildleder waren schnell grau vor Staub und auch der Mix aus Sonnencreme und Schweiß sorgte dafür, dass sich auf meiner Haut eine schmutzige Schicht legte.

Nach über zwölf Stunden und 43 Kilometern erreichte ich Lake Tennyson. Recht entspannt kam ich an, hatten doch die zwei Tage Rast und das gute Essen bei Grum für ausreichend Regeneration gesorgt. Ich fühlte mich einfach fit und gestärkt.

Am Ufer des Sees standen ein paar Zelte. Ein paar Leute, die am Tag an mir vorbeifuhren winkten und freuten sich, dass ich es bis zum See geschafft hatte. Die Atmosphäre war ruhig. Ich hatte noch eine kleine Unterhaltung mit einem Familienvater, der mir zum Abendessen eine Flasche kaltes Ginger Beer rüberbrachte. Noch kühler ging es danach beim Bad im See zu. Gleich mit den ganzen Klamotten bin ich in das Waser rein und hatte mir den ganzen Dreck des Tages runtergerubbelt. Sooo gut!

Den nächsten Morgen ging es gleich wieder über den nächsten Pass. Da meine ersten Wasservorräte nun aufgebraucht waren, hieß es nun, Wasser aus den Bächen zu entnehmen. Überhaupt kein Problem in diesem Teil der Welt. Die Gewässer hier sind glasklar und sauber. Und hier und da ergoss sich ein kleiner Wasserfall direkt aus dem Gestein heraus. Faszinierend.

Irgendwann wurde alles um mich herum grüner und mehr und mehr führte mein Weg durch Wälder und Weiden. Am Campingplatz Coldwater machte ich die Nacht Halt und wusste beim Bad im gleichnamigen Fluss, warum dieser seinen trägt. Uuuhhhhhhh! Und mehr und mehr bekam ich auch nasse Füße, da seltener Brücken über die Bäche führten. Also galt es diese Bäche zu furten. Großer Vorteil: Die Sandalen wurden wieder sauber.

Die dritte Nacht campierte ich ein paar Kilometer vor der Einmündung zur Hauptstraße. Mittlerweile hatte ich schon wieder Asphalt unter den Füßen. Nach St. Arnaud waren es nur noch drei Stunden Fußmarsch. Ein Leichtes für mich.

Grum

Vor vier Tagen machte ich in einer kleinen Stadt namens Waikari Rast. Irgendwann kam ein Polizist auf mich zu und fragte mich nach meiner Reise aus und wo meine Route durch Neuseeland entlang führe. Ich ging also mit dem Finger über die Karte und hatte sogleich ein paar Frage zu einem Abschnitt, der 115 Kilometer von Hanmer Springs nach St. Arnaud nur als Piste durch die Berge führt. Er rief seinen Kollegen, einen noch recht jungen Kerl, hinzu, dessen Revier es offenbar ist. Zu allem was ich wissen wollte bekam ich meine Antworten. Straßenzustand, Campingmöglichkeiten, Frequentierung u.s.w. Es ist halt eine recht einsame Gegend und es gibt kein Mobilnetz. Mit Hilfe im Notfall kann es unter Umständen also länger dauern. Am Ende war ich um vieles schlauer und wusste, dass ich diese Passage würde nehmen können. Als wir uns verabschiedeten, fiel ihm noch eine Sache ein. In Hanmer Springs, da wohne ein Mann, der einmal um die Welt geradelt sei. Er würde es bestimmt lieben, mich bei ihm aufzunehmen. Er gab mir seine Telefonnummer und ich solle ihn einfach anrufen. Grum (Graham), so sein Name.

Am gleichen Abend rief ich noch bei Grum durch, erzählte ihm wer ich bin und was ich mach, dass ich seine Nummer von einem Polizisten bekommen habe und… . Er machte mir kurz wenig Hoffnung, da das Haus voll sei aber ich solle am nächsten Abend nochmal durchrufen, wenn ich kurz vor der Stadt sei. Am Morgen darauf hatte ich aber schon eine Nachricht auf dem Telefon mit seiner Adresse. Er und seine Frau Juliet wollen mich unbedingt sehen. So hatte ich ein Ziel für diesen Tag und nach 37km stand ich dann auch vor seiner Tür.

Er bat mich herein, führte mich kurz herum und sagte, dass ich mich wie daheim fühlen solle. Natürlich redeten wir auch über Abenteuer und Erfahrungen. Komisch – Wir stellten fest, dass wir und 2015 irgendwo in der Türkei um ein paar hundert Kilometer verpasst hatten, während ich an der Schwarzmeerküste lief und er ein paar Bergketten weiter südlich in Richtung Westen an mir vorbeizog.

So teilten wir unsere vielen Erfahrungen und Berichte aus allerlei Ländern und zu vielen Stories hat einer von uns dann immer sagen können: „Ist mir auch so ergangen.“, „Hab ich auch so erlebt.“, „Kenn ich.“. Es ist schon wie ein wenig wie Seelenverwandtschaft. Das merkte ich gleich am ersten Abend, als er sagte, dass ich einfach ins Bett gehen solle und er es verstehe, wenn ich einfach nicht viel reden will. Er kenne es zu gut, wenn man am Ende des Tages einfach nur seine Ruhe haben will. Er machte einfach die gleichen Erfahrungen wie ich, auch wenn es um Gastfreundschaft geht und er freut sich von dem Guten, das ihm widerfahren ist, wieder etwas zurückgeben zu können. Er und seine Frau sind in dieser Hinsicht zwei super Charaktere.

Jetzt konnte ich endlich für zwei Tage die Füße hochlegen, kleine Wunden heilen lasen, ein paar Reparaturen durchführen und natürlich Energie tanken. Bei dem guten Essen ist das kein Problem. 😀 Die Energie werde ich auch brauchen. Morgen gilt es einen Bergpass zu überwinden und dann die 115 Kilometer Piste nach Saint Arnaud zu wandern. Eine grandiose Szenerie soll die nächsten drei bis vier Tage auf mich warten. Nur ein paar Autos werden an mir vorbeifahren. Kein Mobilfunknetz. Einfach nur raue, wilde Landschaft. Heute hab ich mich noch mit allem Nötigen im Supermarkt versorgt. Ich werde früh aufbrechen damit ich Lake Tennyson, den ersten Zeltplatz, bequem erreiche.

Wünscht mir Glück!

ps: Schaut noch hier vorbei 👉 https://www.facebook.com/Grum-Goes-Global-114539578732866/

Die Kiwis

Ich bin schon ein ganzes Stück weit gekommen. Knapp drei Wochen nach meinem Start in Queenstown, errichte ich gestern die kleine Stadt Hanmer Springs, ca. 110 Kilometer nördlich von Christchurch.

Der Sommer hat nun endlich Einzug gehalten und die Tagestemperaturen steigen deutlich über die 25°C-Marke und auch die Nächte sind nicht mehr so eisig kalt. Das macht es doch viel angenehmer. Was mich sehr beeindruckt ist, wie abwechslungsreich Neuseeland ist. Da sind die die Neuseeländischen Alpen über denen der Mt. Cook thront. Gespeist von den Schmelzwassern leuchten die Seen herum in hellem Blau und die Flüsse sind glasklar. Einfach traumhaft schön. Irgendwann führte mich mein Weg aus den Bergen heraus und gingen in sanfte Hügellandschaften und Ebenen über. Rund um Christchurch ist das Bild von viel Farm- und Weideland geprägt. Viele Schafe aber vor allem Milchkühe dienen den Bauern hier als Broterwerb aber auch der Anbau von Weizen und Gerste spielt hier eine große Rolle. Prinzipiell ist die Ostküste weitaus trockner als andere Regionen und man muss hier wirklich aufpassen, dem Land nicht zu viel abzuringen.

Und die Neuseeländer? Die Kiwis? Ja die Kiwis sind ein klasse Volk. Sehr gelassen und von meinem Vorhaben äußerst angetan sind sie. Eine Polizistin der Highway Patrol stoppte eines Tages und brachte mir zwei Flaschen Wasser und drei Tage darauf traf sie mich nochmals auf der Straße an und überreichte mir nochmals zwei Flaschen. Oder wenn mir jemand einfach nur zwei Äpfel in die Hand drückt und mir eine gute Reise wünscht. So kleine Dinge machen die Tage ganz groß.

Vor einem Supermarkt führte ich eine Unterhaltung mit einem Familienvater und der drückte mir am Ende 20 NZ Dollar in die Hand und meinte, dass es in Fairlie, der nächsten Stadt eine Bäckerei mit richtig guten Pies (also herzhaften Küchlein oder Pasteten) gibt. Und ich muss sagen, die waren wirklich gut!

Sollte mal kein Campingplatz in der Nähe sein und sich keine Möglichkeit bieten sein Zelt irgendwo versteckt aufzustellen (Wildcampen ist in Neuseeland verboten und kann mit happigen Geldstrafen geahndet werden), dann schau ich einfach auf einer der Farmen vorbei und frage, ob ich mich im Vorgarten breitmachen darf. Und wie überall sonst auf der Welt ist das auch in Neuseeland kein Problem. Oft kommt drauf auch noch das Angebot die Dusche und Waschmaschine nutzen zu können. Die Leute wissen echt, was ein Weltenbummler so braucht. Vielleicht liegt es aber auch nur an meinem Geruch. Der Duft der Freiheit.

Mit diesen vielen wundervollen Begegnungen schließt sich Neuseeland nahtlos an all die anderen Länder an, die ich bis jetzt bereist habe. Ich sage es immer wieder: „Die Welt ist gut.“

Ein kalter Sommer

Das Abenteuer Neuseeland hat seinen Anfang genommen und die ersten fünf Tage auf der Straße liegen bereits hinter mir. Rund um Queenstown war alles noch sehr stressig. Der Verkehr, der in den jetzigen Sommerferien noch dichter ist als sonst und eine enge Straße, die sich in zahlreichen unübersichtlichen Kurven durch die Schlucht des Kawarau-Flusses windet, machten die ersten zwei Tage nicht gerade zum Vergnügen. Aber die ganze Szenerie um mich herum war schon sehr beeindruckend.
Irgendwo vor Cromwell öffnete sich dann ein breites Tal und ich war überrascht, dass dass auf den Gipfeln um mich herum noch Schnee liegt. Die Einheimischen sagen, dass dieser Sommer viel zu kalt ist. Die Temperaturen müssten an der 30°C-Marke kratzen. Stattdessen liegen sie nur um die 15°C. Als ich vorgestern Morgen aus dem Zelt guckte und auf den Bergen gegenüber plötzlich Neuschnee lag, da merkte auch ich das was nicht in Ordnung ist. Das ist, als würde im Juli auf dem Brocken Schnee fallen.
Ich bin heilfroh mir noch meine Decke eingepackt zu haben. Letzte Nacht hatte ich auf einem Bergpass auf rund 1000m Höhe verbracht. Ich hab wahnsinnig gezittert vor Kälte und Wind. Den neuseeländischen Sommer hab ich mir anders vorgestellt.
Nichts desto trotz, die Landschaft ist grandios und abwechslungsreich. Vom grünen Farmland bis in schroffe alpine Region bin ich schon gekommen. Und es ist erst Tag 5. 😅