Auf Nebenstraßen

Auf meinem Weg durch Kanada werde ich die meiste Zeit dem Highway 3, bzw. dem Nebenhighway 3A folgen. Dieser verläuft in etwa parallel zur US-Grenze und ist hier in den ländlichen Gegenden nicht allzu stark befahren.

Der 23. May war mit dem Victoria-Day ein offizieller Feiertag und bescherte den Kanadiern ein verlängertes Wochenende. Scheinbar halb Britisch Kolumbien war an diesen Tag auf dem Heimweg und auf dem Highway kam ein Auto hinter dem anderen. Die ganze Zeit auf den Verkehr achtgeben zu müssen ist super anstrengend und der andauernde Lärm ist irgendwann unerträglich. So musste ich mi die letzten zwei Stunden von Princeton echt laute Musik auf die Ohren legen um das alles irgendwie zu übertönen.

An diesem Tag gab es leider keine Ausweichroute für mich. Ansonsten versuche ich immer kleine Nebenstraßen zu laufen. Das ist nicht nur viel sicherer, oft ist es auch einfach die landschaftlich attraktivere Strecke.

Zwischen Keremeos und Penticton, hinter dem Yellow Lake, entschied ich mich dann einfach mal rechts abzubiegen. Am Golfplatz vorbei und hinter einer Siedlung öffnete sich dann ein weiter Blick ins Tal hinab. Hier, auf der White Lake Road, konnte ich dann die wichtigen Momente für mich finden. Momente, die diesen Trip für mich so einprägsam machen. Einfach nur Ruhe, Wind der durch das Gras und die Bäume weht und der Duft von den Blumen auf den Weiden. Dieser Ort war einfach nur so friedlich und dann bleibt man einfach mal stehen und geht tief in sich, saugt alles auf. Das ist einfach so wichtig.

Auch nach Verlassen von Penticton nutze ich die Möglichkeit und wanderte entlang der Obst- und Weingärten bei Oliver und Osoyoos, weit weg von der Hauptstraße. Wein ist hier ein großes Geschäft geworden. Eigentlich mehr so eine Touristenattraktion. Hier kann man sich ein Wochenende lang rumkutschen lassen und an mehreren Verkostungen teilnehmen. Das muss sich erst alles so in den letzte zehn oder fünfzehn Jahren etabliert haben. Die Landeigner haben einfach nur entdeckt, dass man damit viel mehr Geld machen kann. Was früher der Obstgarten Kanadas war, mit all seinen Kirsch-, Apfel- oder Pfirsichplantagen ist jetzt voll mit Rebstöcken.

Von Osoyoos aus erstreckte sich ein weiter Anstieg. Ich glaube um die sechs Stunden bis zum Pass gebraucht zu haben. Ein paar Leute hatten mich aus ihrem Auto heraus angefeuert. Ein Blick zurück von einem Aussichtspunkt war grandios. Das südliche Drittel des Sees war schon der US-Bundesstaat Washington. So nah. Bis ich die Grenze in die USA überschreite, wird es aber noch ein paar Wochen dauern. Erst einmal werden die Rocky Mountains überquert bevor ich nach Montana einmarschiere.