Ein wenig verloren

Wow! Was wohl am meisten hängengeblieben ist, wenn ich so an Australien denke, ist die große Weite der ich begegnet bin. Mein Rhythmus: Ich laufe drei Tage bis in die nächste Stadt, versorge mich mit Lebensmitteln und erst nach weiteren drei bis vier Tagen und hundert bis hundertdreißig Kilometern erreiche die nächste Stadt um mich wieder für die nächsten Tage zu versorgen. Und so ging das einige Wochen. Zwischen den Städten war eigentlich so gut wie nichts. Wald und vor allem Farmland bestimmten den Blick. Hier und da ein paar Häuser doch heutzutage sind diese oft unbewohnt. Die Menschen kommen nur noch zur Saison, wenn sie die Felder bestellen oder abernten oder zum Zusammentreiben der Schafe und der anschließenden Schur.

Und da lief ich nun durch dieses weite, fast schon unendliche Land. So weit von Allem fühlte ich mich oft etwas verloren, empfand es als erdrückend unwirklich. Ohne den täglichen Blick auf mein Smartphone hätte ich jegliches Gefühl für die Wochentage verloren. Zeit spielte keine Rolle. Ein Tag folgte dem anderen mit zahllosen Schritten. Erst jetzt im Nachhinein fühle ich mich jedoch überwältigt. Ich glaube es ist das Gefühl der Erleichterung, dass es doch vorbei ist und Australien hinter mir liegt.

Es war wieder einmal ein harter Weg. In den zwei Monaten und auf rund 1800km hatte ich nur einen Tag Rast eingelegt. Sonnenbrand auf den Waden. Eiskalte Nächte mit Temperaturen oft unter dem Gefrierpunkt. Die Dusche aus der Flasche mit dem kalten Wasser war immer eine Überwindung.

Leute fragten mich, ob es je einen Tag auf meiner Reise gab, an dem ich auf niemanden getroffen bin, mit niemanden ein Wort gewechselt habe? Ich musste stark überlegen aber mir war kein ein solcher Tag eingefallen. Doch diesmal sollte dieser Tag kommen, irgendwo im Pilliga Forest. Kein Auto das hielt. Niemand der mich fragte, ob alles in Ordnung sei? An diesem Tag war ich ein einsamer Wandersmann auf einer weiten Straße.


Bob Dylan’s „Mister Tambourine Man“ war eine gute Inspiration auf dieser Etappe. Ich habe eine kleine Slideshow mit Fotos all der endlosen Straßen zusammengestellt. Vielleicht bekommt auch ihr so ein Gefühl von dieser grenzenlosen Weite.

Melbourne / Croydon

Zwei harte aber dennoch wundervolle Monate liegen hinter mir und ich bin überglücklich in Croydon, einem Vorort von Melbourne, eingetroffen zu sein. Auf meiner Liste kann ich also hinter Australien einen Haken setzten. Darunter steht auch schon das nächste Ziel, Neuseeland. Aber das wird noch etwas dauern. Es ist immer noch Winter auf der Südhalbkugel und in den letzten Wochen musste ich ganz schön frieren. Von den Temperaturen her war es wirklich ein unkomfortables Reisewetter. In Neuseeland, was noch weiter südlich liegt, lasse ich daher lieber erst einmal den Sommer einkehren und fliege vorrübergehend wieder nach Japan und kehre Mitte November wieder nochmal nach Australien zurück. Ich habe eine Einladung nach Tasmanien erhalten, die ich nicht ausschlagen kann und Weihnachten würde ich gern noch einmal mit meinen Verwandten in Mackay verbringen wollen. Und im Januar geht es dann endlich nach Neuseeland. Es ist also noch viel Zeit bis dahin.

Jetzt aber möchte ich erst einmal den vielen Leuten danken, denen ich hier in Australien begegnet bin und die mir eine wundervolle Zeit beschert haben und mich mit ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit enorm unterstützt haben. Vielen Dank an meine Family in Mackay mit Tante Hannelore, Sabine, Jessica und Marcel. Danke an Laura. Danke an Familie Gifford mit Kris und Bob in Gold Coast und Kelly mit Familie in Townsville sowie die vielen anderen Familienmitglieder in Kingscliff. Auch vielen Dank an Cathy und Rod Hearps, Sohn Frazer und die lieben Nachbarn in Tamborine Mountain. Ganz großen Dank auch an Benito mit seiner Familien und der ganzen Bruderhof-Gemeinde in Elsmore. Danke an Bill und Ann Williams in Dubbo. Danke an Timothy und Leasa Strichow in Castella. Danke an Jenny Parkinson (Wir sehen uns in Tasmanien). Und Danke an alle, die ich jetzt vielleicht unglücklicherweise vergessen habe zu erwähnen.

DANKE AUSTRALIEN!

CSIRO Parkes Radio Telescope

Südlich von Dubbo machte ich einen kleinen Umweg zum CSIRO Parkes Radio Telescope. In diesem Jahr stehen ja viele astronomische Artikel im Zeichen des 50. Jahrestages der ersten Mondlandung und dieses Radio-Teleskop hat seinen Teil dazu beigetragen, zumindest was die TV-Übertragung der ersten Schritte Neil Armstrongs angeht. Als der nämlich die Luke öffnete, befanden sich die USA etwas vom Mond abgewandt. Australien stand jedoch im richtigen Winkel und so wurde das Teleskop auf den Mond gerichtet um von dort die Funksignale und Bilder in die USA weiterzuleiten. So leistete also dieses Teleskop einen kleinen aber jedoch sehr wichtigen Beitrag in einem der wohl komplexesten technischen Unterfangen seiner Zeit.

Und ja… Das ist einen riesige Schüssel. Im Englischen einfach „The Dish“ hat sie einen Durchmesser von satten 64 Metern und wiegt 300 Tonnen. Das Gegengewicht, um die Konstruktion im Gleichgewicht zu halten wiegt nochmals 475 Tonnen. Beineindruckende Zahlen. Noch beeindruckender ist es aber, wenn man davor steht.

 

Parkes RadioTelescope Users Guide