Am südlichen Ende des Christina Lake fand ich einen super Campingplatz und da die Wettervorhersage viel Regen versprach, bot es sich an, auf dem Christina Pine Campground zwei Nächte zu verbringen. Die hatten ein klasse Angebot für Radfahrer und eben auch Wanderer. Halber Preis, umgerechnet ungefähr 10,50 Euro für einen Platz, den man sich eben mit den Artgenossen teilt, Dusche, W-LAN und beheiztem Pool. Da konnte man echt nicht Nein sagen.
Hier traf ich auf Nathan, einem jungen Burschen aus Vancouver, der gerade seine Reise um die Welt auf seinem Fahrrad gestartet hatte. Wir waren uns schon die Tage zuvor in Greenwood begegnet, konnten uns aber nur zuwinken da ich auf der Hauptstraße stand und er auf dem Trans Canadian Trail unterwegs war und zirka 30 Meter weiter weg auf einer Brücke stand und beide Wege führten nicht unmittelbar zusammen.
Hier auf dem Campingplatz war dann natürlich viel Informationsaustausch angesagt. Er wollte wissen, welche Ecken der Welt ich bereist habe und ich wollte natürlich auch alles über seine Pläne wissen. Zu allererst möchte er durch Kanada von Vancouver Island bis nach Neufundland fahren bevor es dann irgendwann in den europäischen Mittelmeerraum geht und dann schaut er eben weiter. Ich bin jedenfalls immer begeistert gleichgesinnte auf meinem Weg zu treffen. Am Morgen danach konnte ich ihm nur noch mit einer festen Umarmung eine gute Reise wünschen. Möge er ebenso viele gute Erfahrungen machen wie ich sie machen konnte.
Ein paar Tage später schickte er mir ein Bild vom Weg zum Gray Creek Pass, eine Routenoption nach Kimberley, die auch mir vorschwebte. Der Weg war immer noch völlig zugeschneit und für Ihn gab es irgendwann kein Weiterkommen mehr so dass er wieder umkehren musste. Wäre wohl auch für mich kein Vergnügen gewesen und auch ohne Schnee hätte mich der Anstieg viel gekostet.
Am Abend traf ich dann auf Lorne der ebenfalls so neugierig war, dass er mich zum Feuer mit seiner Frau Deanne und den drei Chihuahuas vor seinem Campingwagen einlud. Bei ein paar Bier erzählte er mir über die Lebensweise der Duchoborzen, einer orthodoxen Religionsgemeinschaft mit ihren russischen Wurzeln und die friedliche Lebenseinstellung jener Gemeinschaft. Später machte er mir dann das Angebot, bei Ihm zuhause übernachten zu können. Er habe eh zum Wochenstart ein paar Dinge zu erledigen. War nur die Frage, bis wann ich es nach Castlegar machen würde. Es gab den 1535 Meter hohen Paulson-Pass zu überwinden und der hatte es in sich. Nicht, dass der Anstieg wirklich steil war. Er streckte sich halt einfach nur den ganzen Tag. Über neun Stunden brauchte ich bis da hoch und ich war fix und fertig. Ein Regenbogen stand am Himmel und ein guter Platz zum Zeltaufschlagen, so 200 Meter vor dem Pass, tat sich auf. Ein göttliches Zeichen, den Tag hier ausklingen zu lassen. Die Nacht versprach in dieser Höhe kalt zu werden. Also schnell Abendgegessen, meine Lebensmittel über ein hohes Straßenschild gehangen, Körperhygiene betrieben und dann rein in die lange Unterwäsche und in den Schlafsack.
Nun ging es den ganzen Tag bergab und diesmal brannte die Sonne ordentlich. Der Old Glory Mountain schob sich immer wieder in Szene. Ein wunderschöner Anblick. Nach 38 Kilometern erreichte ich dann den Stadtrand von Castlegar und Lorne holte mich ab. Wir luden meinen Karren auf seinem Pick Up Truck mit dem Versprechen, dass er mich am nächsten Morgen hier wieder absetzen werde. Zuerst besorgte er ein paar Sixpack Bier bevor wir seinen Eltern und Brüdern einen kleinen Besuch abstatteten. Es ging in ein kleines Nebental, wunderschön gelegen. Wir waren alle ein wenig angetrunken aber wir hatten einiges zu erzählen. Alle hatten so eine liebenswerte Art an sich, dass es schon sehr schade war wieder Auf Wiedersehen sagen zu müssen. Für mich war das ein kleines aber ganz besonders Stück Kanada.