Land der Pagoden

Land der Pagoden

 

Ich denke, ich muss niemanden groß erklären, dass Myanmar ein sehr buddhistisch geprägtes Land ist. Ich bin in Monywa und habe hier schon eine ganze Pracht an Pagoden und Bildnissen Buddhas sehen können. Diese Pracht wird so schnell nicht abreißen auf meinem Weg durch dieses Land.

 

Ich bin in Monywa, einer nicht besonders aufregenden Stadt aber monumental ist hier der mit 130 Metern (inkl. 13m Sockel) hohe Laykyun Setkyar, ein stehender Buddha und die damit aktuell höchste Statue der Welt (zum Vergleich: Die Freiheitsstatue in New York misst 93 Meter, inkl. 47m Sockel). Davor noch ein gewaltiger liegender Buddha. An einem riesenhaften sitzenden Buddha wird aktuell gebaut. Man kann sie sogar von meinem Hotel aus sehen. Sie sind 15 Kilometer Luftlinie außerhalb Monywas.

Auch die Thanboddhay Pagode mit ihren vielen großen und kleinen Buddha-Statuen ist beeindruckend. Ich hab die alle mal durchgezählt. Insgesamt 582363 Buddha-Statuen. Gewaltig aber am Ende hatte ich mich dann aber doch etwas enttäuscht gefühlt. Die Million hätten sie ruhig voll machen können. 😉

Ach staunt einfach selbst!

 

 

Alles auf einmal

Alles auf einmal
Alles auf einmal und von dem Allen zu viel. Mein erster Morgen in Tamu begann mit heftigen Durchfall und Grummelmagen. Keine Ahnung, was ich den Abend zuvor Falsches gegessen hatte aber ich gehe mal davon aus, dass es die Schweinefleischbällchen waren. Oder doch die Schrimps in der Suppe? Wie ich nun im Nachhinein meine, wird es nicht nur eine Magenverstimmung gewesen sein sondern eher eine Lebensmittelvergiftung. Da bin ich mir sicher. Jedenfalls war die Busfahrt nach Kalay kein großes Vergnügen. An einer Kreuzung habe ich mich absetzen lassen, da ich nach Osten weiter musste. Das Gewicht meines Karrens ließ die Leute beim Herablassen vom Dach des Busses kurz in Nöte kommen und so ist er den letzten Meter entlang meines Schienbeins gefallen und hinterließ einen tiefen, blutenden Schnitt. Schmerz lass nach aber Hauptsache der Karren blieb heil. Es sollte kein guter Tag werden. Weiter mit flauen Magen ging es durch die schwüle Mittagshitze und je später es wurde, desto mieser ging es mir. In einem kleinen Dorf fragte ich, ob ich irgendwo mein Zelt aufstellen könnte und erst wurde abgewunken doch zugleich darauf kam ein älterer Herr auf mich zu und bot mir einen Platz in seiner Hütte an. Seine glasigen Augen und die Schnapsfahne ließen mich etwas zweifeln. Aber was soll’s? Mir ging es dreckig. Seine Frau tat mir schon etwas leid. Während sie sich um alles im Haus und mich sorgte, saß ihr er halt nur an seinem Glas. Er bot mir etwas davon an doch hab ich erstmals dran gerochen… Bähhhhhh! Pures Gift. Ich wurde bekocht doch viel habe ich nicht in den Magen bekommen.
Der zweite Tag wurde nicht besser. Mit drei Löffeln Reis im Magen machte ich mich auf. Kurz vor Kalewa musste ich mich entscheiden, ob ich die Nordroute und Hauptstraße nach Mandalay nehme oder die Südroute und Nebenstraße. Ich entschied mich für die zweite Variante und das war keine gute Idee. Immer wenn ich denke, die schlechtesten Straßen dieser Welt schon hinter mir zu haben, wird dem immer noch einer drauf gesetzt. Den Großteil ging es Hügel rauf und Hügel runter, Hügel rauf und Hügel runter, Hügel rauf… . Schwer wurde es so im tiefen Schlamm oder wenn große Steine verbaut wurden und alles zu einer Buckelpiste werden ließ. Bröckelnder Asphalt, Sand, Kies ist alles ein Witz.
Ich hatte echt schwer zu ziehen und gesundheitlich ging es mir nicht besser. Im Gegenteil. Mit kaum Nahrung im Bauch, weiteren Durchfall und Magenkrämpfen schleppte ich mich die nächsten vier Tage entlang. Nach 10 Kilometern hatte ich eigentlich schon immer die Schnauzte voll und wollte nicht mehr weiter und so guckte ich, dass ich wenigstens auf 20 bis 25 Kilometer pro Tag kam. Eine wahre Schinderei die schon ein Gefühl der Verzweiflung in mir aufkommen ließ. Noch weit mehr als 100 Kilometer waren es bis Monywa, der nächsten große Stadt. Tränen standen mir in den Augen. Ich war schwach und wusste, dass ich das so nicht packen werde.
Gestern beschloss ich dann jede Möglichkeit zu nutzen um wegzukommen. Busse fuhren aber nicht. Grundsätzlich ist es möglich auf Mopeds hinten aufzuspringen aber bei sehr holprigen Abschnitten und bei den Geschwindigkeiten ist das alles Gift für meinen Anhänger. So mühte ich mich den Vormittag ab. Dann stand da irgendwann die Polizei oben am Hügel und wartete schon auf mich. Fix und fertig bin ich da noch hochgekrabbelt und sofort wurde ich nach meinem Pass gefragt. Ich wusste schon, warum die ein Auto mit Ladefläche dabei hatten. Ich wurde gefragt, ob ich nicht vielleicht einen Transport nach Monywa möchte? Es war die größte Erleichterung. Es ging echt nichts mehr bei mir. Nun habe ich mich für drei Nächte in einem Hotel einquartiert und denke, dass es wieder gut aufwärts geht. Zumindest habe ich heute Morgen wieder Appetit verspürt und konnte ordentlich frühstücken. Was ich brauche ist einfach Ruhe.
Schade, dass es mir so nicht möglich war, das Tal, welches ich durchquerte, genießen zu können. Wirklich hübsch und die Menschen sind super freundlich. Alle winken mir zu und lächeln. Es war nie ein Problem für die Nächte ein Dach über den Kopf zu finden. Ich musste nie zweimal fragen. Sie kochten so gut für mich doch tat es mir so leid, dass ich kaum etwas davon essen konnte.
Die Sprachbarriere ist riesig. Auch Myanmar war britische Kolonie aber im Gegensatz zu Indien sprechen hier nur sehr vereinzelt Leute Englisch und dazu lässt ihr Akzent viel verschwimmen. Aber ich sage ja immer, dass das Wichtigste erst einmal ein Lächeln ist.
Auch die Polizei hat keine Probleme gemacht. Die nehmen nur meine Personalien auf und fragen höchstens, wo ich die letzten Nächte verbracht habe. Und da reime ich mir auch keine Lügen zusammen sondern sage einfach wann und wo und das ist „scheinbar“ kein Problem. Ich habe schon mitbekommen, dass ich hier unter Beobachtung stehe.
Was mich aber sehr nachdenklich stimmt… Wenn ich hier abseits über das Land streife, dann sehe ich ein sehr armes Land. Hier erkenne ich, was Entwicklungsland bedeutet. Ich sehe jetzt mal davon ab, dass die Menschen in oft mit Stroh bedeckten Hütten aus Holz und Bambus leben. Meist sind diese auch noch zu einer Seite offen. Sie bieten eine einfache aber saubere Unterkunft. Im Gegensatz zum indischen Lande scheißt man hier nicht auf die Wiese oder die Straße sondern baut Latrinen und diese werden auch sauber gehalten. Da können sich sogar noch manche Türken was davon abgucken.
Es gibt aber keinerlei Elektrifizierung. Viele setzen sich daher ein Solarpanel vors Haus und Laden Bleiakkumulatoren (Autobatterie) um abends dann etwas Licht zu haben oder ihren kleinen Fernseher speisen zu können. Es gibt keine Möglichkeit einen Kühlschrank zu betreiben.
Es gibt auch keine Trinkwasserversorgung. Man sammelt Regenwasser oder holt es sich aus dem Fluss. Eine Handbetriebene Wasserpumpe habe ich hier noch nicht gesehen. Das Wasser muss über dem Feuer noch abgekocht werden.
An einem Nachmittag wurde ich in ein Dorf eingeladen, etwas abseits der Straße und wenn ich mir die paar Motorräder und Fahrräder wegdachte, kam es mir vor wie im Mittelalter. Es war ein wirklich reges Leben aber mit einfachsten Mitteln. Man musste aufpassen und dem Ochsenkarren ausweichen. Über kleinen offenen Feuern wird Essen gekocht. Unter den auf Pfeilern gebauten Häusern liegen die Schweine und Hühner laufen dazwischen.
Zum Großteil sind die Leute Selbstversorger. Es gibt zwar kleine Läden aber die Auswahl an Produkten ist nicht groß. Ein sehr hartes Leben!

 

Tag 1 in Myanmar

Mit einem Tag Verspätung aber am Ende völlig problemlos bin ich heute über die Grenze nach Myanmar gereist. Diese Nacht werde ich noch in Tamu verbringen bevor ich morgen den Bus (ja ihr lest richtig) 150 Kilometer nach Kalay nehmen muss, da die Straße direkt an der Grenze entlang führt und somit Sperrgebiet für Fuß- und Radreisende ist.
Jedenfalls bin ich mega glücklich jetzt ein neues Land entdecken zu können. Die ersten Eindrücke sind recht positiv. Alles scheint hier seine Ordnung zu haben, was ich all zu oft in Indien vermisst habe.
In einer Hinsicht fühle ich mich etwas an den Iran erinnert. 1€ entspricht 1500 Kyat. Wenn man sich sich also 100€ von der Bank tauschen lässt, dann bekommt man ein schönes Bündel Scheine.

 

Das Tor zu Indochina

Es sieht schon fast aus wie in Indochina. Hier in den Bergen von Nagaland und Manipur konnte ich schon die ersten Reisterrassen entdecken. Ein wundervoller Anblick auch wenn die Felder noch nicht bestellt sind. Das Bepflanzen mit den jungen Setzlingen beginnt nun aber in der Regenzeit und ich hatte die Möglichkeit während meines zweitägigen Aufenthaltes bei Mayi und ihren Eltern mich nützlich zu machen. Sie gehören zum Naga-Stamm der Mao und haben mir einige kulinarische Besonderheiten offenbart. So durfte ich an Büffelhaut nagen, welche zuvor über der Feuerstelle getrocknet wurde und dabei durch den Rauch komplett schwarz wird. Vor dem Verzehr wird sie gesäubert und gekocht. Auch ganz interessant waren die Schnecken. Im Gegensatz zur Weinbergschnecke sind sie etwas kleiner und in schwarz. Nach dem Kochen pult man sie entweder mit einem spitzen Gegenstand heraus oder saugt einmal kräftig an der Öffnung. Zudem wird es auf den Märkten eindeutig exotischer. Zu kaufen gibt es zum Beispiel Frösche, getrockneten Fisch der sein ganz eigenes Aroma verbreitet und eine Menge Früchte und Gemüse, welche ich noch nie zuvor gesehen habe. Dann musste ich einmal an grünen Perlen von einem Zweig naschen. Erst ein scharfes Brennen und dann ein mehrere Minuten anhaltendes Prickeln auf Zunge und Lippen als würden sich Blasen bilden. Es war Szechuanpfeffer.

So wie ich diesen Teil Indiens kennengelernt habe muss ich sagen… Das ist nicht Indien. Das ist eine völlig andere Welt und es gibt nichts mit dem „typischen“ Indien zu assoziieren. Asiatische Gesichtszüge, das Essen, die Gewohnheiten, die ganze Kultur und Sprache die diesen Raum prägen, das alles passt nicht zum Bild Indiens. Vor zweihundert Jahren waren diese indigenen Völker noch weitgehend isoliert. Die Stämme bekriegten sich und es genoss derjenige am meisten Ruhm und Ehre, der die meisten Köpfe vom Kriegszug mit ins Dorf brachte. Gott sei Dank wurde diesen Leuten das Christentum geschenkt und nun ist alles friedlich.  😉

Die Menschen sind außergewöhnlich freundlich. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal mein Zelt aufgeschlagen habe. Ich bin hier super glücklich und kann mich nur bei den vielen Leuten bedanken. Ein paar habe ich auch wirklich so weit ins Herz geschlossen, dass mir beim Abschied schon mal die Tränen in den Augen standen.

 

 

Es ist und wird nicht leichter – Sicherheit, Militär und viele Kontrollen

Manipur ist nun der achte und letzte indische Bundesstaat auf meiner Reise. Es ist schon ziemlich glücklich, dass ich diese Region im äußersten Nordosten Indiens bereisen kann. Noch vor wenigen Jahren waren die Staaten an den Grenzen zu China, Myanmar und Bangladesch Sperrgebiet und für Ausländer nicht zugänglich. Seinen Hauptgrund hatte dies in bewaffneten Konflikten zwischen den ethnischen Minderheiten die nach mehr Autonomie streben und der Regierung, welche oft sehr blutig ausgetragen wurden. Heute ist die Situation schon wesentlich entspannter aber doch noch nicht ganz unter Kontrolle. Auf den Straßen ist viel Militär unterwegs. Man kommt sich vor wie im Film. Da rauschen offene Geländewagen an einem vorbei in denen vermummte Soldaten mit ihren Schnellfeuergewehren im Anschlag sitzen. Oder das Sturmgewehr ist auf dem Dach montiert und einer guckt aus der Luke oben raus. Als würde grad ein Krieg ausbrechen. Aber alles locker. Sie winken mir immer freundlich zurück und wenn ich mal mein Frühstück neben ihren Wachposten einnehme geht das auch in Ordnung. Fotos von und mit mir werden auch gern gemacht nur ich darf sie nicht fotografieren.

Seit Dimapur musste einige Checkpoints queren. Mein Pass wurde in der Regel verlangt und hier und da musste ich auch Formulare zur Registrierung ausfüllen. So hätte ich mich auch in Kohima registrieren müssen, was mir der Checkpost zuvor auch explizit mitgeteilt hatte. Nur war ich faul und dachte mir „Ach leckt mich! Kostet alles Zeit. Geht bestimmt auch so.“ Naja der Checkpost hinter Kohima fragte dann nach einem bestimmten Stempel in meinem Pass der nicht vorhanden war. Da stellte ich mich einfach dumm und entgegnete, dass ich nichts von einer Registrierung in Kohima wusste. Der Offizier griff zum Telefon und zwei Minuten vergingen bis er zu mir meinte, wenn ich jetzt eine Passkopie dabei hätte die ich ihm geben kann, dann könnte man das ausnahmsweise mal durchgehen lassen. Er wolle mich jetzt nicht noch einmal zurückschicken. Hatte ich natürlich und schwubbs ging es weiter. Fand ich saugeil!

 

Am 20. Juni soll es nun über die Grenze nach Myanmar (Burma) gehen. Zwischenzeitlich bin ich für eine Woche nach Kalkutta gereist um mein Visum zu besorgen. Zu Kalkutta selbst möchte ich keine großen Worte verlieren. Nur so viel… Ich hatte einen super Couchsurfing-Host. Danke Abdus und Raki. Das Visum kostet 40 Euro und klebt im Pass. Dafür aber, dass ich nach Myanmar auf dem Landweg von Indien aus einreisen möchte, brauche ich eine Sondergenehmigung die schlappe 140 Euro kostet und auf deren Ausstellung ich von den burmesischen Behörden noch immer warte.

Das Reisen in Burma selbst wird auch nicht so einfach werden. Es ist verboten zu campen oder bei Einheimischen die Nacht zu verbringen. Laut Gesetz muss ich in einem vom Staat lizensierten Hotel/Gasthaus schlafen. Wird rein organisatorisch schon schwierig. So wäre es wohl angebracht mich immer vorher mit Polizei und Militär zu verständigen bevor ich mein Zelt irgendwo aufschlage. Eine Möglichkeit bestehe vielleicht noch darin in Klöstern zu schlafen. Aber das sind jeweils alles Grauzonen. Dazu kommt noch, dass ich eigentlich wieder über denselben Grenzübergang nach Indien ausreisen muss. Ist aber leider nicht meine Richtung. Viele Internetforen aber auch die Reiseagentur, die mir die Sondergenehmigung vermittelt meinen, dass sich die Grenzbeamten im Süden zu Thailand da aber weniger drum scheren und es da keinerlei Probleme gäbe. Na will ich es mal hoffen. Das ist schon eine dunkelgraue Zone in der ich mich da bewege. Und als letztes ist das Visum nur für 28 Tage ausgestellt. Bei zu erwartenden 1500 Kilometern durchs Land ist das etwas dünne. Ich rechne eher mit zwei Monaten die ich brauchen werde aber es besteht – und ganz offiziell – die Möglichkeit das Visum zu überziehen und für jeden überzogenen Tag 3 US-Dollar „Strafe“ zu zahlen.

 

Na ja ich roll schon mal die Augen und freue mich auf die heiteren Gespräche mit den Herren in Tarnfarben.