Scheiß Arschloch auf der Straße

Also ich hab nichts als einen Windhauch abbekommen. Körperlich ist alles fit.
An den Alu-Profilen ist einiges Verbogen und ein paar Winkel die das Ganze zusammenhalten (zusammenhielten) sind jetzt für die Tonne. Gut also, dass ich genug Ersatzteile dabei habe. An der Dachbox hat es Hinten den Kunststoff rausgerissen, da wo sie an den Rahmen geschraubt wird. Laminierharz und Matte wäre eine super Option.
Bis vor einer halben Stunde hab ich hier noch mit der Polizei gesessen. Die haben ihren Job ernst genommen, haben einen Zeugen eine Aussage schreiben lassen, alles genau dokumentiert und hatten sogar eine Frau aus der nächsten Stadt aufgetrieben, die Deutsch sprach und übersetzen konnte. Mit deren Arbeit bin ich also sehr zufrieden. Leider konnte ich kein Kennzeichen nennen. Es war, wenn ich mich recht erinnere, ein großer, schwarzer Mercedes.

Gute Nacht!

 

Kutaissi

Vorletzte Nacht kam doch das erste Mal tatsächlich der Frost. Als ich früh aufwachte, war doch eine Eisschicht auf meinem Wagen zu sehen. Auch hatte ich mich schon gewundert, warum es nicht so ganz kuschlig warm in meinem Schlafsack wurde. Ok, ich hatte auch nur T-Shirt und Schlüppi an, wie sonst auch aber nun ist es definitiv Zeit für lange Unterwäsche.

Auf meinem Weg nach Kutaissi lief ich durch das breite Flussdelta des Rioni Flusses in der Kolchischen Tiefebene. Im Norden wie auch im Süden erstrecken sich die Gipfel des Großen bzw. Kleinen Kaukasus‘.
Ein wenig bin ich doch von der Vegetation überrascht. Es herrscht subtropisches Klima und so wachsen hier sogar Bananenbäume, Bambus, viel Kaki und auch Kiwi. Sehr exotisch also. All das eben im Kontrast zu dem Schnee im Hintergrund.

Wenn ich so über die Dörfer laufe, dann sehe ich schon einige leere und verfallene Häuser. Junge Menschen sind selten. Die Alten beherrschen das Bild. Abseits der Hauptstraßen geht es über Schlaglochpisten und durch so manchen Matsch. Es wirkt grau und runtergekommen. Batumi sticht da wohl wirklich als Perle der Region hervor. Kutaissi hat da als zweitgrößte Stadt Georgiens nicht mehr zu bieten. Seit ein paar Jahren hat hier das georgische Parlament seinen Sitz und sehenswert sind einige Burgen und Kirchenruinen wie auch die sanierte Bagrati-Kathedrale, welche zum Weltkulturerbe gehört. Dennoch strömt ein gewisses Flair durch die Straßen. Alles ist sehr geschäftig und dennoch entspannt.

 

Die Perle Georgiens

Eine kleine und hübsche Stadt zum Verlieben, das ist Batumi. Im Gegensatz zu türkischen Schwarzmeerstädten, wo einfach nur ein Betonklotz an den nächsten gesetzt wird, hat sich hier der Kolonialstil noch erhalten. Ok, auch hier findet man einige Bausünden jedoch wirkt alles noch sehr locker und teilweise verspielt. Die Boulevards und Gassen sind grün bepflanzt. Palmen säumen die Strandpromenade sowie Altstadt. Es scheint aus wie ein netter Mix aus Ostsee und vielleicht Barcelona und wirkt auf das europäische Auge vertraut.

Es ist Nebensaison. Kühle anstatt Schwüle und jede Menge Regen. Touristen, die hier im Sommer die Hotels, Cafés und Gassen füllen haben sich rar gemacht. Im Hostel treffe ich mal wieder allerhand interessante Reisende, unter anderem Christopher aus Kahla, der den Iran sechs Wochen lang bereiste und schon mal aus dem Nähkästchen plauderte. Aber auch viele Radfahrer sind unterwegs und ein belgisches Paar, welches mit einem alten Lada quer durch Zentralasien fährt. Genial aber ich glaube ich schieße mit meiner Story hier echt den Vogel ab.

 

4000 Kilometer

Das östliche Ende des Schwarzen Meeres ist erreicht. Fünf Monate sind rum und es liegen nun über 4000 Kilometer hinter mir. Da bin ich fast schon selber von mir erstaunt so weit gelaufen zu sein.

Die letzten zwei Wochen hat es gefühlte 17 Tage geregnet.  Dabei habe ich mir einen schönen Schnupfen eingefangen. Sonst bin ich aber bei guter Verfassung. Blasen an den Füßen gehören schon lange der Vergangenheit an. So richtig Schmerzen hatte ich das letzte Mal in der ungarischen Puszta. Ein fieses Stechen im rechten Fuß, was mir drei Tage lang das Auftreten schwer machte. Gut, nach so manchen Tag bewege ich mich schon wie ein alter Mann und Treppen liegen mir auch nicht so ganz.

Heute hatte ich meinen Weg nach Batumi fortgesetzt und werde hier die kommenden drei Nächte in einem Hostel verbringen. Die Preise sind echt günstig. Ab 3 Euro pro Nacht kann man in der Stadt als Low-Budget-Reisender schon unterkommen. Gleiches Preisniveau gilt auch für Tiflis. Das freut mich sehr, denn habe ich erfahren, dass mein Plan, in Tiflis in einer Studenten-WG unterzukommen, nicht sehr realistisch ist.

Die Lady an der Rezeption fragte ich, welche typisch georgische Mahlzeit ich denn probieren solle und wo das dazugehörige gute Restaurant ist. Empfohlen wurde Adscharuli Chatschapuri. Ein Brot, welches als Schüssel für den sich darin befindenden Käse dient. Ein Spiegelei oben drauf und das Ganze mit Butter bestrichen. Mundet ganz gut, sorgt aber auch nicht gerade für die Geschmacksexplosion. Vielmehr ist dieses Gericht die absolute Protein- und Fettbombe. Genau das, was ich brauche. Es macht mich jedoch eben ziemlich träge.

 

Regen

Georgien empfängt mich überhaupt nicht freundlich.

Nieselregen… Prasselnder regen… Regen mit viel Wind dazu… Und noch mehr Regen :/

 

Schnee in Sicht

Heute Abend befinde ich mich in der kleinen Stadt Arhavi und bis zur Georgischen Grenze sind es nur noch 30 Kilometer. Das heißt, wenn morgen alles gutgeht, dann verbringe ich die kommende Nacht schon auf der andren Seite.
Mein tägliches Pensum musste ich jetzt schon erheblich reduzieren. Jede Woche habe ich eine viertel Stunde weniger Tageslicht und zurzeit heißt das, dass ich gegen 16:30 Uhr mein Lagerplatzt gefunden haben sollte. Wenn es später wird, fange ich echt schon an langsam Panik zu schieben.
Vor ein paar Tagen wurde dann auch richtig klar, dass der Winter nicht mehr weit ist. Auf dem Gipfeln der Berge, die sich gleich hinter der Küste erheben liegt schon der erste Schnee. Da sollten die auch noch schnell ihren Tee hier pflücken!

 

Herzlichkeit pur

Da wird man einfach von Mutti von der Straße gewunken, bekommt einen Stuhl hingesetzt und ein Tablett mit Käse, Oliven und Brot gereicht. Dann müssen unbedingt Sohn und Schwägerin angerufen werden, denen ich berichten muss.  Zum Abschied noch Bussi links und rechts!
Ich sage: TESEKLÜLER

Als Bemerkungen sei noch gesagt, dass die Frauenwelt hier echt zweierlei ist. Die einen trauen sich nicht mal dich anzugucken, die andren haben einfach keine Berührungsängste.

 

Grün und Meer

Weiter geht es entlang der Küste. Fatsa liegt hinter mir und die nächst größere Stadt heißt Ordu. Es gibt eine direktere Verbindung zwischen beiden Orten die gar nicht mal so alt sein kann (meine Papierkarte ist, so glaube ich, von 2007 und da ist diese Route noch nicht eingezeichnet) und den Verkehr südlich vorbeileitet. Das sorgt für viel Ruhe auf der Straße und ist Balsam für meine Ohren. Ich kann endlich das Meeresrauschen hören und der Blick auf die See ist klasse.
Die Vegetation ist üppig grün und hier und da reihen sich Fischerdörfer dazwischen. Kleine Boote tuckern auf das Meer hinaus. Diese werden hier teils noch von Hand gefertigt.
Hab das erstes mal Fisch hier in der Türkei gegessen. Fangfrisch auf den Grill und ab auf den Teller. Mhhh!
Im Allem ist der Tag heut gut gelungen auch wenn es heute Morgen wie aus Kübeln geregnet hat und ich nur 26km weit gekommen bin. Am frühen Abend winkte mich der Wirt eines Teehauses heran und lud mich auf ein Glas ein. Er meinte ich könne hier schlafen. Ich brauche nur ein paar Bänke zusammenschieben. Es sollte mir recht sein. Auf der Terasse kann ich Zelt und ein paar Sachen zum Trocknen aufhängen. Ganz begeistert war ich als ich feststellte, dass die Moschee gegenüber Warmwasser hat. Da konnte ich mich ordentlich waschen ohne den Erfrierungstod fürchten zu müssen.