Mumbai (Bombay)

Die ersten Tage in Mumbai (Bombay) sind überstanden. Und das ohne Durchfalltablette. Das nennt man Glück. Bei meiner Ankunft wurde ich mit viel Regen empfangen. Es ist noch Monsunzeit aber in den kommenden zwei Wochen soll es wieder trockener werden. Der Regen schafft ein angenehmes Klima. Das Thermometer klettert nicht über die 30°C-Marke. Das ist nach den heißen Tagen in Dubai eine wahre Wohltat.
Ich habe ein Zimmer in den Gästeunterkünften der staatlichen Elektrizitätswerke MSEB bezogen. Mein Freund Sachin, den ich auf meiner letzten Reise durch Indien vor sieben Jahren kennenlernte und der für die MSEB tätig ist, hat mir das ganze organisiert. Kostet mich nix, hat Klimaanlage und bis auf ein paar kleine Krabbeltierchen mit langen Fühlern ist wirklich alles sauber.
Die Tage habe ich mit den einen oder anderen kleinen Stadtbummel verbracht. Mit der Stadtbahn, an der sich teils die Leute draußen anheften, geht es von Bandra in Richtung Churchgate oder dem Victoria Terminus (CST). Von dort aus kann man den Süden der Stadt gut zu Fuß erkunden. Und ist einem der Weg doch mal zu Weit, nimmt man sich ein Taxi. Die Preise sind sehr günstig.
Indien ist Indien und Mumbai ist Mumbai. Da bekam ich beim ersten Schlendern durch dieses Dickicht einen richtigen Flash Back. Vor allem die Gerüche lassen Erinnerungen in mir hochsteigen und dabei schwanke ich immer wieder zwischen Himmel und Hölle. Der stetige Wechsel aus den Düften der Garküchen der Straßen, die faul modernden Abfälle am Wegesrand, die Früchte der Händler, dazwischen brennende Räucherstäbchen. Die alten Busse nehmen Schlagloch für Schlagloch mit. Beim Schlangestehen am Fahrkartenschalter wird man immer wieder von kleinen Kindern angetippt, die nach Geld betteln. Prächtige Kolonialbauten wechseln sich mit mit Häusern der jüngeren Geschichte ab und überall nagt an ihnen das tropisch feuchte Klima. Zwischen dem geschäftigen Treiben und dem dichten Verkehr liegen die Streuner seelenruhig auf der Straße, Ziegen suchen nach Fressbarem in den Müllbeuteln und auch das Krähen eines Hahns ist zu hören. Kleine Parkanlagen laden zum Verschnaufen von allem Lärm der Straße ein und auch an den Uferpromenaden ist das Leben wesentlich gelassener, Diese Stadt ist unbeschreiblich. Chaotisch, oft nah am Kollaps.
Letzten Abend wurde ich dann noch bei Sachin und seiner Frau Rucha und Tochter Avani (der Name heißt so viel wie „Erde“) nach Hause zum Abendessen eingeladen. So typisch hartgekochtes Ei in einer Curry-Soße, Kartoffeln, rohe Zwiebelringe und Chapatti-Fladen. Klingt für den europäischen Gaumen etwas ungewohnt, ist aber ganz gut.
Morgen werde ich dann einen Zug wenige Kilometer aus der Stadt raus nehmen. Zu Fuß mit meinem Karren wäre das bei dem Verkehr reinster Irrsinn.