Ich habe meine Freude

Ach die letzten Tage waren schon köstlich. Von Mrkjovedy ging es nach Milovice u Horic. 40km laufen sich schon ganz gut. Wichtig ist nur, dass man gerade bei dieser Affenhitze schon in den frühen Morgenstunden losgeht. Angepeilt wurde ein Zeltplatz.

Ich weiß nicht mehr in welchem kleinen Ort es war aber dort saß Schreck und Freude zugleich. Der Schreck war ein riesiger Köter der über den Zaun sprang und gar nicht gut auf mich zu bellen war. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam das Frauchen und zog ihn erstmal zurück. Ich entspannte erstmal an der Bushaltestell und unterhielt mich mit der Frau. Sie sprach ein wenig Deutsch. Die Nachbarskinder waren auch auf der Straße und schleckten gemütlich ein Eis. Als ich die Kinder fragte, ob sie auch eins für mich hätten, sprang die Dame auf, rannte ins Haus und kam mit einer kleinen Schale Schokoeis mit Sahnehäubchen und einen Eiskaffee mit Milch von der eigenen Ziege zurück. Oh man das tat so gut. Ihre Hunde hatten sich nun auch beruhigt und sie rief immer nach Bambi. Wer zur Hölle nennt seinen Hund Bambi, fragte ich mich und auf einmal kam ein kleines Rehkitz hervor. WTF? Ok, die Mutter sei verstorben und sie ziehe es eben auf. Schmeckt bestimmt gut zu Weihnachten. 😛 Ach und eines der Nachbarskinder brachte mir dann auch noch ein großes Glas Milch. Wie lieb.

Bei meiner Ankunft auf dem Zeltplatz machte ich dem Eigentümer Alex klar, dass ich vorhabe um die Welt zu laufen. Das wollte er erst gar nicht richtig begreifen, bis er meinen Karren sah. Überwältigt meinte er, ich könne Zeltplatz, Dusche und das angrenzende Schwimmbad kostenlos nutzen. Ach welch ein Segen. Bedingung war nur, dass wir am nächsten Morgen zusammen ein Foto für die Chronik machen müssten. Ja warum nicht.

Als ich im Restaurant essen wollte, bestellte ich gleich zwei ganze Gerichte. Der Chef schaute mich an und fragte, ob dies mein Ernst sei und ich grinste nur nickend. Und ja, es blieb nix übrig. Nach 40km vielleicht auch kein Wunder.

Am nächsten Morgen ging es weiter in Richtung Hradec Kralove oder auch ehemals Königgrätz an der Elbe. Auf den ersten Kilometern musste ich die Fernverkehrsstraße nehmen und das war ziemlich ätzend. Es ist laut, nicht gerade ungefährlich und wenn bergauf ein Lkw im zweiten Gang seinen ganzen Ruß mir um die Nase schleudert ist das kein Vergnügen. Also so schnell wie möglich die nächste Abzweigung genommen und lieber einen kleinen Umweg von einer Stunde über die Nebenstraßen genommen.

Hier empfing mich mein CS-Kontakt Jakub. Ein ziemlich dufte Type und wir hatten gestern Abend einiges erleben dürfen. Wir waren etwas essen, hatten uns noch ein besorgt und irgendwann, als er mich durch die Stadt führte stellte er fest, dass er sein Portmonee auf einer Bank hat liegen lassen. Echt ärgerlich. Wir liefen den Weg ab und Fragten die Passanten. Schon die ersten wussten seinen Namen denn eine Joggerin hatte es gefunden und herumgefragt. Die Joggerin konnten wir leider nicht mehr auffinden aber wir sind sicher, dass es bei ihr erst einmal in guten Händen ist. Er wird sich morgen mal zur Polizei begeben und danach fragen.

Wir waren noch auf ein paar Bierchen unterwegs, als wir zwei etwas hilflose Damen sahen. Manche Parks sind hier umzäunt und werden zur späten Stunde abgeschlossen. Die Damen, beide so um die Mitte vierzig, hatten das wohl verpasst. Die erste hatte es schon über das Tor geschafft aber die zweite etwas molligere hing da dran … Und ich hatte meine Kamera nicht dabei. 🙁 Jakub fragte, ob sie Hilfe brauchten und es kam nur so ein seufzendes „ja“ herüber. Mir standen schon fast vor Lachen die Tränen in den Augen … so köstlich. Wir überlegten, wie wir sie da rüber kriegen könnten. Sie hing noch immer am Tor. Ich schaute herum und entdeckte ein paar Absperrzäune, wie man sie von öffentlichen Veranstaltungen kennt. So 120cm hoch und zwei Meter lang. Zwei davon geschnappt, um 90 Grad gedreht und schon hatte man zwei Leitern. Das hatte keine Minute gedauert, da war sie drüben auf der anderen Seite. Oh sie war so dankbar und ich hab sie immer noch lachend mal so richtig herzlich fest in die Arme genommen und gedrückt.

Ja war schon klasse und dann ging es eben noch auf ein paar Bierchen weiter.