Brisbane

Brisbane ist die größte Stadt in Queensland, ganz im Süden der Küste. Wieder bin ich privat und gut untergekommen und kann die letzten Tage hier genießen. Heute machte ich also noch einen kleinen Stadtbummel um mir ein paar Eindrücke zu holen. Es ist ganz hübsch hier und wie so überall in Australien wirkt alles sehr gelassen aber verlieben werde ich mich wohl doch nicht. Großstadt eben. Hier sind also noch die letzten Schnappschüsse aus Brisbane.

Bevor ich nun Australien vorerst den Rücken kehre, sage ich an alle DANKE, die mich hier so gut aufgenommen haben, die immer für einen kleinen Smalltalk zu haben waren, die mir Wasser und gelegentlich auch einen Snack brachten, alle die mir auf meinem Weg so freundlich winkten oder den Daumen nach oben zeigten. Und ein großer Dank geht an meine Verwandtschaft in Mackay, bei denen ich die Feiertage verbringen konnte. Liebe Tante Hannelore, Marcel, Sabine, Jessica und Haustieren…Ihr habt mir so gutgetan. Dicker Kuss an euch alle! Wir sehen uns bestimmt noch einmal dieses Jahr.

 

Wieder in den Startlöchern

Zurück in Australien. Zurück in Tamborine Mountain. Als ich vor zwei Tagen die Garage meiner Gastfamilie öffnete, da wurde mir etwas schwer ums Herz. Da stand er – mein Wagen. Ein wenig eingestaubt stand er da verlassen. Die letzten vier Monate erinnerte mich nur wenig an meinen Trip und nun bei diesem Anblick holte mich alles wieder ein. Zu ahnen, was an Hürden wieder vor mir liegt, alle Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Da bliesen sich meine Wangen ganz weit auf. Aber unter diese Schwere mischt sich natürlich auch Vorfreude. Immerhin liegt auch wieder viel Abenteuer vor mir.

Heute habe ich dann noch meine Route kurzfristig geändert. Auf meinem Weg nach Melbourne werde ich Sydney komplett auslassen und durch das Inland laufen. Kein lauter Highway, keine Städte und Siedlungen die sich aneinanderreihen. Einfach mal von der Küste weg. Stattdessen offene Weite und viel Farmland. Ein bisschen Einsamkeit. So kalt die Nächte im australischen Winter auch sein werden, so hoffe ich in ein paar sternenklaren Nächten am Lagerfeuer sitzen zu können.

Es wird wundervoll werden.

Morgen geht’s los. Wünscht mir Glück!

Gold Coast

Maaaan hab ich Muskelkater. Ich bin echt aus der Übung aber das wird schon wieder.

Als erstes hab ich aber ein paar Bilder aus dem Lamington National Park. Ja, ich war schon wieder da. Meine Gastfamilie in Tamborine hatte einen Tagesausflug unternommen und ich war natürlich mit dabei. Bin immer wieder begeistert von der ganzen Szenerie.

 

 

Runter von Tamborine Mountain bin ich nun an der Gold Coast. Palm Beach ist das Zuhause der Eltern meines ehemaligen Rugby-Teamkollegen Darren. Chris und Bob sind so lieb, mich für zwei Nächte zu beherbergen und etwas rundzuführen. Eine hübsche Gegend hier. Da würde ich glatt bleiben wollen.

 

Nullkommanichts für mich

Ach ich denke es läuft ganz gut. Gestern hatte ich zu guter Letzt noch den Bolivia Hill zu erklimmen bevor ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz machen wollte. Oben, an einem kleinen Rastplatz angekommen hielt ein Wagen neben mir. Der Mann im Wagen sagte im ernsten uns lauten Ton und zeigte dabei mit dem Finger auf mich: „Drei Kilometer die Straße runter habe ich einen Caravan-Park und du nimmst einen heiße Dusche! Kookaburra. Folge einfach der Beschilderung.“ Vorsichtig fragte ich, was es denn koste? „Für dich nichts! ZERO!“. Okay, dachte ich mir. Das scheint ein faires Angebot zu sein und irgendwie lässt er mir auch keine andere Wahl. Also auf und den Berg schnell runter.

Es gab richtig viel Platz um sich auszubreiten und das Beste waren eben die heiße Dusche und die Möglichkeit meine Klamotten kurz durchzuwaschen. Mit meinen unmittelbaren Nachbarn hatte ich einen kleinen Schwatz. Jeder guckt natürlich, wenn da einen zu Fuß mit einem Karren hinten dran eintrifft.

Zusammen mit einem gewissen John saß ich dann noch am Lagerfeuer. Wir unterhielten und über Land und Leute und etwas Gitarre spielte er auch noch. Ein besseres Ende hätte dieser Tag kaum haben können.

Am nächsten Morgen kam dann noch der freundliche Herr, der mir den Platz angeboten hatte mit einem breiten Grinsen entgegen. Dunkin – so sein Name – hätte gern an diesem Abend noch ein paar Worte mit mir gewechselt und ein paar mehr Bierchen getrunken aber er war leider zu beschäftigt. Ich konnte ihm nicht mehr als ein großes Dankeschön geben. Toller Typ.

 

 

Heute traf ich dann noch auf Sam. Sam überholte mich auf dem Highway und war so überrascht von meinem Wagen, dass er gleich nochmal umdrehen musste. Auch er fragte mich natürlich zu meinem Trip aus und fragte mich, ob ich nicht irgendetwas an Equipment brauche. Einen Grill, eine Hängematte oder einfach eine Tasse. Verwundert fragte ich mich, warum er mir das alles anbietet. Na ja, sein Van war voll von dem Zeug. Er hatte seinen alten Job aufgegeben, seine eigene Firma „Alton Goods“ gegründet und entwickelt und produziert seitdem ultraleichte Campingutensilien. Grad sei er eben auf dem Weg nach Melbourne um seine Produkte Händlern vorzustellen.

Ich konnte nicht wirklich etwas davon gebrauchen aber da er fast schon darauf bestand, habe ich mich für das Grillgitter aus Titanlegierung entschieden. Lebenslange Garantie, Kaufpreis 65 AUD. Für mich wieder Nullkommanichts. Am gleichen Abend hatte ich dann noch die Möglichkeit bei einem Lagerfeuer den Grill auszuprobieren. Corned Beef aus der Dose war also der Fleischbällchenersatz und dazu noch Käse im Fladenbrot über den heißen Kohlen gegrillt. Perfekt!

 

I was a stranger…

Ein Tag neigte sich mal wieder dem Ende und wie so üblich war ich wieder auf der Suche nach einem  Schlafplatz. Da tauchte dieses Schild BRUDERHOF vor mir auf. Da es mehr als deutsch klang und auch noch WELCOME drunter stand, wollte ich da doch hinschauen. Vorher googelte ich aber noch danach. Aha, eine christliche Gemeinde,  in den 1920ern in Deutschland gegründet. Etwa wie die Amish in den USA? Etwas skeptisch nahm ich den Versuch an. Es sollte eine wundervolle Erfahrung werden.

Hinter dem Hügel kam ein kleines Dorf zum Vorschein. Die Bewohner kamen mir offen entgegen und ich fragte nach etwas Wasser und einem Platz für mein Zelt. Sofort hieß es, dass man für mich bestimmt auch ein Zimmer hätte. Ich sei herzlich willkommen. Als man mich fragte, wo ich herkommen und ich mir Jena antwortete, wussten gleich alle Bescheid wo das liegt, denn in Bad Klosterlausnitz – also gleich nebenan – gibt es ebenfalls eine Gemeinde.

Als erstes wurde ich zu Martin geschickt, einem Sohn deutscher Auswanderer. Mit ihm hatte ich bei einer Tasse Tee eine richtig gute Unterhaltung. Ich wollte alles über das Leben hier wissen und warum er sich zu einem Leben in einer solchen Gemeinschaft entschlossen hat. Kurz gesagt war er als Programmierer für eine Versicherungsgesellschaft tätig, war viel auf Reisen und hat dabei sehr gutes Geld verdient. Aber irgendwann sagte er sich, dass es das nicht mehr sei. Eine große Leere kam in ihm auf, die kein Geld und kein noch so teures Auto füllen konnte. Es war an der Zeit für einen Lebenswandel und auf der Suche nach Glück und Erfüllung ist er hier fündig geworden, auch wenn die Umstellung mehr als hart war. Grund ist, dass hier alles vollkommen anders funktioniert. Er meinte, es sei wie ein Kloster für Familien. Es gibt keinen persönlichen Besitz oder eben nur sehr eingeschränkt. Man verdient kein Geld für sich, teilt alles mit der Gemeinschaft. Man arbeitet für die Gemeinschaft und die Gemeinschaft arbeitet für einen. Ale unterstützten sich gegenseitig.

Die Gemeinde hier, östlich von Inverell wurde 1999 gegründet. Damals standen hier ein paar einfache Hütten. Heute ist es ein Dorf mit modernen Häusern und rund 200 Bewohnen. Größtenteils versorgt man sich aus der eigenen Landwirtschaft. Um aber zu wachsen braucht man Einnahmen. So fing man mit einfachen Schildern aus Holz geschnitzt an. Schaut man sich jetzt um, steht da eine riesige Metallwerkstatt und da werden Schilder und Aufsteller für Einkaufszentren, Parkhäuser etc. gefertigt, teilweise bis zu sechs Meter hoch.

Später begrüßte mich Benito. Bei ihm und seiner Familie sollte ich die Nacht verbringen und da irgendjemand die Idee einwarf, dass ich den kommenden Tag den Kids in  der Schule über meine Reise erzählen könnte, entschied ich mich gleich noch den kommenden Tag zu bleiben. So stand ich den nächsten Morgen vor den Schülern und erklärte auf einer Weltkarte meine Reise und zeigte meinen Wagen. Darauf führte mich Benito durch das Dorf. Ich half etwas in der Werkstatt aus, raute die Oberflächen der Alubleche an, entgratete die Ränder, reinigte die Bleche und bereitete sie so für den Druck vor.

Ich bekam viele neue Gesichter zu Gesicht – fast schon zu viele – und ich war überrascht, wie viele Leute Deutsch sprachen. Aus allen Teilen der Welt kommen sie und nicht wenige haben eine Zeit lang in Deutschland gelebt. Große Gemeinden finden sich aber in den US-Bundesstaaten New York und Pennsylvania. Sollte ich durch die USA kommen, solle ich auf jeden Fall in den dortigen Gemeinden vorbeischauen.

Abends trifft sich die Gemeinde oft zum gemeinsamen Gesang und Musizieren. Im Kreis zusammensitzend, stimmt man dann alte volkstümliche Lieder auf English und Deutsch an. Das sind einfach Dinge, die ich so diese Tage nicht erwartet hatte, genauso wie den wirklich guten Glühwein der serviert worden war. Ich glaube das war mein erster in Shorts.

Es gibt noch so viele Dinge die ich hier schreiben könnte, so viele Aspekte, so viel Input, der mich in diesen zwei Tagen erreicht hat. Es würde jetzt hier den Rahmen sprengen aber ich habe viel zum Nachdenken bekommen. Das Leben in einer Gemeinde wie dieser zeigt einen vollkommen anderen Lebensentwurf auf. Was mich wirklich beeindruckte und zu tiefst berührte war diese überwältigende Herzlichkeit der Leute.  Es war mehr als nur Gastfreundschaft. Es war das gelebte Wort Jesus Christus. „I was a stranger, and you welcomed me.

Ach und bevor ich es vergesse… Kein Apfelmus auf Pizza!

Kälte und Sonne

Selbst im australischen Winter kann die Sonne brutal scheinen. Auf meinem Weg durch dieses trockene Land, muss ich Mütze, Schal und eine Maske tragen, um mich vor der Kälte und dem unerbittlichen Sonnenlicht zu schützen. Australien ist ein raues Land.

 

 

 

CSIRO Parkes Radio Telescope

Südlich von Dubbo machte ich einen kleinen Umweg zum CSIRO Parkes Radio Telescope. In diesem Jahr stehen ja viele astronomische Artikel im Zeichen des 50. Jahrestages der ersten Mondlandung und dieses Radio-Teleskop hat seinen Teil dazu beigetragen, zumindest was die TV-Übertragung der ersten Schritte Neil Armstrongs angeht. Als der nämlich die Luke öffnete, befanden sich die USA etwas vom Mond abgewandt. Australien stand jedoch im richtigen Winkel und so wurde das Teleskop auf den Mond gerichtet um von dort die Funksignale und Bilder in die USA weiterzuleiten. So leistete also dieses Teleskop einen kleinen aber jedoch sehr wichtigen Beitrag in einem der wohl komplexesten technischen Unterfangen seiner Zeit.

Und ja… Das ist einen riesige Schüssel. Im Englischen einfach „The Dish“ hat sie einen Durchmesser von satten 64 Metern und wiegt 300 Tonnen. Das Gegengewicht, um die Konstruktion im Gleichgewicht zu halten wiegt nochmals 475 Tonnen. Beineindruckende Zahlen. Noch beeindruckender ist es aber, wenn man davor steht.

 

Parkes RadioTelescope Users Guide

 

 

 

Melbourne / Croydon

Zwei harte aber dennoch wundervolle Monate liegen hinter mir und ich bin überglücklich in Croydon, einem Vorort von Melbourne, eingetroffen zu sein. Auf meiner Liste kann ich also hinter Australien einen Haken setzten. Darunter steht auch schon das nächste Ziel, Neuseeland. Aber das wird noch etwas dauern. Es ist immer noch Winter auf der Südhalbkugel und in den letzten Wochen musste ich ganz schön frieren. Von den Temperaturen her war es wirklich ein unkomfortables Reisewetter. In Neuseeland, was noch weiter südlich liegt, lasse ich daher lieber erst einmal den Sommer einkehren und fliege vorrübergehend wieder nach Japan und kehre Mitte November wieder nochmal nach Australien zurück. Ich habe eine Einladung nach Tasmanien erhalten, die ich nicht ausschlagen kann und Weihnachten würde ich gern noch einmal mit meinen Verwandten in Mackay verbringen wollen. Und im Januar geht es dann endlich nach Neuseeland. Es ist also noch viel Zeit bis dahin.

Jetzt aber möchte ich erst einmal den vielen Leuten danken, denen ich hier in Australien begegnet bin und die mir eine wundervolle Zeit beschert haben und mich mit ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit enorm unterstützt haben. Vielen Dank an meine Family in Mackay mit Tante Hannelore, Sabine, Jessica und Marcel. Danke an Laura. Danke an Familie Gifford mit Kris und Bob in Gold Coast und Kelly mit Familie in Townsville sowie die vielen anderen Familienmitglieder in Kingscliff. Auch vielen Dank an Cathy und Rod Hearps, Sohn Frazer und die lieben Nachbarn in Tamborine Mountain. Ganz großen Dank auch an Benito mit seiner Familien und der ganzen Bruderhof-Gemeinde in Elsmore. Danke an Bill und Ann Williams in Dubbo. Danke an Timothy und Leasa Strichow in Castella. Danke an Jenny Parkinson (Wir sehen uns in Tasmanien). Und Danke an alle, die ich jetzt vielleicht unglücklicherweise vergessen habe zu erwähnen.

DANKE AUSTRALIEN!

Ein wenig verloren

Wow! Was wohl am meisten hängengeblieben ist, wenn ich so an Australien denke, ist die große Weite der ich begegnet bin. Mein Rhythmus: Ich laufe drei Tage bis in die nächste Stadt, versorge mich mit Lebensmitteln und erst nach weiteren drei bis vier Tagen und hundert bis hundertdreißig Kilometern erreiche die nächste Stadt um mich wieder für die nächsten Tage zu versorgen. Und so ging das einige Wochen. Zwischen den Städten war eigentlich so gut wie nichts. Wald und vor allem Farmland bestimmten den Blick. Hier und da ein paar Häuser doch heutzutage sind diese oft unbewohnt. Die Menschen kommen nur noch zur Saison, wenn sie die Felder bestellen oder abernten oder zum Zusammentreiben der Schafe und der anschließenden Schur.

Und da lief ich nun durch dieses weite, fast schon unendliche Land. So weit von Allem fühlte ich mich oft etwas verloren, empfand es als erdrückend unwirklich. Ohne den täglichen Blick auf mein Smartphone hätte ich jegliches Gefühl für die Wochentage verloren. Zeit spielte keine Rolle. Ein Tag folgte dem anderen mit zahllosen Schritten. Erst jetzt im Nachhinein fühle ich mich jedoch überwältigt. Ich glaube es ist das Gefühl der Erleichterung, dass es doch vorbei ist und Australien hinter mir liegt.

Es war wieder einmal ein harter Weg. In den zwei Monaten und auf rund 1800km hatte ich nur einen Tag Rast eingelegt. Sonnenbrand auf den Waden. Eiskalte Nächte mit Temperaturen oft unter dem Gefrierpunkt. Die Dusche aus der Flasche mit dem kalten Wasser war immer eine Überwindung.

Leute fragten mich, ob es je einen Tag auf meiner Reise gab, an dem ich auf niemanden getroffen bin, mit niemanden ein Wort gewechselt habe? Ich musste stark überlegen aber mir war kein ein solcher Tag eingefallen. Doch diesmal sollte dieser Tag kommen, irgendwo im Pilliga Forest. Kein Auto das hielt. Niemand der mich fragte, ob alles in Ordnung sei? An diesem Tag war ich ein einsamer Wandersmann auf einer weiten Straße.


Bob Dylan’s „Mister Tambourine Man“ war eine gute Inspiration auf dieser Etappe. Ich habe eine kleine Slideshow mit Fotos all der endlosen Straßen zusammengestellt. Vielleicht bekommt auch ihr so ein Gefühl von dieser grenzenlosen Weite.

Ein Emu am Nachthimmel

Der Himmel in der südlichen Hemisphäre ist einfach nur atemberaubend schön. Alles schaut hier klarer und intensiver aus. Trotz Kälte habe ich mich in so mancher Nacht aus dem Zelt gewagt. Diese Schönheit wollte ich unbedingt im Bild festhalten.

Völlig andere Sternenbilder stehen hier am Himmel. Besonders einprägsam ist die Formation des Kreuz des Südens als Richtungsweiser. Und bei guten Bedingungen erkennt man auch zwei weiße, helle Flecke – die große und die kleine Magellansche Wolke.

Die Aborigines sagen, dass in der Milchstraße ein großer Emu zu erkennen ist. Wenn du ihn aber in den Sternen suchst, wirst du nicht fündig werden. Du musst in das Dunkle schauen.