Bula, das heißt Hallo auf Fidschi und ich sage ganz groß BULA und sende liebe Grüße von der Hauptinsel Viti Levu.
In vier Stunden ging es mit dem Flieger von Brisbane über das tiefe Blau des Indischen Ozeans nach Nadi (Nandi gesprochen). Der Landeanflug war einfach nur spektakulär. Diese Insel ist so wunderschön. Ich glaube, da werde ich noch lange begeistert sein. Pünktlich vor Sonnenuntergang kam ich in meinem Hostel direkt am Strand an. Die Stimmung ist ausgelassen und ich habe auch schon ein paar Einheimische im Sand Rugby spielen sehen. Da werde ich mich wohl die kommenden Tagen mal dazugesellen.
Nach drei Nächten im Hostel wurde es Zeit die Insel zu erkunden. Zum Laufen allein, wäre vom Timing her alles sehr knapp geworden und so hielt ich den Daumen raus. Mein Weg führte mich entlang eines Tals nahe Nadi. Zuerst funktionierte das Trampen noch ganz gut aber nach dem letzten großen Dorf war dann Schluss mit Verkehr. Ich wollte die Nacht an einem Staudamm verbringen aber der war noch weit. Recht erschöpft erklomm ich die steile Straße bis mir ein älterer Mann zurief „Bula! Komm und mach mal Pause!“ Vuki, so sein Name, zusammen mit seinem Bruder luden mich in seine Hütte ein und bot mir an die Nacht zu bleiben. Das wollte ich gern annehmen und erleben. Zu viel wurde mir schon von der fidschianischen Gastfreundschaft erzählt.
Vuki und seine Frau Mili bereiteten mir Essen zu. Hauptnahrungsmitte in Fidschi ist Kasava, eine lange Wurzel, die gekocht in Konsistenz und im Geschmack einer Kartoffel sehr ähnlich ist. Dazu Fisch mit kleinen zerdrückten Chilis, Limonensaft und Salz vermengt. Und danach noch Fiji Cake, also einfach nur kleine Pfannkuchen. Beide erklärten mir, dass sie nur von der Farm leben. Alles was es an Nahrung braucht wächst hier. Kasava, Bananen, Papaya, Orangen, Limonen, Aubergine, und allerhand anderes Gemüse und von allem reichlich. Wenn man also Hunger hat, dann pflückt man es sich schnell. Nur Salz, Öl und Zucker muss zugekauft werden. Einen Kühlschrank braucht man nicht.
Der Sonnenuntergang nahte und es wurde Zeit für die Dusche. Vuki meinte, wir werden die Straße hochgehen. Da sei ein schöner Platz. Den Weg durch einen Garten gebahnt stand ich plötzlich da… BOAAA! Es war ÜBERWELTIGEND! Das war wohl das schönste Badezimmer, was ich je gesehen habe. Einfach nur an diesem Abhang zu stehen, an dieser einfachen Vorrichtung am Fels und dann beim Duschen diese Aussicht zu genießen… Dieser weite Blick ins Tal zum Sonnenuntergang… So überragend, dass es mir die Sprache verschlug. Einfach nur einmalig!
Am nächsten Morgen wurde mir dann noch Frühstück zubereitet. Natürlich Kasava aber diesmal mit Garnelen und Aal. Vukis Bruder meinte, er sei für mich noch schnell in der Nacht am Fluss fischen gegangen. „Wie, schnell fischen?“. Na ja für die zwei Aale, sechs Garnelen und noch ein paar kleine Fische habe er eine halbe Stunde gebrauch. Die Flüsse seinen voll davon.
Mein Weg führte am nächste zum Staudamm. Glücklicher Weise konnte ich einen Pickup mit Bauarbeitern erwischen, die zum Damm fuhren und schwang mich auf die Ladefläche. Es ging ewig steil bergauf. Ein großes Tor mit dem Schild „Sperrgebiet – Zutritt nur für autorisierte Personen!“ bereitete mir kurz Sorgen aber die Jungs meinten „Kein Problem. Das ist Fidschi.“ Angekommen, hatte ich mir jedoch einen besseren Blick erhofft aber na ja. So machte ich mich, ohne zu viel Zeit zu vertrödeln, zu Fuß weiter zurück ins Tal hinab. Im Dorf und am Fluss angekommen, suchte ich dann etwas verwirrt den Abzweig zur Hauptstraße also fragte ich nach dem Weg. Aha! Durch den Fluss, dann den Berg hoch und dann irgendwann links abbiegen. **Verdammter Mist! Google Maps ist falsch! Was da als Straße gekennzeichnet ist, ist eigentlich der Fluss. Und um zur Hauptstraße zu kommen heißt das einen ewigen Umweg nehmen zu müssen.** Also auf die Karte geschaut, in acht Kilometern Entfernung ein Dorf entdeckt und den Weg zur Hauptstraße links liegen lassen. Plan und Route also geändert. Am späten Nachmittag kam ich in das kleine Dorf und schnell wurde ich wieder von einer Familie eingeladen eine Pause im Schatten einzulegen um darauf gleich wieder zum Übernachten im Haus eingeladen zu werden. Das geht echt fix hier in Fidschi.
Die Stimmung war recht ausgelassen. Dies änderte sich, als die Söhne mit einem Mann kamen. Sofort lag Spannung in der Luft. Ungefähr eine Stunde diskutierten sie mit ihm und irgendwann brachte dann einer Säcke mit Holz. Da ich kein Wort verstand, wusste ich auch nicht, was da nun los war. Und dann setzte es gegen den Kerl Schläge. Eine der Frauen erklärte mir, dass er ein weiter Verwandter sei und er ein Pferd und das Holz gestohlen hatte und zudem in ein Haus eingebrochen sei. Ein Häufchen Elend saß da auf dem Rasen. Es schien so, als hätte er für jedes Kilogramm Holz das er gestohlen hatte, eine dicke Faust ins Gesicht bekommen. Lasst es einen Zentner gewesen sein. Und dann nochmal mit einem breiten Zweig aufs Kreuz wie in einer russischen Sauna. Aber mit ordentlich Wucht.
Es war ein Duftholz aus dem ein Öl für die Industrie gewonnen wird, das er gestohlen hatte. Umgerechnet sei es 20 Euro pro Kilogramm wert. Viel Geld also für die Familie. Der Trottel hatte es aber auch noch falsch gelagert und so war alles verrottet. In der Nacht kam dann endlich die Polizei und die hat ihm ebenfalls noch ein paar Schläge verpasst bevor sie ihn mitnahmen. Er wurde eh schon gesucht, da er sich wohl noch mehr krumme Dinger geleistet hatte.
Am nächsten Morgen entschuldigte sich dann der Familienvater für die ganze Szene. Nicht, dass es ihm peinlich war. Ich sollte ruhig sehen, was mit Dieben in Fidschi passiert. Aber ich war eben Gast und hätte damit wohl mehr im Fokus der Familie stehen sollen. Für mich aber war es in Ordnung. Ich sehe mich in so einem Fall eher als neutraler Beobachter und hätte ohne dies wohl weniger zum Schreiben.
Als ich das Dorf verlassen hatte, führte die Straße entlang eines Bergrückens. Die Aussicht war einfach nur phänomenal. Ich liebe dieses Grasland und ich war doch überrascht wie Fidschi – oder hier Viti Levu – ausschaut. All diese Grüntöne und die schroffen Berge.
Irgendwann erwischte ich wieder ein paar Mitfahrgelegenheiten und ich brauste entlang der Südküste. Mir war zur Abwechslung nach Meer und ich fand ein günstiges Ferienresort direkt am Wasser. Der Regen vermieste mir allerdings das Baden aber dafür war der nächste Morgen umso besser. In rund fünfhundert Metern Entfernung sah man, wie sich die Wellen brachen. Dass Riff sorgt so dafür, dass das Wasser dahinter bis zum Strand kaum in Bewegung und somit glasklar ist. Das war eine krasse Erfahrung, denn man konnte ewig weit in das Wasser hineinlaufen und stand dabei selbst, nicht einmal hüfttief, schon mitten im Riff. Überall die großen Korallenknäul die den kleinen Fischen Schutz bieten. Sagenhaft! Das hatte ich noch nie so gesehen. Ich war hellauf begeistert.
Für heute hatte mich mir einen Trip auf einen Schoner gebucht. Ich wollte nochmal aufs Meer hinaus und unter die Wasseroberfläche schauen. Jeder schwärmt davon. Also rauf aufs Boot und Segel gehisst!
Na ja die Segel blieben eingeholt und es ging mit Motorkraft voran. An Bord gab es für die Gäste ordentlich Frühstück und dabei ließ man sich die Briese um die Ohren wehen. Livemusik von der Besatzung brachte allen eine gute Stimmung.
Unser Zweimaster machte vor einer kleinen Insel fest an die wir übergesetzt wurden. Nochmal eine Einweisung bekommen, Flossen an die Füße, Taucherbrille vors Gesicht und Schnorchel in die Gusche. Die erste Session kann beginnen! Und wieder einmal war ich einfach nur fasziniert. Ein Riff in fantastisch schönen Farben lag da unter einen. Vor allem schneeweiße und violette Korallen habe ich noch nie gesehen. Blieb ich etwas ruhig im Wasser liegen, kamen die Zebrafische und knapperten auch mal kurz an mir. War wohl aber nicht so ihr Geschmack. Dann doch lieber Weißbrot.
Nach dem Mittagessen fütterten wir die kleinen Babyriffhaie mit den restlichen Hühnchen. Da war plötzlich viel Getümmel im Wasser. Auf einem der Bilder sieht man, wie man die Haie nicht füttern sollte, indem man sie aus der Hand fressen lässt. Da fehlt dann im besten Fall der Finger aber hier war alles gutgegangen. Wieder im tiefen Wasser hatten wir auch Besuch von einem ausgewachsenen Riffhai. Wir Menschen gehören aber nicht zu ihrer Beute. Gott sei Dank!
Alles im Allen war das wieder ein gelungener Tag und all diese wundervollen Eindrücke möchte ich nicht missen.
Schwing die Hüften, klatsch in die Hände und bewege deinen Körper zu den heißen Beatz! So geht Folklore heute. Mit sichtlich viel Spaß und Energie haben die Jungs und Mädels aus Fidschi und Samoa den Reisenden etwas Unterhaltung geboten. Die gute Laune hat angesteckt und so zuckt es auch mir immer noch im Hintern, wenn ich die Musik höre.
Ein Video nachträglich
Die letzten drei Wochen hatte ich es mir verkniffen, schöne Bilder und Geschichten aus Fidschi zu veröffentlichen. Dabei gibt es so viel zu zeigen. Jedoch im Wissen, dass ihr alle in der Heimat und wo auch immer sonst auf dieser Welt gerade einen Kampf gegen Corona und soziale Isolation führt und mit dem Bewusstsein, dass sich ein dunkler Schatten über das Leben eines jeden von euch legt, erschien mir jeder Beitrag unangebracht.
Hier aus der Ferne ist es schwierig einzuschätzen, wie das Leben sich zuhause entwickelt. Mit jedem Zeitungsartikel den ich in den letzten Wochen las zerbrach jedoch das Bild von der heilen Welt daheim mehr und mehr. Zu sehen, was gerade vor sich geht, tut mir in der Seele weh.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nun auch auf den Fidschi-Inseln drastisch zu spüren. Da alle Länder ihre Grenzen dicht machen und so auch die großen Flughäfen ihren Betrieb einstellen, gibt es aktuell kein Weiterkommen. Flüge sind gestrichen. Nichts geht mehr. Ich stehe auf der Warteliste für einen Flug nach Tokio. Dafür hatte ich ursprünglich auch ein Ticket aber da dies wohl die letzte Maschine ist, die alle verbliebenen Japaner zurückbringen soll, hat man mich geext.
Wir sind noch knapp 100 Deutsche hier in Fidschi und haben uns über WhattsApp organisiert. Wir haben eine große Liste mit all unseren Daten zusammengefasst und stellen diese zusätzlich zu elefand, rueckholprogramm und Condor der Botschaft in Wellington und dem Auswärtigen Amt zu Verfügung. Wir wissen, dass alle zuständigen Einrichtungen auf Hochtouren an einer Rückholaktion arbeiten und hoffen, dass doch in den nächsten ein bis zwei Wochen ein Flieger kommt um uns abzuholen. Die Stimmung ist leicht angespannt, vielleicht auch etwas verzweifelnd aber da wir uns hier frei bewegen können und die Versorgung noch gewährleistet ist gerät niemand in Panik.
Bleibt stark in dieser harten Zeit!