Rockhampton

Gestern Nachmittag bin ich in Rockhampton angekommen. Nach der zurückliegenden Woche wollte ich einfach nur etwas ausspannen und habe seit Langem mal wieder via Couchsurfing nach einem Gastgeber geschaut.

Gesucht – Gefunden. Wayne und Margot sind schon beide über siebzig Jahre alt und glänzten auch schon mit jahrelanger Abwesenheit von Familie und Freunden. Sie erzählten mir von ihren ewig langen Trips quer durch Australien, Nordamerika oder Europa und das mit dem Auto, Camper oder Motorrad. Und wenn sie so erzählen, dann glaube ich fast, dass die richtigen Abenteuer noch schöner zu zweit sind. Anyway…  Wir haben hier einen regen Austausch von Ideen und Lebenskonzepten. Einfach großartig.

 

 

Während Wayne heute auf dem Tennisplatz seinen Schläger schwang, besuchte ich mit Margot den Zoo. Endlich bekam ich mal diese trägen Koalas vor die Linse und sogar zwei Kasuare gab es zu bestaunen. Die Wombats hatten sich jedoch verkrochen aber dafür gab es noch vielerlei anderes Tier wie Schildkröten oder den fast allgegenwärtigen Ibis zu sehen. Es war ein schöner Ausflug.

 

 

Eine harte Woche

Meine Straßenkarte offenbarte mir schon, dass es zwischen Mackay und Rockhampton etwas dürre werden könnte und auch einige Leute, die ich bisher so entlang des Highways getroffen hatte meinten zu mir, dass da nicht viel sei. Von Mackay nach Sarina, der letzten größeren Ortschaft in Richtung Süden, war es noch ein recht bequemer Tagesmarsch. Dort konnte ich mich in Sarina nochmal mit Essen eindecken. Danach? Danach kam erst einmal 300 Kilometer nichts. Na ja, fast nichts. Clairview, Saint Lawrence, das etwa sieben Kilometer abseits des Highways liegt, Marlborough und zum Schluss noch Yaamba waren kleine Siedlungen, die mir das Überleben garantieren sollten. Da Clairview von Sarina drei und Marlborough nochmal weitere drei Tagesmärsche entfernt lag, bot es sich an, an die jeweiligen Poststellen Pakete mit Verpflegung zu schicken. Unmöglich wäre es gewesen für die vollen neun Tage Proviant mitzuführen. Sicherlich haben die genannten Orte auch kleine Läden aber die Auswahl ist oft bescheiden und die Preise recht hoch. In dem Sinne hatte ich wohl alles richtig gemacht.

 

 

Schwieriger wurde es aber schon beim Thema Wasser. Sechs Flaschen á 1,5 Liter Wasser und einen Wassersack mit zehn Litern Fassung als Reserve und für die Hygiene hatte ich dabei. Die Flaschen wurden bei jeder Gelegenheit aufgefüllt aber von den Gelegenheiten gab es nicht viele. Und Glück war auch noch wichtig. Da saß ich zum Beispiel am Zugang zu einer Farm um Rast zu machen, als plötzlich Penny von der Straße einbog. Erstmal bot sie mir einen Platzt im Schatten vor ihrem Haus an. Gott sei Dank stand das Haus nicht kilometerweit von der Straße entfernt, wie es manchmal vorkommen kann. Mit eiskaltem Wasser konnte ich den ersten Durst stillen und am Ende noch meine Flaschen auffüllen.

Eines anderen Abends schaffte ich es noch zu einem Campground genannt „Brandy Bottle“. Rund sechs Euro für die Nacht waren mir eine heiße Dusche wert. Und wie überall hier in den ländlichen Gegenden wird Regenwasser in großen Tanks gesammelt und zum Trinken verwendet. Man kann es ungefiltert trinken. Zumindest hatte ich nie Probleme nach dem Genuss. Im Zweifelsfall habe ich Pillen zur Wasserentkeimung dabei aber die nehme ich nur, wenn das Wasser einen eigenartigen Nachgeschmack hat. Es war wirklich nicht so einfach. Um sicher zu gehen immer genügend Wasser dabei zu haben, winkte ich sogar ein paar Mal mit einer leeren Flasche den Autos entgegen. Länger als zehn Minuten dauerte es nie bis einer anhielt mir seinen vielleicht letzten Rest Trinken gab. Viele Gesten die ich schätzte und für die ich so dankbar bin.

In Marlborough machte ich Frühstück und war froh, mir einfach mal einen Apfel und einen Orange kaufen zu können (umgerechnet 2 Euro pro Frucht). Ständig das Dosenfutter zu mampfen macht auf Dauer nicht glücklich. Als ich die Verkäuferin fragte, ob ich meine Flaschen auffüllen dürfe, guckte sie für einen Moment wie „Das geht gar nicht! Du kannst auch Wasser kaufen.“ Aber dann atmete sie kurz durch und lies mich an den Wasserhahn.

Hier lernte ich auch Craig Landy kennen, ebenfalls ein Abenteurer aber mittlerweile mehr im Abenteuerruhestand. Zu Pferd machte er sich mit seiner damaligen Partnerin auf den Weg entlang des Bicentennial National Trail auf, teils mit Zigeunerwagen. Die Etappen des 5330 Kilometer langen Trail legten sie auf mehrere Jahre verteilt zurück. Er zeigte mir Bilder und diese zeigte mir, wie es vor 200 Jahren zugegangen sein muss, als die Siedler das Land eroberten. Großartig.

 

 

Es gab aber noch weitere Glücksmomente. Jacky, die Besitzerin von „Brandy Bottle“ meinte, wenn ich es am nächsten Tag bis nach Saint Lawrence schaffe, solle ich einfach im Pub schöne Grüße von ihr ausrichten und nach einen Schlafplatz hinterm Haus fragen. Mich etwas dahinschleppend hatte ich Saint Lawrence und das Pub erreicht. An diesem Abend war ich recht selig. Die Bar hatte noch wie so oft und überall auf dem Land diesen altbackenen Charme. Ich liebe es. Ich setzte mich neben einen der Männer an den Tresen und wir begannen zu reden. Er meinte, nicht viele Touristen verlieren sich an diesen Ort. Umso schöner, dass ich meinen Weg hier hergefunden habe. Alle waren froh mal wieder ein neues Gesicht zu sehen. Man unterhielt sich über meine Reise und andere Belanglosigkeiten. Man redet leise, höflich und lächelt einfach nur. Keineswegs ein Laden, in dem die ganzen Trucker nach Feierabend absteigen und man sich ständig das f-Wort anhören muss. Es schien so, als seien alle Probleme dieser Welt ganz weit weg. Hier macht jeder sein Ding und genießt einfach das Menschsein. Es war schön die paar Leute im Pub zu beobachten. Alles war so friedlich und entspannt. Mein Nachbar zahlte mir meine drei Bier. Ich drückte ihn, wünschte eine gute Nacht und verschwand in mein Zelt.

Eines Nachts fror es mich und ich kroch aus meinem Zelt um meinen Schlafsack zu holen. Der Mond war bereits untergegangen und auch keine Wolke stand am Himmel. Es war eine kalte aber dafür fantastisch klare Nacht. So viele schöne Sterne.

Auf meiner Reise brauche ich manchmal einen Anhaltspunkt um mir zu vergegenwärtigen, wo ich eigentlich bin. Ein Symbol oder irgendetwas Typisches für die Gegend. Wie etwa die Blaue Moschee in Istanbul oder den Fuji in Japan. Diese Nacht schweifte mein Blick über das helle Band der Milchstraße und dann war es keine große Mühe das Kreuz des Südens zu entdecken. Glücklich machte ich mir klar „Hey! Ich bin auf der Südhalbkugel.“

Great Barrier Reef

Ein Wunsch von mir war es, auf das Great Barrier Reef hinauszufahren. Tante Hannelore meinte, dass dies überhaupt kein Problem sei und so schmiedeten wir den Plan, mit der Gesamten Familie nach Airlie Beach zu fahren und von dort aus die Fähre zu nehmen.

Vor ein paar Riffen sind schwimmende Plattformen (Pontons) installiert, an denen die Fähren anlegen können. Noch während der Fahrt erhält man Anweisungen zur Sicherheit und Verhalten im Wasser und im Umgang mit dem Riff. Und dann hat man auch schon den Taucherbrille samt Schnorchel auf dem Kopf und die Schwimmflossen über die Füße gezogen. Und rein ins blaue Nass!

Ach es war traumhaft einen Blick in diese Welt werfen zu können. Schon beim Anlegen all diese Blau- und Türkistöne zu sehen… Genial! Und dann unter Wasser… Eine faszinierende Welt die stark beeindruckt. Es ist aber auch eine Welt, die wohl nicht mehr lange in ihrer jetzigen Form existieren wird. Überdurchschnittlich und langanhaltend hohe Wassertemperaturen bedeuten für die Korallen Stress. Nach einer gewissen Zeit sterben sie und die sogenannte Korallenbleiche setzt ein. Zusätzlich sind die Korallen den immer häufiger auftretenden Zyklonen ausgesetzt und so bleibt ihnen und dem gesamten Ökosystem immer weniger Zeit sich von den Zerstörungen zu erholen. Es ist ein Prozess der Zerstörung, der alles andere als schleichend voran geht. Das stimmt einen sehr nachdenklich.

Dieser Ausflug war dennoch so ziemlich eines der größten Highlights aus meiner Reise. Wer aber so viele bunte Farben wie im Film „Findet Nemo“ erwartet, den muss ich enttäuschen. Zum einen gehen die Farben wie oben beschrieben durch Zerstörung der Korallen verloren, des Weiteren ist das Wasser selbst ein natürlicher aber nachteiliger Farbfilter. Gott sei Dank kann Software heute diese Effekte mildern.

 

 

Und natürlich habe ich es mir bei dieser Gelegenheit nicht nehmen lassen, auch Filmaufnahmen zu erstellen. Es war ein ganz schöner Batzen Arbeit alles Material zu sichten und zu schneiden. Das Ergebnis kann sich wohl aber sehen lassen. Und die Kamera im Wellengang ruhig zu halten… Unmöglich.

Kommt mit auf die Fähre und taucht anschließend mit mir unter. Ich sage wie immer… Genießt die Bilder!

 

 

 

Meine Drei Girlies

Seit meiner Ankunft in Mackay habe ich mit drei Hundedamen des Hauses gute Freundschaft geschlossen. Nun habe ich nur immer das Problem mir die Namen zu merken. Daher nenne ich Trixie gern Brownie, Daisy wird liebevoll Fatty gerufen und die kleinste von allen, Pepper nenne ich Pepsi. Alles drei sind ganz liebe Seelen und besonders liebebedürftig.

Ihr werdet im Video schon erkennen wer wer ist. Gelegentlich fahren wir morgens zum Strand wo sich alle, inklusive mir, austoben können. Ach wie lieb ich sie hab.

 

Eungella

Gut 80 Kilometer westlich von Mackay liegt am Ende eines Tals Eungella, ein kleiner Ort und Nationalpark. Besonders für die Menschen aus dem Umland sind die Berge Eungellas ein perfekter Ort um der Tageshitze zu entkommen und dazu reizt der Ausblick vom Eungella Chalet, einem Hotel und Restaurant, besonders. Aber auch so kann man sich in den wenigen Cafés verlieren, wie zum Beispiel im „Hideaway“, welches mit Kunst und Krempel lockt. Jedoch lohnt sich hier ein kleiner Spaziergang durch den Garten, der mit vielen bunten Glassteinchen verzierten Objekten entzückt. Das hat schon ein wenig etwas von Art Pop.

 

 

Der Nationalpark mit dem Broken River ist für ein ganz besonderes Lebewesen bekannt  – dem Schnabeltier, auch als Platypus bekannt. Ein eierlegendes Säugetier mit dichtem Fell, welches an einen platten Bieber erinnert, jedoch einen breiten Schnabel und Schwimmhäute hat. Einfach einzigartig! Leider war es uns heute nicht möglich ein Exemplar zu sichten.

Vor einigen Wochen wüteten hier aufgrund der langen Trockenheit noch Buschfeuer, was man ganz gut an manchen Hängen erkennen kann. Die Natur hat hier schwer gelitten und es wird wohl noch einige Zeit und vor allem Regen brauchen, bis sich alles wieder erholt.

Unser Weg führte noch zum Eungella Reservoir, einem Stausee. Wer will findet hier Badespaß, kann gemütlich im Kanu paddelt, heiß auf dem Jet-Ski reiten oder cool auf den Wasserski dahergleiten. Pille-Palle. Mich interessierten da mehr die Bäume, die in einer kleinen Bucht aus dem Wasser herausragten.

 

 

 

 

 

SEE THE WORLD

Die inspirierende Videoreihe eines jungen Bulgaren, der die Welt mit seinem Fahrrad bereist. Vom Arktischen Ozean, der Nordküste Kanadas, geht es gen Süden. Aktuell in Bolivien, kommt er seinem Ziel Argentinien immer näher. Da soll aber lange noch nicht Schluss sein. Ich denke, man darf gespannt sein.

Good luck Iohan!

 

http://www.bikewanderer.com