Explosion

Falls ihr jetzt Nachrichten lest oder guckt -> Explosion in Ankara! Bei mir ist alles gut. Nur grade ein scheiß Gefühl in der Stadt zu sein.

Vor Ankara

Es hat sich einiges geändert auf meinem Weg. Sicherlich habt ihr schon bemerkt, dass nicht mehr die tollen Fotos mit Familien, bei denen ich mein Zelt im Garten aufschlagen kann, von mir gepostet werden. Hübsche Gärten sind sehr, sehr selten geworden und die Familien dazu auch. Keiner mehr, der mir ein Abendessen macht oder meine Kleidung wäscht. Ich campe nun fast täglich irgendwo neben der Straße. Meine Dusche besteht aus zwei Wasserflaschen und einem Deckel, er mit drei kleinen Löchern präpariert wurde. Reicht völlig aus um ordentlich sauber zu werden. Mein Hemd? Na ja es steht schon fast manchmal vor Dreck. Wenn es sich anbietet, dann wasche ich meine Kleidung in einem klaren Bach oder See. Was sich auch anbietet sind kleine, künstliche Wasserquellen die am Straßenrand aufgestellt werden. Was ich wirklich gut finde, dass es auch an jeder Moschee Wasser und sogar eine Toilette gibt. So ist die Mosche auch immer eine gute Alternative zum Übernachten und hat mir schon ein paar Mal den Abend gerettet. Einfach mal die Leute im Ort fragen, ob es in Ordnung ist dort zu campen. Noch hat keiner Nein gesagt. Alle sind sehr hilfsbereit.

Das Wetter ist seit Bulgarien wesentlich kühler und so angenehmer zum Laufen geworden. Gerade hier für die Türkei ist es perfekt. Nur so ein Regentag kann mich schon mal ausbremsen und am nächsten Morgen wieder in die nasse Kleidung zu springen… mhhh.
Die Tage sind auch kürzer geworden. Bin ich zu Anfang meiner Tour im Sommer oftmals schon 05:30 Uhr aufgestanden um in der Kühle des Morgens laufen zu können, brauche ich heute nicht vor 07:30 Uhr aus dem Zelt zu gucken. Und abends 19:30 Uhr ist es auch schon wieder dunkel und ich liege eingemummelt in meinem Schlafsack.

Nichtsdestotrotz treffe ich immer wieder auf tolle Leute die mich zum Beispiel zum Tee einladen oder mit von ihrem Gemüsestand an der Straße einfach mal was zum Essen mitgeben. Das türkische Volk ist wirklich sehr gastfreundlich und ich fühle mich wohl und sicher.

 

Istanbul Impressionen

Istanbul ist eine wirklich sehenswerte Stadt. Sie hat viel zu bieten, ist sehr lebendig und da sie ja auf zwei Kontinenten liegt besonders interessant. Jetzt bin ich offiziell auf der asiatischen Seite, nachdem ich die letzten Tage immer mal mit der Fähre rübergeschnuppert habe. Raus aus Beşiktaş, einem sehr geschäftigen Stadtviertel bin ich nun im viel ruhigeren Moda. Wer den Trubel mag ist im Westen der Stadt gut aufgehoben aber meine Natur mag es chilliger.  Das Rauschen des Meeres wird nicht vom lärmenden Verkehr übertüncht und ich muss mich nicht durch Menschenmassen drängeln. Top
Als Dönerliebhaber komme ich hier auch voll auf meine Kosten aber die türkischen Blätterteiggebäcke, die nur so vor lauter Honig triefen sind richtig geil. Suche mir jeden Abend einen anderen Laden und bestelle ein Stück von dem, ein Stück von dem, ein Stück von dem… Einfach durchkosten und genießen.
Bin also die letzten Tage gemütlich durch die Straßen und Gassen geschlendert und habe euch ein paar hübsche Bilder mitgebracht.

 

 

 

Geschafft!

Gestern habe ich Istanbul und den Bosporus erreicht. Dabei habe ich auch das von mir gesetzte 100-Tage-Ziel unterboten. Als ich in Bulgarien auf meine Karte schaute dachte ich mir schon, dass ich mich für dieses Ziel etwas ranhalten muss, will ich dieses Ziel erreichen. Wenn ihr auf meine Etappen schaut, seht ihr, dass ich die letzten Tage echt Dampf unter den Fußsohlen hatte. Fünf Tage hintereinander 40 Kilometer und mehr. Neuer Rekord sind 48km. Ich muss aber sagen, es fällt mir immer leichter und leichter solch große Strecken zu laufen.

Rom wurde auf sieben Hügeln gebaut. Istanbul wurde aber auf 70 Bergen gebaut. So kommt es mir zumindest vor. Es war gar nicht so einfach mich durch die Stadt zu navigieren. Irgendwann musste ich von den Hauptverkehrsachsen, die in der Regel in den Tälern verlaufen, runter und mich durch die Stadtviertel bewegen. Ich sag euch hier in Istanbul kann es richtig steil werden. Es war einmal so schlimm, dass ich bergauf den Halt unter meinen Schuhen verlor und wegrutschte. Wenn es hier mal schneien sollte, haben die hoffentlich genug Streusalz.

ARTE | Mit offenen Karten – Istanbul Teil1 & Teil2

 

 

Ja wenn es einen Rugby-Gott gibt, dann hat er mich letzten Abend in das kleine U2 Irish Pub geführt. RWC2015!
Nachdem ich das erste GUINNES schon hinter mir hatte, entdeckte ich im Kühlschrank Köstritzer Schwarzbier. Mhhhhh, der Geschmack aus der Heimat. 0,33l-Flasche für umgerechnet gerade einmal 5,90€. Da nehme ich doch glatt drei! 😀

 

 

Stress und Bereicherung

Der Verkehr vor den Toren Istanbuls ist fast mörderisch. Doppelt durchgezogene Mittellinien der Fahrbahn haben hier wohl keine Bedeutung. Da wird überholt wie es gefällt und wenn die mich dann auch noch belehren wollen, auf welcher Straßenseite ich zu laufen habe… ohne Worte. Lkws krachen die Kurven rum, dass sie umzukippen drohen und meist wird erstmal das Bremspedal mit der Hupe verwechselt.

Vor zwei Nächten landete ich in einem kleinen Ort und traf auf Tok, einen Türken der seit knapp 40 Jahren im Ruhrpott lebt. Nachdem er mir eine Nacht bei einem Freund im Garten vermittelt hatte, lud er und seine Frau mich noch für den nächsten Tag zu sich nach Hause in Arnavutköy zum Tee ein. Klar, warum nicht? Liegt sowieso auf dem Weg.
In der Stadt stand ein Lkw mit Warnblinklicht auf der Straße. Da Gegenverkehr war und rechts zum Bürgersteig mehr als genug Platz war um dort vorbeizugehen entschied ich mich dafür. Auf mittlerer Höhe des Lkws fuhr dieser plötzlich los und zog nach rechts. Sein Hänger drückte plötzlich meinen Wagen an die großen Bordsteinkanten. Ich brüllte wie verrückt STOP, STOP… ! Er hielt an. Ich sah in seinem Rückspiegel wie er kurz zur Entschuldigung den Arm hob und dann fuhr der Idiot weiter und drückte noch mehr gegen meinen Hänger. Ich notierte mir noch das Kennzeichen und stoppte ein Auto. Der Fahrer rief die Polizei aber das waren Lahmärsche. Die verstehen meine Sprache nicht, also warum sich dann auch die Mühe machen irgendwelche Fragen zu stellen oder gar mal Personalien aufzunehmen. Ich dachte mir dann „Lasst es gut sein ihr Schlafmützen.“ Es war „nur“ ein Reflektor verbogen, den ich wieder geradebiegen konnte. Die Acht in meinem Rad hatte ich eh schon aus Rumänien mitgebracht.
STRESS

Ich setzte meinem Weg zu Tok und seiner Frau fort. Hatte echt zu tun meinen Frust ihnen nicht zu zeigen. Es gab eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Das stimmte mich dann schon wieder besser und da ich so weit wie möglich an Istanbuls Stadtgrenze wollte (das war meine 48km-Etappe), musste ich mich aber schon bald wieder aufmachen.
BEREICHERUNG

Nach Istanbul hinein führte eine Schnellstraße. Das ist weniger ein Problem, da es einen breiten Standstreifen gibt auf dem ich ungestört laufen kann. Nur die lärmenden Autos sind unerträglich für mich. Irgendwann kam jedoch eine Baustelle. Aus drei Spuren wurden zwei, der Standstreifen fiel weg und es wurde ziemlich eng. Damit die Autos nun auch genügend seitlichen Abstand zu mir hielten, hing ich meine Warnweste über meinen linken Arm, welchen ich ausstreckte. Es dauerte nicht lange, da musste ich schon wieder wegen der Ignoranz und Dummheit der anderen brüllen. Ein kleiner Bus hatte es tatsächlich geschafft mir gegen die Hand zu fahren. Da versucht man nun schon alles möglich zu machen um im Verkehr gesehen zu werden… Sinnlos
STRESS

Spät erreichte ich einen kleinen Park gegenüber einer riesigen Moschee. Mein Zelt war schon aufgestellt da kam ein Polizist und meinte, es sei ein Problem, dass ich hier Zelte. Was daran ein Problem war konnte er mir zwar nicht sagen aber er verwies mich auf die Mosche. Ein Junge führte mich zum Eingang und erklärte den Leuten meine Situation. Es war viel Trubel in der Moschee. Ich wurde von den Leuten herzlich begrüßt. Salim, ein Pakistani nahm sich meiner an und erklärte mir, dass dies ein islamisches Zentrum sei und ich Glück hätte. Jeden Donnerstag gäbe es eine Veranstaltung an dem die Leute in das Zentrum reisen um sich zusammen auszutauschen und zu beten. Viele übernachten dort und auch ich könne dies tun. Na wunderbar! Ich konnte dort duschen und danach nahm ich mit am Gebet teil. Salim erklärte mir, was ich zu tun habe. Nach dem Gebet sammelten sich noch ein paar Gruppen (für jede Sprache eine). Es wurde aus dem Koran rezitiert und über das rezitierte diskutiert. Da ich bei Salim verblieb, fand das alles auf Urdu statt.
Dann war es Zeit für das Abendessen. Alles versammelte sich im Speisesaal. Man saß auf dem Boden und es wurden echte Köstlichkeiten serviert. Jeder der Teilnehmer brachte etwas mit, so auch Salim, der typisch pakistanisch kochte und dies erinnerte mich schon voll an die indische Küche. So lecker … mhhhhhhh.
Nach der Nacht im Schlafsaal zeigte mir Salim noch die rituelle Waschung vor dem Morgengebet an dem ich noch teilnahm. Ich muss noch sagen, dass der Imam eine wundervolle Stimme hatte und mit seinem Gesang eine beeindruckende Atmosphäre schaffte.
BEREICHERUNG

Vor Istanbul

Noch ca. 150 km, dann ist die nächste große Marke auf meiner Weltreise gesetzt. Istanbul!

Die wenigen Straßen die in die Stadt führen sind nun der Knotenpunkt für alle Radreisende. Gestern traf ich auf Paul (NZL) und Elizabeth (IRL). Beide radelten zusammen quer durch Japan und kamen nun nach Istanbul geflogen um weiter auf die grüne Insel zu radeln. Am Nachmittag holte mich Ben (ENG) ein. Wir tauschten mal für zwei Kilometer unsere Gefährte. Ich ließ mich einfach mal den Berg runterrollen und er mühte sich etwas mit meinem Karren ab. Während andere ihre Radtour mit 80 – 100 km/Tag etwas gemütlicher angehen, nimmt er es schon mal sportlicher und fährt bis zu 200 km/Tag. Zusammen haben wir letzte Nacht noch unser Lager aufgeschlagen.