Freiheit

Der Konfirmationstag steht vor der Tür und in den Jenaer Kirchengemeinden lautet das diesjährige Motto „Freiheit“. Eine Freundin und ehemalige Studienkollegin fragte mich, ob ich nicht ein Video zum Thema Freiheit machen könne, in dem ich meine persönlichen Gedanken zu diesem Begriff teile. Sehr gern komme ich dieser Bitte nach.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden… Alles Gute und Gottes Segen!

 

Washington Post zu Gast im Kakurinbo

Vor ein paar Wochen hatten wir eine Reporterin der Washington Post zu Gast im Kakurinbo. Sie und ihr Team produzierten einen tollen Beitrag für ihre Online-Ausgabe. Eine bessere Werbung könnte es für die Region um Minobusan und unser Tempelgasthaus wohl kaum geben und ich bin stolz Teil der Kakurinbo-Familie zu sein.

 

Rugby World Cup 2019 Japan #I

It’s time for Rugby! Die Weltmeisterschaft im Rugby Union ist im vollen Gange und auch ich bin in diesem Jahr mit dabei. Schon 2015 hatte ich Karten für die damalige WM erhalten, entschied mich dann jedoch, meine Teilnahme abzusagen und einmal um die Welt laufen zu wollen. Ich musste halt Prioritäten setzen. 😀 Dieses Jahr aber passt alles. Die Weltmeisterschaft 2019 wird von Japan als Gastgeberland ausgetragen und ich bin sowieso hier. Und noch viel besser… Freunde und zugleich ehemalige Teamkollegen aus Jena haben sich angemeldet und so planten wir zusammen einen kleinen Trip.

Freund Henry versprach ich vom Flughafen in Osaka abzuholen. Auf die Frage, mit welchem Verkehrsmittel wir durch Japan reisen sollten, standen zwei Optionen im Raum. Mit Zug und Bus oder mit einem Leihwagen. Als ich mit Henry darüber beriet, meinte ich dann ehr  so scherzhaft, dass ich einen Freund fragen könnte, ob er mir einen seiner Porsche ausleihen würde? Am nächsten Morgen dachte ich dann aber, dass ich ihn wirklich mal fragen sollte. Ich meine, wenn er Nein sagt, dann ist das auch okay und wenn er doch Ja sagt, dann wäre das `ne geile Scheiße. Am Ende war es `ne Geile Scheiße! Auf meine Frage hatte er für ein paar Sekunden überrascht geguckt, fing dann langsam an zu nicken und dann meinte er „Joaaa. Das ist in Ordnung.“ Ich könne seinen Porsche Boxster für ein paar Tage haben. Und ich konnte es selber kaum glauben. Ein riesen Grinsen kam mir ins Gesicht. Einfach nur Geilo! Ich bin echt ein Glückspils.

Also ging es stilecht im deutschen Sportwagen erst einmal zum 400 Kilometer entfernten Kansai Airport nach Osaka um Henry abzuholen. Das Wiedersehen war besonders herzlich. Henry hatte mir schon in Georgien einen Besuch abgestattet und da hatten wir schon eine gute Zeit. Hier in Japan sollten wir daran anknüpfen. Zusammen brausten wir weiter nach Kyoto. Na ja „brausten“ wäre übertrieben formuliert. Porsche hin oder her. In Japan ist es kaum möglich schnell zu fahren. Auf dem Express Way sind in der Regel 100km/h erlaubt, oft auch nur 80km/h. Zu selten mal 120km/h. Das heißt, es ist mehr ein dahintuckern und es dauert seine Zeit.

Nach einem reichhaltigen Sushi-Abendessen, schauten wir uns am Tag darauf  ein wenig Kyoto, die alte Hauptstadt Japans,  an und waren sehr überrascht. Es war nicht überlaufen und alles hatte seinen Charme. Es war so typisch Japan. Unsere Zeit reichte allerdings nur für einen Besuch im Kaiserpalast und der Burg Nijo. Wir mussten nach Toyota weiter, denn da war das erste Spiel, Südafrika – Namibia.

Vor dem Stadion trafen wir dann auf Andreas, ebenfalls ein ehemaliger Jenaer Spieler und Freund sowie seine Freundin Irene. Jetzt konnte es endlich losgehen.

Südafrika gegen Namibia, das klingt nach einem tollen Derby aber die Rollen waren klar verteilt. Es war, als würde der FC Bayern gegen 1860 München spielen. Die Südafrikander haben seinen Nachbarn so sehr dominiert, dass das Spiel irgendwie langweilig wurde. Besser wurde es dann schon nach dem Spiel. Wir suchten ein kleines Restaurant auf, hatten da wieder gut gegessen und jede Menge Spaß mit den Mitarbeitern und Gästen. Es ist super einfach mit den Leuten in Kontakt zu kommen und selbst wenn es die eine oder andere Sprachbarriere gibt, dann macht es das nur noch interessanter und oft auch lustiger. Viel gelacht und viel getrunken verabschiedeten Henry und ich uns von Andreas und Irene. Wir sollten uns in ein paar Tagen wiedersehen.

Im gelben Flitzer fuhren wir nordwärts auf die kleine Insel Noto zu einem kleinen und hübschen Fischerdorf und verbrachten dort zwei weitere Nächte. Unser Gasthaus lag nur von einer Straße getrennt direkt am Meer. Die Zimmer mit Tatami-Matter ausgelegt, geschlafen wurde auf Futons. Ganz typisch japanisch also. Ganz in der Nähe lag ein großes Aquarium, welches wir besuchten. Gleich zu Beginn traten wir an ein riesiges Becken mit Haien, Rochen und vielerlei andren Fischen. Beeindruckend! Eine große Bandbreite an anderen für Japan typische Meeresbewohnern gab es in weiteren Aquarien zu begutachten. Nur die Pinguine passten da nicht ganz ins Bild. Ein Jahrgang von Grundschulschülern hatte besonders seinen Spaß an der Delphin-Show. Ringe fangen, über Stangen springen und natürlich viele Saltos in der Luft begeisterten die Kleinen immens und Henry und ich… wir fanden es auch ganz nett. 😀

Rugby World Cup 2019 Japan #2

Mit Henry im Schlepptau zurück im Kakurinbo, stießen gleich darauf auch Andreas und seine Freundin Irene zu uns. Nach dem gemeinsamen Abendessen ging es auf der Terrasse gemütlich mit ein paar Bierchen weiter. Einfach schön, mal wieder mit bekannten Gesichtern abzuhängen.

Für den kommenden Tag hatte ich den Dreien einen Ausflug zum Fuji versprochen. Das Wetter passte soweit und ich konnte für uns einen kleinen Van ausleihen. Erste Station: Motosu Lake. Vom Kakurinbo ist es ungefähr eine dreiviertel Stunde Fahrt durch die Berge östlich des Fujis. Am Ende fährt man durch einen Tunnel und kommt man wieder ins Licht, dann ist es einfach nur BÄMMMM! Plötzlich erblick man den Fuji in seiner ganzen Pracht. Immer wieder ein fantastischer Anblick.

Weiter auf unserer Runde machten wir halt bei zwei Höhlen, der Ice Cave und der Wind Cave. Hier hieß es Helm aufsetzten, ducken und auch mal auf dem Boden entlangkrabbeln. Diese Höhlen wurden lange als Vorratsspeicher genutzt, indem man in ihnen Eis einlagerte und so Lebensmittel länger halten konnte. Die Temperaturen reichen selbst im Sommer kaum über 2°C hinaus. Gleichzeitig dienten sie bis in die 50er Jahre auch als Arche für Samen verschiedener Bäume und Nutzpflanzen. Die Idee, nach Naturkatastrophen oder Missernten, mit diesen Samen in Natur und auf den Tellern wieder für Diversität zu sorgen und so auch ein kulturelles Erbe zu bewahren kam den Japanern also schon sehr früh.

Anstatt den Fuji nur aus der Ferne zu betrachten, fuhren wir doch mal direkt hin. Auch für mich ein Novum. Gemütlich ging es mit dem Van bis auf rund 2300 Meter Höhe. Die dortige Bergstation ist Ausgangspunkt für Tourengänger und Besteiger. Weiter höher sind wir aber nicht gekommen. Die Pfade zum Gipfel/Krater sind nur im Sommer für ein paar Wochen freigegeben. Klettertechnisch soll der Fuji auch für Ungeübte leicht erklimmbar sein, denn klettern muss man nicht. Nur eine gute sportliche Kondition sollte man haben. Daher muss man sich in der Saison an einem Tag den Berg mit 4000 weiteren Leuten teilen. Massentourismus pur. Ich glaube, das macht keinen Spaß. Ganz ungefährlich ist es trotzdem nicht. Diesen Sommer kam eine russische Touristin ums Leben, nachdem ihr Torso von einem herabrollenden Stein zerschmettert worden war.

Jedenfalls genossen wir die kühle Bergluft und den Ausblick auf das Umland, bevor wie wieder in Richtung Kakurinbo aufbrachen, jedoch nochmal einen Stopp am Motosu Lake einlegten. Das klare, tiefblaue Wasser lädt geradezu zum Baden ein. Einfach herrlich. Henry war so sehr motiviert und unausgelastet, dass wir ihn irgendwann aus den Augen verloren und fast schon am anderen Ufer vermuteten. Soweit schwamm er raus. Ein guter Ausklang von Tag war das. Nach dem Abendessen versammelten wir uns wieder mit ein paar anderen Gästen auf der Terrasse und schauten zu ein paar Bieren Rugby.

Am Tag drauf stand die Zugfahrt nach Toyohashi auf dem Plan. Im dortigen Hotel wartete schon der anderer Teil unserer Reisegruppe auf und Florian mir Freundin Rike, Martin und Johannes. Jetzt waren wir komplett. Den Abend ging es noch ordentlich Sushi essen. Teller für Teller, Häppchen für Häppchen. Irgendwie kann man da nicht aufhören wenn man sollte. Soooo guuuut!

Den nächsten Morgen saßen wir dann schon im Zug zum Stadion. Die Partie Südafrika – Italien war angesetzt. Eigentlich wollten wir uns noch etwas Kulturprogramm in der Nähe geben aber wir fühlten und in der Fanzone mit unseren Bentos (Das sind kleine Lunchboxes aus dem Supermarkt, z.B. mir Sushi) und viel Bier so richtig wohl, dass wir keinen weiteren Gedanken an Tempel oder Museen verschwendeten. Einfach ein guter Tag und die richte Atmosphäre um in Stimmung für das Spiel zu kommen. Und das Speil selbst? Es ging wieder sehr eindeutig für Südafrika aus aber aus war wesentlich attraktiver als das Spiel gegen Namibia. Auch im Stadion war wesentlich besserer Stimmung. Alles im Allen ein sehr gelungener Tag und Abschluss für mich. Am nächsten Morgen trennten sich unsere Wege nämlich schon wieder. Florian und die anderen Drei sowie Andreas mit Irene hatten jeweils andere Reisepläne und Henry musste nach Osaka zurück zum Flughafen und so verabschiedeten wir uns alle am Bahnhof.

DANKE Jungs und Mädels. Es war schön mit euch!

Taifun Hagibis

Seit mehr als 30 Stunden regnet es jetzt kräftig. Clive und ich haben eine kurze Spritztour unternommen und uns die Bäche und Flüsse rings um Minobusan angeschaut. Wassermassen ergießen sich aus den Bergen und die sonst kleinen Bäche und Flüsse haben sich in reißende Ströme verwandelt. Absoluter Wahnsinn.

Wir sitzen mit Bier in der Hand unter dem Vordach des Kakurinbo und beäugen das Wettergeschehen. In den Nachrichten wurde von Windgeschwindigkeiten jenseits der 150km/h gesprochen aber davon merke ich hier nichts. Es kam lediglich mal eine frische Brise auf. Voll langweilig. Ich will mein Geld zurück! 😡

[Update 21:30] Es hat aufgehört zu regnen und wir können den Mond sehen. Wir befinden uns also im Auge des „Sturms“.

Bauchtanz

Im Frühjahr 2018 erhielt das Kakurinbo eine Anfrage der besonderen Art. Gennaro aus Italien wollte bei uns im Kakurinbo tanzen. Als wir aber weiter in der Nachricht lasen, dass er professioneller Bauchtänzer ist, waren wir erst einmal irritiert und die Erwartungen gemischt. Ein Mann der Bauchtanz ausübt? Das klang für einen Augenblick etwas absurd aber schnell waren wir von der Idee begeistert. Gennaro stellte sich ein paar Tage später persönlich vor und so wurde eine Show für das darauffolgende Jahr geplant.

Im Juni diesen Jahren war es dann soweit. Alle Karten waren verkauft, die Stimmung im Kakurinbo ausgelassen. Ein Stück orientalischer Tanzkultur fand den Weg in ein japanisches Bergdorf. Begeisterung und Zuspruch der Gäste zu dieser Darbietung waren an diesem Abend groß und vor allem die Damen waren entzückt.

Fuji zum Sonnenaufgang

Meine Tage in Japan neigen sich wieder dem Ende zu. Grund genug, nochmal einen Blick auf den Fuji, diesen majestätischen Berg, wie ich finde zu werfen. Und warum nicht zum Sonnenaufgang. Die Nacht war sternenklar und so stellte ich mir den Wecker auf 3 Uhr morgens und machte mich kurz darauf auf den zweistündigen Marsch auf den Berg Minobu. Am Kuon Ji-Tempel vorbei betrat ich den Waldweg. Es war stockduster, einfach nur schwarz. Ohne meine Stirnlampe, wäre das nichts geworden. Die Gefahr, an einen der vielen steilen Hänge abzustürzen wäre zu groß gewesen. Aus der Dunkelheit leuchteten die Augen der Rehe hervor, welche überraschender Weise sehr ruhig blieben.
 
Ich machte meine Kameras bereit und den Rest musste ich dann nur noch genießen. Was für ein fantastischer Sonnenaufgang mit den Wolken im Tal und den Fuji im Hintergrund. WOW!
 
 

Zurück aus Japan

Schön war’s. Die drei Monate in Japan gingen wie immer rasend schnell vorbei. Doch es waren wundervolle drei Monate mit meinen Freunden in Minobusan und dem Fuji quasi vor der Haustür.

So in etwa würden jetzt meine Zeilen lauten. Gestern wäre ich aus Tokio angereist um in Deutschland ein paar Monate zu verbringen und den Schulanfang meines Neffen zu feiern. Aus Japan wurde nichts, Corona sei Dank. Stattdessen erst einmal zwei Wochen Quarantäne in der Heimat Anfang April und dann … ?  Die Frage, wie es weitergeht weit offen, machte ich mich noch während der Quarantäne daran einen Job zu finden. Am Höhepunkt der Corona-Krise und nach 5 Jahren Weltenbummelei einen Arbeitsplatz zu finden brauchte schon ein ganzes Stück Optimismus. Aber ich habe es hinbekommen und es ist wohl ein recht krisensicherer Job. Schon seit Ende April, also drei Wochen nach meiner Heimkehr, startete ich bei einem Servicedienstleister im Energiesektor in Gera. Letzte Woche Freitag bestand ich dann auch noch eine hausinterne Qualitätsprüfung, was mich nun wieder weiter nach vorn blicken lässt. Meine Arbeitszeit verbringe ich also im Büro und bin viel am Telefonieren. Den einzigen Nachteil sehe ich daran, dass mein Bauch wieder wächst.

Ob meine Reise jemals wieder einen neuen Anlauf findet? Oft denke ich darüber nach doch zu viele Fragezeichen stehen im Raum. Wer weiß schon, wann die Welt als Ganzes je wieder in ihre Normalen gerät? Wer weiß schon, wo mich mein Weg in der Zwischenzeit hinführt? Dieser abrupte Abbruch … es deprimiert und tut in der Seele weh. Es ist ein wirklich tiefer Fall aber ich wäre nicht ich, würde ich nicht neuen Mutes wieder aufstehen. Da geistern noch viele Ideen in meinem Kopf. Viele Wege gibt es noch zu beschreiten und wer weiß, das vielleicht auch zu zweit.

Es ist nicht das Ende. Ich bin noch mittendrin.