Astara

Der Grenzübertritt in Astara verlief problemlos. Die Azeries hatten mich noch warten lassen, denn es galt zu überprüfen, ob ich nicht doch eine Registrierung für meinen Wagen gebraucht hätte. Da hab ich mich echt an den Kopf gegriffen. Aber die Herrschaften waren wenigstens so freundlich und hatten mir Tee angeboten. Dann ging alles ganz schnell. Ausreisestempel in den Pass und auf Gepäckkontrolle wurde ganz verzichtet. Nur durch den schmalen Gang für den Fußgängerverkehr wollten sie mich wieder schicken doch mein Protest wurde schnell akzeptiert. Auch die Iraner hatten Probleme zu verstehen, dass ich mit meinem Karren nur durch den Kraftfahrttransit kann. Es ging jedoch alles unproblematisch und ein flüchtiger Blick in meinen Wagen reichte denen auch.

Die iranische Seite Astara’s war plötzlich eine andere Welt. Da rasten Jetskis über das Wasser, Quads tuckerten am Strand entlang und der Maiskolbenverkäufer machte auch sein Geschäft. Viele Leute, die sich ein paar Schritte ins Wasser wagten und ausgelassen planschten. Viel Trubel während auf aserbaidschanischer Seite der Hund verreckte. Das hatte ich so nicht erwartet. Hier blüht das Leben.
Meine Karte zeigte mir einen Zeltplatz an zu dem ich mich aufmachte. Für europäische Standards war er etwas schäbig aber es sollte mir recht sein. Immerhin war gleich ein Restaurant nebenan, wo ich mir zur Feier des Tages was gönnte. Die arabische Schrift macht mir allerdings das Bestellen schwer. Da hilft nur mein „Ohne Wörter Buch“. Auf das Hühnchen gezeigt sowie Tomaten und Gurken für den Salat und auf die Suppe. Und ja, das hatte wie immer ganz gut funktioniert.

Die Leute hier sind sehr zuvorkommend. Zwei mal wurde ich schon nach Hause eingeladen was ich leider ablehnen musste, da es immer einige Kilometer in die falsche Richtung ging. Aber auch so werde ich oft gefragt, ob ich Hilfe brauche oder mir man irgendetwas bringen könne.
Die Iraner lieben es zu picknicken und zu grillen. So gesellte sich an meinem zweiten Abend eine Familie zu mir auf die Wiese und es wurde ordentlich aufgetischt. Fleisch, Tomaten und Suppe, alles über den glühenden Kohlen gegrillt bzw. gekocht. Als dann noch die Shisha rausgeholt wurde und der orangene Vollmond über dem Kaspischen Meer aufging, da war der Abend perfekt.

Mir wurde schnell deutlich gemacht, dass das Leben im Iran keineswegs so konservativ ist, wie es oft in den Medien dargestellt wird. Besonders die junge Generation sucht nach einer viel liberaleren Lebensweise und testet dabei die Grenzen gegenüber dem Staat ordentlich aus. Und wenn halt mal das Kopftuch der Frau nach hinten rutscht… na ja, passiert halt mal. Und einer Frau mal zuzwinkern ist auch kein Problem. Glaubt mir, die zwinkern zurück. Und über ein Erlebnis schreibe ich, sobald ich das Land verlassen habe.