In Tiflis angekommen

Wohlbehalten bin ich gestern in Tiflis angekommen. Mein Zimmer im Hostel teile ich mir mit einem „Dagestani“. Oh man der ist so verschnupft, dass ich manchmal glaube er droht zu ersticken. Viele Schwarzafrikaner, hauptsächlich aus Nigeria und Ghana sind hier im Land anzutreffen. Einige studieren hier, andere Spielen für Fußballvereine professionell oder sind auf der Suche nach einem Verein. Bis auf ein kleines Streitgespräch des Dagestanis mit einem Ghanaer (beide Moslems) über die richtige Ausrichtung zum Gebet ist die Atmosphäre doch entspannt.

Um die Stadt und ihre Infrastruktur so schnell wie möglich zu verstehen habe ich mich heute wahllos in verschiedene Buslinien und in die U-Bahn gesetzt und bin dabei gleichfalls immer wahllos irgendwo ausgestiegen. Gebracht hat es nix. Tiflis ist nun echt nicht so riesig und ähnlich wie Jena durch seine Tallage in der Ausdehnung begrenzt aber es gibt unzählige Linien die kreuz und quer verlaufen. Dazu kommt noch, dass der Netzplan um 90 Grad gedreht ist. Norden ist also im Westen. Da habe ich noch keinen Überblick.
Die Stadt an sich bietet architekturtechnisch gesehen einen netten Mix aus traditionellen und historischen Gebäuden, modern geschwungenen Bauwerken (ich sage nur die Damenbinde/Slipeinlage) und natürlich haben auch die Sowjetzeiten ihre Male hinterlassen. Viele Fassaden sind aufpoliert aber die Hinterhöfe drohen scheinbar zu zerfallen.
Jetzt, wo ich hier in der Stadt angekommen bin und mir im Vorfeld eigentlich überlegt habe hier zu überwintern, macht sich gerade etwas Unbehagen in mir breit. Der Gedanke, hier vier ganze Monate zu rasten bekommt mir im Augenblick nicht. Innerlich treibt es mich schon wieder weiter. Phuuu…

 

 

 

Ich bin nicht allein!

Ich bin nicht allein! Vor ein paar Tagen, nach einer eisigen Nacht traf ich morgens auf Joel aus Kalifornien / USA. Ich war völlig überrascht und erfreut, hatte ich bis jetzt immer nur Rad fahrende Weltenbummler angetroffen.
Joel geht langsam auf die 50 zu und meinte, dass er beruflich immer viel mit dem Flugzeug zwischen Amerika, Europa und Asien unterwegs war. Wenn man immer nur aus 10.000 Metern nach unten guckt, stellt man sich eben irgendwann die Frage, wie es wohl da unten ausschaut und wie die Menschen so ticken. Also Job hingeschmissen, sich ein rollendes Zuggefährt zugelegt und los geht‘s solang es die Knochen noch mitmachen. Start war auf Sri Lanka und es ging quer durch Indien und Pakistan. Da öffnete ich schon die Augen weit auf und fragte nach der Sicherheitslage in Pakistan. Er meinte, ich solle das Land meiden (steht auch nicht auf meiner Liste). Er wurde gekidnappt und das sei eine Erfahrung, die man nicht machen wolle. Er hatte „Glück“. Es war der pakistanische Geheimdienst und nach einem halben Tag Verhör mit teils vorgehaltener Waffe sei er wieder auf freien Fuß gewesen aber er hätte auch an die ganz üblen Typen geraten können. Seine Routenplanung sah auch Afghanistan vor aber nach der Story beschloss er die paar hundert Kilometer nach Tadschikistan zu überfliegen.
Weniger psychisch als mehr körperlich belastend muss Usbekistan gewesen sein. Für die 1300 Kilometer bis zur kasachischen Grenze hatte er lediglich vier Wochen Zeit, was einen Schnitt von 46 km/Tag bedeutet hat und das nur durch Wüste. Respekt!
Taffer Typ, auf jeden Fall. Was bei ihm keinesfalls fehlen darf ist die Zigarre.
Folg ihm und lest seine Stories über seinen „The Long Walk Home“ unter der Adresse: 

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Joel… Best wishes!